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16 Simson ging hin gen Gaza und sah daselbst eine Hure und kam zu ihr.

Da ward den Gazitern gesagt: Simson ist hereingekommen. Und sie umgaben ihn und ließen auf ihn lauern die ganze Nacht in der Stadt Tor und waren die ganze Nacht still und sprachen: Harre; morgen, wenn's licht wird, wollen wir ihn erwürgen.

Simson aber lag bis Mitternacht. Da stand er auf zu Mitternacht und ergriff beide Türen an der Stadt Tor samt den Pfosten und hob sie aus mit den Riegeln und legte sie auf seine Schultern und trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron.

Darnach gewann er ein Weib lieb am Bach Sorek, die hieß Delila.

Zu der kamen der Philister Fürsten hinauf und sprachen zu ihr: Überrede ihn und siehe, worin er solche große Kraft hat und womit wir ihn übermögen, daß wir ihn binden und zwingen, so wollen wir dir geben ein jeglicher tausendundhundert Silberlinge.

Und Delila sprach zu Simson: Sage mir doch, worin deine große Kraft sei und womit man dich binden möge, daß man dich zwinge?

Simson sprach zu ihr: Wenn man mich bände mit sieben Seilen von frischem Bast, die noch nicht verdorrt sind, so würde ich schwach und wäre wie ein anderer Mensch.

Da brachten der Philister Fürsten zu ihr hinauf sieben Seile von frischem Bast, die noch nicht verdorrt waren; und sie band ihn damit.

(Man lauerte ihm aber auf bei ihr in der Kammer.) Und sie sprach zu ihm: Die Philister über dir, Simson! Er aber zerriß die Seile, wie eine flächsene Schnur zerreißt, wenn sie ans Feuer riecht; und es ward nicht kund, wo seine Kraft wäre.

10 Da sprach Delila zu Simson: Siehe, du hast mich getäuscht und mir gelogen; nun, so sage mir doch, womit kann man dich binden?

11 Er antwortete ihr: Wenn sie mich bänden mit neuen Stricken, damit nie eine Arbeit geschehen ist, so würde ich schwach und wie ein anderer Mensch.

12 Da nahm Delila neue Stricke und band ihn damit und sprach: Philister über dir, Simson! (Man lauerte ihm aber auf in der Kammer.) Und er zerriß sie von seinen Armen herab wie einen Faden.

13 Delila aber sprach zu ihm: Bisher hast du mich getäuscht und mir gelogen. Sage mir doch, womit kann man dich binden? Er antwortete ihr: Wenn du mir die sieben Locken meines Hauptes zusammenflöchtest mit einem Gewebe und heftetest sie mit dem Nagel ein.

14 Und sie sprach zu ihm: Philister über dir, Simson! Er aber wachte auf von seinem Schlaf und zog die geflochtenen Locken mit Nagel und Gewebe heraus.

15 Da sprach sie zu ihm: Wie kannst du sagen, du habest mich lieb, so dein Herz doch nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich getäuscht und mir nicht gesagt, worin deine große Kraft sei.

16 Da sie ihn aber drängte mit ihren Worten alle Tage und ihn zerplagte, ward seine Seele matt bis an den Tod,

17 und er sagte ihr sein ganzes Herz und sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleibe an. Wenn man mich schöre, so wiche meine Kraft von mir, daß ich schwach würde und wie alle anderen Menschen.

18 Da nun Delila sah, daß er ihr all sein Herz offenbart hatte, sandte sie hin und ließ der Philister Fürsten rufen und sagen: Kommt noch einmal herauf; denn er hat mir all sein Herz offenbart. Da kamen der Philister Fürsten zu ihr herauf und brachten das Geld mit sich in ihrer Hand.

19 Und sie ließ ihn entschlafen auf ihrem Schoß und rief einem, der ihm die sieben Locken seines Hauptes abschöre. Und sie fing an ihn zu zwingen; da war seine Kraft von ihm gewichen.

20 Und sie sprach zu ihm: Philister über dir, Simson! Da er nun aus seinem Schlaf erwachte, gedachte er: Ich will ausgehen, wie ich mehrmals getan habe, ich will mich losreißen; und wußte nicht, daß der HERR von ihm gewichen war.

21 Aber die Philister griffen ihn und stachen ihm die Augen aus und führten ihn hinab gen Gaza und banden ihn mit zwei ehernen Ketten, und er mußte mahlen im Gefängnis.

22 Aber das Haar seines Hauptes fing an, wieder zu wachsen, wo es geschoren war.

23 Da aber der Philister Fürsten sich versammelten, ihrem Gott Dagon ein großes Opfer zu tun und sich zu freuen, sprachen sie: Unser Gott hat uns unsern Feind Simson in unsre Hände gegeben.

24 Desgleichen, als ihn das Volk sah, lobten sie ihren Gott; denn sie sprachen: Unser Gott hat uns unsern Feind in unsre Hände gegeben, der unser Land verderbte und unsrer viele erschlug.

25 Da nun ihr Herz guter Dinge war, sprachen sie: Laßt Simson holen, daß er vor uns spiele. Da holten sie Simson aus dem Gefängnis, und er spielte vor ihnen, und sie stellten ihn zwischen die Säulen.

26 Simson aber sprach zu dem Knabe, der ihn bei der Hand leitete: Laß mich, das ich die Säulen taste, auf welchen das Haus steht, daß ich mich dranlehne.

27 Da Haus aber war voll Männer und Weiber. Es waren der Philister Fürsten alle da und auf dem Dach bei dreitausend, Mann und Weib, die zusahen, wie Simson spielte.

28 Simson aber rief den HERRN an und sprach: HERR HERR, gedenke mein und stärke mich doch, Gott, diesmal, daß ich für meine beiden Augen mich einmal räche an den Philistern!

29 Und er faßte die zwei Mittelsäulen, auf welche das Haus gesetzt war und darauf es sich hielt, eine in seine rechte und die andere in seine linke Hand,

30 und sprach: Meine Seele sterbe mit den Philistern! und neigte sich kräftig. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, daß der Toten mehr waren, die in seinem Tod starben, denn die bei seinem Leben starben.

31 Da kamen sein Brüder hernieder und seines Vaters ganzes Haus und hoben ihn auf und trugen ihn hinauf und begruben ihn in seines Vaters Manoahs Grab, zwischen Zora und Esthaol. Er richtete aber Israel zwanzig Jahre.

17 Es war ein Mann auf dem Gebirge Ephraim, mit Namen Micha.

Der sprach zu seiner Mutter: Die tausendundhundert Silberlinge, die dir genommen worden sind und derenthalben du den Fluch gesprochen und auch vor meinen Ohren gesagt hast, sieh, das Geld ist bei mir; ich habe es genommen. Da sprach sein Mutter: Gesegnet sei mein Sohn dem HERRN!

Also gab er seiner Mutter die tausendundhundert Silberlinge wieder. Und seine Mutter sprach: Ich habe das Geld dem HERRN geheiligt von meiner Hand für meinen Sohn, daß man ein Bildnis und einen Abgott machen soll; darum so gebe ich's dir nun wieder.

Aber er gab seiner Mutter das Geld wieder. Da nahm seine Mutter zweihundert Silberlinge und tat sie zu dem Goldschmied; der machte ihr ein Bild und einen Abgott, das war darnach im Hause Michas.

Und der Mann Micha hatte also ein Gotteshaus; und machte einen Leibrock und Hausgötzen und füllte seiner Söhne einem die Hand, daß er sein Priester ward.

Zu der Zeit war kein König in Israel, und ein jeglicher tat, was ihn recht deuchte.

Es war aber ein Jüngling von Bethlehem-Juda unter dem Geschlecht Juda's, und er war ein Levit und war fremd daselbst.

Er zog aus der Stadt Bethlehem-Juda, zu wandern, wo er hin konnte. Und da er aufs Gebirge Ephraim kam zum Hause Michas, daß er seinen Weg ginge,

fragte ihn Micha: Wo kommst du her? Er antwortete ihm: Ich bin ein Levit von Bethlehem-Juda und wandere, wo ich hin kann.

10 Micha aber sprach zu ihm: Bleibe bei mir, du sollst mein Vater und mein Priester sein; ich will dir jährlich zehn Silberlinge und deine Kleidung und Nahrung geben. Und der Levit ging hin.

11 Der Levit trat an, zu bleiben bei dem Mann; und er hielt den Jüngling gleich wie einen Sohn.

12 Und Micha füllte dem Leviten die Hand, daß er sein Priester ward, und war also im Haus Michas.

13 Und Micha sprach: Nun weiß ich, daß mir der HERR wird wohltun, weil ich einen Leviten zum Priester habe.

18 Zu der Zeit war kein König in Israel. Und der Stamm der Daniter suchte sich ein Erbteil, da sie wohnen möchten; denn es war bis auf den Tag noch kein Erbe auf sie gefallen unter den Stämmen Israels.

Und die Kinder Dan sandten aus ihren Geschlechtern von ihren Enden fünf streitbare Männer von Zora und Esthaol, das Land zu erkunden und zu erforschen, und sprachen zu ihnen: Ziehet hin und erforschet das Land. Und sie kamen auf das Gebirge Ephraim ans Haus Michas und blieben über Nacht daselbst.

Und da sie bei dem Gesinde Michas waren, erkannten sie die Stimme des Jünglings, des Leviten; und sie wichen von ihrem Weg dahin und sprachen zu ihm: Wer hat dich hierhergebracht? Was machst du da? Und was hast du hier?

Er antwortete ihnen: So und so hat Micha an mir getan und hat mich gedingt, daß ich sein Priester sei.

Sie sprachen zu ihm: Frage doch Gott, daß wir erfahren, ob unser Weg, den wir wandeln, auch wohl geraten werde.

Der Priester antwortete ihnen: Ziehet hin mit Frieden; euer Weg, den ihr ziehet, ist recht vor dem HERRN.

Da gingen die fünf Männer hin und kamen gen Lais und sahen das Volk, das darin war, sicher wohnen auf die Weise wie die Sidonier, still und sicher; und war niemand, der ihnen Leid täte im Land oder Herr über sie wäre, und waren ferne von den Sidoniern und hatten nichts mit Leuten zu tun.

Und sie kamen zu ihren Brüdern gen Zora und Esthaol; und ihre Brüder sprachen zu ihnen: Wie steht's mit euch?

Sie sprachen: Auf, laßt uns zu ihnen hinaufziehen! denn wir haben das Land besehen, das ist sehr gut. Darum eilt und seid nicht faul zu ziehen, daß ihr kommt, das Land einzunehmen.

10 Wenn ihr kommt, werdet ihr zu einem sichern Volke kommen, und das Land ist weit und breit; denn Gott hat's in eure Hände gegeben, einen solchen Ort, da nichts gebricht an alle dem, was auf Erden ist.

11 Da zogen von da aus den Geschlechtern Dan von Zora und Esthaol sechshundert Mann, gerüstet mit ihren Waffen zum Streit,

12 und zogen hinauf und lagerten sich zu Kirjath-Jearim in Juda. Daher nannten sie die Stätte das Lager Dan bis auf diesen Tag, das hinter Kirjath-Jearim liegt.

13 Und von da gingen sie auf das Gebirge Ephraim und kamen zum Hause Michas.

14 Da antworteten die fünf Männer, die ausgegangen waren, das Land Lais zu erkunden, und sprachen zu ihren Brüdern: Wißt ihr auch, daß in diesen Häusern ein Leibrock, Hausgötzen, Bildnis und Abgott sind? Nun möget ihr denken, was euch zu tun ist.

15 Sie kehrten da ein und kamen an das Haus des Jünglings, des Leviten, in Michas Haus und grüßten ihn freundlich.

16 Aber die sechshundert Gerüsteten mit ihren Waffen, die von den Kindern Dan waren, standen vor dem Tor.

17 Und die fünf Männer, die das Land zu erkunden ausgezogen waren, gingen hinauf und kamen dahin und nahmen das Bild, den Leibrock, die Hausgötzen und den Abgott. Dieweil stand der Priester vor dem Tor bei den sechshundert Gerüsteten mit ihren Waffen.

18 Als nun jene ins Haus Michas gekommen waren und nahmen das Bild, den Leibrock, die Hausgötzen und den Abgott, sprach der Priester zu ihnen: Was macht ihr?

19 Sie antworteten ihm: Schweige und halte das Maul zu und ziehe mit uns, daß du unser Vater und Priester seist. Ist dir's besser, daß du in des einen Mannes Haus Priester seist oder unter einem ganzen Stamm und Geschlecht in Israel?

20 Das gefiel dem Priester wohl, und er nahm den Leibrock, die Hausgötzen und das Bild und kam mit unter das Volk.

21 Und da sie sich wandten und hinzogen, schickten sie die Kindlein und das Vieh und was sie Köstliches hatten, vor sich her.

22 Da sie nun fern von Michas Haus kamen, wurden die Männer zuhauf gerufen, die in den Häusern waren bei Michas Haus, und folgten den Kindern Dan nach und riefen den Kindern Dan.

23 Sie aber wandten ihr Antlitz um und sprachen zu Micha: was ist dir, daß du also zuhauf kommst?

24 Er antwortete: Ihr habt meine Götter genommen, die ich gemacht hatte, und den Priester und ziehet hin; und was habe ich nun mehr? Und ihr fragt noch, was mir fehle?

25 Aber die Kinder Dan sprachen zu ihm: Laß deine Stimme nicht hören bei uns, daß nicht auf dich stoßen zornige Leute und deine Seele und deines Hauses Seele nicht hingerafft werde!

26 Also gingen die Kinder Dan ihres Weges. Und Micha, da er sah, daß sie ihm zu stark waren, wandte er sich um und kam wieder zu seinem Hause.

27 Sie aber nahmen, was Micha gemacht hatte, und den Priester, den er hatte, und kamen an Lais, an ein stilles, sicheres Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwerts und verbrannten die Stadt mit Feuer.

28 Und war niemand, der sie errettete; denn sie lag fern von Sidon, und sie hatten mit den Leuten nichts zu schaffen; und sie lag im Grunde, welcher an Beth-Rehob liegt. Da bauten sie die Stadt und wohnten darin

29 und nannten sie Dan nach dem Namen ihres Vaters Dan, der Israel geboren war. (Und die Stadt hieß vorzeiten Lais.)

30 Und die Kinder Dan richteten für sich auf das Bild. Und Jonathan, der Sohn Gersons, des Sohnes Manasses, und seine Söhne waren Priester unter dem Stamm der Daniter bis an die Zeit, da sie aus dem Lande gefangen geführt wurden.

31 Also setzten sie unter sich das Bild Michas, das er gemacht hatte, so lange, als das Haus Gottes war zu Silo.

Simson befreit sich aus Gaza

16 Einmal kam Simson nach Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und ging zu ihr ins Haus. Schnell sprach es sich unter den Bewohnern der Stadt herum: »Simson ist hier!« Die Philister umstellten das Haus und legten sich die Nacht über am Stadttor auf die Lauer. Sie beschlossen: »Solange es dunkel ist, unternehmen wir nichts. Erst im Morgengrauen bringen wir ihn um!«

Simson lag bis Mitternacht im Bett. Dann stand er auf und ging zum Stadttor. Er packte die Torflügel, riss sie mit Pfosten und Querbalken heraus, nahm sie auf die Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der in Richtung Hebron liegt.

Die Philister stellen Simson eine Falle

Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila, die im Sorek-Tal wohnte. Einige Fürsten der Philister kamen zu ihr und forderten sie auf: »Du weißt, dass Simson dich liebt. Nutz das doch aus und frag ihn, woher seine große Kraft stammt, damit wir ihn überwältigen können. Finde heraus, womit man ihn fesseln kann! Jeder von uns gibt dir dafür 1100 Silberstücke.«

Delila fragte Simson: »Willst du mir nicht anvertrauen, warum du so stark bist? Gibt es Fesseln, die du nicht zerreißen kannst?« Er antwortete: »Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen bindet, die noch nicht trocken sind, dann werde ich so schwach wie jeder andere Mensch.« Die Fürsten besorgten sieben solcher Sehnen, und Delila fesselte Simson damit, während einige Philister im Nebenzimmer lauerten. Dann rief sie: »Simson! Die Philister kommen!« Da zerriss er die Sehnen, als wären sie angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft hatte er nicht verraten.

10 Delila warf ihm vor: »Du hast mich getäuscht und belogen! Sag mir, wie man dich wirklich fesseln kann!« 11 Er antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen bindet, die noch nie gebraucht worden sind, habe ich so wenig Kraft wie jeder andere.« 12 Delila nahm solche Seile und fesselte Simson damit. Wieder lauerte man ihm nebenan auf. Aber als sie rief: »Simson! Die Philister kommen!«, riss er die Seile von seinen Armen wie Fäden.

13 »Immer täuschst du mich«, klagte Delila, »ständig belügst du mich! Verrate mir endlich, womit man dich binden kann!« Simson erwiderte: »Du musst meine sieben Haarflechten im Webstuhl einweben!« 14 Als er schlief, wob Delila sein Haar hinein und befestigte es mit dem Pflock. Dann rief sie: »Simson! Die Philister!« Er sprang auf und riss das Gewebe samt dem Pflock heraus.

15 Erneut machte Delila ihm Vorwürfe: »Wie kannst du noch behaupten, dass du mich liebst? In Wahrheit gehört dein Herz mir gar nicht! Dreimal hast du mich belogen und mir immer noch nicht verraten, warum du so stark bist.« 16 Tag für Tag redete sie auf ihn ein. Sie drängte ihn so sehr, dass er es zuletzt nicht mehr ertragen konnte 17 und sein Geheimnis preisgab: »Ich bin von Mutterleib an Gott geweiht, niemals hat man mir die Haare geschnitten. Ohne sie würde ich meine Kraft verlieren und schwach werden wie jeder andere.«

18 Delila wusste, dass er ihr jetzt die Wahrheit gesagt hatte. Sie benachrichtigte die Fürsten der Philister: »Kommt! Er hat mir alles anvertraut!« Da kamen sie und brachten die versprochenen Silberstücke mit.

19 Delila ließ Simson in ihrem Schoß einschlafen. Dann winkte sie einen Mann herbei und schnitt Simsons sieben Haarflechten ab. Während sie es tat, verlor er seine Kraft. 20 »Simson«, rief sie dann, »die Philister sind da!« Er wachte auf und meinte, er könnte sich wieder befreien und losreißen. Er wusste nicht, dass der Herr sich von ihm abgewandt hatte. 21 Die Philister packten Simson und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, fesselten ihn mit Ketten aus Bronze und warfen ihn ins Gefängnis. Dort musste er die Kornmühle drehen.

22 Allmählich begann sein Haar wieder zu wachsen.

Simsons letzte Rache

23 Die Fürsten der Philister versammelten sich zu einem großen Fest. Sie brachten ihrem Gott Dagon viele Schlachtopfer dar und feierten ihren Sieg. Dabei sangen sie:

»Unserm Dagon sei’s gedankt:
Simson ist in unsrer Hand!«

24-25 Als sie richtig in Stimmung waren, riefen sie: »Holt Simson! Er soll uns etwas vorführen!« So wurde Simson aus dem Gefängnis herbeigebracht, und sie trieben ihren Spott mit ihm. Sie priesen ihren Gott und stimmten von neuem ihr Lied an:

»Unserm Dagon sei’s gedankt:
Simson ist in unsrer Hand!
Wie viel Mann hat er vernichtet!
Was alles hat er angerichtet!«

Dann stellten sie Simson zwischen die Säulen des Gebäudes. 26 Er bat den Jungen, der ihn an der Hand führte: »Lass mich einmal kurz los! Ich möchte nach den Säulen tasten, die das Dach tragen, und mich etwas an sie lehnen.« 27 Das Gebäude war voller Menschen. Auch die Fürsten der Philister waren alle gekommen. Allein vom Dach aus hatten etwa dreitausend Leute zugesehen, wie Simson verspottet wurde.

28 Simson betete: »Herr, mein Gott, erinnere dich an mich! Bitte gib mir noch dies eine Mal so viel Kraft wie früher! Ich will mich wenigstens dafür rächen, dass sie mir die Augen ausgestochen haben.« 29 Dann fasste Simson die beiden mittleren Säulen, auf denen das Dach ruhte, eine mit der rechten Hand, eine mit der linken, und stemmte sich dagegen. 30 »Sollen die Philister mit mir sterben!«, schrie er und stieß die Säulen mit aller Kraft um. Das Gebäude brach über den Philistern und ihren Fürsten zusammen. Dabei riss Simson mehr Menschen mit in den Tod, als er in seinem ganzen Leben getötet hatte.

31 Simsons Brüder und seine übrigen Angehörigen kamen, hoben seinen Leichnam auf und brachten ihn zum Grab seines Vaters Manoach. Dort, zwischen Zora und Eschtaol, begruben sie ihn. Zwanzig Jahre lang hatte Simson das Volk Israel geführt.

Missstände und Gewalt in Israel (Kapitel 17–21)

Michas Götzendienst

17 Im Gebirge Ephraim lebte ein Mann namens Micha. Eines Tages sagte er zu seiner Mutter: »Dir sind doch 1100 Silberstücke gestohlen worden. Ich habe gehört, wie du damals den Dieb verflucht hast. Nun, das Geld ist bei mir. Ich selbst habe es genommen!« Da rief seine Mutter: »Der Herr möge den Fluch in Segen verwandeln!« Micha gab ihr das Gestohlene zurück, und sie erklärte: »Das Silber soll dem Herrn gehören! Ich werde dir davon ein Gottesbild herstellen lassen, aus Holz geschnitzt und mit Silber überzogen. So wirst du doch noch etwas von dem Silber haben.«

Sie brachte 200 der Silberstücke zum Goldschmied und ließ eine Götzenstatue aus Holz mit einem silbernen Guss anfertigen. Micha stellte die Statue bei sich auf, denn er besaß ein eigenes Heiligtum. Er ließ noch andere Götterfiguren und ein Priestergewand anfertigen und ernannte einen seiner Söhne zum Priester. Damals gab es keinen König in Israel, und jeder tat, was er für richtig hielt.

Zu jener Zeit lebte ein junger Mann aus dem Stamm Levi in Bethlehem, das im Stammesgebiet von Juda liegt. Er verließ die Stadt, um sich an irgendeinem anderen Ort niederzulassen. Auf seiner Reise durchs Gebirge Ephraim kam er an Michas Haus vorbei. »Woher kommst du?«, fragte Micha ihn. Der junge Mann antwortete: »Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda. Ich möchte mich woanders niederlassen.« 10 »Bleib hier bei mir!«, forderte Micha ihn auf. »Du kannst mein Ratgeber und Priester werden. Ich gebe dir dafür zehn Silberstücke im Jahr und so viel Kleidung und Nahrung, wie du brauchst.«

11 Der Levit willigte ein und blieb. Micha nahm ihn auf wie einen seiner Söhne, 12 er weihte ihn zum Priester und dachte: 13 »Jetzt wird der Herr mir sicher Gutes tun, denn ich habe einen Leviten als Priester!«

Der Stamm Dan sucht Land

18 Zu dieser Zeit hatte Israel keinen König. Der Stamm Dan besaß noch kein eigenes Land und suchte deshalb nach einem Gebiet, in dem er sich ansiedeln konnte. In Zora und Eschtaol wählten die Daniter aus ihren Sippen fünf bewährte Soldaten aus und schickten sie los, um das Land auszukundschaften. Die Männer zogen durch das Gebirge Ephraim und kamen zu Michas Haus. Als sie dort übernachteten, fiel ihnen der Levit durch seinen Dialekt auf. Sie gingen zu ihm und fragten: »Wie bist du hierhergekommen? Was machst du hier?« Der junge Mann erzählte ihnen seine Geschichte. »Micha hat mich angestellt«, sagte er, »ich bin sein Priester.« Da baten sie ihn: »Frag doch Gott, ob wir bei unserer Erkundungsreise Erfolg haben werden!« Der Levit ermutigte sie: »Macht euch keine Sorgen! Der Herr weiß, was ihr vorhabt, und er wird euch beistehen.«

Da zogen die fünf Männer weiter und kamen nach Lajisch. Sie sahen, dass die Menschen dort von niemandem unterdrückt und ausgebeutet wurden. Sie lebten ruhig und sicher wie die Sidonier. Die Stadt Sidon aber war zu weit entfernt, um ihnen helfen zu können, und in der Nähe hatten sie keine Verbündeten. Die fünf Kundschafter kehrten zu ihrem Stamm nach Zora und Eschtaol zurück, wo man sie schon gespannt erwartete. »Lasst uns in den Kampf ziehen!«, riefen sie. »Wir haben ein ausgezeichnetes Gebiet gefunden! Was steht ihr noch herum? Schnell, wir wollen aufbrechen und zuschlagen! 10 Die Bewohner dort sind auf keinen Angriff vorbereitet. Es ist ein großes und fruchtbares Gebiet. Dort wächst einfach alles, was ihr euch vorstellen könnt! Gott schenkt euch dieses Land!«

Die Daniter nehmen Michas Götzen und den Priester mit

11 Mit 600 bewaffneten Männern brachen die Daniter von Zora und Eschtaol auf. 12 Sie zogen nach Kirjat-Jearim in Juda und schlugen im Westen der Stadt ihr Lager auf. Daher nennt man diesen Ort bei Kirjat-Jearim bis heute Mahane-Dan (»Dans Lager«). 13 Von dort gingen sie ins Gebirge Ephraim und kamen zu Michas Haus.

14 Die fünf Männer, die das Gebiet von Lajisch erkundet hatten, erzählten den anderen: »Stellt euch vor, in einem dieser Häuser gibt es eine Götzenstatue aus Holz, die mit Silber überzogen ist, außerdem noch andere Figuren und ein Priestergewand. Lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen!«

15 Die fünf betraten Michas Haus und begrüßten den jungen Leviten, 16 während die 600 Bewaffneten draußen am Tor warteten. 17 Als dann der Levit zu ihnen hinausging, schlichen sich die fünf in das Heiligtum und stahlen die Götzenstatue, die anderen Figuren und das Priestergewand.

18 Der Levit aber sah sie damit herauskommen und rief: »Was soll das?« 19 »Sei still!«, gaben sie zurück. »Komm mit und werde unser Ratgeber und Priester! Bei uns bist du Priester für einen ganzen israelitischen Stamm, das ist doch viel besser als nur für eine Familie!« 20 Da freute sich der Levit. Er nahm die Götzenstatue, die anderen Figuren und das Gewand und schloss sich den Danitern an. 21 Dann brachen sie auf; ihre Frauen und Kinder, ihr Vieh und alles Wertvolle, was sie besaßen, stellten sie an die Spitze des Zuges.

22 Sie hatten sich schon ein ganzes Stück vom Haus entfernt, bis Micha endlich seine Nachbarn zusammengerufen und die Verfolgung aufgenommen hatte. 23 Als sie nahe genug an die Fliehenden herangekommen waren, schrien sie ihnen nach. Die Daniter drehten sich um und riefen Micha zu: »Was ist los? Was willst du mit all den Leuten?« 24 »Ihr habt meine Götter gestohlen, die ich selbst angefertigt habe!«, gab Micha zurück. »Und auch meinen Priester habt ihr mir genommen! Ich bin von euch ausgeraubt worden, und da fragt ihr noch: ›Was ist los?‹« 25 Sie riefen: »Mach, dass du wegkommst! Sonst verlieren wir die Beherrschung und bringen dich und deine Familie um!«

26 Dann setzten sie ihren Weg fort. Micha sah ein, dass er unterlegen war, und kehrte nach Hause zurück. 27 Seine Götzenstatuen behielten die Daniter, und auch der Priester blieb bei ihnen.

Die Eroberung von Lajisch und der Götzendienst der Daniter

Die Daniter zogen nach Lajisch und überfielen seine Einwohner, die sorglos und friedlich dort gelebt hatten. Sie töteten alle mit dem Schwert und brannten die Stadt nieder. 28 Keiner half den Bewohnern. Denn Sidon war zu weit entfernt, und sonst hatten sie keine Verbündeten. Lajisch lag einsam in der Ebene bei Bet-Rehob. Die Daniter bauten die Stadt wieder auf und ließen sich dort nieder. 29 Sie nannten sie aber nicht mehr Lajisch, sondern Dan nach ihrem Stammvater, einem der Söhne Israels.

30 Sie stellten dort die geschnitzte Götzenstatue auf und ernannten den Leviten Jonatan zum Priester, einen Nachkommen von Moses Sohn Gerschom. Als Jonatan starb, wurde sein Sohn Priester und nach ihm seine Nachkommen, bis das Volk in die Gefangenschaft verschleppt wurde.

31 Michas Götzenbild stand ebenso lange in Dan wie das Heiligtum Gottes in Silo.