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Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Jeremia 7-9

Tadel und Gerichtsandrohung

Dies ist das Wort, welches vom Herrn an Jeremia erging:

Tritt unter das Tor am Hause des Herrn
und predige dort dieses Wort und sprich:
Höret das Wort des Herrn,
ihr alle aus Juda, die ihr zu diesen Toren eingehet,
um den Herrn anzubeten!

So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:

Bessert euren Wandel und eure Taten,
so will ich euch an diesem Orte wohnen lassen!
Verlaßt euch nicht auf trügerische Worte wie diese:
„Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn,
der Tempel des Herrn ist dies!“
Denn nur wenn ihr euren Wandel und eure Taten ernstlich bessert,
wenn ihr wirklich Recht schafft untereinander,
wenn ihr die Fremdlinge, die Waisen und Witwen nicht bedrückt
und an dieser Stätte kein unschuldiges Blut vergießt
und nicht andern Göttern nachwandelt zu eurem eigenen Schaden, -
dann will ich euch an diesem Orte wohnen lassen,
in dem Lande, das ich euren Vätern gegeben habe,
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Seht, ihr verlaßt euch auf trügerische Reden,
die keinen Nutzen bringen!
Nachdem ihr gestohlen, gemordet, die Ehe gebrochen,
falsch geschworen, dem Baal geräuchert habt
und andern Göttern, die ihr nicht kennet, nachgelaufen seid,
10 so kommt ihr hernach und tretet vor mein Angesicht
in diesem Hause, das nach meinem Namen genannt ist,
und sprecht: „Wir sind geborgen!“ -
damit ihr alle diese Greuel verüben könnt.
11 Ist denn dieses Haus, das nach meinem Namen genannt ist,
in euren Augen zu einer Räuberhöhle[a] geworden?
Ja wahrlich, auch ich sehe es so an, spricht der Herr.
12 Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo,
wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ,
und seht, wie ich mit ihr verfahren bin
wegen der Bosheit meines Volkes Israel!
13 Und nun, weil ihr alle diese Freveltaten verübt habt,
spricht der Herr,
und ich frühe und fleißig[b] zu euch geredet habe, ihr aber nicht hören wolltet,
weil ich euch gerufen, ihr aber nicht geantwortet habt,
14 so will ich auch mit dem Hause, das nach meinem Namen genannt ist
und darauf ihr euch verlasset,
mit dem Orte, den ich euch und euren Vätern gegeben habe,
so verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin;
15 und ich will auch euch von meinem Angesicht verwerfen,
gleichwie ich alle eure Brüder,
die ganze Nachkommenschaft Ephraims, verworfen habe!

16 Du aber sollst für dieses Volk keine Fürbitte einlegen,
nicht flehen und für sie beten
und nicht in mich dringen;
denn ich werde dich keineswegs erhören!
17 Siehst du denn nicht, was sie in den Städten Judas
und auf den Gassen von Jerusalem tun?
18 Die Kinder lesen Holz zusammen,
und die Väter zünden das Feuer an,
die Frauen aber kneten Teig,
um der Himmelskönigin Kuchen zu backen;
und fremden Göttern gießen sie Trankopfer aus,
um mich zu ärgern.
19 Indes, sollten sie mich damit ärgern? spricht der Herr;
nicht vielmehr sich selbst,
auf daß sie zuschanden werden?

20 Darum spricht Gott, der Herr, also:

Siehe, mein Zorn und mein Grimm wird sich über diesen Ort ergießen,
über die Menschen und über das Vieh,
über die Bäume des Feldes und über die Früchte der Erde,
und er wird unauslöschlich brennen!

21 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:

Füget nur eure Brandopfer zu den Schlachtopfern hinzu
und esset Fleisch!
22 Denn ich habe zu euren Vätern nichts gesagt und ihnen nichts befohlen
in bezug auf Brandopfer und Schlachtopfer
am Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte,
23 sondern dieses habe ich ihnen befohlen:
Gehorchet meiner Stimme,
so will ich euer Gott sein,
und ihr sollt mein Volk sein;
und wandelt in allen Wegen, die ich euch gebieten werde,
damit es euch wohlergehe!
24 Aber sie gehorchten nicht und neigten mir ihre Ohren nicht zu,
sondern wandelten nach den Ratschlägen, nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens,
und sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht.
25 Von dem Tage an, da eure Väter aus Ägyptenland zogen,
bis auf diesen Tag
habe ich euch alle meine Knechte, die Propheten, gesandt,
täglich, frühe und fleißig;
26 aber sie haben mir nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt,
sondern erzeigten sich noch halsstarriger
und böser als ihre Väter.
27 Und wenn du auch alle diese Worte zu ihnen redest, so werden sie doch nicht auf dich hören;
und wenn du ihnen zurufst, werden sie dir nicht antworten.
28 Darum sollst du zu ihnen sagen:
Dies ist das Volk, welches auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, nicht hören
und keine Züchtigung annehmen will;
dahin ist die Wahrhaftigkeit, weggetilgt aus ihrem Munde!

Das Würgetal

29 So schere nun deinen Haarschmuck ab und wirf ihn weg
und stimme auf kahlen Höhen ein Klagelied an!
Denn verworfen und verstoßen hat der Herr
das Geschlecht, über das er zornig ist.
30 Denn die Kinder Juda haben getan, was in meinen Augen böse ist,
spricht der Herr;
sie haben ihre Greuel in das Haus gesetzt,
das nach meinem Namen genannt ist,
und es dadurch verunreinigt.
31 Sie haben auch die Höhen des Tophet im Tal Ben-Hinnom gebaut,
um ihre Söhne und Töchter mit Feuer zu verbrennen,
was ich ihnen nie befohlen habe
und was mir nie in den Sinn gekommen ist.
32 Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr,
da man nicht mehr vom „Tophet“ oder vom „Tal Ben-Hinnom“ reden wird,
sondern vom „Würgetal“;
und man wird im Tophet begraben müssen, weil sonst kein Raum mehr ist;
33 und die Leichname dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zur Speise dienen,
und niemand wird sie verscheuchen.
34 Also will ich in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems
das Jubel- und Freudengeschrei,
die Stimme des Bräutigams und der Braut zum Verstummen bringen;
denn das Land soll verwüstet werden!

Sorglosigkeit gegenüber der Sünde

Zu jener Zeit, spricht der Herr, wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern hervorziehen und sie ausbreiten vor der Sonne und dem Mond und vor dem ganzen Heer des Himmels, welche sie liebgehabt, denen sie gedient haben und nachgelaufen sind, die sie gesucht und angebetet haben; man wird sie weder zusammenlesen noch begraben, sondern zu Dünger auf dem Felde sollen sie werden. Und alle, welche von diesem bösen Geschlecht übrigbleiben, werden lieber sterben als leben wollen an allen Orten, wohin ich die Uebriggebliebenen verstoßen habe, spricht der Herr der Heerscharen.

Irrungen und Strafgericht

So sollst du zu ihnen sagen: So spricht der Herr:

Wer fällt und steht nicht wieder auf?
Wer weicht ab und kehrt nicht wieder um?
Warum hat sich denn dieses Volk zu Jerusalem
so beharrlich abgewandt
und den Betrug so festgehalten,
daß sie nicht mehr umkehren wollen?
Denn ich merkte auf und horchte:
sie reden nicht, was recht ist;
keiner ist, den seine Bosheit gereue,
der da spräche: Was habe ich getan!
Sondern ein jeder wendet sich ab in seinem Lauf
wie ein Roß, das sich in den Kampf stürzt.
Selbst der Storch am Himmel weiß seine bestimmten Zeiten;
Turteltaube, Schwalbe und Kranich
halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein;
aber mein Volk kennt die Rechtsordnung des Herrn nicht!
Wie dürft ihr denn sagen: „Wir sind weise,
und das Gesetz des Herrn ist bei uns!“
Wahrlich ja, zur Lüge gemacht
hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten!
Zuschanden geworden sind die Weisen;
sie sind erschrocken und haben sich selbst gefangen;
denn siehe, sie haben das Wort des Herrn verworfen, -
was für eine Weisheit bleibt ihnen da noch übrig?
10 Darum will ich ihre Frauen den Fremden geben
und ihre Felder neuen Besitzern;
denn sie trachten alle nach Gewinn,
vom Kleinsten bis zum Größten;
und vom Propheten bis zum Priester
gehen sie alle mit Lügen um;
11 und den Schaden der Tochter meines Volkes heilen sie leichthin,
indem sie sprechen: „Friede, Friede!“
wo doch kein Friede ist.
12 Schämen sollten sie sich, weil sie solche Greuel verüben!
Aber sie wissen nicht mehr, was sich schämen heißt, und empfinden keine Scham.
Darum werden sie fallen unter den Fallenden,
zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie stürzen,
spricht der Herr.
13 Ein Ende, ein Ende will ich ihnen machen, spricht der Herr.
Keine Trauben sollen mehr am Weinstock sein
und keine Feigen am Feigenbaum,
und die Blätter sollen verwelken,
und ich will sie denen geben, die an ihnen vorüberziehen!

14 Was säumen wir?
Versammelt euch, und laßt uns in die festen Städte ziehen,
daß wir daselbst zugrunde gehen!
Denn der Herr, unser Gott, richtet uns zugrunde
und tränkt uns mit Giftwasser,
weil wir wider den Herrn gesündigt haben.
15 Wir warten auf Frieden - aber es wird nicht besser!
auf eine Zeit der Heilung - aber siehe da, Schrecken!
16 Von Dan hört man das Schnauben seiner Rosse;
vom Wiehern seiner starken Pferde bebt das ganze Land;
ja, sie kommen und fressen das Land auf und was darin ist,
die Stadt und ihre Bewohner.
17 Denn siehe, ich will Schlangen unter euch senden, Nattern,
die sich nicht beschwören lassen,
und sie werden euch beißen! - spricht der Herr.

Klage über Jerusalem

18 Würde mir doch Erquickung zu teil in meinem Kummer!
Aber mein Herz ist krank in mir.
19 Horch! die Stimme des Geschreis
der Tochter meines Volkes aus fernem Lande:
„Ist denn der Herr nicht in Zion,
ist ihr König nicht bei ihr?“ -
Warum haben sie Mich mit ihren Götzenbildern,
mit fremden Götzen erzürnt?
20 „Die Ernte ist vorüber, der Sommer ist zu Ende,
und wir sind nicht gerettet!“
21 Wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich ganz zerbrochen;
ich trage Leid, und Entsetzen hat mich ergriffen.
22 Ist denn kein Balsam in Gilead?
Ist kein Arzt da?
Warum hat die Heilung der Tochter meines Volkes keine Fortschritte gemacht?
23 [9:1] O daß mein Haupt zu Wasser würde
und mein Auge zum Tränenquell,
so würde ich Tag und Nacht
die Erschlagenen der Tochter meines Volkes beweinen!

[2] O daß ich in der Wüste eine Wandererherberge hätte,
daß ich mein Volk verlassen und von ihm wegziehen könnte!
Denn sie sind alle Ehebrecher und ein treuloser Haufe.
[3] Sie haben ihre Zunge wie einen Bogen gespannt;
mit Lügen und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig geworden auf Erden;
denn von einer Bosheit gehen sie zur andern über, -
mich aber kennen sie nicht! spricht der Herr.
[4] Ein jeder hüte sich vor seinem Nächsten,
und keiner traue seinem Bruder!
Denn jeder Bruder übt Hinterlist,
und jeder Nachbar geht als Verleumder umher.
[5] Einer betrügt den andern,
und die Wahrheit reden sie nicht;
sie haben ihre Zungen ans Lügen gewöhnt;
sie ermüden sich mit Unrechttun.
[6] Deine Wohnung ist mitten in Arglist;
aus Arglist wollen sie mich nicht kennen,
spricht der Herr.

[7] Darum spricht der Herr der Heerscharen also:

Siehe, ich will sie schmelzen und läutern;
denn wie sollte ich anders handeln
wegen der Bosheit der Tochter meines Volkes?
[8] Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil,
Lügen redet sie:
mit dem Munde redet man freundlich mit seinem Nächsten,
aber im Herzen legt man ihm einen Hinterhalt.
[9] Sollte ich sie um dergleichen Dinge willen nicht strafen? spricht der Herr.
Und sollte sich meine Seele an einem solchen Volke nicht rächen?

[10] Auf den Bergen will ich ein Weinen und Klagen anheben
und auf den Auen der Wüste ein Trauerlied anstimmen,
weil sie so gar verbrannt sind, daß niemand mehr sie durchwandert;
man hört das Blöken der Herde nicht mehr;
die Vögel des Himmels und das Vieh sind entflohen, hinweggezogen.
10 [11] Ich will Jerusalem zu einem Steinhaufen machen, zu einer Wohnung für Schakale[c],
und die Städte Judas will ich so wüste machen, daß niemand mehr darin wohnt.
11 [12] Wer ist so weise, daß er dies erkenne?
Und zu wem hat der Mund des Herrn geredet, daß er es kundtue,
weshalb das Land zugrunde geht
und warum es verbrannt ist gleich einer Wüste, die niemand durchwandert?
12 [13] Und der Herr spricht: Darum, weil sie mein Gesetz verlassen,
das ich ihnen gegeben,
und meiner Stimme nicht gehorcht haben
und nicht darnach lebten,
13 [14] sondern dem Starrsinn ihres Herzens
und den Baalen nachgelaufen sind,
wie ihre Väter sie gelehrt haben.
14 [15] Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also:
Siehe, ich will dieses Volk mit Wermut speisen
und sie mit Giftwasser tränken;
15 [16] und ich will sie unter die Völker zerstreuen,
welche weder sie noch ihre Väter gekannt haben,
und will ein Schwert hinter ihnen herschicken,
bis ich sie aufgerieben habe.

16 [17] So spricht der Herr der Heerscharen:

Merkt auf und ruft die Klageweiber herbei und laßt sie kommen
und schickt nach weisen Frauen,
daß sie herkommen
17 [18] und eilends über uns ein Trauerlied singen,
daß Tränen aus unsern Augen rinnen
und Wasser aus unsern Wimpern fließe.
18 [19] Denn man hört ein klägliches Geschrei von Zion:
„Wie sind wir so verwüstet!
Wie sind wir so jämmerlich geschändet!
Denn wir mußten unser Land verlassen;
denn sie haben unsere Wohnungen niedergerissen!“
19 [20] So hört nun, ihr Frauen, das Wort des Herrn,
und fasset zu Ohren das Wort seines Mundes,
und lehrt eure Töchter Klagelieder
und eine jede ihre Nachbarin den Trauergesang.
20 [21] Denn der Tod ist durch unsere Fenster hereingestiegen;
er ist in unsere Paläste gekommen,
um die Kinder von der Straße
und die jungen Männer von den Plätzen wegzuraffen.

21 [22] Sage: So spricht der Herr:

Die Leichname der Menschen werden fallen
wie Dünger auf dem Felde
und wie Garben hinter dem Schnitter,
die niemand sammelt.

22 [23] So spricht der Herr:

Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit,
der Starke rühme sich nicht seiner Stärke,
der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums;
23 [24] sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen,
daß er Einsicht habe und mich erkenne[d],
daß ich der Herr bin,
der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden!
Denn an solchem habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr.
24 [25] Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr,
daß ich heimsuchen werde alle, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind:
25 [26] die Ägypter, die Juden, die Edomiter, die Ammoniter, die Moabiter
und alle mit abgestutztem Haar,
die in der Wüste wohnen;
denn alle Heiden sind unbeschnitten,
das ganze Haus Israel aber hat ein unbeschnittenes Herz.

Schlachter 1951 (SCH1951)

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