Revised Common Lectionary (Semicontinuous)
Psalm 130
1 Ein Wallfahrtslied.
Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr:
2 Herr, höre meine Stimme!
Lass deine Ohren aufmerksam sein
auf die Stimme meines Flehens!
3 Wenn du, o Herr, Sünden
anrechnest[a],
Herr, wer kann bestehen?
4 Aber bei dir ist die Vergebung,
damit man dich fürchte.
5 Ich harre auf den Herrn, meine Seele harrt,
und ich hoffe auf sein Wort.
6 Meine Seele harrt auf den Herrn
mehr als die Wächter auf den Morgen,
mehr als die Wächter auf den Morgen.
7 Israel, hoffe auf den Herrn!
Denn bei dem Herrn ist die Gnade,
und bei ihm ist Erlösung in Fülle.
8 Ja, er wird Israel erlösen
von allen seinen Sünden.
Die zweite Reise der Söhne Jakobs nach Ägypten
43 Aber die Hungersnot lastete auf dem Land.
2 Und es geschah, als sie alles Korn aufgezehrt hatten, das sie aus Ägypten hergebracht hatten, da sprach ihr Vater zu ihnen: Geht und kauft uns wieder ein wenig Speise!
3 Aber Juda antwortete und sprach zu ihm: Der Mann hat uns ernstlich bezeugt und gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist!
4 Wenn du nun unseren Bruder mit uns sendest, so wollen wir hinabziehen und dir Speise kaufen.
5 Wenn du ihn aber nicht gehen lässt, so ziehen wir nicht hinab; denn der Mann hat zu uns gesagt: Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist!
6 Da sprach Israel: Warum habt ihr mir das zuleide getan, dem Mann zu verraten, dass ihr noch einen Bruder habt?
7 Sie sprachen: Der Mann forschte so genau nach uns und unserer Verwandtschaft und sprach: Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder? Da gaben wir ihm Auskunft, wie es sich verhielt. Konnten wir denn wissen, dass er sagen würde: Bringt euren Bruder herab?
8 Und Juda sprach zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns auf den Weg machen, damit wir leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder!
9 Ich will für ihn bürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich die Schuld tragen vor dir mein ganzes Leben lang.
10 Wenn wir nicht gezögert hätten, so wären wir gewiss jetzt schon zweimal zurückgekehrt!
11 Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: Wenn es denn doch sein muss, dann macht es so: Nehmt in eure Säcke von den berühmtesten Erzeugnissen des Landes und bringt sie dem Mann als Geschenk: ein wenig Balsam, ein wenig Honig, Tragakanth und Ladanum, Pistazien und Mandeln.
12 Nehmt auch den doppelten Betrag Geld mit euch und erstattet das zurückerhaltene Geld, das oben in euren Säcken war, eigenhändig wieder; vielleicht war es ein Versehen.
13 Und nehmt euren Bruder mit, macht euch auf und kehrt zu dem Mann zurück!
14 Und Gott, der Allmächtige, gebe euch Barmherzigkeit vor dem Mann, dass er euch euren anderen Bruder wieder mitgibt und Benjamin! Ich aber, wenn ich doch der Kinder beraubt sein soll, so sei ich ihrer beraubt!
15 Da nahmen die Männer dieses Geschenk und doppelt so viel Geld mit sich, und auch Benjamin; und sie machten sich auf und reisten hinab nach Ägypten und traten vor Joseph.
16 Als nun Joseph den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu seinem Verwalter[a]: Führe die Männer ins Haus hinein, schlachte und bereite [ein Essen] zu; denn sie sollen mit mir zu Mittag essen!
17 Der Mann tat, wie ihm Joseph gesagt hatte, und führte die Männer in das Haus Josephs.
18 Da fürchteten sich die Männer, weil sie in das Haus Josephs geführt wurden, und sprachen: Man führt uns hinein wegen des Geldes, welches das erste Mal wieder in unsere Säcke gekommen ist, um über uns herzufallen und uns zu überwältigen und uns zu Sklaven zu machen samt unseren Eseln!
19 Darum wandten sie sich an den Mann, der über das Haus Josephs [gesetzt] war, und redeten vor der Haustür mit ihm,
20 und sie sprachen: Bitte, mein Herr, wir sind schon einmal hier gewesen, um Speise zu kaufen;
21 und es geschah, als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, siehe, da lag das Geld von jedem oben in seinem Sack, unser Geld nach seinem vollen Gewicht.
22 Nun haben wir es wieder mit uns gebracht und anderes Geld dazu, um Speise zu kaufen; wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat!
23 Er sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Fürchtet euch nicht! Euer Gott und der Gott eures Vaters hat euch einen Schatz in eure Säcke gegeben. Euer Geld ist mir zugekommen! Und er brachte Simeon zu ihnen hinaus.
24 Und der Mann führte die Männer in das Haus Josephs und gab ihnen Wasser, dass sie ihre Füße waschen konnten, und gab ihren Eseln Futter.
25 Sie aber machten das Geschenk bereit, bis Joseph zur Mittagszeit kam; denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten.
26 Als nun Joseph nach Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das in ihren Händen war, ins Haus und beugten sich vor ihm zur Erde nieder.
27 Und er fragte nach ihrem Wohlergehen und sprach: Geht es auch eurem alten Vater gut, von dem ihr mir erzähltet? Lebt er noch?
28 Sie antworteten: Es geht deinem Knecht, unserem Vater, gut; er lebt noch! Und sie verneigten sich und beugten sich vor ihm nieder.
29 Als er aber seine Augen erhob und seinen Bruder Benjamin sah, den Sohn seiner Mutter, fragte er: Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir gesprochen habt? Und er sprach: Gott sei dir gnädig, mein Sohn!
30 Danach aber zog sich Joseph zurück, denn sein Innerstes war aufgewühlt wegen seines Bruders; und er suchte einen Ort auf, wo er weinen konnte, und ging in sein Gemach und weinte dort.
31 Dann aber wusch er sein Angesicht, ging hinaus, überwand sich und sprach: Tragt das Essen auf!
32 Und man trug ihm besonders auf und ihnen besonders und ebenso den Ägyptern, die mit ihm aßen, besonders; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen, denn das ist für die Ägypter ein Gräuel.
33 Und sie saßen vor ihm, der Erstgeborene zuoberst und der Jüngste zuunterst, und die Männer schauten einander verwundert an.
34 Und man trug ihnen besondere Gerichte von dem auf, was vor seinem Angesicht gestanden hatte; das besondere Gericht für Benjamin aber war fünfmal größer als die besonderen Gerichte von ihnen allen. Und sie tranken und wurden fröhlich mit ihm.
Die Beratung in Jerusalem über das Verhältnis zu den Heidenchristen
15 Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden!
2 Da nun Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten, bestimmten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen sollten.
3 So durchzogen sie nun als Abgeordnete der Gemeinde Phönizien und Samaria, indem sie von der Bekehrung der Heiden erzählten und allen Brüdern große Freude bereiteten.
4 Als sie aber nach Jerusalem kamen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen und berichteten alles, was Gott mit ihnen gewirkt hatte.
5 Aber einige von der Richtung der Pharisäer, die gläubig geworden waren, standen auf und sprachen: Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten!
6 Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, um diese Sache zu untersuchen.
7 Nachdem aber eine große Auseinandersetzung stattgefunden hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer und Brüder, ihr wisst, dass Gott lange vor diesen Tagen mitten unter uns die Heiden erwählt hat, dass sie durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben kommen sollten.
8 Und Gott, der die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis ab, indem er ihnen den Heiligen Geist gab gleichwie uns;
9 und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hatte.
10 Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, indem ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten?
11 Vielmehr glauben wir, dass wir durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet werden, auf gleiche Weise wie jene.
12 Da schwieg die ganze Menge und hörte Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.
13 Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte: Ihr Männer und Brüder, hört mir zu!
14 Simon hat erzählt, wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen.
15 Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht:
16 »Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten,
17 damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.«[a]
18 Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt.
19 Darum urteile ich, dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll,
20 sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten[b] und vom Blut zu enthalten.
21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.
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