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Read the Bible from start to finish, from Genesis to Revelation.
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Schlachter 1951 (SCH1951)
Version
Hiob 21-23

Hiobs Antwort - die Wohlfahrt der Gottlosen

21 Darauf antwortete Hiob und sprach:

Hört, hört, was ich zu sagen habe;
das soll der Trost sein, den ihr mir gewährt!
Erlaubet mir, daß ich rede;
und wenn ich gesprochen habe, mögt ihr spotten!
Richte ich meine Klage an einen Menschen?
Und warum sollte ich nicht ungeduldig sein?
Wendet euch zu mir und erstaunet
und leget die Hand auf den Mund!
Ja, wenn ich daran denke, so erschrecke ich,
und Zittern erfaßt meinen Leib.
Warum leben denn die Gottlosen,
werden alt, groß und stark?
Ihr Same ist beständig vor ihnen,
und ihre Sprößlinge wachsen vor ihren Augen um sie her.
Ihre Häuser sind in Frieden, ohne Furcht;
die Rute Gottes schlägt sie nicht.
10 Ihr Ochse bespringt, und nicht umsonst;
ihre Kühe kalben und sind nicht unfruchtbar.
11 Ihre Buben lassen sie ausziehen wie eine Schafherde,
und ihre Kinder hüpfen herum.
12 Sie singen laut zur Pauke und Harfe
und sind fröhlich beim Klang der Schalmei.
13 Sie verbringen in Wohlfahrt ihre Tage
und fahren in einem Augenblick ins Totenreich hinab.
14 Und doch sprechen sie zu Gott: „Hebe dich weg von uns;
der Erkenntnis deiner Wege fragen wir nichts nach!
15 Was sollten wir dem Allmächtigen dienen,
und was nützt es uns, ihn anzurufen?“ -
16 Und doch steht ihr Glück nicht in ihrer Hand;
darum sei der Rat der Gottlosen fern von mir!
17 Wie oft erlischt die Leuchte der Gottlosen
und ereilt sie ihr Schicksal? Teilt Er ihnen Schmerzen zu in seinem Zorn?
18 Werden sie wie Stroh vor dem Wind
und wie Spreu, die der Sturm entführt?
19 Spart Gott sein Unglück für seine[a] Kinder auf?
Ihm selbst sollte er vergelten, so daß er es weiß!
20 Seine eigenen Augen sollen sein Verderben sehen,
und den Zorn des Allmächtigen soll er selbst trinken!
21 Denn was für Freude wird er an seiner Nachkommenschaft haben,
wenn die Zahl seiner Monde abgeschnitten ist?
22 Kann man Gott Erkenntnis lehren,
da er doch die Himmlischen richtet?
23 Der eine stirbt im Vollbesitz seines Glücks,
vollkommen ruhig und sorglos;
24 seine Tröge fließen über von Milch,
und das Mark seiner Gebeine wird getränkt.
25 Der andere aber stirbt mit betrübter Seele
und hat nie Gutes geschmeckt:
26 Gemeinsam liegen sie im Staube,
und Gewürm bedeckt sie beide.
27 Seht, ich kenne eure Gedanken
und die Anschläge, mit denen ihr mir Unrecht tut.
28 Denn ihr denkt: Wo ist das Haus des Tyrannen hingekommen?
Und wo ist das Zelt, darin die Gottlosen wohnten?
29 Habt ihr euch nicht bei denen erkundigt, die des Weges zogen?
Und könnt ihr ihre Zeichen[b] nicht anerkennen,
30 daß der Böse am Tage des Unglücks verschont bleibt
und dem Tage des Zorns entgeht[c]?
31 Wer kann ihm ins Gesicht seinen Wandel vorhalten,
und sein Tun, wer vergilt es ihm?
32 Doch er wird zu Grabe getragen,
und über seinem Grabhügel hält man Wache.
33 Süß sind ihm des Grabes Schollen;
hinter ihm her zieht jedermann,
und vor ihm her eine unzählbare Schar.
34 Was tröstet ihr mich denn so vergeblich?
Eure Antworten sind nichts als Treulosigkeit!

Dritte Rede des Eliphas

22 Darauf antwortete Eliphas, der Temaniter, und sprach:

Mag auch ein Mann Gott etwas nützen?
Es nützt ja der Verständige nur sich selbst.
Hat der Allmächtige Freude, wenn du gerecht bist?
Ist's ihm ein Gewinn, wenn du in Unschuld wandelst?
Straft er dich wegen deiner Gottesfurcht,
und geht er darum mit dir ins Gericht?
Sind nicht deine Missetaten groß
und deine Schulden ohne Ende?
Du hast wohl deine Brüder gepfändet
und den Entblößten die Kleider ausgezogen;
vielleicht hast du dem Müden kein Wasser zu trinken gegeben
oder dem Hungrigen das Brot versagt.
Der Mächtige hat das Land bekommen,
und der Angesehene wohnte darin.
Du hast Witwen leer fortgeschickt
und die Arme der Waisen zusammenbrechen lassen.
10 Darum liegst du in Banden
und hat Furcht dich plötzlich überfallen.
11 Oder siehst du die Finsternis nicht
und die Wasserflut, die dich bedeckt?

12 Ist Gott nicht himmelhoch?
Siehe doch die höchsten Sterne, wie hoch sie stehen!
13 Und du denkst: „Was weiß Gott!
Sollte er hinter dem Dunkel richten?
14 Die Wolken hüllen ihn ein, daß er nicht sehen kann,
und er wandelt auf dem Himmelsgewölbe umher!“
15 Willst du den alten Weg befolgen,
den die Bösewichte gegangen sind,
16 die weggerafft wurden von der Flut,
deren Fundament der Strom wegriß,
17 die zu Gott sprachen: „Hebe dich weg von uns!“
und „was könnte der Allmächtige für uns tun?“
18 Und er hatte doch ihre Häuser mit Gütern erfüllt! -
Doch der Gottlosen Rat sei fern von mir!
19 Die Gerechten werden es sehen und sich freuen,
und der Unschuldige wird ihrer spotten:
20 „Fürwahr, unsere Widersacher werden vertilgt,
und das Feuer hat ihren Überrest verzehrt.“
21 Befreunde dich doch mit Ihm und mache Frieden!
Dadurch wird Gutes über dich kommen.
22 Nimm doch Belehrung an aus seinem Mund
und lege seine Worte in dein Herz!
23 Wenn du dich zu dem Allmächtigen kehrst, so wirst du aufgerichtet werden,
wenn du die Ungerechtigkeit aus deiner Hütte entfernst.
24 Wirf das Gold in den Staub
und das Ophirgold zu den Steinen der Bäche,
25 so wird der Allmächtige dein Gold
und dein glänzendes Silber sein!
26 Dann wirst du dich an dem Allmächtigen ergötzen
und dein Angesicht zu Gott erheben;
27 du wirst zu ihm flehen, und er wird dich erhören,
und du wirst deine Gelübde bezahlen.
28 Was du vornimmst, das wird dir gelingen,
und ein Licht wird auf deinen Wegen leuchten.
29 Führen sie abwärts, so wirst du sagen: „ Es geht empor!“
Und wer die Augen niederschlägt, den wird er retten.
30 Er wird [selbst] den freilassen, der nicht unschuldig ist:
durch die Reinheit deiner Hände wird er entrinnen.

Hiobs Antwort, er möchte die Streitfrage Gott vorlegen

23 Da antwortete Hiob und sprach:

Auch heute noch ist meine Klage bitter;
seine Hand preßt mir schwere Seufzer aus!
O daß ich wüßte, wo ich Ihn fände!
Ich würde zu seinem Throne gehen.
Ich würde ihm die Streitfrage vorlegen
und meinen Mund mit Beweisen füllen;
ich möchte wissen, was er mir antworten,
und gerne sehen, was er zu mir sagen würde.
Würde er heftig mit mir streiten?
Nein, er würde mich gewiß anhören.
Da würde der Redliche bei ihm Recht finden,
und ich würde auf ewig frei ausgehen von meinem Richter.
Wenn ich aber schon nach Osten gehe, so ist er nirgends;
wende ich mich nach Westen, so werde ich seiner nicht gewahr;
begibt er sich nach Norden, so erspähe ich ihn nicht,
verbirgt er sich im Süden, so kann ich ihn nicht sehen.
10 Er aber kennt meinen Weg;
er prüfe mich, so werde ich wie Gold hervorgehen!
11 Mein Fuß hat seinen Pfad innegehalten;
seinen Weg habe ich bewahrt, ich bog nicht davon ab;
12 vom Gebote seiner Lippen wich ich nicht;
in meinem Busen bewahrte ich die Reden seiner Lippen.
13 Doch Er bleibt sich gleich, und wer will ihn davon abbringen?
Was er will, das tut er.
14 Er vollführt, was mir bestimmt ist,
und dergleichen hat er viel im Sinn.
15 Darum schrecke ich zurück vor ihm,
und wenn ich daran denke, so fürchte ich mich davor.
16 Ja, Gott hat mein Herz verzagt gemacht,
und der Allmächtige hat mich erschreckt.
17 Daß ich [aber] nicht vergehe vor dem Anblick der Finsternis,
hat er vor meinem Angesicht das Dunkel verdeckt.

Schlachter 1951 (SCH1951)

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