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Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Jeremia 1-3

Berufung und Auftrag Jeremias

Reden Jeremias, des Sohnes Hilkias, aus den Priestern zu Anatot im Lande Benjamin,

an welchen das Wort des Herrn erging in den Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, im dreizehnten Jahre seiner Regierung, und auch in den Tagen Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, bis zum Ende des elften Jahres Zedekias, des Königs von Juda, bis zur Gefangenführung Jerusalems im fünften Monat.

Und das Wort des Herrn erging an mich und sprach:

Ehe denn ich dich im Mutterleibe bildete, kannte ich dich,
und bevor du aus dem Mutterschoße hervorgingst, habe ich dich geheiligt
und dich den Völkern zum Propheten gegeben!

Da sprach ich: Ach, Herr, Herr, ich kann nicht reden; denn ich bin noch zu jung! Aber der Herr sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung! Sondern du sollst überall hingehen, wohin ich dich sende, und alles reden, was ich dich heiße! Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht der Herr. Und der Herr streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an; und der Herr sprach zu mir: Siehe, ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt! 10 Siehe, ich habe dich am heutigen Tage über Völker und Königreiche bestellt, daß du ausrottest und zerstörest, verderbest und niederreißest, bauest und pflanzest.

11 Und das Wort des Herrn erging an mich und sprach: Was siehst du, Jeremia? Da sprach ich: Ich sehe einen Wachholder[a]. 12 Da sprach der Herr zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich will über meinem Worte wachen, es auszuführen! 13 Und des Herrn Wort erging zum zweitenmal an mich und sprach: Was siehst du? Da antwortete ich: Ich sehe einen siedenden Topf, der kommt von Norden her! 14 Und der Herr sprach zu mir: Von Norden her wird das Unglück einbrechen über alle Bewohner des Landes, 15 denn siehe, ich rufe alle Geschlechter der nördlichen Königreiche, spricht der Herr,

daß sie kommen und ein jeder seinen Thron stelle vor die Tore Jerusalems
und wider alle ihre Ringmauern
und wider alle Städte Judas;
16 und ich will mein Urteil über sie[b] fällen
wegen all ihrer Bosheit, daß sie mich verlassen
und andern Göttern geräuchert
und die Werke ihrer Hände angebetet haben.

17 Du aber, gürte deine Lenden, mache dich auf und rede zu ihnen alles, was ich dir gebieten werde! Sei unverzagt vor ihnen, damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache! 18 Siehe, ich mache dich heute zu einer festen Stadt und zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer wider das ganze Land, wider die Könige von Juda, wider ihre Fürsten, wider ihre Priester und wider das Volk des Landes; 19 sie werden zwar wider dich streiten, aber nichts wider dich vermögen; denn ich bin mit dir, spricht der Herr, um dich zu erretten.

Vorwürfe an das Volk Israel

Und das Wort des Herrn erging an mich und sprach:

Gehe hin und predige in die Ohren Jerusalems und sprich:

So spricht der Herr:

Ich denke noch an deine jugendliche Zuneigung,
an die Liebe deiner Brautzeit,
da du mir nachzogest in der Wüste,
in einem unbebauten Lande.
Israel war damals dem Herrn geheiligt,
der Erstling seines Ertrages;
alle, die es fressen wollten, mußten es büßen;
es kam Unglück über sie, spricht der Herr.
Höret das Wort des Herrn, Haus Jakob
und alle Geschlechter des Hauses Israel!

So spricht der Herr:

Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden,
daß sie sich von mir entfernt haben
und dem Eitlen nachgegangen und nichtig geworden sind?
Und sie haben nicht gefragt: Wo ist der Herr,
der uns aus Ägyptenland heraufgeführt
und uns durch die Wüste geleitet hat,
durch ein wildes und zerklüftetes Land,
durch ein dürres und totes Land,
durch ein Land, wo niemand wandert
und das kein Mensch bewohnt?
Und ich brachte euch in das fruchtbare Land,
damit ihr dessen Früchte und Güter genießet;
da seid ihr hingegangen und habt mein Land verunreinigt
und mein Erbteil zum Greuel gemacht.
Die Priester fragten nicht:
Wo ist der Herr?
Und die mit dem Gesetz umgingen, kannten mich nicht;
die Hirten fielen von mir ab
und die Propheten weissagten durch Baal
und liefen denen nach, die nicht helfen können.
Darum will ich weiter mit euch rechten, spricht der Herr,
und will mit euren Kindeskindern rechten.
10 Fahret doch hinüber nach den Inseln der Kittäer und sehet,
und sendet nach Kedar und erkundiget euch genau
und sehet, ob es dort so gegangen sei!
11 Hat auch ein Heidenvolk seine Götter vertauscht,
die nicht einmal Götter sind?
Aber mein Volk hat seine Herrlichkeit[c] vertauscht gegen das, was nicht hilft!
12 Staunet ob solchem, ihr Himmel,
und schaudert, entsetzt euch sehr, spricht der Herr.
13 Denn mein Volk hat eine zwiefache Sünde begangen:
Mich, die Quelle des lebendigen Wassers haben sie verlassen,
um sich Zisternen zu graben, löcherige Zisternen,
die kein Wasser halten!

14 Ist denn Israel ein Knecht oder ein Leibeigener?
Warum ist es zur Beute geworden?
15 Junge Löwen brüllen es an mit lauter Stimme
und machen sein Land zur Wüste,
seine Städte zu Brandstätten, die niemand bewohnt.
16 Auch weiden dir die Söhne von Noph[d] und Tachpanches[e]
den Scheitel ab.
17 Hast du dir solches nicht selbst bewirkt,
dadurch, daß du den Herrn, deinen Gott, verlassen hast
zur Zeit, da er dich auf dem Wege führte?
18 Und nun, was soll dir die Reise nach Ägypten helfen,
um die Wasser des Nil zu trinken?
Oder was soll dir die Reise nach Assur helfen,
um von dem Wasser des Euphrat zu trinken?
19 Du strafst dich selbst mit deiner Bosheit und züchtigst dich selbst mit deinem Abfall
und sollst erfahren und einsehen, wie böse und bitter es ist,
den Herrn, deinen Gott, zu verlassen
und mich nicht zu fürchten,
spricht der Herr, der Herr der Heerscharen.

20 Denn von alters her hast du dein Joch zerbrochen
und deine Bande zerrissen
und gesagt: „Ich will nicht dienen!“
Sondern auf allen hohen Hügeln
und unter allen grünen Bäumen
hast du dich hingestreckt als Buhlerin!
21 Und doch hatte ich dich gepflanzt als eine Edelrebe
von ganz echtem Samen;
wie hast du dich mir denn verwandeln können
in wilde Ranken eines fremden Weinstocks?
22 Denn wenn du dich auch mit Lauge wüschest
und viel Seife dazu nähmest,
so würde deine Schuld vor meinem Angesicht doch schmutzig bleiben,
spricht Gott, der Herr.
23 Wie darfst du sagen: „Ich habe mich nicht verunreinigt
und bin den Baalen nicht nachgelaufen?“
Schau doch deinen Weg an im Tale,
erkenne, was du getan hast,
du leichtfüßige Kamelin, die kreuz und quer läuft!
24 Die der Wüste gewohnte Eselin,
die in der Begierde ihrer Lust nach Luft schnappt,
wer vermag sie aufzuhalten in ihrer Brunst?
Wer sie sucht, braucht sich nicht abzumühen;
in ihrem Monat findet er sie.
25 Halte doch deinen Fuß zurück, daß er nicht bloß wird,
und deine Kehle, damit sie nicht dürstet!
Aber du sprichst: Nein, da wird nichts daraus!
Denn ich liebe die Fremden, und ihnen will ich nachlaufen!
26 Wie ein Dieb sich schämen muß, wenn er ertappt wird,
so wird das Haus Israel zuschanden werden,
sie, ihre Könige, ihre Fürsten,
ihre Priester und ihre Propheten,
27 die zum Holz sagen: „Du bist mein Vater!“
und zum Stein: „Du hast mich geboren!“
Denn sie haben mir den Rücken zugewandt und nicht das Angesicht;
zur Zeit ihres Unglücks aber werden sie sagen:
„Mache dich auf und rette uns!“
28 Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast?
Sie sollen sich aufmachen, wenn sie dir zur bösen Zeit helfen können!
Denn so viele Städte du hast, Juda, so viele Götter hast du auch!

29 Warum wollt ihr denn mit mir hadern?
Ihr seid ja alle von mir abgefallen, spricht der Herr.
30 Vergeblich habe ich eure Kinder geschlagen;
sie haben die Züchtigung nicht angenommen;
euer Schwert hat eure Propheten gefressen
wie ein reißender Löwe.
31 O du [böses] Geschlecht, beachte doch das Wort des Herrn!
Bin ich denn für Israel eine Wüste gewesen
oder ein Land der Finsternis?
Warum spricht denn mein Volk: „Wir sind frei!
Wir kommen nicht mehr zu dir!“
32 Vergißt auch eine Jungfrau ihren Schmuck,
oder eine Braut ihren Gürtel?
Aber mein Volk hat meiner vergessen
seit unzähligen Tagen.
33 Wie gut weißt du es einzurichten, um Liebe zu erlangen.
Darum hast du dich auch an Verbrechen gewöhnt auf deinen Wegen.
34 Sogar an deinen Säumen findet man
das Blut armer, unschuldiger Seelen,
die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast!
35 Und dennoch sagst du bei alledem: „Ich bin unschuldig!
Sein Zorn wende sich nur von mir ab!“ -
Siehe, ich will mit dir rechten,
weil du sagst: „Ich habe nicht gesündigt!
36 Warum änderst du deinen Weg so fleißig?
Du wirst an Ägypten ebenso zuschanden werden,
wie du an Assyrien zuschanden geworden bist!
37 Auch von dort wirst du abziehen müssen, die Hände auf dem Kopf;
denn der Herr hat die verworfen, auf welche du dein Vertrauen setzest,
und es wird dir mit ihnen nicht glücken.

Das Böse durchgesetzt

Und er sprach: „Wenn ein Mann sein Weib verstößt
und sie ihn verläßt und eines andern Mannes wird,
darf er wieder zu ihr zurückkehren?
Würde nicht ein solches Land dadurch entweiht?
Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt;
und du solltest wieder zu mir zurückkehren?“ - spricht der Herr.
Erhebe deine Augen zu den Höhen und schau:
Wo bist du nicht geschändet worden?
An den Wegen sitzend, hast du auf sie gewartet wie ein Araber in der Wüste
und hast das Land durch deine Unzucht und deine Bosheit entweiht!
Und ob auch die Regenschauer ausblieben und kein Spätregen fiel,
so behieltest du doch deine Hurenstirn bei
und wolltest dich nicht schämen.
Hast du nicht eben jetzt angefangen mir zuzurufen: „Mein Vater,
der Freund meiner Jugend bist du!
Sollte er ewiglich grollen, immerdar zürnen? -
Siehe, so hast du gesprochen und dabei Böses getan und es durchgesetzt!

Ermahnung zur Buße

Und der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Josia: „Hast du gesehen, was die Abtrünnige, Israel, getan hat? Sie ist auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume gelaufen und hat daselbst Unzucht getrieben.“ Und nachdem sie das alles getan hatte, dachte ich: Wird sie zu mir zurückkehren? Aber sie kehrte nicht zurück. Solches sah ihre treulose Schwester Juda; und obschon sie sah, daß ich die Abtrünnige, Israel, um all ihrer Ehebrecherei willen verstoßen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, so fürchtete sich dennoch ihre treulose Schwester Juda nicht, sondern ging hin und trieb auch Unzucht. Und so kam es, daß sie durch ihre leichtfertige Unzucht das Land entweihte; und sie trieb Ehebruch mit Holz und Stein. 10 Trotzdem ist ihre treulose Schwester Juda nicht von ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein! spricht der Herr.

11 Und der Herr sprach zu mir: Die Abtrünnige, Israel,
steht gerechter da als die treulose Juda.
12 Gehe hin, predige diese Worte gegen den Norden hin und sprich:
Kehre wieder, du Abtrünnige, Israel! - spricht der Herr,
ich will mein Angesicht nicht vor euch verdüstern;
denn ich bin gnädig - spricht der Herr -
und zürne nicht ewig!
13 Nur erkenne deine Missetat,
daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue gebrochen
und hierhin und dorthin zu den Fremden gelaufen bist
unter alle grünen Bäume;
aber auf meine Stimme habt ihr nicht gehört, - spricht der Herr.

14 Kehret wieder, ihr abtrünnigen Kinder, spricht der Herr; denn Ich bin euer Herr! Und ich will euch nehmen, einen aus jeder Stadt und zwei aus jedem Geschlecht, und euch nach Zion bringen; 15 ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die sollen euch weiden mit Kenntnis und Verstand. 16 Und es wird geschehen, wenn ihr euch dann mehrt und fruchtbar werdet im Lande, in jenen Tagen - spricht der Herr -, so wird man nicht mehr sagen: „die Bundeslade des Herrn“; und sie wird niemandem mehr in den Sinn kommen, man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; es wird auch keine mehr gemacht werden.

17 Zu jener Zeit wird man Jerusalem „Thron des Herrn“ nennen, und es werden sich alle Heiden[f] dorthin versammeln, zum Namen des Herrn, nach Jerusalem, und sie werden hinfort nicht mehr dem Starrsinn ihres bösen Herzens folgen. 18 In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Hause Israel gehen, und sie werden miteinander aus dem Lande des Nordens in das Land kommen, das ich ihren Vätern zum Erbteil gegeben habe.

19 Ich hatte auch gesagt:

Was für eine Stellung will ich dir geben unter den Söhnen!
Ich will dir das erwünschte Land schenken,
das allerschönste Erbteil der Völker!
Und ich hatte auch gesagt, du dürftest mich „Vater“ nennen
und solltest dich nicht mehr von mir abwenden.
20 Aber wie ein Weib ihrem Geliebten untreu wird,
so seid ihr mir untreu geworden, Haus Israel! -
spricht der Herr.
21 Eine Stimme wird auf den kahlen Höhen vernommen:
es ist das flehentliche Weinen der Kinder Israel,
weil sie ihren Weg verkehrt
und des Herrn, ihres Gottes, vergessen haben.
22 Kehret um, ihr abtrünnigen Kinder!
Ich will eure Abweichungen heilen! -
„Siehe, wir kommen zu dir, denn du bist der Herr, unser Gott.
23 Wahrlich, wir sind betrogen worden durch die Höhen, die lärmende Menge auf den Bergen;
wahrlich, beim Herrn, unserm Gott, steht das Heil Israels!
24 Aber die Schande[g] hat den Erwerb unserer Väter verzehrt
von unserer Jugend an,
ihre Schafe und ihre Rinder, ihre Söhne und ihre Töchter;
25 wir müssen uns niederlegen in unserer Schande,
und unsere Schmach will uns zudecken;
denn wir haben am Herrn, unserm Gott, gesündigt,
wir und unsere Väter, von unserer Jugend an bis auf diesen Tag,
und haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes.“

Schlachter 1951 (SCH1951)

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