Add parallel Print Page Options

Die Frucht der Redlichkeit und die Frucht der Gottlosigkeit

11 Falsche Waage ist dem Herrn ein Gräuel,
aber volles Gewicht gefällt ihm wohl.

Auf Übermut folgt Schande,
bei den Demütigen aber ist Weisheit.

Die Redlichen leitet ihre Unschuld,
aber die Treulosen richtet ihre Verkehrtheit zugrunde.

Reichtum hilft nicht am Tag des Zorns,
aber Gerechtigkeit errettet vom Tod.

Die Gerechtigkeit des Unsträflichen ebnet seinen Weg,
den Gottlosen aber bringt seine eigene Gottlosigkeit zu Fall.

Die Gerechtigkeit der Redlichen rettet sie,
aber die Treulosen werden gefangen in ihrer eigenen Gier.

Wenn der gottlose Mensch stirbt, so ist seine Hoffnung verloren,
und die Erwartung der Gewalttätigen wird zunichte.

Der Gerechte wird aus der Bedrängnis befreit,
und der Gottlose tritt an seine Stelle.

Mit seinem Mund richtet ein gewissenloser Mensch seinen Nächsten zugrunde,
aber durch Erkenntnis werden die Gerechten befreit.

10 Wenn es den Gerechten wohlgeht, so freut sich die ganze Stadt,
und wenn die Gottlosen umkommen, so jubelt man.

11 Durch den Segen der Redlichen kommt eine Stadt empor,
aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen.

12 Wer seinen Nächsten verächtlich behandelt, ist ein herzloser Mensch,
aber ein verständiger Mann nimmt es schweigend an.

13 Ein umhergehender Verleumder plaudert Geheimnisse aus,
aber eine treue Seele hält geheim, was man ihr sagt.

14 Wo es an weiser Führung fehlt, kommt ein Volk zu Fall,
wo aber viele Ratgeber sind, da geht es [ihm] gut.[a]

15 Wer für einen Fremden bürgt, dem geht es sehr schlecht,
wer aber Verpflichtung durch Handschlag verabscheut, der ist sicher.

16 Eine anmutige Frau[b] erlangt Ehre,
Gewalttätige aber erlangen Reichtum.

17 Ein barmherziger Mensch tut seiner eigenen Seele Gutes,
ein Grausamer aber schneidet sich ins eigene Fleisch.

18 Der Gottlose erwirbt trügerischen Gewinn,
wer aber Gerechtigkeit sät, wird wahrhaftig belohnt.

19 So gewiss die Gerechtigkeit zum Leben führt,
so sicher die Jagd nach dem Bösen zum Tod.

20 Die ein verkehrtes Herz haben, sind dem Herrn ein Gräuel;
die aber unsträflich wandeln, gefallen ihm wohl.

21 Die Hand darauf! Der Böse bleibt nicht ungestraft,
aber der Same[c] der Gerechten wird errettet.

22 Ein goldener Ring in dem Rüssel einer Sau —
so ist eine schöne Frau ohne Sittsamkeit.[d]

23 Das Verlangen der Gerechten führt zu lauter Glück,
die Hoffnung der Gottlosen führt zum Zorngericht.

24 Einer teilt aus und wird doch reicher;
ein anderer spart mehr, als recht ist, und wird nur ärmer.

25 Eine segnende Seele wird reichlich gesättigt,
und wer anderen zu trinken gibt, wird selbst erquickt.

26 Wer das Korn zurückhält, den verflucht das Volk,
aber Segen kommt über das Haupt dessen, der es verkauft.[e]

27 Wer eifrig das Gute sucht, ist auf [Gottes] Wohlgefallen bedacht,
wer aber nach Bösem trachtet, über den wird es kommen.

28 Wer auf seinen Reichtum vertraut, der wird fallen;
die Gerechten aber werden grünen wie das Laub.

29 Wer seine eigene Familie zerrüttet,[f] wird [nur] Wind zum Erbe bekommen,
und der Tor wird ein Knecht dessen, der weise ist!

30 Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens,
und der Weise gewinnt Seelen.

31 Siehe, dem Gerechten wird auf Erden vergolten
— wie viel mehr dem Gottlosen und Sünder!

Footnotes

  1. (11,14) w. da ist Heil / Wohlergehen.
  2. (11,16) od. eine Frau der Gnade.
  3. (11,21) d.h. die Nachkommen.
  4. (11,22) od. Anstand.
  5. (11,26) Reiche Grundbesitzer und Getreidehändler horteten manchmal aus Gewinnsucht ihre Vorräte, statt sie an das Volk zu verkaufen.
  6. (11,29) w. sein Haus betrübt / verstört.

Kluger Wandel und weise Erziehung

23 Wenn du mit einem Herrscher zu Tisch sitzt,
so bedenke gut, wen du vor dir hast!

Setze ein Messer an deine Kehle,
wenn du gierig bist!

Lass dich nicht gelüsten nach seinen Leckerbissen,
denn das ist ein trügerisches Brot!

Bemühe dich nicht, Reichtum zu erwerben;
aus eigener Einsicht lass davon!

Kaum hast du dein Auge darauf geworfen, so ist er nicht mehr da,
denn sicherlich schafft er sich Flügel
wie ein Adler, der zum Himmel fliegt.

Iss nicht das Brot eines Missgünstigen,
und lass dich nicht gelüsten nach seinen Leckerbissen!

Denn wie er in seiner Seele berechnend denkt, so ist er.
Er spricht zu dir: »Iss und trink!«
— aber er gönnt es dir nicht.

Den Bissen, den du gegessen hast, musst du wieder ausspeien,
und deine freundlichen Worte hast du verschwendet.

Sprich keinem Toren gut zu,
denn er wird deine weisen Reden nur verachten!

10 Verrücke die uralte Grenze nicht,
und dringe nicht ein in das Feld der Waisen!

11 Denn ihr Erlöser ist stark;
er wird ihre Sache gegen dich führen.

12 Ergib dein Herz der Unterweisung
und neige deine Ohren zu den Worten der Erkenntnis.

13 Erspare dem Knaben die Züchtigung nicht;
wenn du ihn mit der Rute schlägst, muss er nicht sterben.

14 Indem du ihn mit der Rute schlägst,
rettest du seine Seele vor dem Totenreich.

15 Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist,
so ist das auch für mein Herz eine Freude,

16 und mein Innerstes wird frohlocken,
wenn deine Lippen reden, was richtig ist.

17 Dein Herz sei nicht eifersüchtig auf die Sünder,
sondern trachte allezeit eifrig nach der Furcht des Herrn!

18 Denn gewiss gibt es eine Zukunft [für dich],
und deine Hoffnung soll nicht zunichtewerden.

19 Höre, mein Sohn, und sei weise,
und lass dein Herz auf dem Weg geradeaus schreiten!

20 Geselle dich nicht zu den Weinsäufern
und zu denen, die sich übermäßigem Fleischgenuss ergeben,

21 denn Säufer und Schlemmer verarmen,
und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.

22 Höre auf deinen Vater, der dich gezeugt hat,
und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden ist!

23 Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht,
Weisheit und Unterweisung und Einsicht!

24 Freudig frohlockt ein Vater über einen rechtschaffenen Sohn[a],
und wer einen Weisen gezeugt hat, freut sich über ihn.

25 So mögen sich denn Vater und Mutter [über dich] freuen;
es möge frohlocken, die dich geboren hat!

26 Gib mir, mein Sohn, dein Herz,
und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen!

27 Denn die Hure ist eine tiefe Grube,
und die Fremde ist ein gefährliches Loch.

28 Ja, sie lauert auf wie ein Räuber
und vermehrt die Treulosen unter den Menschen.

29 Wer hat Ach und wer hat Weh?
Wer hat Streit? Wer hat Klage?
Wer hat Wunden ohne Ursache?
Wer hat trübe Augen?

30 Die, welche spät aufbleiben beim Wein,
die einkehren, um Würzwein[b] zu kosten!

31 Schau nicht darauf, wie der Wein rötlich schimmert,
wie er im Becher perlt!
Er gleitet leicht hinunter;

32 zuletzt aber beißt er wie eine Schlange
und sticht wie eine Otter!

33 Deine Augen werden seltsame Dinge sehen,
und dein Herz wird verworrenes Zeug reden;

34 du wirst sein wie einer, der auf hoher See schläft
und wie einer, der oben im Mastkorb liegt.

35 »Man hat mich geschlagen, aber es tat mir nicht weh;
man prügelte mich, aber ich merkte es nicht!
Wann werde ich aufwachen?
Ich will es weiter so treiben, ich werde ihn wieder aufsuchen!«

Mahnungen zu Weisheit und Besonnenheit im Lebenswandel

24 Beneide böse Menschen nicht
und begehre nicht, mit ihnen zusammen zu sein;

denn ihr Herz trachtet nach Zerstörung,
und ihre Lippen reden Unheil!

Durch Weisheit wird ein Haus gebaut,[c]
und durch Einsicht wird es fest gegründet;

auch werden durch Erkenntnis seine Vorratskammern gefüllt
mit allerlei kostbarem und lieblichem Gut.

Ein weiser Mann ist stark,
und ein verständiger Mensch nimmt zu in seiner Kraft.

Denn durch weise Führung gewinnst du die Schlacht
und durch viele Ratgeber den Sieg.

Die Weisheit ist dem Narren zu hoch;
er tut seinen Mund nicht auf im Tor.[d]

Wer vorsätzlich Böses tut,
den nennt man einen Bösewicht[e]!

Dummheiten ersinnen ist Sünde,
und ein Spötter ist den Menschen ein Gräuel.

10 Zeigst du dich schlaff am Tag der Bedrängnis,
so ist deine Kraft beschränkt.[f]

11 Errette, die zum Tod geschleppt werden,
und die zur Schlachtbank wanken, halte zurück!

12 Wenn du sagen wolltest: »Siehe, wir haben das nicht gewusst!« —
wird nicht der, welcher die Herzen prüft, es erkennen,
und der auf deine Seele achthat, es wahrnehmen
und dem Menschen vergelten nach seinem Tun?

13 Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut,
und Honigseim[g] ist süß für deinen Gaumen!

14 So erkenne auch, dass die Weisheit gut ist für deine Seele;
wenn du sie gefunden hast, so hast du eine Zukunft,
und deine Hoffnung wird nicht zunichtewerden.

15 Du Gottloser, belaure nicht die Wohnung des Gerechten
und zerstöre nicht seine Ruhestätte!

16 Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf,
aber die Gottlosen stürzen nieder im Unglück.

17 Freue dich nicht über den Fall deines Feindes,
und wenn er strauchelt, so frohlocke dein Herz nicht,

18 damit nicht der Herr es sieht und es ihm missfällt
und Er seinen Zorn abwendet von ihm.

19 Erzürne dich nicht über die Übeltäter,
sei nicht neidisch auf die Gottlosen!

20 Denn der Böse hat keine Zukunft,
und die Leuchte der Gottlosen wird erlöschen.

21 Fürchte den Herrn, mein Sohn, und den König,
und lass dich nicht mit Aufrührern[h] ein!

22 Denn ihr Unheil wird plötzlich kommen,
und ihrer beider Verderben, wer kennt es?

Weitere Sprüche der Weisen

23 Auch diese Sprüche kommen von den Weisen:
Die Person ansehen im Gericht ist nicht gut.

24 Wer zum Gottlosen spricht: »Du bist gerecht!«, den verfluchen die Völker,
und die Leute verwünschen ihn;

25 aber an denen, die recht richten, hat man Wohlgefallen,
und über sie kommt der Segen des Guten.

26 Eine rechte Antwort
ist wie ein Kuss auf die Lippen.

27 Besorge zuerst draußen deine Arbeit
und bestelle dir dein Feld,
danach magst du dein Haus bauen.

28 Tritt nicht ohne Ursache als Zeuge auf gegen deinen Nächsten!
Weshalb willst du irreführen mit deinen Lippen?

29 Sage nicht: »Wie er es mit mir gemacht hat, so will ich es mit ihm machen;
ich will dem Mann vergelten nach seinem Werk!«

30 Ich ging vorüber am Acker eines Faulen
und am Weinberg eines Unverständigen,

31 und siehe, er ging ganz in Unkraut auf,
und Nesseln überwucherten ihn,
und seine Steinmauer war eingestürzt.

32 Das sah ich und nahm es mir zu Herzen;
ich betrachtete es und zog eine Lehre daraus:

33 »Ein wenig schlafen, ein wenig schlummern,
die Hände ein wenig in den Schoß legen, um zu ruhen«

34 — so kommt deine Armut wie ein Wegelagerer
und dein Mangel wie ein bewaffneter Mann!

Weitere Sprüche Salomos, in der Zeit Hiskias zusammengetragen

25 Auch das sind Sprüche Salomos, welche die Männer Hiskias, des Königs von Juda, zusammengetragen haben:

Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen,
aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen.

Die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde
und das Herz der Könige sind unergründlich.

Man entferne die Schlacken vom Silber,
so gelingt dem Goldschmied ein Gefäß!

Man entferne den Gottlosen vom König,
so wird sein Thron durch Gerechtigkeit fest stehen.

Rühme dich nicht vor dem König
und tritt nicht an den Platz der Großen;

denn es ist besser, man sagt zu dir: »Komm hier herauf!«,
als dass man dich vor einem Fürsten erniedrigt,
den deine Augen gesehen haben.

Geh nicht rasch gerichtlich vor,
denn was willst du danach tun,
wenn dein Nächster dich zuschanden macht?

Trage deine Streitsache mit deinem Nächsten aus,
aber das Geheimnis eines anderen offenbare nicht,

10 damit nicht der dich beschimpft, der es vernimmt,
und dein übler Ruf nicht mehr weicht.

11 Wie goldene Äpfel in silbernen Schalen,
so ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit.[i]

12 Wie ein goldener Ring und Schmuck aus feinem Gold,
so passt eine weise Mahnung zu einem aufmerksamen Ohr.

13 Wie die Kühle des Schnees in der Erntezeit,
so erfrischt ein treuer Bote die, welche ihn gesandt haben;
er erquickt die Seele seines Herrn.

14 Wie aufziehende Wolken und Wind ohne Regen,
so ist ein Mensch, der lügenhafte Versprechungen macht.

15 Durch Geduld wird ein Richter überredet,
und eine sanfte Zunge zerbricht Knochen.

16 Hast du Honig gefunden, so iss nur, so viel du brauchst;
nicht dass du davon übersatt wirst und ihn ausspeien musst!

17 Betritt nur selten das Haus deines Nächsten,[j]
damit er deiner nicht überdrüssig wird und dich hasst!

18 Ein Hammer, ein Schwert, ein spitzer Pfeil:
so ist ein Mensch, der gegen seinen Nächsten ein falsches Zeugnis ablegt.

19 Auf einen treulosen Menschen ist am Tag der Not ebenso viel Verlass
wie auf einen zerbrochenen Zahn und auf einen wankenden Fuß.

20 Wie einer, der an einem kalten Tag das Gewand auszieht oder Essig auf Natron gießt,
so ist, wer einem missmutigen Herzen Lieder singt.

21 Hat dein Feind Hunger, so speise ihn mit Brot;
hat er Durst, so gib ihm Wasser zu trinken!

22 Denn damit sammelst du feurige Kohlen auf sein Haupt,
und der Herr wird es dir vergelten.

23 Nordwind erzeugt Regen
und Verleumdung[k] verdrießliche Gesichter.

24 Es ist besser, in einem Winkel auf dem Dach zu wohnen,
als gemeinsam mit einer zänkischen Frau in einem Haus!

25 Wie kühles Wasser für eine dürstende Seele,
so ist eine gute Botschaft aus fernem Land.

26 Ein getrübter Quell und ein verdorbener Brunnen:
so ist ein Gerechter, der vor einem Gottlosen wankt.

27 Viel Honig essen ist nicht gut,
aber schwere Dinge erforschen ist eine Ehre.

28 Wie eine Stadt mit niedergerissenen Mauern,
so ist ein Mann, der seinen Geist nicht beherrschen kann.

Von Narrheit, Faulheit und Streitsucht

26 Wie der Schnee zum Sommer und der Regen zur Ernte,
so wenig passt Ehre für den Narren.

Wie ein Sperling davonflattert und eine Schwalbe wegfliegt,
so ist ein unverdienter Fluch: Er trifft nicht ein.

Dem Pferd eine Geißel, dem Esel einen Zaum
und den Narren eine Rute auf den Rücken!

Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit,
damit nicht auch du ihm gleich wirst;

antworte aber dem Narren nach seiner Narrheit,
damit er sich nicht für weise hält.

Es haut sich die Füße ab und muss Ärger schlucken,
wer seine Angelegenheiten durch einen Narren besorgen lässt.

Die Beine des Lahmen hängen schlaff herunter:
so ist ein weiser Spruch im Mund der Toren.

Wie wenn man einen Stein in der Schleuder festbindet,
so ist"s, wenn man einem Toren Ehre erweist.

Ein Dorn geriet in die Hand eines Trunkenen
und ein Spruch in den Mund der Toren!

10 Ein Schütze, der alle verwundet,
so ist, wer einen Toren und Dahergelaufene in Lohn nimmt.

11 Wie ein Hund, der zu seinem Gespei zurückkehrt,
so ist ein Narr, der seine Dummheit wiederholt.

12 Siehst du einen Mann, der sich selbst für weise hält,
so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben als für ihn!

13 Der Faule spricht: »Ein Junglöwe ist auf dem Weg,
ein Löwe ist mitten auf der Straße!«

14 Die Tür dreht sich in der Angel
und der Faule in seinem Bett.

15 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt,
so wird’s ihm zu schwer, sie zum Mund zurückzubringen!

16 Ein Fauler hält sich für weiser als sieben,
die verständige Antworten geben.

17 Es packt einen Hund bei den Ohren,
wer sich im Vorbeigehen in einen Streit mischt, der ihn nichts angeht.

18 Wie ein Wahnsinniger,
der feurige und todbringende Pfeile abschießt,

19 so ist ein Mensch, der seinen Nächsten betrügt
und dann spricht: »Ich habe nur gescherzt!«

20 Wo kein Holz mehr ist, erlischt das Feuer,
und wenn der Verleumder fort ist, hört der Streit auf.

21 Zur Glut braucht es Kohlen und zum Feuer Holz,
und um Streit anzufangen, einen zänkischen Mann.

22 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen;
sie dringen ins Innerste des Leibes.

23 Silberglasur über ein irdenes Gefäß gezogen,
so sind feurige Lippen und ein böses Herz.

24 Mit seinen Lippen verstellt sich der Hasser,
und in seinem Herzen nimmt er sich Betrügereien vor.

25 Wenn er schöne Worte macht, so traue ihm nicht,
denn es sind sieben Gräuel in seinem Herzen.

26 Hüllt sich der Hass in Täuschung,
so wird seine Bosheit doch offenbar in der Gemeinde.

27 Wer [anderen] eine Grube gräbt, fällt selbst hinein;
und wer einen Stein [auf andere] wälzt, zu dem kehrt er zurück.

28 Eine Lügenzunge hasst die von ihr Zermalmten,
und ein glatter Mund richtet Verderben an.

Von guter Freundschaft und besonnenem Arbeiten

27 Rühme dich nicht des morgigen Tages,
denn du weißt nicht, was ein einziger Tag bringen kann!

Ein anderer soll dich rühmen, nicht dein eigener Mund,
ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen!

Ein Stein ist schwer und der Sand eine Last,
aber der Ärger, den ein Tor verursacht, ist schwerer als beides.

Grausam ist der Zorn und überwallend der Grimm;
aber wer kann vor der Eifersucht bestehen?

Besser Zurechtweisung, die aufdeckt,
als Liebe, die verheimlicht.

Treu gemeint sind die Schläge des Freundes,
aber reichlich sind die Küsse des Hassers.

Eine übersättigte Seele tritt Honigseim mit Füßen,
einer hungrigen Seele aber ist alles Bittere süß.

Wie ein Vogel, der aus seinem Nest flieht,
so ist ein Mann, der aus seiner Heimat entflieht.

Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz,
so auch die süße Rede eines Freundes aus dem Rat seiner Seele.

10 Verlass deinen Freund und den Freund deines Vaters nicht,
aber in das Haus deines Bruders begib dich nicht am Tag deiner Not;
ein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder in der Ferne.

11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz,
so darf ich dem antworten, der mich schmäht.

12 Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich;
die Unerfahrenen aber tappen hinein und müssen es büßen.

13 Nimm ihm sein Gewand, denn er hat sich für einen Fremden verbürgt,
und pfände ihn aus anstelle der fremden Frau!

14 Wenn einer seinen Nächsten am frühen Morgen mit lauter Stimme segnet,
so wird ihm das als ein Fluch angerechnet.

15 Eine rinnende Dachtraufe an einem Regentag
und eine zänkische Frau, die gleichen sich;

16 wer sie aufhalten will, der hält Wind auf,
und mit seiner Rechten greift er nach Öl.

17 Eisen schärft Eisen;
ebenso schärft ein Mann den anderen.

18 Wer den Feigenbaum aufmerksam pflegt, wird dessen Frucht essen,
und wer seinem Herrn aufmerksam dient, wird geehrt.

19 Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt,
so spiegelt sich das Herz des Menschen im Menschen.[l]

20 Totenreich und Abgrund sind unersättlich;
ebenso unersättlich sind auch die Augen der Menschen.

21 Der Schmelztiegel ist für das Silber und der Ofen für das Gold;
und der Mensch [wird geprüft] durch den Mund des Lobredners.

22 Wenn du den Narren im Mörser mit der Keule zu Grütze zerstößt,
so weicht doch seine Narrheit nicht von ihm.

23 Habe acht auf das Aussehen deiner Schafe,
und nimm dich der Herden an![m]

24 Denn kein Reichtum währt ewig;
oder bleibt eine Krone von Geschlecht zu Geschlecht?

25 Das Heu wird weggeführt, dann erscheint junges Grün,
und man sammelt die Kräuter auf den Bergen.

26 Die Lämmer kleiden dich,
und die Böcke zahlen dir den Acker.

27 Du hast genug Ziegenmilch zu deiner Nahrung,
zur Ernährung deines Hauses und zum Lebensunterhalt für deine Mägde.

Über Gerechte und Gottlose, Arme und Reiche

28 Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt,
aber die Gerechten sind furchtlos wie ein junger Löwe.

Ist ein Land frevelhaft, so erlebt es häufigen Fürstenwechsel;
durch einen einsichtigen, weisen Mann aber hat es lange Bestand.

Ein armer Mann, der die Geringen bedrückt,
ist wie ein Wolkenbruch, der die Ernte wegschwemmt.

Die [Leute], die das Gesetz verlassen, loben den Gottlosen,
aber gegen die, welche das Gesetz halten, sind sie aufgebracht.

Böse Menschen verstehen das Recht nicht,
die aber den Herrn suchen, verstehen alles.

Besser ein Armer [sein], der in seiner Lauterkeit wandelt,
als ein Reicher, der krumme Wege geht.

Wer das Gesetz hält, ist ein verständiger Sohn;
wer aber mit Schlemmern zusammen ist, macht seinem Vater Schande.

Wer sein Vermögen durch Zins und Wucher vermehrt,
der sammelt es für einen, der sich über die Armen erbarmt.

Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf das Gesetz,
dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.

10 Wer Redliche irreführt auf einen schlimmen Weg,
der wird selbst in seine Grube fallen;
aber die Unsträflichen werden Gutes erben.

11 Ein Reicher kommt sich selbst weise vor,
aber ein Armer, der verständig ist, durchschaut ihn.

12 Wenn die Gerechten triumphieren, so ist die Herrlichkeit groß,
wenn aber die Gottlosen obenauf kommen, so verbirgt man sich.

13 Wer seine Schuld verheimlicht, dem wird es nicht gelingen,
wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.

14 Wohl dem Menschen, der beständig in der Furcht [Gottes] bleibt;
wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen.

15 Wie ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär,
so ist ein gottloser Herrscher gegen das geringe Volk.

16 Ein unverständiger Fürst erlaubt sich viele Erpressungen;
wer aber ungerechten Gewinn hasst, wird lange regieren.

17 Ein Mensch, der das Blut einer Seele auf dem Gewissen hat,
Muss bis zum Grab flüchtig sein; niemand soll ihm helfen!

18 Wer unsträflich wandelt, wird gerettet;
wer aber ein Doppelleben führt,[n] wird auf einmal fallen.

19 Wer seinen Acker bebaut, hat reichlich Brot,
wer aber unnützen Sachen nachläuft, der hat reichlich Not.

20 Ein ehrlicher Mann ist reich an Segnungen;
wer aber schnell reich werden will, bleibt nicht unschuldig.

21 Die Person ansehen ist nicht gut,
und sollte ein Mann wegen einem Bissen Brot Unrecht tun?

22 Wer nach Reichtum jagt, ist ein habgieriger Mann,
und er weiß nicht, dass Mangel über ihn kommen wird.

23 Wer einen anderen zurechtweist, wird zuletzt mehr Gunst finden
als derjenige, der mit der Zunge schmeichelt.

24 Wer Vater und Mutter bestiehlt und behauptet, das sei keine Sünde,
der ist ein Spießgeselle des Verderbers.

25 Der Habgierige verursacht Streit,
wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gesättigt.

26 Wer sich auf sein eigenes Herz verlässt, ist ein Narr;
wer aber in der Weisheit wandelt, der wird entkommen.

27 Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel;
wer aber seine Augen [vor ihm] verhüllt, der wird sich viel Fluch sammeln.

28 Wenn die Gottlosen obenauf kommen, so verbergen sich die Leute;
wenn sie aber umkommen, so mehren sich die Gerechten.

Warnung vor Hochmut und Bosheit – Erziehungsratschläge

29 Ein Mann, der allen Warnungen trotzt,
geht plötzlich unheilbar zugrunde.

Wenn die Gerechten sich mehren, freut sich das Volk;
wenn aber ein Gottloser herrscht, seufzt es.

Wer Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude;
wer aber mit Huren geht, bringt sein Vermögen durch.

Durch Recht gibt ein König dem Land Bestand,
aber ein Mann, der viele Abgaben erhebt, richtet es zugrunde.

Wer seinem Nächsten schmeichelt,
der stellt seinen Füßen ein Netz.

In der Übertretung des Bösewichts ist ein Fallstrick,
aber der Gerechte wird jauchzen und frohlocken.

Der Gerechte berücksichtigt das Recht der Armen,
der Gottlose aber ist rücksichtslos.

Spötter versetzen eine Stadt in Aufruhr,
die Weisen aber wenden den Zorn ab.

Wenn ein Weiser mit einem Toren rechtet,
so tobt dieser oder lacht, aber es gibt keine Ruhe.

10 Die Blutgierigen hassen den Unsträflichen,
aber die Aufrichtigen kümmern sich um seine Seele.

11 Ein Tor lässt all seinem Unmut freien Lauf,
aber ein Weiser hält ihn zurück.

12 Wenn ein Fürst auf Lügenworte achtet,
so werden alle seine Diener gottlos.

13 Der Arme und der Unterdrücker treffen einander;
der Herr gibt ihnen beiden das Augenlicht.

14 Ein König, der die Geringen treulich richtet,
dessen Thron wird beständig sein.

15 Rute und Zucht verleihen Weisheit,
aber ein sich selbst überlassener Knabe bereitet seiner Mutter Schande.

16 Wo sich die Gottlosen mehren, da mehren sich die Sünden;
aber die Gerechten werden ihrem Fall zusehen.

17 Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Erquickung[o] verschaffen
und deiner Seele Wonne bereiten.

18 Wo keine Offenbarung[p] ist, wird das Volk zügellos,
aber wohl ihm, wenn es das Gesetz bewahrt!

19 Mit bloßen Worten erzieht man sich keinen Knecht,
denn wenn er sie auch versteht, so beugt er sich doch nicht darunter.

20 Siehst du einen Mann, der übereilte Worte spricht,
so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben als für ihn.

21 Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verwöhnt,
so will der schließlich Sohn im Haus sein.

22 Ein zorniger Mann richtet Streit an
und ein hitziger viel Sünde.

23 Der Hochmut des Menschen erniedrigt ihn,
aber ein Demütiger erlangt Ehre.

24 Wer mit Dieben teilt, der hasst seine Seele;
er hört die Verfluchung und zeigt es nicht an.[q]

25 Menschenfurcht ist ein Fallstrick;
wer aber auf den Herrn vertraut, der ist geborgen.

26 Viele suchen das Angesicht eines Fürsten,
aber von dem Herrn kommt das Recht eines jeden.

27 Ein verkehrter Mensch ist den Gerechten ein Gräuel;
wer aber richtig wandelt, ist ein Gräuel für die Gottlosen.

Die Worte Agurs und Lemuels

Die Worte Agurs

30 Worte Agurs, des Sohnes Jakes, der Ausspruch;
das Manneswort an Itiel,
an Itiel und Ukal:

Ich bin unvernünftiger als irgendein Mann
und habe keinen Menschenverstand.

Ich habe keine Weisheit gelernt,
Dass ich die Erkenntnis des Heiligen besäße.

Wer stieg zum Himmel empor und fuhr herab?
Wer fasste den Wind in seine Fäuste?
Wer band die Wasser in ein Kleid?
Wer richtete alle Enden der Erde auf?
Was ist sein Name und was ist der Name seines Sohnes?
Weißt du das?

Alle Reden Gottes sind geläutert;
er ist ein Schild denen, die ihm vertrauen[r].

Tue nichts zu seinen Worten hinzu,
damit er dich nicht bestraft und du als Lügner dastehst!

»Zweierlei erbitte ich mir von dir,
das wollest du mir nicht versagen, ehe ich sterbe:

Falschheit und Lügenwort entferne von mir;
Armut und Reichtum gib mir nicht,
nähre mich mit dem mir beschiedenen Brot;

Dass ich nicht aus Übersättigung dich verleugne
und sage: Wer ist der Herr?,
Dass ich aber auch nicht aus lauter Armut stehle
und mich am Namen meines Gottes vergreife!«

10 Verleumde keinen Knecht bei seinem Herrn,
damit er dich nicht verflucht und du es büßen musst!

11 Es gibt ein Geschlecht, das seinen Vater verflucht
und seine Mutter nicht segnet;

12 ein Geschlecht, das rein ist in seinen eigenen Augen
und doch von seinem Kot nicht gewaschen ist;

Footnotes

  1. (23,24) w. über einen Gerechten.
  2. (23,30) Im alten Orient wurde der Wein häufig mit Honig oder Gewürzen gemischt.
  3. (24,3) d.h. übertragen: wird eine Familie und ihr Hauswesen gedeihen.
  4. (24,7) d.h. im Stadttor, wo die Beratung der Ältesten und die Gerichtsverfahren sich abspielten.
  5. (24,8) w. einen Herrn / Meister böser Pläne.
  6. (24,10) Andere Übersetzung: Wirst du schwach am Tag der Bedrängnis, so zeigt sich, dass deine Kraft beschränkt ist.
  7. (24,13) d.h. aus der Wabe fließender Honig.
  8. (24,21) d.h. solchen, die Gottes Ordnungen und Gebote ändern möchten. Schlachter: »Neuerungssüchtigen«.
  9. (25,11) od. in den passenden Umständen.
  10. (25,17) w. Mache deinen Fuß kostbar im Haus deines Nächsten.
  11. (25,23) od. heimliches Reden / Klatsch.
  12. (27,19) Andere Übersetzung: Wie im Wasser das Angesicht dem Angesicht [entspricht], so [entspricht] das Herz des Menschen dem Menschen.
  13. (27,23) w. richte dein Herz auf die Herden.
  14. (28,18) w. auf zwei Wegen geht.
  15. (29,17) od. Ruhe / Freude.
  16. (29,18) w. Schau / Gesicht, d.h. prophetische Offenbarung Gottes an die Menschen in seinem Wort (vgl. der Bezug zu »Gesetz« in der nächsten Zeile).
  17. (29,24) Nach dem Gesetz des Mose musste man vor Gericht aussagen, wenn man unter Schwur bzw. Fluch gestellt wurde (vgl. 3Mo 5,1; Ri 17,2; Mt 26,63-64).
  18. (30,5) od. die in ihm Zuflucht suchen.