Beginning
Das zukünftige Wohlergehen Israels
54 Frohlocke, du Unfruchtbare, die nicht gebar!
Brich in Jubel aus und jauchze, die nicht in Wehen lag!
Denn die Verlassene wird mehr Kinder haben
als die Vermählte, spricht der Herr.
2 Erweitere den Raum deines Zeltes
und dehne die Teppiche deiner Wohnungen aus;
spare nicht,
spanne deine Seile weit aus
und befestige deine Pfähle;
3 denn zur Rechten und zur Linken wirst du ausbrechen,
und dein Same wird die Nationen besitzen,
und sie werden verlassene Städte bevölkern.
4 Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden werden.
Schäme dich nicht, denn du sollst nicht beschimpft werden;
denn du wirst der Schande deiner Jugend vergessen,
und der Schmach deiner Witwenschaft wirst du nimmermehr eingedenk sein.
5 Denn dein Eheherr ist dein Schöpfer,
Herr der Heerscharen ist sein Name;
und dein Erlöser, der Heilige in Israel,
wird Gott der ganzen Erde genannt.
6 Denn wie ein verlassenes und im Geiste bekümmertes Weib wird der Herr dich rufen,
wie ein junges Weib, das verstoßen ist, spricht dein Gott.
7 Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen;
aber mit großer Barmherzigkeit werde ich dich sammeln.
8 In überwallendem Zorn habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen;
aber mit ewiger Gnade will ich mich über dich erbarmen,
spricht der Herr, dein Erlöser.
9 Und das soll mir sein wie die Wasser Noahs:
denn wie ich geschworen habe, daß die Wasser Noahs nimmermehr die Erde überfluten sollen,
also habe ich geschworen, daß ich nimmermehr über dich zürnen
noch dich schelten wolle.
10 Denn die Berge mögen weichen
und die Hügel wanken,
aber meine Gnade wird nicht von dir weichen
und mein Friedensbund nicht wanken,
spricht der Herr, dein Erbarmer.
11 Du Elende, Sturmbewegte, Ungetröstete!
Siehe, ich will deine Steine in Bleiglanz legen
und dich gründen mit Saphiren.
12 Ich will deine Zinnen von Rubinen machen
und deine Pforten von Karfunkeln
und alle deine Grenzen von köstlichen Steinen.
13 Und alle deine Kinder werden vom Herrn gelehrt
und groß wird der Friede deiner Kinder sein.
14 In Gerechtigkeit wirst du erbaut werden,
fern von Bedrückung, daß du dich nicht zu fürchten brauchst,
und ohne Gefahr, denn sie wird nicht zu dir nahen.
15 Siehe, sie mögen sich wohl zusammenrotten; aber es kommt nicht von mir.
Wer sich aber wider dich rottet,
der wird an dir zu Fall kommen.
16 Siehe, ich habe den Schmied gemacht, der das Kohlenfeuer anbläst
und eine Waffe hervorbringt nach seinem Handwerk;
aber ich habe auch den Zerstörer gemacht, der sie vernichten wird;
17 keiner Waffe, die wider dich geschmiedet ist, wird es gelingen;
und alle Zungen, die sich wider dich vor Gericht erheben,
wirst du Lügen strafen.
Das ist das Erbteil der Knechte des Herrn
und ihre Gerechtigkeit, die ihnen von mir zuteil wird,
spricht der Herr.
Gnadenvoller Aufruf an alle Völker
55 Wohlan, ihr Durstigen alle, kommt her zum Wasser;
und die ihr kein Geld habt,
kommt her, kaufet Getreide,
kommt her und kaufet ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum wäget ihr Geld dar für das, was kein Brot ist,
und euren Arbeitslohn für das, was nicht sättigt?
Höret doch auf mich und esset Gutes,
und eure Seele ergötze sich am Fett!
3 Neiget eure Ohren und kommet her zu mir,
höret, so wird eure Seele leben!
Denn ich will euch einen ewigen Bund gewähren:
die Gnadengüter Davids, die beständig sind.
4 Siehe, ich habe ihn zum Zeugen für Völkerschaften bestellt,
zum Fürsten und Gebieter von Völkern.
5 Siehe, du wirst eine unbekannte Nation berufen,
und Nationen, die dich nicht kennen, werden dir zulaufen,
wegen des Herrn, deines Gottes,
und um des Heiligen Israels willen,
weil er dich herrlich gemacht hat.
6 Suchet den Herrn, solange er zu finden ist,
rufet ihn an, während er nahe ist!
7 Der Gottlose verlasse seinen Weg
und der Übeltäter seine Gedanken
und kehre um zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen,
und zu unserm Gott; denn er vergibt viel.
8 Denn also spricht der Herr:
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,
und eure Wege sind nicht meine Wege;
9 sondern so hoch der Himmel über der Erde ist,
so viel höher sind meine Wege als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken.
10 Denn gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt
und nicht wieder dahin zurückkehrt,
er habe denn die Erde getränkt und befruchtet und zum Grünen gebracht,
daß sie dem Sämann Samen und dem Hungrigen Brot gibt;-
11 also soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein:
es soll nicht leer zu mir zurückkehren,
sondern ausrichten, was mir gefällt,
und durchführen, wozu ich es sende!
12 Denn ihr sollt mit Freuden ausziehen
und in Frieden geleitet werden;
Berge und Hügel sollen vor euch in Jubel ausbrechen
und alle Bäume des Feldes in die Hände klatschen.
13 Anstatt der Dornen werden Zypressen wachsen
und anstatt der Hecken Myrten;
und das wird dem Herrn zum Ruhm gereichen,
zu einem ewigen Denkzeichen, das nicht ausgerottet wird.
Das Heil ist nahe, auch für den Fremdling
56 So spricht der Herr:
Beobachtet das Recht und übet Gerechtigkeit;
denn mein Heil ist nahe, um herbeizukommen,
und meine Gerechtigkeit, um offenbart zu werden.
2 Wohl dem Menschenkinde, das solches tut,
und dem Menschen, der solches festhält:
der den Sabbat beobachtet, um ihn nicht zu entweihen,
und auf seine Handlungen achtgibt, um nichts Böses zu tun!
3 Es soll der Fremdling, der sich dem Herrn angeschlossen hat, nicht sagen:
Der Herr wird mich gewiß von seinem Volke ausschließen!
Und der Verschnittene soll nicht sagen:
Siehe, ich bin ein dürrer Baum!
4 Denn also spricht der Herr zu den Verschnittenen, die meine Sabbate halten
und erwählen, was mir gefällt,
und an meinem Bund festhalten:
5 denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern einen Raum und einen Namen geben,
der besser ist als Söhne und Töchter;
ich will ihnen einen ewigen Namen geben,
der nicht ausgerottet werden soll.
6 Und die Fremdlinge, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu dienen
und des Herrn Namen zu lieben,
und alle, die darauf achten, den Sabbat nicht zu entheiligen,
und die an meinem Bund festhalten;
7 die will ich zu meinem heiligen Berge führen
und sie in meinem Bethaus erfreuen;
ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen angenehm sein auf meinem Altar;
denn mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker[a].
8 So spricht Gott, der Herr,
der die Verstoßenen Israels sammelt:
Ich will noch mehr zu ihm sammeln, zu seinen Gesammelten!
Tadel und Trost
9 Kommet alle her, ihr Tiere auf dem Felde,
um zu fressen, ihr Tiere im Walde!
10 Alle seine Wächter[b] sind blind; sie wissen alle nichts;
stumme Hunde sind sie, die nicht bellen können,
sie liegen träumend da,
schlafen gern;
11 doch sind sie gierige Hunde, die nicht wissen, wann sie genug haben;
und sie, die Hirten, verstehen nicht aufzupassen;
sie suchen alle das Ihre,
ein jeder sieht auf seinen Gewinn, ohne Ausnahme.
12 „Kommt her“, sagen sie, „ich will Wein holen,
da wollen wir uns mit starkem Getränk berauschen,
und morgen soll es gehen wie heute,
ja noch viel großartiger!“
Weg des Gehorsams, Weg der Auflehnung
57 Der Gerechte kommt um, und kein Mensch nimmt es zu Herzen;
und begnadigte Männer werden hinweggerafft, ohne daß jemand bemerkt,
daß der Gerechte vor dem Unglück weggerafft wird.
2 Er geht zum Frieden ein;
sie ruhen auf ihren Lagern,
ein jeder, der gerade Wege ging.
3 Ihr aber, kommt hierher, ihr Kinder der Zauberin,
Same des Ehebrechers und der, die Unzucht getrieben hat!
4 Über wen wollt ihr euch lustig machen?
Gegen wen wollt ihr das Maul aufsperren
und die Zunge herausstrecken? Seid ihr nicht Kinder der Übertretung,
ein falscher Same?
5 Ihr erglüht für die Götzen unter jedem grünen Baum,
ihr opfert die Kindlein an den Bächen
unter Felsenklüften.
6 Bei den glatten Bachsteinen ist dein Teil;
sie sind dein Los;
ihnen hast du auch Trankopfer ausgegossen
und Speisopfer dargebracht;
sollte ich mich darüber trösten?
7 Du hast dein Lager auf einen hohen und erhabenen Berg gestellt;
auch dort bist du hinaufgestiegen und hast Opfer gebracht;
8 und hinter Tür und Pfosten hast du dein Andenken gesetzt;
denn du hast dich von mir abgewandt,
du bist hinaufgestiegen und hast dein Bett weit gemacht
und dir von ihnen [den Buhlerlohn] ausbedungen;
du liebtest ihren Umgang, beachtetest ihren Wink.
9 Du bist zum Könige[c] gezogen, in Öl gebadet,
und hast dich fleißig gesalbt;
du hast deine Boten in die weiteste Ferne geschickt
und dich erniedrigt bis zum Totenreich.
10 Du bist müde geworden von der Menge deiner Wege,
hast aber nicht gesagt: Es ist vergeblich!
Du hast noch Lebensunterhalt gefunden,
darum wurdest du nicht matt.
11 Vor wem hast du dich so gescheut und gefürchtet, daß du mich verleugnet
und meiner nicht mehr gedacht hast und ich dir gänzlich aus dem Sinn gekommen bin?
Habe ich nicht dazu geschwiegen, und das seit langer Zeit?
Aber du willst mich doch nicht fürchten!
12 Darum will ich jetzt deine Gerechtigkeit und deine Taten bekanntmachen;
sie werden dir nichts nützen!
13 Wenn du dann schreist, so mögen dich die erretten, die du gesammelt hast;
aber ein einziger Windstoß wird sie alle davontragen, ein Hauch wird sie wegnehmen.
Wer aber auf mich vertraut, der wird das Land ererben
und meinen heiligen Berg besitzen.
Verheißungen für den Demütigen
14 Und er wird sagen: Machet Bahn, machet Bahn! Ebnet den Weg!
Hebet jeden Anstoß aus dem Wege meines Volkes!
15 Denn also spricht der Hohe und Erhabene,
der ewig wohnt und dessen Name heilig ist:
In der Höhe und im Heiligtum wohne ich
und bei dem, welcher eines zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist,
auf daß ich belebe den Geist der Gedemütigten
und das Herz der Zerschlagenen erquicke.
16 Denn ich hadere nicht ewig
und zürne nicht ohne Ende;
denn ihr Geist würde vor mir verschmachten
und die Seelen, die ich gemacht habe.
17 Über seine sündhafte Habgier ward ich zornig, und ich schlug ihn,
verbarg mich und zürnte;
da wandte er sich noch weiter ab auf seinen selbsterwählten Wegen.
18 Seine Wege habe ich gesehen;
dennoch will ich ihn heilen
und ihn leiten
und ihm und seinen Trauernden mit Tröstungen vergelten,
19 indem ich Frucht der Lippen schaffe:
Friede, Friede den Fernen und den Nahen, spricht der Herr;
ja, ihn will ich heilen!
20 Aber die Gottlosen sind wie das aufgeregte Meer,
welches nicht ruhig sein kann,
dessen Wellen Kot und Unrat auswerfen.
21 Keinen Frieden, spricht mein Gott, gibt es für die Gottlosen!
Das wahre Fasten
58 Rufe laut, schone nicht!
Erhebe deine Stimme wie eine Posaune
und verkündige meinem Volk sein Übertreten
und dem Hause Jakob seine Sünde!
2 Sie suchen mich zwar Tag für Tag
und erheben den Anspruch, meine Wege zu kennen
als ein Volk, das Gerechtigkeit geübt
und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte;
sie verlangen von mir wohlverdiente Rechte,
begehren die Nähe Gottes:
3 „Warum fasten wir, und du siehst es nicht;
warum demütigen wir unsere Seelen, und due beachtest es nicht?“
Seht, an eurem Fastentag sucht ihr euer Vergnügen
und drängt alle eure Arbeiter!
4 Siehe, ihr fastet, um zu zanken und zu hadern
und dreinzuschlagen mit gottloser Faust;
ihr fastet gegenwärtig nicht so,
daß euer Schreien in der Höhe Erhörung finden könnte.
5 Meinet ihr, daß mir ein solches Fasten gefalle,
da der Mensch sich selbst einen Tag lang quält
und seinen Kopf hängen läßt wie ein Schilf
und sich in Sack und Asche bettet?
Willst du das ein Fasten nennen
und einen dem Herrn angenehmen Tag?
6 Ist nicht das ein Fasten, wie ich es liebe:
daß ihr ungerechte Fesseln öffnet,
daß ihr die Knoten des Joches löset,
daß ihr die Bedrängten freilasset
und jegliches Joch wegreißet,
7 daß du dem Hungrigen dein Brot brichst
und arme Verfolgte in dein Haus führst,
daß, wenn du einen Nackten siehst, du ihn bekleidest
und deinem Fleische dich nicht entziehst?
8 Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte,
und deine Heilung wird rasche Fortschritte machen;
deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut sein!
9 Dann wirst du rufen, und der Herr wird antworten;
du wirst schreien, und er wird sagen: Hier bin ich!
Wenn du das Joch aus deiner Mitte hinweg tust,
das Fingerzeigen und das unheilvolle Reden lässest;
10 wenn du dem Hungrigen dein Brot darreichst
und die verschmachtende Seele sättigst;
alsdann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen,
und dein Dunkel wird sein wie der Mittag!
11 Der Herr wird dich ohne Unterlaß leiten
und deine Seele in der Dürre sättigen
und deine Gebeine stärken;
du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten
und wie eine Wasserquelle, deren Wasser niemals versiegen.
12 Und man wird auf deinen Antrieb die Trümmer der Vorzeit wieder bauen,
du wirst die Gründungen früherer Geschlechter wieder aufrichten;
und man wird dich nennen Breschenvermaurer,
Wiederhersteller bewohnbarer Straßen.
13 Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst,
daß du nicht tust, was dich gelüstet an meinem heiligen Tage;
wenn du den Sabbat deine Lust nennst
und den heiligen [Tag] des Herrn ehrenwert;
wenn du ihn ehrst, also daß du nicht deine Wege gehst
und nicht dein Vergnügen suchst, noch eitle Worte redest;
14 alsdann wirst du an dem Herrn deine Lust haben;
und ich will dich über die Höhen des Landes führen
und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob!
Ja, der Mund des Herrn hat es verheißen.
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