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Read the Bible from start to finish, from Genesis to Revelation.
Duration: 365 days
Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Hiob 17-20

17 Mein Geist ist verstört,
meine Tage laufen ab,
Gräber warten meiner.
Treibt man nicht Gespött mit mir
und muß nicht mein Auge auf ihren bittren Mienen weilen?
Setze doch einen ein, verbürge dich selbst für mich!
Wer sollte sonst mir in die Hand geloben?
Du hast ihre Herzen der Einsicht verschlossen,
darum wirst du sie nicht obsiegen lassen.
Wer Freunde der Plünderung preisgibt,
dessen Kinder werden sich schämen müssen.

Man stellt mich den Leuten zum Sprichwort hin,
und ich muß sein wie einer, dem man ins Angesicht speit.
Mein Augenlicht erlischt vor Gram,
und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.
Die Gerechten entsetzen sich darüber,
und der Unschuldige ist über den Ruchlosen aufgebracht.
Aber der Gerechte hält fest an seinem Wege,
und wer reine Hände hat, dessen Kraft nimmt zu.
10 Ihr dagegen, kehrt nur alle wieder um und gehet [heim],
ich finde doch keinen Weisen unter euch.
11 Meine Tage sind dahin;
meine Pläne, die mein Herz besessen hat, sind abgeschnitten.
12 Die Nacht machen sie zum Tag;
das Licht sei nahe, nicht die Finsternis!
13 da ich doch erwarte, daß der Scheol meine Wohnung wird
und ich mein Lager in der Finsternis aufschlagen muß;
14 da ich zur Grube sagen muß: Du bist mein Vater!
und zu den Würmern: Ihr seid meine Mutter und meine Schwestern!
15 Wo ist da noch Hoffnung für mich,
und wer wird meine Hoffnung [verwirklicht] sehen?
16 Zu des Scheols Pforten fährt sie hinab,
wenn einmal alles miteinander[a] im Staube ruht!

Zweite Rede des Bildad

18 Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:

Wie lange wollt ihr doch Jagd auf Worte machen?
Besinnet euch zuerst, redet dann!
Warum werden wir dem Vieh gleichgeachtet
und sind so dumm in euren Augen?
Du, der sich in seinem Zorne selbst zerfleischt,
soll um deinetwillen die Erde verlassen werden
und der Fels von seinem Orte wegrücken?
Ja, des Gottlosen Licht erlischt,
und die Flamme seines Feuers leuchtet nicht.
Das Licht verfinstert sich in seinem Zelte,
und seine Leuchte erlischt über ihm.
Seine Schritte treiben ihn in die Enge,
und sein eigener Ratschlag wird ihn stürzen.
Denn er wird mit seinem Fuß im Netz verstrickt
und wandelt auf Fallgruben dahin.
Eine Schlinge wird seine Ferse ergreifen,
und ein Fallstrick hält ihn fest.
10 Ein Garn ist für ihn auf dem Boden versteckt
und eine Falle auf seinem Pfad.
11 Von allen Seiten überfallen ihn Schrecknisse
und verfolgen ihn auf Schritt und Tritt.
12 Es hungert nach ihm sein Verderben,
und sein Unglück steht neben ihm bereit.
13 Es frißt die Glieder seines Leibes;
der Erstgeborene des Todes zehrt seine Glieder auf.
14 Er wird vertrieben aus seinem Zelte, seinem Zufluchtsort,
und man führt ihn zum Könige der Schrecken.
15 Sein Zelt wird von einem bewohnt, der ihm nicht zugehört,
auf seine Wohnung wird Schwefel gestreut.
16 Unter ihm werden seine Wurzeln verdorren
und über ihm seine Zweige verwelken.
17 Sein Gedächtnis wird verschwinden von der Erde,
und sein Name wird auf den Straßen nicht genannt werden.
18 Man stößt ihn aus dem Licht in die Finsternis,
er wird aus der Welt gejagt.
19 Kein Sproß noch Schoß bleibt ihm unter seinem Volk,
und kein Entronnener wohnt in seinen Zelten.
20 Über seinen Tag entsetzen sich die Abendländer,
und die Morgenländer ergreift Schrecken darob.
21 So geht es der Wohnung des Ungerechten
und so der Stätte dessen, der Gott nicht kennt!

Hiobs Antwort; seine Heilsgewissheit

19 Und Hiob antwortete und sprach:

Wie lange wollt ihr doch meine Seele betrüben
und mich mit euren Reden niederdrücken?
Ihr habt mich nun zehnmal geschmäht;
schämt ihr euch nicht, mich so zu mißhandeln?
Habe ich aber gefehlt,
so trifft doch wahrlich mein Vergehen mich selbst!
Wollt ihr aber wirklich großtun gegen mich
und mir meine Schmach vorwerfen,
so erkennet doch, daß Gott mich gebeugt
und sein Netz über mich geworfen hat.
Klage ich über Gewalttätigkeit, so erhalte ich keine Antwort,
und schreie ich um Hilfe, so finde ich kein Recht.
Undurchdringlich hat er mir den Weg verzäunt
und über meine Pfade Finsternis gebreitet.
Er hat mich meiner Herrlichkeit entkleidet
und mir die Krone vom Haupte weggenommen.
10 Er hat mich gänzlich niedergerissen,
so daß ich vergehe, und hat meine Hoffnung entwurzelt wie einen Baum.
11 Sein Zorn ist wider mich entbrannt,
und er sieht mich an als seinen Feind.
12 Seine Scharen rücken allzumal aus
und bahnen sich einen Weg gegen mich
und lagern sich um meine Hütte her.
13 Meine Brüder hat er von mir verscheucht,
und die mich kennen, tun fremd gegen mich.
14 Meine Verwandten bleiben aus,
und meine Bekannten verlassen mich.
15 Meine Hausgenossen und meine Mägde halten mich für einen Fremden,
sie sehen mich als einen Unbekannten an.
16 Rufe ich meinen Knecht, so antwortet er mir nicht,
ich muß ihn mit meinem Munde anflehen.
17 Mein Atem ist meinem Weibe zuwider
und mein Gestank den Söhnen meiner Mutter.
18 Sogar Buben verachten mich;
stehe ich auf, so reden sie wider mich.
19 Alle meine Vertrauten verabscheuen mich,
und die ich liebte, haben sich gegen mich gewandt.
20 An meiner Haut und meinem Fleisch klebt mein Gebein,
und ich habe kaum noch Haut, um meine Zähne zu behalten.
21 Erbarmt, erbarmt euch meiner, ihr, meine Freunde,
denn die Hand Gottes hat mich getroffen!
22 Warum verfolgt ihr mich wie Gott
und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen?

23 O daß doch meine Worte aufgezeichnet
und daß sie in ein Buch eingetragen,
24 daß sie mit eisernem Griffel in Blei
oder auf ewig in einen Felsen gegraben würden:
25 Ich weiß, daß mein Erlöser lebt,
und er wird zuletzt über dem Staube stehen.
26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist,
alsdann werde ich, von meinem Fleische los, Gott schauen.
27 Den werde ich mir ansehen,
meine Augen werden ihn schauen, ohne [Ihm] fremd zu sein.
Es schmachten meine Nieren in mir!
28 Denn ihr sprechet: „Wie wollen wir ihn verfolgen!“
und die Wurzel der Sache sei in mir zu finden!
29 Nehmet euch in acht vor dem Schwert!
denn das Schwert wird die Sünden rächen,
damit ihr wisset, daß ein Gericht ist.

Zweite Rede des Zophar

20 Da antwortete Zophar, der Naamatiter, und sprach:

Darum veranlassen mich meine Gedanken zu einer Antwort,
und deswegen drängt es mich [zu reden].
Einen Verweis, mir zur Schande, muß ich vernehmen;
aber mein Geist treibt mich zu antworten um meiner Einsicht willen.
Weißt du nicht, daß von alters her,
seit Menschen auf Erden sind,
der Gottlosen Frohlocken kurz ist
und die Freude der Frevler nur einen Augenblick währt?
Wenn er schon bis zum Himmel erhoben würde
und sein Haupt bis an die Wolken reichte,
so geht er doch, gleich seinem Kot, auf ewig unter,
und die ihn gesehen, werden sagen: Wo ist er?
Wie ein Traum wird er verschwinden, man wird ihn nimmer finden,
er vergeht wie ein Nachtgesicht.
Das Auge, das ihn gesehen, sieht ihn nimmer wieder,
und seine Stätte kennt ihn nicht mehr.
10 Seine Söhne müssen die Armen entschädigen
und ihre Hände sein Vermögen wieder herausgeben.
11 Seine Gebeine waren voller Jugendkraft:
die liegt nun mit ihm im Staub.
12 Ist das Böse noch so süß in seinem Munde,
daß er es unter seiner Zunge birgt,
13 daß er es hegt und nicht lassen kann
und an seinem Gaumen festhält:
14 so verwandelt sich doch seine Speise in seinem Eingeweide
und wird in seinem Innern zu Schlangengift.
15 Das verschlungene Gut muß er wieder von sich geben,
Gott treibt es ihm aus dem Leibe heraus.
16 Schlangengift hat er gesaugt:
darum wird ihn die Zunge der Otter töten.
17 Er wird seine Lust nicht sehen an den Bächen,
den Strömen von Honig und von Milch.
18 Das Erworbene muß er zurückgeben, und er kann es nicht verschlingen;
seines eingetauschten Gutes wird er nicht froh;
19 denn er hat Arme unterdrückt und sie liegen lassen,
ein Haus beraubt, anstatt gebaut.
20 Sein Bauch wußte nichts von Genügsamkeit;
vor seiner Begehrlichkeit blieb nichts verschont.
21 Nichts entging seiner Freßgier,
darum wird auch sein Gut nicht beständig sein.
22 Mitten in seinem Überfluß wird ihm angst,
alle Hände der Unglücklichen kommen über ihn.
23 Es wird geschehen, während er seinen Bauch noch füllt,
wird Er über ihn senden die Glut seines Zornes
und wird auf ihn regnen lassen, in seine Speise hinein.
24 Flieht er vor der eisernen Rüstung,
so wird ihn der eherne Bogen durchbohren.
25 Er zieht [daran], und der Pfeil geht aus seinem Leibe hervor,
blitzend fährt er aus seiner Galle,
und Todesschrecken kommen über ihn.
26 Alle Finsternis ist aufgespart für seine Schätze,
ihn wird ein Feuer verzehren, das nicht ausgeblasen wird;
es frißt weg, was in seinem Zelte übriggeblieben ist.
27 Der Himmel wird seine Schuld offenbaren
und die Erde sich wider ihn empören.
28 Der Reichtum seines Hauses fährt dahin,
muß zerrinnen am Tage seines Zornes.
29 Das ist des gottlosen Menschen Teil von Gott,
das Erbe, das Gott ihm zugesprochen hat.

Schlachter 1951 (SCH1951)

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