Beginning
Sanheribs Feldzug gegen Jerusalem
36 Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assyrien, wider alle festen Städte Judas herauf und nahm sie ein.
2 Da sandte der assyrische König den Rabschake[a] von Lachis gen Jerusalem wider den König Hiskia mit großer Heeresmacht; der stellte sich bei der Wasserleitung des obern Teiches an der Straße des Walkerfeldes auf. 3 Da gingen zu ihm hinaus Eljakim, der Sohn Hilkias, der über den Palast gesetzt war, und Sebna, der Schreiber, und Joah, der Sohn Asaphs, der Kanzler.
4 Und Rabschake sprach zu ihnen: Saget doch dem Hiskia:
So spricht der große König, der König von Assur: Was ist das für eine Stütze, darauf du dich verlässest? 5 Ich erkläre es für leeres Geschwätz, wenn du sagst, du habest Rat und Macht zum Kriege! Auf wen verlässest du dich nun, daß du von mir abtrünnig geworden bist? 6 Siehe, du verlässest dich auf jenen zerbrochenen Rohrstab, auf Ägypten, der einem jeden, der sich darauf lehnt, in die Hand fährt und sie durchbohrt! So ist der Pharao, der König von Ägypten, allen denen, die sich auf ihn verlassen. 7 Wenn du aber zu mir sagen wolltest: „Wir verlassen uns auf den Herrn, unsern Gott“ ist das nicht der, dessen Höhen und Altäre Hiskia abgetan und der zu Juda und Jerusalem gesagt hat: Vor diesem Altar sollt ihr anbeten?
8 Nun wohlan, wette einmal mit meinem Herrn, dem assyrischen König: ich will dir zweitausend Pferde geben; laß sehen, ob du Reiter dazu stellen kannst. 9 Wie wolltest du denn einem der geringsten Fürsten von meines Herrn Knechten widerstehen? Und du verlässest dich auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen! 10 Zudem, meinst du, daß ich ohne Befehl des Herrn heraufgezogen bin, um dieses Land zu verderben? Der Herr selbst hat zu mir gesprochen: Ziehe hinauf in dieses Land, daß du es verderbest!
11 Da sprachen Eljakim, Sebna und Joah zu Rabschake: Rede doch mit deinen Knechten in aramäischer Sprache; denn wir verstehen sie wohl, und rede nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volks, das auf der Mauer liegt.
12 Da antwortete Rabschake: Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn oder zu dir gesandt, daß ich solche Worte rede? Hat er mich nicht zu den Männern gesandt, die auf der Mauer liegen und mit euch ihren Kot essen und ihren Harn trinken?
13 Also trat Rabschake hervor und schrie mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: Höret die Worte des großen Königs, des Königs von Assyrien! 14 So spricht der König: Lasset euch von Hiskia nicht verführen; denn er wird euch nicht erretten können. 15 Lasset euch von Hiskia auch nicht auf den Herrnvertrösten, indem er spricht: Der Herr wird uns gewiß erretten, und diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden.
16 Folget dem Hiskia nicht! Denn also spricht der König von Assyrien: Machet Frieden mit mir und kommt zu mir heraus, so soll jedermann von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und das Wasser seines Brunnens trinken, 17 bis ich komme und euch in ein Land führe, das eurem Lande gleich ist, ein Land, darin Korn und Most ist, ein Land, darin Brot und Weinberge sind.
18 Lasset euch von Hiskia nicht verführen, wenn er spricht: Der Herr wird uns erretten! Haben etwa die Götter der Heiden ein jeder sein Land aus der Hand des assyrischen Königs erretten können? 19 Wo sind die Götter zu Chamat und Arpad? Wo sind die Götter zu Sepharvaim? Haben sie auch Samaria von meiner Hand errettet? 20 Wer ist unter allen Göttern dieser Länder, der sein Land von meiner Hand errettet habe, daß der Herr Jerusalem von meiner Hand erretten sollte?
21 Sie schwiegen aber still und antworteten ihm nicht ein Wort; denn der König hatte geboten und gesagt: Antwortet ihm nichts!
22 Also kamen Eljakim, der Sohn Hilkias, der über den Palast gesetzt war, und Sebna, der Schreiber, und Joah, der Sohn Asaphs, der Kanzler, zu Hiskia mit zerrissenen Kleidern und berichteten ihm die Worte Rabschakes.
Befreiung Hiskias und Judas
37 Als nun der König Hiskia solches hörte, zerriß er seine Kleider und hüllte sich in den Sack und ging in das Haus des Herrn. 2 Und er sandte Eljakim, der über den Palast gesetzt war, und Sebna, den Schreiber, samt den ältesten Priestern, mit Säcken angetan, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz. 3 Und sie sprachen zu ihm: Also läßt dir Hiskia sagen: Das ist ein Tag der Not und der Züchtigung und ein Tag der Schmach, wie wenn Kinder bis zur Geburt gekommen sind und keine Kraft da ist zum Gebären. 4 Vielleicht wird der Herr, dein Gott, die Worte Rabschakes hören, welchen sein Herr, der König von Assyrien, gesandt hat, den lebendigen Gott zu höhnen, und wird die Reden ahnden, welche der Herr, dein Gott, gehört hat. Erhebe also dein Gebet für den Rest, der noch vorhanden ist.
5 Als nun die Knechte des Königs Hiskia zu Jesaja kamen, 6 sprach Jesaja zu ihnen: Saget eurem Herrn also: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Worten, welche du gehört hast, mit denen mich die Knechte des Königs von Assyrien gelästert haben. 7 Siehe, ich will ihm einen Geist eingeben, daß er eine Kunde vernehmen und wieder in sein Land ziehen wird; und ich will ihn in seinem eigenen Lande durch das Schwert fällen.
8 Als nun Rabschake zurückkehrte, fand er den König von Assyrien bei der Belagerung von Libna; denn er hatte gehört, daß er von Lachis abgezogen war.
9 Und Sanherib hörte von Tirhaka, dem König von Äthiopien, sagen: Er ist ausgezogen, mit dir zu streiten. Als er aber solches hörte, sandte er Boten zu Hiskia und trug diesen auf: 10 So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sagen: Laß dich von deinem Gott, auf den du dich verlässest, nicht täuschen, indem du sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des assyrischen Königs übergeben werden. 11 Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assyrien allen Ländern getan und wie sie dieselben mit dem Bann belegt haben; und du solltest errettet werden? 12 Haben etwa die Götter der Heiden die errettet, welche meine Väter vernichtet haben, nämlich Gosan, Haran, Rezeph und die Kinder von Eden, die zu Telassar waren? 13 Wo ist der König von Chamat und der König von Arpad und der König der Stadt Sepharvaim, von Hena und Iva?
Hiskias Gebet
14 Als nun Hiskia den Brief von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf in das Haus des Herrn und breitete ihn aus vor dem Herrn. 15 Und Hiskia betete vor dem Herrn und sprach: 16 O Herr der Heerscharen, du Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast Himmel und Erde gemacht! 17 Herr, neige dein Ohr und höre! Tue deine Augen auf, o Herr, und siehe, und höre alle Worte Sanheribs, der hergesandt hat, den lebendigen Gott zu schmähen.
18 Es ist wahr, Herr, die Könige von Assyrien haben alle Völker und ihr Land verwüstet 19 und ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie waren nicht Götter, sondern Werke von Menschenhand, Holz und Stein. Darum haben sie dieselben vernichtet. 20 Und nun, o Herr, unser Gott, errette uns von seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du der Herr bist, du allein!
Sanheribs Fall
21 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: Also spricht der Herr, der Gott Israels: Auf das, was du wegen Sanheribs, des Königs von Assyrien, zu mir gebetet hast, 22 lautet die Antwort des Herrn gegen ihn also:
Die Jungfrau, die Tochter Zion, verachtet dich und spottet deiner;
die Tochter Jerusalems schüttelt das Haupt über dich.
23 Wen hast du geschmäht und gelästert?
Und gegen wen hast du deine Stimme erhoben und deine Augen emporgeworfen?
Gegen den Heiligen Israels!
24 Du hast durch deine Knechte den Herrn geschmäht
und hast gesagt: „Durch die Menge meiner Wagen
bin ich auf die Berge gestiegen, die Enden des Libanon,
um seine hohen Zedernbäume und seine auserlesenen Zypressen abzuhauen
und auf seine äußerste Höhe, zum Walde seines Lustgartens zu kommen.
25 Ich habe Wasser gegraben und ausgetrunken
und trockne mit meinen Fußsohlen alle Ströme Ägyptens aus“.
26 Hast du aber nicht gehört, daß ich solches längst vorbereitet
und seit den Tagen der Vorzeit beschlossen habe?
Nun aber habe ich es kommen lassen,
daß du feste Städte zerstören mußtest zu wüsten Steinhaufen.
27 Und ihre Einwohner, deren Hand zu kurz war,
erschraken und wurden zuschanden;
sie wurden wie das Gras auf dem Felde und wie zartes Gewächs
und wie Gras auf den Dächern
und wie Brandkorn, ehe es aufgeschossen ist.
28 Ich weiß um dein Wohnen, dein Aus- und Einziehen,
und daß du wider mich tobst.
29 Weil du denn wider mich tobst
und dein Stolz mir zu Ohren gekommen ist,
so will ich dir meinen Ring in die Nase und meinen Zaum in das Maul legen
und dich den Weg wieder zurückführen, welchen du gekommen bist.
30 Und das sei dir zum Zeichen: Heuer ißt man Nachwuchs und übers Jahr, was wild wächst; im dritten Jahre aber werdet ihr säen und ernten und Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen. 31 Und was von dem Hause Juda entronnen und übriggeblieben ist, wird forthin unter sich wurzeln und über sich Frucht tragen. 32 Denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und Entronnene vom Berge Zion. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird solches tun.
33 Darum spricht der Herr von dem assyrischen König also:
Er soll nicht zu dieser Stadt kommen
und keinen Pfeil hinein schießen
und mit keinem Schild davor kommen
und keinen Wall dagegen aufwerfen.
34 Auf dem Weg, auf welchem er gekommen ist, soll er wieder zurückkehren;
aber in diese Stadt soll er nicht eindringen, spricht der Herr.
35 Denn ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu erretten,
um meinetwillen und um meines Knechtes David willen!
36 Und der Engel des Herrn ging aus und erschlug in dem Lager der Assyrer 185,000 Mann. Und als sie am Morgen früh aufstanden, siehe, da waren diese alle Leichen!
37 Da brach Sanherib, der assyrische König, auf und zog hinweg und kehrte um und blieb zu Ninive. 38 Darnach geschah es, als er in dem Hause seines Gottes Nisroch anbetete, daß ihn Adrammelech und Sarezer, seine Söhne, mit dem Schwert erschlugen; und sie entrannen in das Land Ararat. Und sein Sohn Asarhaddon ward König an seiner Statt.
Hiskias Krankheit und Genesung
38 In jenen Tagen ward Hiskia todkrank. Da kam Jesaja, der Sohn des Amoz, der Prophet, zu ihm und sprach: So spricht der Herr: Gib deinem Hause Befehl; denn du wirst sterben und nicht mehr genesen!
2 Da wandte Hiskia sein Angesicht gegen die Wand, betete zum Herrn und sprach: 3 Ach, Herr, gedenke doch, daß ich vor deinem Angesicht gewandelt bin in Wahrheit und mit ganzem Herzen und auch getan habe, was dir gefällt! Und Hiskia weinte sehr.
4 Da erging des Herrn Wort an Jesaja also:
5 Gehe und sprich zu Hiskia: So läßt dir der Herr, der Gott deines Vaters David, sagen: Ich habe dein Gebet erhört und deine Tränen angesehen. Siehe, ich füge zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzu! 6 Dazu will ich dich und diese Stadt aus der Hand des assyrischen Königs erretten; denn ich will diese Stadt beschirmen.
7 Und das sei dir zum Zeichen von dem Herrn, daß der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, erfüllen wird: 8 Siehe, ich will am Sonnenzeiger des Ahas den Schatten um so viele Stufen, als er bereits heruntergegangen ist, zurückkehren lassen, nämlich um zehn Stufen. Also kehrte am Sonnenzeiger die Sonne um zehn Stufen zurück, die sie abwärts gegangen war.
9 Eine Schrift Hiskias, des Königs von Juda, als er krank gewesen und von seiner Krankheit wieder genesen war.
10 Ich sprach: In meinen besten Jahren muß ich zu den Toren des Totenreichs eingehen!
Mit dem Verluste des Restes meiner Jahre werde ich bestraft.
11 Ich sprach: Ich werde den Herrn nicht mehr sehen,
den Herrn im Lande der Lebendigen;
dort, wo die Abgeschiedenen wohnen,
werde ich keinen Menschen mehr erblicken.
12 Meine Wohnung wird abgebrochen
und wie ein Hirtenzelt von mir weggeführt.
Ich habe mein Leben ausgewoben wie ein Weber;
er wird mich vom Trumm abschneiden.
Ehe der Tag zur Nacht wird,
machst du ein Ende mit mir!
13 Ich schrie bis zum Morgen,
einem Löwen gleich, so hatte er mir alle meine Gebeine zermalmt.
Ehe der Tag zur Nacht wird, machst du ein Ende mit mir!
14 Ich zwitscherte wie eine Schwalbe,
winselte wie ein Kranich und seufzte wie eine Taube.
Meine Augen blickten schmachtend zur Höhe:
Ach, Herr, ich bin bedrängt; bürge für mich!
15 Was [anderes] sollte ich sagen?
Er aber redete zu mir und führte es auch aus!
Ich will nun mein Leben lang vorsichtig wandeln
ob solcher Bekümmernis meiner Seele.
16 Herr, davon lebt man,
und darin besteht das Leben meines Geistes,
daß du mich gesund und lebendig machst.
17 Siehe, um Frieden war ich bitterlich bekümmert;
aber du hast meine Seele liebevoll umfangen und sie aus der Grube des Verderbens herausgezogen;
denn du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen!
18 Denn das Totenreich kann dich nicht loben,
noch der Tod dich preisen;
und die in die Grube fahren, können nicht auf deine Treue warten;
19 sondern der Lebendige, ja, der Lebendige lobt dich,
wie ich es heute tue.
Der Vater macht den Kindern deine Treue kund.
20 Herr! Dafür, daß du mich gerettet hast,
wollen wir alle Tage unsres Lebens
im Hause des Herrn
unser Saitenspiel erklingen lassen!
21 Und Jesaja sprach: Man bringe eine Feigenmasse und lege sie ihm als Pflaster auf das Geschwür, so wird er leben! 22 Da fragte Hiskia: Wie steht es mit dem Zeichen? Ich möchte hinaufgehen ins Haus des Herrn!
Gesandte aus Babel kommen zu Hiskia
39 Zu jener Zeit sandte Merodach Baladan, der Sohn Baladans, der König zu Babel, einen Brief und Geschenke an Hiskia, denn er hatte gehört, daß er krank gewesen und wieder zu Kräften gekommen sei. 2 Und Hiskia freute sich sehr über sie und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und das Gold und die Spezereien und das kostbare Öl, und sein ganzes Zeughaus, samt allem, was sich in seinen Schatzkammern vorfand; es war nichts in seinem Hause und im Bereiche seiner Herrschaft, das Hiskia sie nicht hätte sehen lassen.
3 Da kam der Prophet Jesaja zum König Hiskia und fragte ihn: Was haben diese Männer gesprochen, und woher sind sie zu dir gekommen? Hiskia antwortete: Sie sind aus einem fernen Lande, von Babel, zu mir gekommen! 4 Er aber sprach: Was haben sie in deinem Hause gesehen? Hiskia antwortete: Sie haben alles gesehen, was in meinem Hause ist; es ist nichts in meinen Schatzkammern, was ich ihnen nicht gezeigt hätte.
5 Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre das Wort des Herrn der Heerscharen: 6 Siehe, es kommt die Zeit, da alles, was in deinem Hause ist, und alles, was deine Väter bis auf diesen Tag gesammelt haben, nach Babel geführt werden wird; es wird nichts übrigbleiben, spricht der Herr. 7 Und von deinen Söhnen, die von dir abstammen, die du zeugen wirst, wird man nehmen, daß sie Kämmerer seien im Palast des Königs zu Babel!
8 Da sprach Hiskia zu Jesaja: Das Wort des Herrn, welches du geredet hast, ist gut! Denn, sprach er, es wird doch Friede und Sicherheit in meinen Tagen sein.
Die dem Volk Israel verheißene Erlösung
40 Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott;
2 redet freundlich mit Jerusalem und rufet ihr zu,
daß ihr Frondienst vollendet,
daß ihre Schuld gesühnt ist;
denn sie hat von der Hand des Herrn
Zwiefältiges empfangen für alle ihre Sünden.
3 Eine Stimme ruft:
In der Wüste bereitet den Weg des Herrn,
ebnet auf dem Gefilde eine Bahn unserm Gott[b]!
4 Jedes Tal soll erhöht,
jeder Berg und Hügel erniedrigt werden,
und was krumm ist, soll gerade,
und was höckericht ist, zur Ebene werden;
5 und die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren
und alles Fleisch zumal wird sie sehen;
denn der Mund des Herrn hat es gesagt.[c]
6 Es spricht eine Stimme: Predige!
Und er[d] sprach: Was soll ich predigen?
„Alles Fleisch ist Gras
und alle seine Anmut wie die Blume des Feldes!
7 Das Gras wird dürr, die Blume welkt;
denn der Hauch des Herrn weht darein.
Wahrhaftig, das Volk ist Gras!
8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt;
aber das Wort unsres Gottes bleibt in Ewigkeit.“
9 Steige auf einen hohen Berg,
o Zion, die du gute Botschaft bringst!
Erhebe deine Stimme mit Kraft,
o Jerusalem, die du gute Botschaft bringst;
erhebe sie ohne Furcht;
sage den Städten Judas: Seht, da ist euer Gott!
10 Siehe, Gott, der Herr, kommt als ein Starker,
und sein Arm wird für ihn herrschen;
siehe, sein Lohn ist bei ihm,
und was er erworben, geht vor ihm her.
11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte;
in seinen Arm wird er die Lämmer nehmen
und sie an seinem Busen tragen;
die Schafmütter wird er sorgsam führen.
12 Wer maß die Wasser mit der hohlen Hand?
Wer grenzte den Himmel mit der Spanne ab
und faßte den Staub der Erde in einen Dreiling?
Wer wog die Berge mit der Waage ab
und die Hügel mit Waagschalen?
13 Wer unterrichtete den Geist des Herrn,
und welcher Ratgeber hat ihn unterwiesen[e]?
14 Wen hat er um Rat gefragt, daß er ihn verständig mache
und ihm den Weg des Rechts weise,
daß er ihn Erkenntnis lehre
und ihm den Weg des Verstandes zeige?
15 Siehe, die Völker[f] sind wie ein Tropfen am Eimer;
wie ein Stäublein in den Waagschalen sind sie geachtet;
siehe, er hebt die Inseln auf wie ein Sandkörnlein!
16 Der Libanon reicht nicht hin zum Feuer,
und seine Tiere genügen nicht zum Brandopfer.
17 Alle Völker sind wie nichts vor ihm;
für eitel und gar nichtig gelten sie ihm!
18 Wem wollt ihr denn Gott vergleichen?
Oder was für ein Ebenbild wollt ihr ihm an die Seite stellen?
19 Das Götzenbild? Das hat der Künstler gegossen,
und der Goldschmied überzieht es mit Gold
und gießt silberne Ketten daran.
20 Wer aber arm ist,
wählt zu seinem Weihgeschenk ein Holz, das nicht fault,
und sucht sich einen Schnitzer,
der ein Götzenbild herstellen kann, das nicht wackelt.
21 Wisset ihr es nicht? Hört ihr es nicht?
Ist es euch nicht von Anfang an verkündigt worden?
Habt ihr die Gründung der Erde nicht begriffen?
22 Der ich über dem Kreise der Erde sitze
und vor dem ihre Bewohner wie Heuschrecken sind;
der ich den Himmel ausbreite wie einen Flor
und ihn ausspanne wie ein Zelt, daß man darunter wohne;
23 der ich Fürsten zunichte
und Richter der Erde machtlos mache -
24 kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesetzt,
kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde,
so hauche ich sie an, daß sie verdorren
und dahinfahren wie Stoppeln vor dem Sturmwind -;
25 wem wollt ihr mich vergleichen dem ich gleich sein soll?
spricht der Heilige.
26 Hebet eure Augen zur Höhe und seht:
Wer hat diese erschaffen?
Er, der ihr Heer nach der Zahl herausführt,
der sie alle mit Namen ruft.
So groß ist sein Vermögen und so stark ist er,
daß es nicht an einem fehlen kann.
27 Warum sprichst du denn, Jakob,
und sagst du, Israel:
Mein Weg ist vor dem Herrn verborgen,
und mein Recht entgeht meinem Gott?
28 Weißt du denn nicht, hast du denn nicht gehört?
Der ewige Gott, der Herr,
der die Enden der Erde geschaffen hat,
wird nicht müde noch matt;
sein Verstand ist unerschöpflich!
29 Er gibt dem Müden Kraft
und Stärke genug dem Unvermögenden.
30 Knaben werden müde und matt,
und Jünglinge fallen;
31 die aber auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
daß sie laufen und nicht matt werden,
daß sie wandeln und nicht müde werden.
Israel soll sein ganzes Vertrauen auf den Herrn setzen
41 Höret mir schweigend zu, ihr Inseln,
und die Völker mögen neue Kraft gewinnen!
Sie sollen herzukommen, alsdann mögen sie reden;
wir wollen zusammenkommen, um miteinander zu rechten!
2 Wer hat vom Aufgang her den erweckt,
welchem Gerechtigkeit begegnet auf Schritt und Tritt?
Wer gibt Völker vor ihm hin und unterwirft ihm Könige?
Wer macht sie vor seinem Schwert wie Staub
und vor seinem Bogen wie verwehte Stoppeln?
3 Er verfolgt sie, zieht hin in Frieden einen Pfad,
den er mit seinen Füßen nie zuvor betrat.
4 Wer hat es bewirkt und ausgeführt?
Er, der die Geschlechter von Anbeginn gerufen:
Ich, der Herr, der ich der Erste
und auch bei den Letzten noch derselbe bin!
5 Die Inseln schauen und schaudern,
die Enden der Welt erschrecken:
sie nähern sich und kommen herzu.
6 Einer hilft dem andern
und spricht zu seinem Bruder: Sei getrost!
7 Der Schmied ermutigt den Gießer,
der mit dem Hammer Glättende den, der auf den Ambos schlägt,
indem er von der Lötung sagt: Sie ist gut!
Und er heftet es mit Nägeln, damit es nicht wackle.
8 Du aber, Israel, mein Knecht,
Jakob, mein Auserwählter,
du Same Abrahams, meines Freundes;
9 welchen ich von den Enden der Erde genommen
und aus ihren Winkeln berufen
und zu dem ich gesprochen habe: Du bist mein Knecht,
ich habe dich auserwählt und verwerfe dich nicht; -
10 fürchte dich nicht; denn ich bin mit dir;
sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott;
ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
11 Siehe, zuschanden und zu Spott werden alle,
die wider dich zürnten;
es werden zunichte und kommen um
die Männer, die mit dir zankten.
12 Du wirst sie suchen, aber nicht finden,
die Leute, welche mit dir haderten;
wie nichts und gar nichts werden die Männer,
die wider dich stritten.
13 Denn ich, der Herr, dein Gott,
ergreife deine rechte Hand
und sage dir: Fürchte dich nicht; ich helfe dir!
14 Erschrick nicht, du Würmlein Jakob,
du Häuflein Israel;
denn ich helfe dir, spricht der Herr,
und dein Erlöser ist der Heilige Israels.
15 Siehe, ich mache dich zu einem neuen,
scharfschneidenden Dreschwagen:
du wirst Berge zerdreschen und zermalmen
und Hügel der Spreu gleichmachen[g];
16 du wirst sie worfeln, und der Wind wird sie davontragen,
und der Sturmwind wird sie zerstreuen;
du aber wirst an dem Herrn Freude haben
und dich des Heiligen Israels rühmen.
17 Die Elenden und Armen suchen Wasser und finden keines;
ihre Zunge verdorrt vor Durst.
Ich, der Herr, will sie erhören;
ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen.
18 Ich öffne Bäche auf kahlen Höhen
und Brunnen inmitten der Täler;
ich mache die Wüste zum Wasserteich
und dürres Erdreich zu Wasserquellen.
19 Ich setze Zedern, Akazien,
Myrten und Ölbäume in der Wüste;
ich pflanze Zypressen, Platanen und Buchsbäume
zumal in der Steppe;
20 daß alle miteinander sehen und merken,
zu Herzen fassen und ermessen,
daß die Hand des Herrn solches gemacht,
der Heilige Israels es geschaffen hat.
21 Bringt eure Streitsache her,
spricht der Herr,
suchet eure stärksten Gründe hervor,
spricht der König Jakobs.
22 Sie mögen hervortreten und uns anzeigen,
was begegnen wird!
Wie fängt es an?
Saget an, so wollen wir achtgeben,
um seinen Ausgang zu erkennen;
oder lasset uns hören, was kommen wird!
23 Saget uns was hernach geschehen wird,
so werden wir erkennen, daß ihr Götter seid;
tut doch etwas Gutes oder Böses,
so wollen wir uns verwundern und fürchten zumal!
24 Siehe, ihr seid gar nichts,
und euer Tun ist ganz umsonst;
verabscheuungswürdig ist, wer euch erwählt!
25 Ich habe von Norden her einen erweckt, und er ist gekommen,
von Sonnenaufgang her, ihn, der meinen Namen anruft.
Er wird über Fürsten kommen wie über Lehm
und wird sie zertreten, wie ein Töpfer den Ton.
26 Wer hat das von Anbeginn verkündigt, daß wir es wußten,
und wer zum voraus, daß wir sagten: Er hat recht?
Aber da ist keiner, der es kundtäte, keiner, der es hören ließe,
niemand, der Worte von euch vernähme!
27 Ich, als Erster, sage zu Zion: „Siehe, da sind sie!“
und gebe Jerusalem einen Freudenboten.
28 Denn ich sehe mich um, aber da ist niemand,
und unter diesen ist kein Ratgeber,
den ich fragen könnte und der mir Antwort gäbe.
29 Siehe, sie alle sind nutzlos,
ihr Tun ist vergeblich,
ihre gegossenen Bilder sind ein leerer Wahn!
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