Old/New Testament
Gott, wie lange noch liegt dein Heiligtum in Trümmern?
74 Ein kunstvoll gestaltetes Lied[a]. Von Asaf.
Warum, o Gott, hast du uns für immer verstoßen?
Warum trifft uns dein glühender Zorn?
Wir sind doch deine Herde, und du bist unser Hirte, der uns auf seine Weide führt![b]
2 Denk an deine Gemeinde, die du dir vor langer Zeit als Eigentum erworben hast,
die du erlöst und zu dem Volk gemacht hast, das dir allein gehört[c]!
Denk an den Berg Zion, auf dem du Wohnung nahmst.
3 Mach dich schnellen Schrittes auf zu den Trümmern, die schon seit ewigen Zeiten dort liegen!
Alles im Heiligtum haben unsere Feinde verwüstet!
4 Laut brüllen die Feinde dort, wo du deinem Volk begegnet bist,
überall haben sie ihre Feldzeichen errichtet.
5 Wie man mit der Axt zum Schlag ausholt
gegen das dichte Geäst im Wald,
6 so zerschlugen sie das Gebälk und seine Schnitzereien
mit Beilen und mit Brechstangen.
7 Dein gesamtes Heiligtum haben sie in Brand gesteckt.
Entweiht und dem Erdboden gleichgemacht haben sie deine Wohnung, in der man deinen Namen anrief[d].
8 Ihr Plan stand fest: »Wir wollen sie allesamt niederzwingen!«, so sagten sie.
Sie verbrannten alle Stätten im Land, wo man sich zum Gottesdienst versammelt.
9 Wir haben kein Zeichen mehr dafür, dass du noch einmal eingreifen wirst.[e]
Auch kein Prophet ist mehr da,
und niemand unter uns weiß, wie lange dies noch so weitergehen soll.
10 Wie lange, o Gott, dürfen unsere Bedränger noch lästern,
wie lange dürfen die Feinde deinen Namen immer wieder verhöhnen?
11 Warum greifst du nicht ein mit deiner starken Hand?
Zieh sie doch aus deinem Gewand hervor und bereite ihnen allen ein Ende![f]
12 Und doch ist Gott mein König schon seit frühester Zeit,
er vollbringt rettende Taten überall auf der Erde.
13 Du selbst hast durch deine große Macht das Meer geteilt,
und die Köpfe der Drachen, die sich aus dem Wasser erhoben, hast du zerschlagen.
14 Dem ´Ungeheuer` Leviatan hast du die Köpfe zerschmettert,
und dann gabst du es den wilden Tieren in der Wüste zum Fraß[g].
15 Du selbst hast Quellen und Bäche hervorsprudeln lassen,
und Ströme, die nie versiegten, hast du ausgetrocknet.
16 Dir gehört der Tag und auch die Nacht,
dem Mond und der Sonne hast du ihren Platz zugewiesen.
17 Du selbst hast alle Grenzen der Erde bestimmt,
Sommer und Winter hast du geschaffen.
18 Denk daran: Die Feinde verhöhnen dich, den
Sie sind ein gottloses Volk und lästern über deinen Namen!
19 Gib uns nicht wie eine wehrlose Taube in die Gewalt dieser Raubtiere![h]
Das Leben deines unterdrückten Volkes steht auf dem Spiel – vergiss es nicht für immer![i]
20 Blick ´wieder` auf den Bund, ´den du mit uns geschlossen hast`.
Denn in den dunklen Schlupfwinkeln des Landes herrscht rohe Gewalt.
21 Setz dich dafür ein, dass die Unterdrückten nicht beschämt davonschleichen müssen,
lass die Armen und Gebeugten wieder deinen Namen preisen!
22 Erhebe dich, Gott, und kämpfe für dein Anliegen!
Denk daran, dass törichte Menschen dich den ganzen Tag verhöhnen.
23 Vergiss nicht das Geschrei derer, die sich dir widersetzen!
Sie lehnen sich gegen dich auf, und ihr lautes Toben nimmt kein Ende.[j]
Gott greift zur rechten Zeit ein
75 Für den Dirigenten[k]. Nach derselben Melodie zu begleiten wie »Verschone und erhalte!«[l]. Ein Psalm Asafs. Ein Lied.
2 Wir danken dir, Gott, wir danken dir.
Du bist uns nahe – dein Name ist unter uns bekannt.
Von den Wundern, die du vollbringst, erzählt man überall.[m]
3 Du sagst ja:
»Ich wähle den richtigen Zeitpunkt –
und dann werde ich unparteiisch Gericht halten.
4 Mag auch die Erde wanken, mögen ihre Bewohner beben vor Angst –
ich selbst habe ihre Grundpfeiler unverrückbar befestigt.[n]
5 Ich rufe den Stolzen zu: Schluss mit eurer Überheblichkeit!
Und zu den Gottlosen sage ich: Brüstet euch nicht mit eurer vermeintlichen Stärke!
6 Tragt sie nicht zur Schau, so als reiche sie bis an den Himmel![o]
Redet nicht herausfordernd mit stolz gerecktem Hals!«
7 Denn weder von Osten, wo die Sonne aufgeht, noch von Westen, wo sie untergeht,
auch nicht von der Steppe her ist Hilfe zu erwarten[p].
8 Nein, Gott selbst sorgt für Recht:
den einen erniedrigt er, den anderen bringt er zu großem Ansehen.
9 Der
gefüllt mit dem Wein seines Zorns – schäumend und von betäubender Wirkung.
Und Gott schenkt allen auf dieser Erde, die ihn verachten, davon ein:
Bis zum letzten bitteren Tropfen müssen sie ihn austrinken![q]
10 Ich aber will für alle Zeiten Gottes Taten verkünden,
für den Gott Jakobs will ich Psalmen singen.
11 ´Er spricht`: »Alle Macht der Gottlosen werde ich brechen,
doch zunehmen wird die Macht all derer, die nach Gottes Willen leben.«[r]
Gott, du bist ehrfurchtgebietend!
76 Für den Dirigenten[s]. Mit Saiteninstrumenten zu begleiten. Ein Psalm Asafs. Ein Lied.
2 Wohl bekannt ist Gott in Juda,
groß ist sein Name in ganz Israel.
3 In Salem[t] wurde sein heiliges Zelt errichtet,
auf dem Berg Zion hat er Wohnung genommen.
4 Dort zerbrach er die Brandpfeile[u],
die Schilde, Schwerter und alle Kriegswaffen der Feinde[v].[w]
5 In Licht bist du gehüllt, ´o Gott`,
erhabener als[x] die Berge, von denen die Raubzüge der Feinde ausgingen[y].
6 Selbst die mutigsten Helden[z] wurden ihrer Waffen beraubt,
nun schlafen sie den Todesschlaf,
und keiner der sonst so starken Krieger vermag die Hände zum Kampf zu erheben[aa].
7 Dein Drohen, du Gott Jakobs, genügte –
und schon fielen die Pferde vor den Streitwagen in einen betäubenden Schlaf.
8 Du, ja, du bist Schrecken erregend!
Wer kann vor dir bestehen, wenn du deinem Zorn freien Lauf lässt?
9 Vom Himmel her lässt du dein Gerichtsurteil hören,
Furcht ergreift die Erde, und sie wird ganz still.
10 Ja, das geschieht, wenn Gott aufsteht, um Recht zu sprechen,
um den Unterdrückten im Land Rettung zu bringen.
11 Selbst das schlimmste Wüten von Menschen trägt noch bei zu deinem Lob;
du schmückst dich mit allen, die diesem Toben entgehen, wie mit einem ´schönen` Gürtel.[ab]
12 Legt vor dem
ihr alle, die ihr euch um ihn versammelt.
Ihm, dem Ehrfurchtgebietenden, bringt eure Gaben dar!
13 Dem Hochmut der Gewaltherrscher bereitet er ein Ende[ac],
als furchterregend erweist er sich gegenüber allen Königen der Erde.
16 Es liegt also nicht am Menschen mit seinem Wollen und Bemühen[a], sondern an Gott und seinem Erbarmen. 17 Aus diesem Grund steht in der Schrift auch folgendes Wort, das Gott dem Pharao sagt: »Die Macht, die du hast, habe ich dir deshalb gegeben[b], weil ich an dir meine eigene Macht zeigen will und weil dadurch mein Name überall in der Welt bekannt werden soll.«[c] 18 Wir sehen also, dass Gott so handelt, wie er es will: Er lässt den einen sein Erbarmen erfahren, und er bewirkt, dass ein anderer sich ihm gegenüber verschließt.[d]
19 Man wird[e] mir jetzt entgegenhalten: »Warum zieht er uns dann noch zur Rechenschaft? Dem, was er beschlossen hat, kann sich ja doch niemand widersetzen[f]!« 20 So? Was bildest du dir ein? Du bist ein Mensch und willst anfangen, mit Gott zu streiten? Sagt etwa ein Gefäß[g] zu dem, der es geformt hat: »Warum hast du mich so gemacht, ´wie ich bin`?«[h] 21 Hat der Töpfer nicht das Recht, über den Ton zu verfügen und aus ein und derselben Masse zwei verschiedene Gefäße zu machen – eines für einen ehrenvollen Zweck und eines für einen weniger ehrenvollen Zweck?
22 Und ´was sagst du dazu,` dass Gott die, die ´gewissermaßen` als Gefäße seines Zorns für das Verderben bereitgestellt sind, bisher mit so großer Geduld getragen hat? Er will zwar, dass man ´an ihnen die Auswirkungen` seines Zorns sieht und seine Macht erkennt. 23 Andererseits will er aber auch, dass man erkennt, in welch reichem Maß er seine Herrlichkeit den Gefäßen seines Erbarmens schenkt – uns, für die er diese Herrlichkeit vorbereitet hat. Er hat uns dazu bestimmt, an ihr teilzuhaben[i], 24 und hat uns auch berufen, nicht nur aus dem jüdischen Volk, sondern auch aus den anderen Völkern, 25 wie er es im ´Buch des Propheten` Hosea sagt:
»Ich werde die mein Volk nennen[j],
die nicht mein Volk waren;
ich werde die meine geliebte Frau nennen,
die bisher ungeliebt war.«[k]
26 »Gerade dort[l], wo zu ihnen gesagt wurde:
›Ihr seid nicht Gottes[m] Volk!‹,
werden sie ›Söhne ´und Töchter` des lebendigen Gottes‹ genannt werden.«[n]
27 Und Jesaja ruft im Hinblick auf Israel aus:
»Selbst wenn die Israeliten so zahlreich wären
wie der Sand am Meer,
wird doch nur ein kleiner Teil von ihnen
übrig bleiben und[o] gerettet werden.
28 Denn was der Herr angekündigt hat,
das wird er ohne Einschränkung und ohne Verzögerung
auf der ganzen Erde ausführen[p].«
29 Was Jesaja hier über Israel vorausgesagt hat, sagt er auch an einer anderen Stelle. Es heißt dort[q]:
»Hätte der Herr, der allmächtige Gott,
nicht einige von unserem Volk[r] übrig gelassen,
dann wäre es uns wie Sodom ergangen;
es wäre mit uns dasselbe geschehen wie mit Gomorra.«[s]
Das Scheitern Israels in seinem Bemühen um Gerechtigkeit
30 Welchen Schluss sollen wir nun daraus ziehen? Menschen, die nicht zum jüdischen Volk gehören, sind von Gott für gerecht erklärt worden, ohne sich darum bemüht zu haben. Sie haben[t] die Gerechtigkeit empfangen, deren Grundlage der Glaube ist. 31 Israel hingegen hat bei all seinem Bemühen, das Gesetz zu erfüllen und dadurch zur Gerechtigkeit zu gelangen[u], das Ziel nicht erreicht, um das es beim Gesetz geht.[v] 32 Und warum nicht? Weil die Grundlage, auf die sie bauten, nicht der Glaube war; sie meinten, sie könnten das Ziel durch ihre eigenen Leistungen[w] erreichen. Das Hindernis, an dem sie sich stießen, war der »Stein des Anstoßes«, 33 von dem es[x] in der Schrift heißt:
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