Book of Common Prayer
Herr, erbarme dich über Jerusalem!
102 Gebet eines Menschen, der allen Mut verloren hat und dem Herrn sein Leid klagt.
2 Höre mein Gebet, Herr,
und achte auf meinen Hilfeschrei!
3 Ich bin in großer Not – verbirg dich nicht vor mir!
Höre mir zu und hilf mir schnell!
4 Mein Leben verflüchtigt sich wie Rauch,
mein ganzer Körper glüht, von Fieber geschüttelt.
5 Meine Kraft vertrocknet wie abgemähtes Gras,
selbst der Hunger ist mir vergangen.
6 Ich bin nur noch Haut und Knochen,
mir bleibt nichts als endloses Stöhnen.
7 Man hört mich klagen wie eine Eule in der Wüste,
wie ein Käuzchen in verlassenen Ruinen.
8 Tiefe Verzweiflung raubt mir den Schlaf;
ich fühle mich wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.
9 Tag für Tag beschimpfen mich meine Feinde,
und wen sie verfluchen wollen,
dem wünschen sie mein Schicksal herbei.
10 Ich esse Staub, als wäre es Brot,
und in meine Getränke mischen sich Tränen.
11 Denn dein furchtbarer Zorn hat mich getroffen,
du hast mich hochgeworfen und zu Boden geschmettert!
12 Mein Leben gleicht einem Schatten,
der am Abend in der Dunkelheit verschwindet.
Ich bin wie Gras, das bald verdorrt.
13 Du aber, Herr, regierst für alle Zeiten;
von dir wird man erzählen, solange es Menschen gibt.
14 Du wirst eingreifen und dich über Zion erbarmen.
Denn die Zeit ist gekommen, es zu begnadigen – die Stunde ist da!
15 Dein Volk liebt die Mauern dieser Stadt
und trauert über ihre Trümmer.
16-17 Aber der Herr wird sie wieder aufbauen,
er wird erscheinen in all seiner Pracht.
Dann werden die Völker ihn fürchten
und alle Könige vor seiner Macht zittern.
18 Ja, der Herr wird das Gebet der Hilflosen hören,
er lässt ihr Flehen nicht außer Acht.
19 Diese Worte soll man aufschreiben
für die Generationen, die nach uns kommen,
damit auch sie es lesen und den Herrn loben:
20 Der Herr blickte von seinem Heiligtum herab,
er schaute vom Himmel auf die Erde.
21 Er hörte das Stöhnen der Gefangenen
und rettete sie vor dem sicheren Tod.
22 Darum wird man den Herrn auf dem Berg Zion rühmen;
in ganz Jerusalem wird man ihn loben,
23 wenn alle Völker und Königreiche sich versammeln,
um sich in seinen Dienst zu stellen.
24 Mitten im Leben[a] hat Gott meine Kraft gebrochen,
ich weiß, meine Tage sind schon gezählt.
25 Darum flehe ich ihn an:
Mein Gott, lass mich nicht jetzt schon sterben!
Du selbst überdauerst die Generationen.
26 Vor langer Zeit hast du alles geschaffen,
Himmel und Erde sind das Werk deiner Hände.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst.
Wie alte Kleider werden sie zerfallen,
wie ein abgetragenes Gewand legst du sie ab und wechselst sie aus.
28 Du aber bleibst ein und derselbe,
deine Jahre haben kein Ende.
29 Die Nachkommen deines Volkes werden in Sicherheit wohnen,
unter deinem Schutz werden sie geborgen sein.
Fünftes Buch
(Psalm 107–150)
Herr, du hast uns gerettet!
107 Dankt dem Herrn, denn er ist gut,
und seine Gnade hört niemals auf!
2 Dies sollen alle bekennen, die der Herr erlöst hat.
Ja, er hat sie aus der Gewalt ihrer Unterdrücker befreit
3 und aus fernen Ländern wieder zurückgebracht –
aus Ost und West, aus Nord und Süd.
4 Manche irrten in der trostlosen Wüste umher
und konnten keinen bewohnten Ort finden.
5 Hunger und Durst raubten ihnen alle Kraft,
sie waren der Verzweiflung nahe.
6 In auswegloser Lage schrien sie zum Herrn,
und er rettete sie aus ihrer Not.
7 Er half ihnen, den richtigen Weg zu finden,
und führte sie zu einer bewohnten Stadt.
8 Sie sollen den Herrn preisen für seine Gnade
und für seine Wunder, die er uns Menschen erleben lässt!
9 Denn er hat den Verdurstenden zu trinken gegeben,
die Hungernden versorgte er mit reichlich Nahrung.
10 Andere lagen in der Finsternis gefangen
und litten unter ihren schweren Fesseln.
11 Sie hatten missachtet, was Gott ihnen sagte,
und die Weisungen des Höchsten in den Wind geschlagen.
12 Darum zerbrach er ihren Stolz durch Mühsal und Leid;
sie lagen am Boden, und keiner half ihnen auf.
13 In auswegloser Lage schrien sie zum Herrn,
und er rettete sie aus ihrer Not.
14 Er holte sie aus den finsteren Kerkern heraus
und riss ihre Fesseln entzwei.
15 Sie sollen den Herrn preisen für seine Gnade
und für seine Wunder, die er uns Menschen erleben lässt!
16 Denn er hat die gepanzerten Türen zerschmettert
und die eisernen Riegel aufgebrochen.
17 Andere hatten leichtfertig gesündigt;
wegen ihrer Verfehlungen siechten sie nun dahin.
18 Zuletzt ekelten sie sich vor jeder Speise
und standen schon an der Schwelle des Todes.
19 In auswegloser Lage schrien sie zum Herrn,
und er rettete sie aus ihrer Not.
20 Er sprach nur ein Wort, und sie wurden gesund.
So bewahrte er sie vor dem sicheren Tod.
21 Sie sollen den Herrn preisen für seine Gnade
und für seine Wunder, die er uns Menschen erleben lässt!
22 Aus Dank sollen sie ihm Opfergaben bringen
und voll Freude von seinen Taten erzählen!
23 Wieder andere segelten aufs Meer hinaus,
um mit ihren Schiffen Handel zu treiben.
24 Dort erlebten sie die Macht des Herrn,
auf hoher See wurden sie Zeugen seiner Wunder.
25 Nur ein Wort von ihm – und ein Sturm peitschte das Meer.
Wogen türmten sich auf,
26 warfen die Schiffe hoch in die Luft
und stießen sie sogleich wieder in die Tiefe.
Da verloren die Seeleute jede Hoffnung.
27 Sie wankten und taumelten wie Betrunkene,
mit ihrer Weisheit waren sie am Ende.
28 In auswegloser Lage schrien sie zum Herrn,
und er rettete sie aus ihrer Not.
29 Er bannte die tödliche Gefahr:
Der Sturm legte sich, und die Wellen wurden ruhig.
30 Da jubelten sie, dass endlich Stille herrschte!
Gott brachte sie in den sicheren Hafen, an das ersehnte Ziel.
31 Sie sollen den Herrn preisen für seine Gnade
und für seine Wunder, die er uns Menschen erleben lässt!
32 Vor der ganzen Gemeinde sollen sie ihn rühmen
und ihn loben vor dem Rat der führenden Männer.
20 Seine Frau aber wurde mit dem Brautführer, einem der dreißig Männer, verheiratet.
Simson rächt sich an den Philistern
15 Einige Zeit später, als man gerade den Weizen erntete, wollte Simson seine Frau besuchen. Als Geschenk hatte er ihr einen jungen Ziegenbock mitgebracht. Er bat ihren Vater: »Lass mich zu meiner Frau ins Zimmer!« Doch der Vater verweigerte es ihm: 2 »Das geht nicht! Ich habe sie dem Brautführer zur Frau gegeben. Glaub mir, ich habe wirklich gedacht, dass sie dir nichts mehr bedeutet. Heirate doch ihre jüngere Schwester! Sie ist sogar noch schöner!«
3 »Das werde ich euch Philistern heimzahlen!«, rief Simson. »Und diesmal bin ich wirklich im Recht!« 4 Er zog los, fing dreihundert Füchse, band sie paarweise an den Schwänzen zusammen und befestigte Fackeln daran. 5 Dann zündete er die Fackeln an und jagte die Tiere in die Felder der Philister. Sie setzten das Getreide auf den Äckern, die Garbenhaufen, die Weinberge und die Olivengärten in Brand.
6 Die Philister fragten: »Wer hat das getan?« Und bald fand man heraus: »Es war Simson! Sein Schwiegervater in Timna hat ihm die Frau weggenommen und sie seinem Brautführer gegeben.« Die Philister zogen nach Timna und verbrannten die Frau und ihren Vater. 7 Da ging Simson zu ihnen und rief: »Was habt ihr getan! Das schreit nach Rache! Jetzt werde ich euch nicht mehr verschonen!« 8 Er schlug auf die Philister ein, bis sie alle am Boden lagen. Dann ging er zum Berg Etam und lebte dort eine Zeit lang in einer Höhle im Felsen.
Simson kämpft gegen die Philister
9 Die Philister marschierten mit ihrem Heer ins Stammesgebiet von Juda ein und schlugen ihr Lager bei Lehi auf. 10 Die Bewohner von Juda fragten: »Warum zieht ihr gegen uns in den Krieg?« »Wir wollen Simson gefangen nehmen«, erwiderten die Philister. »Wir haben mit ihm eine Rechnung zu begleichen.«
11 Da gingen dreitausend Judäer zu der Höhle am Berg Etam und stellten Simson zur Rede: »Warum hast du uns das angetan? Du weißt doch, dass die Philister uns beherrschen!« »Ich habe ihnen nur mit gleicher Münze heimgezahlt, was sie mir angetan haben«, antwortete er.
12 Die Männer von Juda erwiderten: »Wir sind hergekommen, um dich zu fesseln und den Philistern auszuliefern.« »Schwört mir, dass ihr mich nicht umbringt!«, bat Simson. 13 Sie versprachen: »Wir wollen dich wirklich nur fesseln und ausliefern. Auf keinen Fall werden wir dich töten!« Nun ließ er sich von ihnen mit zwei neuen Stricken binden, aus der Höhle herausführen und nach Lehi bringen.
14 Als die Philister Simson sahen, stimmten sie ein Triumphgeschrei an. Da wurde er vom Geist des Herrn ergriffen. Er zerriss die Stricke an seinen Armen, als wären sie angesengte Bindfäden. 15 Dann entdeckte er den Unterkieferknochen eines Esels, packte ihn und erschlug damit tausend Philister.
16 »Mit dem Kiefer des Esels mähte ich sie nieder!«, rief er. »Mit dem Kiefer des Esels schlug ich tausend Mann!« 17 Danach warf er den Knochen weg. Seither heißt der Ort, an dem dies geschehen ist, Ramat-Lehi (»Kinnbacken-Höhe«).
18 Simson hatte großen Durst. Er betete zum Herrn: »Ich habe für dich gekämpft, und du hast mir diesen großen Sieg geschenkt! Aber jetzt muss ich verdursten und werde doch noch diesen unbeschnittenen Heiden in die Hände fallen!« 19 Da ließ Gott aus einer Bodensenke in der Nähe von Lehi Wasser hervorbrechen. Simson trank davon und kam wieder zu Kräften. Man nennt die Quelle daher En-Hakore (»Quelle des Rufenden«); sie ist noch heute dort.
20 Zwanzig Jahre lang führte Simson das Volk Israel, während die Philister das Land beherrschten.
17 Dann kam die Zeit, in der Gott das Versprechen erfüllen wollte, das er Abraham gegeben hatte. Die Nachkommen von Josef und seinen Brüdern waren in Ägypten inzwischen zu einem großen Volk geworden. 18 Ein neuer Pharao kam an die Macht, der von Josef nichts mehr wusste. 19 Grausam und voller Hinterlist unterdrückte er unser Volk. Er zwang unsere Vorfahren, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, damit sie starben und das Volk nicht noch größer wurde.
20 In dieser Zeit wurde Mose geboren; er war ein sehr schönes Kind[a]. Drei Monate lang versteckten ihn seine Eltern in ihrem Haus. 21 Als er dann doch ausgesetzt werden musste, fand ihn die Tochter des Pharaos. Sie nahm ihn bei sich auf und erzog ihn wie ihren eigenen Sohn. 22 Mose wurde in allen Wissenschaften der Ägypter gründlich ausgebildet, und er zeichnete sich durch eindrucksvolle Worte und Taten aus.
23 Als Mose 40 Jahre alt war, beschloss er, sich um seine Brüder, die Israeliten, zu kümmern. 24 Eines Tages musste er mit ansehen, wie ein Israelit von einem Ägypter misshandelt wurde. Da griff er ein, übte Rache und schlug den Ägypter tot. 25 Mose meinte, seine Landsleute müssten jetzt erkennen, dass Gott ihn zur Befreiung seines Volkes geschickt hatte. Doch sie erkannten es nicht. 26 Am nächsten Tag kam er gerade dazu, als sich zwei Israeliten stritten. Er versuchte, den Streit zu schlichten, und sagte zu ihnen: ›Ihr gehört doch zu ein und demselben Volk, warum schlagt ihr euch?‹ 27 Aber der mit dem Streit angefangen hatte, stieß ihn zurück und rief: ›Wer hat dich eigentlich zu unserem Aufseher und Richter gemacht? 28 Willst du mich etwa auch umbringen, wie du gestern den Ägypter getötet hast?‹ 29 Mose erschrak über diese Worte. Er verließ Ägypten und floh nach Midian, wo er als Ausländer lebte. Dort wurden auch seine beiden Söhne geboren.
Jesus heilt ein schwer krankes Kind
43 Jesus blieb zwei Tage in Sychar, dann zog er weiter nach Galiläa. 44 Er selbst hatte zwar einmal gesagt, dass ein Prophet in seiner Heimat nichts gilt. 45 Als er aber dort ankam, nahmen ihn die Galiläer freundlich auf. Sie waren nämlich während des Passahfestes in Jerusalem gewesen und hatten alles miterlebt, was er dort getan hatte.
46 Auf seinem Weg durch Galiläa kam Jesus auch wieder nach Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kapernaum lebte damals ein königlicher Beamter, dessen Sohn sehr krank war. 47 Als dieser Mann hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa zurückgekehrt war, ging er zu ihm und flehte: »Komm schnell in mein Haus und heile meinen Sohn; er liegt im Sterben!«
48 »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder zu sehen bekommt, glaubt ihr nie«, sagte Jesus zu ihm. 49 Der Beamte bat ihn: »Herr, komm bitte mit, bevor mein Kind stirbt!« 50 »Du kannst beruhigt nach Hause gehen«, erwiderte Jesus, »dein Sohn ist gesund!« Der Mann vertraute auf das, was Jesus ihm gesagt hatte, und ging nach Hause.
51 Noch während er unterwegs war, kamen ihm einige seiner Diener entgegen. »Dein Kind ist gesund!«, riefen sie. 52 Der Vater erkundigte sich: »Seit wann geht es ihm besser?« Sie antworteten: »Gestern Mittag gegen ein Uhr hatte er plötzlich kein Fieber mehr.« 53 Da wurde dem Vater klar, dass Jesus genau in dieser Stunde gesagt hatte: »Dein Sohn ist gesund!« Seitdem glaubte dieser Mann mit allen, die in seinem Haus lebten, an Jesus.
54 Dies war das zweite Wunder, das Jesus in Galiläa vollbrachte, nachdem er aus Judäa zurückgekehrt war.
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