Revised Common Lectionary (Complementary)
Psalm 130
1 Ein Wallfahrtslied.
Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr:
2 Herr, höre meine Stimme!
Lass deine Ohren aufmerksam sein
auf die Stimme meines Flehens!
3 Wenn du, o Herr, Sünden
anrechnest[a],
Herr, wer kann bestehen?
4 Aber bei dir ist die Vergebung,
damit man dich fürchte.
5 Ich harre auf den Herrn, meine Seele harrt,
und ich hoffe auf sein Wort.
6 Meine Seele harrt auf den Herrn
mehr als die Wächter auf den Morgen,
mehr als die Wächter auf den Morgen.
7 Israel, hoffe auf den Herrn!
Denn bei dem Herrn ist die Gnade,
und bei ihm ist Erlösung in Fülle.
8 Ja, er wird Israel erlösen
von allen seinen Sünden.
Der Herr beruft Hesekiel in den Prophetendienst
Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn
1 Und es geschah im dreißigsten Jahr, am fünften Tag des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar[a] war, da öffnete sich der Himmel, und ich sah Gesichte[b] Gottes.
2 Am fünften Tag jenes Monats — es war das fünfte Jahr [seit] der Wegführung des Königs Jojachin[c] —
3 da erging das Wort des Herrn ausdrücklich an Hesekiel, den Sohn Busis, den Priester, im Land der Chaldäer am Fluss Kebar; und die Hand des Herrn kam dort über ihn.
8 Du aber, Menschensohn, höre auf das, was ich zu dir rede; sei nicht widerspenstig wie das widerspenstige Haus! Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir gebe!
9 Da schaute ich, und siehe, eine Hand war zu mir ausgestreckt, und siehe, sie hielt eine Buchrolle.
10 Und er breitete sie vor mir aus; sie war aber auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben, und es waren Klagen, Seufzer und Weherufe darauf geschrieben.
Hesekiel wird zum Boten Gottes und zum Wächter über Israel bestimmt
3 Und er sprach zu mir: Menschensohn, iss, was du hier vorfindest; iss diese Rolle und geh hin, rede zum Haus Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf, und er gab mir jene Rolle zu essen.
3 Und er sprach zu mir: Menschensohn, speise deinen Bauch und fülle deinen Leib mit dieser Rolle, die ich dir gebe! Da aß ich, und es war in meinem Mund so süß wie Honig.
Der Engel mit dem offenen Büchlein
10 Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabsteigen, bekleidet mit einer Wolke, und ein Regenbogen war auf seinem Haupt; und sein Angesicht war wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen.
2 Und er hielt in seiner Hand ein offenes Büchlein; und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde,
3 und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er gerufen hatte, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen.
4 Und als die sieben Donner ihre Stimmen hatten vernehmen lassen, wollte ich schreiben; da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel, die zu mir sprach: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe diese Dinge nicht auf!
5 Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine Hand zum Himmel
6 und schwor bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was darauf ist, und das Meer und was darin ist: Es wird keine Zeit mehr sein;
7 sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er in die Posaune stoßen wird, soll das Geheimnis Gottes vollendet werden, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Heilsbotschaft verkündet hat.
8 Und die Stimme, die ich aus dem Himmel gehört hatte, redete nochmals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Büchlein in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht!
9 Und ich ging zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm es und iss es auf; und es wird dir Bitterkeit im Bauch verursachen, in deinem Mund aber wird es süß sein wie Honig.
10 Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig. Als ich es aber aufgegessen hatte, wurde es mir bitter im Bauch.
11 Und er sprach zu mir: Du sollst nochmals weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige!
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