Print Page Options
Previous Prev Day Next DayNext

Beginning

Read the Bible from start to finish, from Genesis to Revelation.
Duration: 365 days
Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Hiob 24-28

Hiob beschreibt den Weg der Ungläubigen

24 Warum sind vom Allmächtigen nicht Zeiten bestimmt
und sehen die, so ihn kennen, seine Tage nicht?
Man verrückt Marksteine,
raubt Herden und weidet sie.
Den Esel der Waislein treibt man fort
und pfändet der Witwe Kuh.
Man jagt die Armen aus dem Wege,
und die Elenden im Lande müssen sich allesamt verbergen.
Siehe, wie Wildesel in der Wüste
gehen sie früh an ihr Werk, nach Nahrung suchend;
die Wildnis muß ihre Kinder nähren.
Auf dem Felde ernten sie sein Futter
und halten Nachlese im Weinberge des Gottlosen.
Nackend bringen sie die Nächte zu;
sie haben kein Gewand und wenn es kalt wird, keine Decke.
Vor dem Regen bergen sie sich im Gebirge,
und weil sie keine Zuflucht haben, klammern sie sich an die Felsen.
Man reißt das Waislein von der Brust
und pfändet den Armen aus.
10 Nackt, ohne Kleid, läßt man sie laufen;
sie müssen Garben tragen und hungern dabei.
11 Zwischen ihren Mauern pressen sie Öl,
treten die Kelter und müssen dürsten.
12 Aus den Städten ertönt das Geschrei der Sterbenden,
und die Seele der Erschlagenen schreit;
aber Gott achtet nicht des Unrechts.
13 Jene hassen das Licht,
sie wollen seine Wege nicht kennen
und bleiben nicht auf seinen Pfaden.
14 Mit Tagesanbruch steht der Mörder auf,
den Elenden und Armen umzubringen;
in der Nacht aber ist er wie ein Dieb.
15 Das Auge des Ehebrechers wartet auf die Dämmerung;
er spricht: Kein Auge sieht mich! -
und verhüllt sein Angesicht.
16 In der Finsternis bricht man in die Häuser ein;
bei Tage verschließen sie sich;
sie scheuen das Licht.
17 Denn ihnen ist die dichteste Finsternis gleich wie der Morgen;
sie sind sogar mit dem Todesdunkel vertraut.
18 Schnell fährt er auf dem Wasser dahin.
Verflucht ist sein Teil auf Erden;
sein Weg führt nicht durch Weingärten.
19 Wie Hitze und Sonnenglut die Schneewasser wegraffen,
so das Totenreich die, welche sündigen.
20 Der Mutterschoß wird seiner vergessen,
Würmer laben sich an ihm,
seiner wird nicht mehr gedacht,
und wie ein Baum wird der Übermut dessen gebrochen,
21 der die Unfruchtbare beraubte, die nicht gebar,
und der Witwe nichts Gutes tat.
22 Und doch erhält Er die Mächtigen lange durch seine Kraft;
mancher steht noch aufrecht, der seines Lebens nicht mehr sicher war.
23 Er gibt ihm Sicherheit,
und jener verläßt sich darauf;
Seine Augen sehen auf ihre Wege. 24 Sie kommen hoch; aber wenig braucht's, so sind sie dahin;
sie sinken hin und werden zusammengerafft, wie alle andern auch,
und verwelken wie die reifen Ähren.
25 Oder ist's nicht so? Wer will mich Lügen strafen
und meine Rede zunichte machen?

Dritte Rede des Bildad - keiner ist rein vor Gott

25 Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:

Herrschaft und Schrecken sind bei Ihm;
Frieden schafft Er in seinen Höhen.
Sind seine Scharen zu zählen?
Und über wem erhebt sich nicht sein Licht?
Wie kann aber der Sterbliche gerecht sein vor Gott,
und wie will der rein sein, der vom Weibe geboren ist?
Siehe, sogar der Mond leuchtet nicht helle,
und die Sterne sind nicht rein vor ihm,
wie viel weniger der Sterbliche, der Wurm,
und das Menschenkind, das nur ein Würmlein ist?

Letzte Antwort Hiobs an seine drei Freunde

26 Und Hiob antwortete und sprach:

Wie hast du doch den Ohnmächtigen unterstützt
und dem machtlosen Arm geholfen!
Wie hast du den Unweisen beraten
und Weisheit in Fülle kundgetan!
Wen hast du mit deiner Rede getroffen
und wessen Odem ging aus deinem Munde hervor?
Die Schatten werden von Zittern erfaßt
unter den Wassern und ihren Bewohnern.
Das Totenreich ist enthüllt vor Ihm,
und der Abgrund hat keine Decke.
Er spannt den Norden aus über der Leere
und hängt die Erde über dem Nichts auf.
Er bindet die Wasser in seinen Wolken zusammen,
und das Gewölk zerbricht nicht unter ihrem Gewicht.
Er verschließt den Anblick seines Thrones,
er breitet seine Wolken darüber.
10 Er hat einen Kreis abgesteckt auf der Oberfläche der Wasser,
zur Grenze des Lichts und der Finsternis.
11 Des Himmels Säulen erbeben
und zittern vor seinem Schelten.
12 Durch seine Kraft erregt er das Meer,
und mit seinem Verstand zerschlägt er das Ungeheuer.
13 Durch seinen Hauch wird der Himmel klar,
mit seiner Hand durchbohrt er die flüchtige Schlange.
14 Siehe, das sind die Umrisse seiner Wege;
wie leise ist das Wort, das wir davon vernehmen!
Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?

Hiob hält an seiner Unschuld fest

27 Und Hiob setzte seine Rede fort und sprach:

So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen,
und der Allmächtige, der meine Seele betrübt hat:
Solange noch mein Odem in mir ist
und der Hauch Gottes in meiner Nase,
sollen meine Lippen nichts Verkehrtes reden
und meine Zunge keine Lüge aussprechen.
Ferne sei es von mir, daß ich euch Recht gebe,
ich werde mir meine Unschuld nicht nehmen lassen bis an mein Ende!
Ich habe an meiner Gerechtigkeit festgehalten und werde sie nicht loslassen,
mein Gewissen straft mich über keinen meiner Tage;
mein Feind aber müsse verurteilt werden
und meine Widersacher Unrecht haben.
Denn was für eine Hoffnung hat der Frevler,
wenn Gott [ihn] abschneidet,
wenn er ihm seine Seele entzieht?
Wird Gott sein Geschrei erhören,
wenn Not über ihn kommt?
10 Hätte er seine Lust an dem Allmächtigen,
so würde er Gott allezeit anrufen.

11 Ich will euch über Gottes Hand belehren und,
was es mit dem Allmächtigen für eine Bewandtnis hat, euch nicht verhehlen.
12 Siehe, ihr alle habt es ja gesehen -
warum redet ihr so unnütze Worte? -
13 Das ist das Teil, das der gottlose Mensch von Gott,
und dies das Erbe, das die Tyrannen vom Allmächtigen erhalten:
14 Wenn seine Kinder sich mehren, so ist's für das Schwert,
und seine Nachkommenschaft hat nicht Brot genug.
15 Seine Entronnenen sinken durch die Pest ins Grab,
und ihre Witwen beweinen sie nicht.
16 Wenn er schon Geld zusammenscharrt wie Staub
und Kleider zusammenhäuft wie Kot, -
17 so bringt er sie zwar zusammen, aber der Gerechte wird sie anziehen,
und in das Geld werden sich die Unschuldigen teilen.
18 Er baut sein Haus wie die Motte
und wie ein Hüttlein, das der Hüter macht.
19 Reich legt er sich hin und tut es nicht wieder;
in einem Augenblick ist er dahin:
20 Schrecken ergreift ihn wie eine Wasserflut,
der Sturmwind führt ihn über Nacht davon.
21 Ein Ostwind ergreift ihn, und er fährt dahin,
er rafft ihn von seiner Stätte hinweg.
22 Schonungslos schleudert Er Geschosse nach ihm,
eiligst muß er fliehen vor seiner Hand.
23 Man klatscht mit den Händen über ihn
und zischt ihn aus an seinem Ort.

Hiob auf der Suche nach der Weisheit

28 Denn das Silber hat seinen Fundort
und das Gold seinen Ort, wo man es läutert.
Eisen wird aus der Erde gegraben
und Kupfer schmelzt man aus Gestein.
Man macht der Finsternis ein Ende[a]
und forscht alles vollkommen aus,
die Steine, die in Finsternis und Todesschatten liegen.
Einen Schacht bricht man auf, wo kein Wandersmann durchgeht;
auf unbetretenen Pfaden lassen sie sich hinab
und schweben ferne von den Menschen[b].
Aus der Erde wächst Brot hervor,
und unter ihr ist's wie vom Feuer durchwühlt.
In ihren Steinen wird Saphir gefunden
und Gold in ihren Schollen.
Ein Pfad [ist's], den kein Raubvogel kennt,
und den auch des Habichts Auge nicht erspäht,
den auch kein Raubtier betritt,
darauf der Löwe nicht schreitet.
Der Mensch legt seine Hand an den harten Felsen
und durchwühlt die Gründe der Berge.
10 Er treibt Stollen durch die Felsen,
und sein Auge ersieht alles, was köstlich ist.
11 Damit sie nicht tränen, verstopft er die Wasserrinnen;
das Verborgene bringt er ans Licht.
12 Aber wo wird die Weisheit gefunden,
und welches ist der Ort des Verstandes?
13 Der Mensch kennt den Weg zu ihr nicht,
im Lande der Lebendigen wird sie nicht gefunden.
14 Die Tiefe spricht:“Sie ist nicht in mir“,
und das Meer: „Sie ist nicht bei mir“
15 Sie wird mit keinem Geld bezahlt
und nicht mit Silber aufgewogen.
16 Um Gold von Ophir ist sie nicht zu haben,
auch nicht um köstlichen Schohamstein und Saphir.
17 Gold und Glas kommt ihr nicht gleich,
noch wird sie um goldenes Gerät eingetauscht.
18 Korallen und Kristall sind nichts gegen sie,
und der Besitz der Weisheit geht über Perlen.
19 Der Topas aus Äthiopien ist ihr nicht zu vergleichen,
mit reinem Golde wird sie nicht aufgewogen.
20 Woher kommt denn die Weisheit,
und welches ist der Ort des Verstandes?
21 Sie ist verborgen vor den Augen aller Lebendigen
und vor den Vögeln des Himmels versteckt.
22 Der Abgrund und der Tod sprechen:
Wir haben mit unsern Ohren von ihr gehört.
23 Gott weiß ihren Weg,
und er kennt ihren Ort.
24 Denn er schaut bis zu den Enden der Erde
und sieht alles, was unter dem Himmel ist.
25 Als er dem Winde sein Gewicht gab
und den Wassern ihr Maß,
26 als er dem Regen sein Ziel setzte
und dem Wetterstrahl seinen Weg:
27 da hat er sie gesehen und durchmustert,
sie bereitet und erforscht
28 und hat zum Menschen gesagt:
Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit,
und vom Bösen weichen, das ist Verstand!

Schlachter 1951 (SCH1951)

Copyright © 1951 by Société Biblique de Genève