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Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Hesekiel 9-12

Gericht über die Götzendiener

Und er rief mir mit lauter Stimme in die Ohren und sprach: Nahet herzu, ihr Heimsuchungen der Stadt! Ein jeder nehme seine Mordwaffe zur Hand!

Und siehe, da kamen sechs Männer des Weges vom obern Tor her, welches nach Norden schaut, und ein jeder hatte seine Zerstörungswaffe in der Hand; in ihrer Mitte aber war ein Mann, der trug ein leinenes Kleid und hatte ein Schreibzeug an der Seite; diese gingen hinein und stellten sich neben den ehernen Altar.

Da erhob sich die Herrlichkeit des Gottes Israels von dem Cherub, über welchem sie gewesen, hin zur Schwelle des Hauses und rief dem Manne zu, der das leinene Kleid trug und das Schreibzeug an der Seite hatte. Und der Herr sprach zu ihm: Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem und mache ein Zeichen[a] auf die Stirn der Leute, die da seufzen und jammern über die Greuel, die darinnen verübt werden.

Zu den andern aber sprach er vor meinen Ohren: Gehet hinter ihm her durch die Stadt und erwürget; euer Auge soll nicht schonen, und ihr dürft kein Mitleid haben. Tötet, vernichtet Greise, Jünglinge und Jungfrauen, Kinder und Frauen! Von denen aber, die das Zeichen tragen, rühret niemand an! Fanget aber bei meinem Heiligtum an! Da fingen sie bei den Ältesten an, die vor dem Tempel waren. Und er sprach zu ihnen: Verunreiniget das Haus und füllet die Vorhöfe mit Erschlagenen! Ziehet aus! Da zogen sie aus und mordeten in der Stadt.

Als sie nun so mordeten und ich noch übrig war, fiel ich auf mein Angesicht, schrie und sprach: Ach, Herr, Herr, willst du in deinem Zorn, welchen du über Jerusalem ausgießest, alles umbringen, was von Israel noch übrig ist? Da antwortete er mir: Die Sünde des Hauses Israel und Juda ist überaus groß! Das Land ist voll Blut und die Stadt voll Unrecht; denn sie sagen: “Der Herr hat sein Land verlassen, und der Herr sieht es nicht!“ 10 So soll auch mein Auge ihrer nicht schonen, und ich will kein Mitleid haben, sondern ihren Wandel auf ihren Kopf vergelten.

11 Und siehe, der Mann, welcher das leinene Kleid trug und das Schreibzeug an der Seite hatte, brachte eine Meldung und sprach: Ich habe getan, wie du mir befohlen hast!

Die Herrlichkeit Gottes verläßt den Tempel

10 Und ich schaute, und siehe, auf dem Firmament, das über dem Haupte der Cherubim war, befand sich etwas wie ein Saphirstein; etwas, das wie ein Throngebilde aussah, erschien über ihnen. Und er redete mit dem Mann, der das leinene Kleid trug, und sagte: Gehe hinein zwischen die Räder unter dem Cherub und fülle deine Hände mit glühenden Kohlen, die zwischen den Cherubim sind, und sprenge sie über die Stadt! Da ging er vor meinen Augen hinein.

Und die Cherubim standen auf der rechten Seite des Hauses, als der Mann hineinging; die Wolke aber erfüllte den innern Vorhof. Da erhob sich die Herrlichkeit des Herrn von dem Cherub zu der Schwelle des Hauses hin, also daß der Tempel von der Wolke erfüllt und der Vorhof voll Glanzes der Herrlichkeit des Herrn wurde. Und man hörte das Rauschen der Flügel der Cherubim bis in den äußern Vorhof, gleich der Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet.

Als er nun dem Manne, der das leinene Kleid trug, befahl, Feuer zwischen den Rädern, zwischen den Cherubim, zu holen, da ging dieser hinein und trat neben das Rad. Da streckte ein Cherub seine Hand zwischen die Cherubim, nach dem Feuer, das zwischen den Cherubim war, und nahm davon und gab es dem, der das leinene Kleid trug, in die Hände; der nahm es und ging hinaus. Und es wurde an den Cherubim etwas wie eine Menschenhand unter ihren Flügeln sichtbar. -

Und ich schaute, und siehe, da waren vier Räder bei den Cherubim; ein Rad bei dem einen Cherub und das andere Rad bei dem andern Cherub; die Räder aber waren anzusehen wie der Glanz eines Chrysolithsteins. 10 Dem Ansehen nach waren sie alle vier von einerlei Gestalt, als wäre ein Rad mitten in dem andern. 11 Wenn sie gingen, so gingen sie nach ihren vier Seiten; keines wandte sich um, wenn es ging; sondern wohin sich das Haupt wandte, dahin gingen sie, ihm nach, und sie wandten sich nicht um im Gehen. 12 Ihr ganzer Leib und ihr Rücken und ihre Hände und ihre Flügel, auch die Räder waren alle ringsum voller Augen, bei allen vieren. 13 Und ihre Räder, die Räder nannte er vor meinen Ohren „Wirbelwind“. 14 Aber jeder einzelne [Cherub] hatte vier Gesichter; das erste war eines Cherubs Gesicht[b], das zweite eines Menschen Gesicht, das dritte eines Löwen Gesicht und das vierte eines Adlers Gesicht.

15 Und die Cherubim erhoben sich. Es war das lebendige Wesen, welches ich am Flusse Kebar gesehen hatte. 16 Wenn nun die Cherubim gingen, so gingen auch die Räder mit ihnen; und wenn die Cherubim ihre Flügel schwangen, daß sie sich von der Erde emporhoben, so wandten sich auch die Räder nicht von ihrer Seite. 17 Wenn jene stillstanden, so standen auch diese still, wenn jene sich emporhoben, so erhoben sich auch die Räder mit ihnen; denn der Geist des lebendigen Wesens war in ihnen.

18 Und die Herrlichkeit des Herrn ging von der Schwelle des Tempels hinweg und stellte sich über die Cherubim. 19 Da schwangen die Cherubim ihre Flügel und erhoben sich von der Erde bei ihrem Wegzug vor meinen Augen, und die Räder neben ihnen. Aber an der östlichen Pforte des Hauses des Herrn blieben sie stehen, und oben über ihnen war die Herrlichkeit des Gottes Israels.

20 Es war das lebendige Wesen, welches ich am Flusse Kebar unter dem Gott Israels gesehen hatte; und ich merkte, daß es Cherubim waren. 21 Ein Jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel, und etwas wie Menschenhände war unter ihren Flügeln. 22 Was aber die Gestalt ihrer Gesichter betrifft, so waren es die gleichen Gesichter, welche ich am Flusse Kebar gesehen hatte, ihre Erscheinung und sie selbst. Ein jedes ging gerade vor sich hin.

Gericht über die Obersten des Volkes

11 Und der Geist hob mich auf und führte mich zum östlichen Tor des Hauses des Herrn, welches gegen Morgen sieht. Und siehe, fünfundzwanzig Männer waren am Eingang des Tors, unter denen ich Jaasanja, den Sohn Assurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, die Obersten des Volkes, erblickte. Und er sprach zu mir: Menschensohn, das sind die Leute, welche böse Anschläge machen und schlimmen Rat erteilen in dieser Stadt! Sie sagen: „Wird man nicht bald wieder Häuser bauen? Sie ist der Topf und wir das Fleisch!“ Darum sollst du wider sie weissagen! Weissage, Menschensohn!

Und der Geist des Herrn fiel auf mich und sprach zu mir:

Sage: So spricht der Herr!
Ihr, das Haus Israel, sprechet so;
und was in eurem Geist aufsteigt, weiß ich wohl!
Ihr habt viele in dieser Stadt umgebracht
und habt ihre Gassen mit Erschlagenen gefüllt.

Darum spricht Gott, der Herr, also:

Eure Erschlagenen, welche ihr in dieser Stadt hingestreckt habt,
sind das Fleisch, und sie ist der Topf;
euch aber wird man aus ihr hinausführen!
Ihr fürchtet das Schwert,
aber das Schwert will ich über euch bringen,
spricht Gott, der Herr.
Ich will euch aus dieser Stadt hinausführen
und euch Fremden ausliefern
und das Urteil an euch vollstrecken!
10 Ihr sollt durchs Schwert fallen;
an der Grenze Israels will ich euch richten,
und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin.
11 Diese Stadt wird nicht euer Topf sein,
und ihr werdet nicht das Fleisch darin sein,
sondern ich will euch an der Grenze Israels richten!
12 Und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin,
in dessen Geboten ihr nicht gewandelt
und dessen Satzungen ihr nicht gehalten habt;
sondern nach den Bräuchen der Heiden, die um euch her sind, habt ihr getan.

13 Während ich nun weissagte, begab es sich, daß Pelatja, der Sohn Benajas, starb. Da fiel ich nieder auf mein Angesicht und schrie mit lauter Stimme und sprach: Ach, Herr, Herr, willst du den Überrest Israels gänzlich aufreiben? 14 Da erging das Wort des Herrn an mich also:

15 Menschensohn, deine Brüder, ja, deine Brüder,
deine Verwandten und das ganze Haus Israel,
sie alle sind es, von denen die Einwohner erusalems sagen:
„Sie sind fern vom Herrn;
uns aber ist dieses Land zum Besitztum gegeben!“ -

Verheißung der Rückkehr Israels

16 Darum sollst du zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr:

Ich habe sie wohl fern unter die Nationen getan
und in die Länder zerstreut;
aber ich bin ihnen doch ein wenig zum Heiligtum geworden
in den Ländern, dahin sie gekommen sind.

17 Darum sollst du weiter zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr:

Ich will euch aus den Völkern sammeln
und euch aus den Ländern, in welche ihr zerstreut worden seid, wieder zusammenbringen
und euch das Land Israel wieder geben!
18 Und sie werden dahin kommen
und alle Scheusale und Greuel daraus entfernen.
19 Ich aber will ihnen ein einiges Herz[c] geben
und einen neuen Geist in eure Brust[d] legen
und will das steinerne Herz aus ihrem Leibe nehmen
und ihnen ein fleischernes Herz geben,
20 damit sie in meinen Geboten wandeln
und meine Rechte beobachten und sie tun;
und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.
21 Denen aber, deren Herz ihren Greueln und Scheusalen nachwandelt,
will ich ihren Wandel auf ihren Kopf vergelten,
spricht Gott, der Herr.

Die Herrlichkeit Gottes zieht sich zurück

22 Darnach hoben die Cherubim ihre Flügel empor, und die Räder [gingen] neben ihnen, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen. 23 Und die Herrlichkeit des Herrn stieg auf, mitten aus der Stadt, und blieb stehen auf dem Berge, der östlich von der Stadt liegt. 24 Mich aber nahm der Geist und führte mich im Gesichte, im Geist Gottes, wieder zu den Gefangenen in Chaldäa; und die Erscheinung, welche ich gesehen hatte, hob sich von mir hinweg.

25 Da sagte ich den Gefangenen alle Worte des Herrn, welche er mich hatte schauen lassen.

Sinnbildliche Darstellung der Deportation

12 Und das Wort des Herrn erging an mich also: Menschensohn, du wohnst inmitten eines widerspenstigen Hauses, welches Augen hat zum Sehen und doch nicht sieht, Ohren zum Hören und doch nicht hört; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.

Darum, du Menschensohn, mache dir Wandergeräte und ziehe bei Tage vor ihren Augen aus. Vor ihren Augen sollst du von deinem Wohnort an einen anderen Ort ziehen; vielleicht werden sie es bemerken, denn sie sind ein widerspenstiges Haus. Du sollst dein Geräte wie Wandergeräte bei Tage vor ihren Augen heraustragen; du aber sollst des Abends vor ihren Augen hinausziehen, wie man auszieht, wenn man auswandern will. Du sollst vor ihren Augen die Wand durchbrechen und dein Geräte dadurch hinaustragen. Du sollst es vor ihren Augen auf die Schulter nehmen und es in der Finsternis hinaustragen. Verhülle aber dein Angesicht, daß du das Land nicht sehest; denn ich habe dich zum Zeichen gemacht für das Haus Israel.

Da tat ich so, wie mir befohlen war; mein Gerät brachte ich wie Wandergeräte bei Tag hinaus; und am Abend durchbrach ich mit der Hand die Wand; da es aber finster ward, nahm ich es auf meine Schulter und trug es vor ihren Augen hinaus.

Aber am Morgen früh erging das Wort des Herrn an mich also:

Menschensohn, hat nicht das widerspenstige Haus Israel zu dir gesagt: „Was tust du da?“ 10 Sage zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: diese Weissagung gilt Jerusalem und dem ganzen Hause Israel, welches darin ist.

11 Sage: Ich bin für euch ein Wahrzeichen!
Wie ich getan habe, so soll es ihnen gehen!
In die Verbannung, in die Gefangenschaft müssen sie wandern!
12 Und der Fürst, der in ihrer Mitte ist,
wird seine Schulter beladen und sich im Finstern davonmachen.
Man wird durch die Mauer brechen, um ihn da hinauszuführen;
er wird sein Angesicht verhüllen,
daß er mit seinen Augen das Land nicht ansehen müsse.
13 Ich will auch mein Garn über ihn ausspannen,
und er wird in meinem Netz gefangen werden;
und ich will ihn gen Babel führen, in das Land der Chaldäer;
aber er wird es nicht sehen und soll daselbst sterben.
14 Und alles, was um ihn her ist, seine Helfer
und seine Truppen, will ich in alle Winde zerstreuen
und das Schwert hinter ihnen zücken.
15 Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin,
wenn ich sie unter die Heiden zerstreut
und in die Länder verjagt habe.
16 Und ich will von ihnen einige Männer übriglassen
vom Schwerte, vom Hunger und von der Pest,
damit sie unter den Heiden, unter welche sie kommen,
alle ihre Greuel erzählen
und erfahren, daß ich der Herr bin.

17 Und das Wort des Herrn erging an mich also:

18 Menschensohn, du sollst dein Brot mit Zittern essen
und dein Wasser mit Furcht und Sorgen trinken;
19 und du sollst zu dem Volke des Landes sagen:
So spricht Gott, der Herr,
zu den Einwohnern Jerusalems, zum Land Israel.
Sie müssen ihr Brot mit Sorgen essen
und ihr Wasser mit Entsetzen trinken,
weil ihr Land von aller seiner Fülle entsetzlich verödet wird,
wegen des Frevels aller derer, die darin wohnen.
20 Die bewohnten Städte sollen wüste
und das Land öde werden,
damit ihr erfahret, daß ich der Herr bin!

21 Und das Wort des Herrn erging an mich also:

22 Menschensohn, was ist das für ein Sprichwort,
welches ihr im Lande Israel brauchet, indem ihr sprecht:
Die Tage ziehen sich hinaus,
und es wird nichts aus allen Gesichten!
23 Darum sprich zu ihnen:

So spricht Gott, der Herr:

Ich will diesem Sprichwort ein Ende machen,
daß man es in Israel nicht mehr brauchen soll!
Du aber sprich zu ihnen:
Die Tage sind nahe,
und jedes Wort der Weissagung trifft ein!
24 Denn es soll hinfort kein lügenhaftes Gesicht
und keine schmeichelhafte Wahrsagung mehr geben
inmitten des Hauses Israel!
25 Denn ich, der Herr, rede;
was ich sage, das soll geschehen
und nicht weiter verzögert werden.
Ja, ich will zu euren Zeiten, du widerspenstiges Haus,
ein Wort reden und es vollbringen,
spricht Gott, der Herr.

26 Weiter erging des Herrn Wort an mich also:

27 Menschensohn, siehe, das Haus Israel spricht also:
„Das Gesicht, welches er gesehen hat, erfüllt sich noch lange nicht,
und er weissagt von fernen Zeiten!“

28 Darum sage zu ihnen:

Also spricht Gott, der Herr:
Keines meiner Worte soll mehr verzögert werden;
das Wort, welches ich gesprochen habe, soll geschehen,
spricht Gott, der Herr.

Schlachter 1951 (SCH1951)

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