Add parallel Print Page Options

Zweites Buch

Psalm 42

Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. Ein Maskil.

Wie ein Hirsch lechzt[a] nach Wasserbächen,
so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir!

Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott:
Wann werde ich kommen
und vor Gottes Angesicht erscheinen?

Meine Tränen sind meine Speise
bei Tag und bei Nacht,
weil man täglich zu mir sagt:
Wo ist [nun] dein Gott?

Daran will ich denken, und meine Seele in mir ausschütten,
wie ich dahinzog im Gedränge,
mit ihnen feierlich dahinschritt zum Haus Gottes
unter lautem Jubel und Lobgesang,
in der feiernden Menge.

Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken
für die Rettung, die von seinem Angesicht kommt![b]

Mein Gott, meine Seele ist betrübt in mir;
darum gedenke ich an dich
im Land des Jordan und der Hermongipfel,
am Berg Mizar.

Eine Flut ruft der anderen beim Rauschen deiner Wasserstürze;
alle deine Wellen und Wogen sind über mich gegangen.

Am Tag wird der Herr seine Gnade entbieten,
und in der Nacht wird sein Lied bei mir sein,
ein Gebet zu dem Gott meines Lebens.

10 Ich will sprechen zu Gott, meinem Fels:
Warum hast du mich vergessen?
Warum muss ich trauernd einhergehen,
weil mein Feind mich bedrängt?

11 Wie Zermalmung meiner Gebeine
ist der Hohn meiner Bedränger,
weil sie täglich zu mir sagen:
Wo ist [nun] dein Gott?

12 Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken,
dass er meine Rettung[c] und mein Gott ist!

Footnotes

  1. (42,2) od. schreit / verlangt.
  2. (42,6) w. für die Rettung / Hilfe (hebr. jeschuah) seines Angesichts; d.h. die von ihm persönlich, von seiner Gegenwart ausgeht.
  3. (42,12) w. die Rettung meines Angesichts; d.h. meine ganz persönliche Rettung; so auch Ps 43,5.

Zweites Buch

(Psalm 42–72)

Sehnsucht nach Gott[a]

42 Von den Nachkommen Korachs, zum Nachdenken.

Wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt,
    so sehne ich mich nach dir, o Gott!
Ja, ich dürste nach Gott,
    nach dem lebendigen Gott.
Wann darf ich in seinen Tempel kommen?
    Wann darf ich wieder vor ihn treten?

Tag und Nacht weine ich, Tränen sind meine einzige Speise,
    denn ständig verspottet man mich und fragt:
    »Wo bleibt er denn, dein Gott?«
Es bricht mir das Herz,
    wenn ich an früher denke:
Da ging ich dem großen Festzug voran
    und führte ihn zum Haus Gottes.
Da konnte ich Gott zujubeln
    und ihm danken inmitten der Menge!

Warum nur bin ich so traurig?
    Warum ist mein Herz so schwer?
Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß:
Ich werde ihm wieder danken.
    Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!

Mein Gott, ich bin völlig verzweifelt!
Aus der Ferne des Jordanlandes denke ich voll Trauer an dich.
    Während ich auf dem Berg Misar im Hermongebirge stehe,
    gehen meine Gedanken zu dir.
Von den Bergen stürzen Wildbäche tosend in die Tiefe.
    Mir ist zumute, als würden die Fluten mich mitreißen und fortspülen.
Tagsüber seufze ich: »Herr, schenke mir deine Gnade!«
    Und nachts singe und bete ich zu Gott,
    in dessen Hand mein Leben liegt.
10 Gott, du bist doch mein einziger Halt!
    Warum hast du mich vergessen?
Warum lässt du mich leiden
    unter der Gewalt meiner Feinde?
11 Ihr Hohn dringt mir ins Herz, wenn sie Tag für Tag fragen:
    »Wo bleibt er denn, dein Gott?«

12 Warum nur bin ich so traurig?
    Warum ist mein Herz so schwer?
Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß:
Ich werde ihm wieder danken.
    Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!

Footnotes

  1. 42 Der dreimal auftretende Refrain (Psalm 42,6.12; 43,5) lässt vermuten, dass die Psalmen 42 und 43 ursprünglich zusammengehörten.

Erstes Buch

Psalm 1

Wohl dem,[a] der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen,[b]
noch tritt auf den Weg der Sünder,
noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern seine Lust hat am Gesetz[c] des Herrn
und über sein Gesetz nachsinnt[d] Tag und Nacht.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht,
und alles, was er tut, gerät wohl.

Nicht so die Gottlosen,
sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.

Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht,
noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten;
aber der Weg der Gottlosen führt ins Verderben.

Psalm 2

Warum toben die Heiden[e]
und ersinnen die Völker[f] Nichtiges?

Die Könige der Erde lehnen sich auf,
und die Fürsten verabreden sich
gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten[g]:

»Lasst uns ihre Bande zerreißen
und ihre Fesseln von uns werfen!«

Der im Himmel thront, lacht;
der Herr spottet über sie.

Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn
und sie schrecken mit seinem Grimm:

»Ich habe meinen König eingesetzt[h]
auf Zion, meinem heiligen Berg!« —

Ich will den Ratschluss des Herrn verkünden;
er hat zu mir gesagt:
»Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.

Erbitte von mir, so will ich dir die Heidenvölker zum Erbe geben
und die Enden der Erde zu deinem Eigentum.

Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschmettern,
wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!«

10 So nehmt nun Verstand an, ihr Könige,
und lasst euch warnen, ihr Richter der Erde!

11 Dient dem Herrn mit Furcht
und frohlockt mit Zittern.

12 Küsst den Sohn,[i] damit er nicht zornig wird
und ihr nicht umkommt auf dem Weg;
denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen!
Wohl allen, die sich bergen bei ihm![j]

Psalm 3

Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.

Ach Herr, wie zahlreich sind meine Feinde!
Viele erheben sich gegen mich;

viele sagen von meiner Seele:
»Sie hat keine Hilfe[k] bei Gott.« (Sela.[l])

Aber du, Herr, bist ein Schild um mich,
du bist meine Herrlichkeit[m] und der mein Haupt emporhebt.

Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn,
und er erhört mich von seinem heiligen Berg. (Sela.)

Ich legte mich nieder und schlief;
ich bin wieder erwacht, denn der Herr hält mich.

Ich fürchte mich nicht vor den Zehntausenden des Volkes,
die sich ringsum gegen mich gelagert haben.

Steh auf, o Herr! Hilf mir, mein Gott!
Denn du schlägst alle meine Feinde auf den Kinnbacken,
zerbrichst die Zähne der Gottlosen.[n]

Bei dem Herrn ist die Rettung[o].
Dein Segen sei über deinem Volk! (Sela.)

Psalm 4

Dem Vorsänger.[p] Mit Saitenspiel. Ein Psalm Davids.

Antworte mir auf mein Schreien, du Gott meiner Gerechtigkeit[q]!
In der Bedrängnis hast du mir Raum gemacht;
sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!

Ihr Männer, wie lange noch soll meine Ehre geschändet werden?
Wie habt ihr das Nichtige so lieb und die Lüge so gern! (Sela.)

Erkennt doch, dass der Herr den Getreuen[r] für sich erwählt hat![s]
Der Herr wird hören, wenn ich zu ihm rufe.

Erzittert und sündigt nicht!
Denkt nach in eurem Herzen auf eurem Lager und seid still! (Sela.)

Bringt Opfer der Gerechtigkeit
und vertraut auf den Herrn!

Viele sagen: Wer wird uns Gutes sehen lassen?
O Herr, erhebe über uns das Licht deines Angesichts!

Du hast mir Freude in mein Herz gegeben,
die größer ist als ihre, wenn sie Korn und Most in Fülle haben.

Ich werde mich in Frieden niederlegen und schlafen;
denn du allein, Herr, lässt mich sicher wohnen.

Psalm 5

Dem Vorsänger. Mit Flötenspiel. Ein Psalm Davids.

Vernimm, o Herr, meine Worte;
achte auf mein Seufzen!

Höre auf die Stimme meines Schreiens,
mein König und mein Gott;
denn zu dir will ich beten!

Herr, in der Frühe[t] wirst du meine Stimme hören;
in der Frühe werde ich dir zu Befehl sein[u] und Ausschau halten.

Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt;
wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen.

Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen;
du hasst alle Übeltäter.

Du vertilgst die Lügner;
den Blutgierigen und Falschen
verabscheut der Herr.

Ich aber darf durch deine große Gnade
eingehen in dein Haus;
ich will anbeten, zu deinem heiligen Tempel gewandt,
in Ehrfurcht vor dir.[v]

Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit
um meiner Feinde willen;
ebne[w] deinen Weg vor mir!

10 Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges;
ihr Inneres ist [voll] Bosheit,
ihr Rachen ein offenes Grab,
mit ihren Zungen heucheln sie.[x]

11 Sprich sie schuldig,[y] o Gott,
lass sie fallen durch ihre Anschläge!
Verstoße sie um ihrer vielen Übertretungen willen,
denn sie haben sich gegen dich empört!

12 Aber alle werden sich freuen, die auf dich vertrauen;
ewiglich werden sie jubeln,
denn du wirst sie beschirmen;
und fröhlich werden sein in dir,
die deinen Namen lieben!

13 Denn du, Herr, segnest den Gerechten;
du umgibst ihn mit Gnade wie mit einem Schild.

Psalm 6

Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel; auf der Scheminith.[z] Ein Psalm Davids.

Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,
züchtige mich nicht in deinem Grimm!

Sei mir gnädig, o Herr,
denn ich verschmachte!
Heile mich, o Herr,
denn meine Gebeine sind erschrocken,

und meine Seele ist sehr erschrocken;
und du, Herr, wie lange —?

Kehre doch wieder zurück[aa], Herr,
rette meine Seele!
Hilf mir um deiner Gnade willen!

Denn im Tod gedenkt man nicht an dich;
wer wird dir im Totenreich lobsingen?

Ich bin müde vom Seufzen;
ich schwemme mein Bett die ganze Nacht,
benetze mein Lager mit meinen Tränen.

Mein Auge ist verfallen vor Kummer,
gealtert wegen all meiner Feinde.

Weicht von mir, ihr Übeltäter alle;
denn der Herr hat die Stimme meines Weinens gehört!

10 Der Herr hat mein Flehen gehört,
der Herr nimmt mein Gebet an!

11 Alle meine Feinde müssen zuschanden werden und sehr erschrecken;
sie sollen sich plötzlich zurückziehen mit Schanden!

Footnotes

  1. (1,1) Andere Übersetzung: Glückselig ist der Mensch (vgl. Mt 5,3-12).
  2. (1,1) Mit »Gottloser« (hebr. rascha, auch »Gesetzloser«, »Frevler« übersetzt) bezeichnet die Bibel jemand, der äußerlich zum Volk Gottes gehört und das Gesetz Gottes kennt, der sich aber bewusst gegen Gott auflehnt und sein Wort missachtet (vgl. dazu Ps 50,16-22).
  3. (1,2) od. an der Weisung / Lehre (hebr. torah). Dieses Wort bezeichnet sowohl die Gebote und Anordnungen Gottes als auch seine Unterweisung und Lehre. Es wird öfters für das mosaische Gesetz bzw. die 5 Bücher Mose verwandt; hier und an anderen Stellen steht es für die ganze Gottesoffenbarung der Heiligen Schrift.
  4. (1,2) od. in seinem Gesetz forscht. Das hebr. Wort bezeichnet auch ein leises Reden; wer über die heiligen Schriften nachsann, las sie dabei halblaut.
  5. (2,1) hebr. gojim; d.h. die Völker außerhalb des auserwählten Gottesvolkes Israel.
  6. (2,1) das Wort kann auch die Stämme Israels bezeichnen (vgl. Apg 4,25-28).
  7. (2,2) od. seinen Messias (hebr. maschiach; gr. Christus), d.h. der von Gott gesalbte Retter-König, der Israel am Ende der Zeiten erretten und der Welt Frieden bringen soll (vgl. Dan 9,25-26).
  8. (2,6) od. gesalbt. Die Salbung mit Öl war das Zeichen der göttlichen Berufung der Könige Israels (vgl. 1Sam 16,6-13).
  9. (2,12) d.h. küsst seine Füße; im Altertum ein Zeichen der Unterwerfung unter einen siegreichen, mächtigen König.
  10. (2,12) w. die sich bergen / ihre Zuflucht suchen in ihm.
  11. (3,3) od. Rettung.
  12. (3,3) Sela bezeichnet eine Pause für den Gesang (ein Zeichen für den Einsatz eines instrumentalen Zwischenspiels), aber auch eine Aufforderung, das Herz und die Gedanken emporzuheben zu Gott.
  13. (3,4) od. Ehre (hebr. kabod); das Wort bedeutet ursprünglich »Schwere, Gewicht«, übertragen »Ehre / Ruhm / Majestät / Herrlichkeit«.
  14. (3,8) Andere Übersetzung: Ja, schlage alle meine Feinde … Zerbrich …
  15. (3,9) od. von dem Herrn kommt die Hilfe / das Heil (hebr. jeschuah; dieses Wort ist eng verwandt mit dem Namen Jehoschua = Der Herr ist Rettung; gr. Josua od. Jesus).
  16. (4,1) od. dem Dirigenten / dem Leiter der Musik.
  17. (4,2) d.h. du, der Gott, von dem meine Gerechtigkeit kommt. Solche Wendungen (vgl. »du Gott meines Heils«) finden sich im Hebr. immer wieder.
  18. (4,4) hebr. chasid = der Fromme / Getreue; andere übersetzen: der Heilige. Das Wort bezeichnet einen Menschen, der Gott gegenüber Liebe und Treue erweist.
  19. (4,4) od. für sich abgesondert hat.
  20. (5,4) w. am Morgen.
  21. (5,4) od. dir [meine Bitte] vorstellen / dir [ein Opfer] zurüsten.
  22. (5,8) w. in deiner Furcht.
  23. (5,9) od. mache gerade.
  24. (5,10) w. sie machen ihre Zungen glatt.
  25. (5,11) od. Lass sie büßen.
  26. (6,1) d.h. wohl: auf der unteren Oktave (in der Basslage) zu singen.
  27. (6,5) od. Wende dich wieder zu mir.

Erstes Buch

(Psalm 1–41)

Wahres Glück

Glücklich ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt,
wer nicht mit Sündern auf einer Seite steht,
    wer nicht mit solchen Leuten zusammensitzt,
    die über alles Heilige herziehen,
sondern wer Freude hat am Gesetz des Herrn
    und darüber nachdenkt – Tag und Nacht.
Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist,
der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken.
    Was er sich vornimmt, das gelingt.

Ganz anders ergeht es allen, denen Gott gleichgültig ist:
    Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Vor Gottes Gericht können sie nicht bestehen.
    Weil sie seine Gebote missachtet haben,
    sind sie aus seiner Gemeinde ausgeschlossen.
Der Herr wacht über den Weg aller Menschen,
die nach seinem Wort leben.
    Doch wer sich ihm trotzig verschließt,
    der läuft in sein Verderben.

Gottes Sohn: Der höchste König

Warum geraten die Völker in Aufruhr?
    Weshalb schmieden sie Pläne, die doch zu nichts führen?
Die Mächtigen dieser Welt rebellieren:
    Sie verschwören sich gegen Gott und den König,
    den er auserwählt und eingesetzt hat[a].
»Kommt, wir wollen uns befreien«, sagen sie,
    »wir schütteln ihre Herrschaft ab!«

Aber Gott im Himmel kann darüber nur lachen,
    nichts als Spott hat er für sie übrig.
Dann stellt er sie voller Zorn zur Rede
    und versetzt sie in Angst und Schrecken.
Er spricht: »Ich selbst habe meinem König die Herrschaft übertragen!
    Er regiert auf dem Zion, meinem heiligen Berg.«

Und dieser König verkündet:
»Ich gebe den Beschluss des Herrn bekannt. Er hat zu mir gesagt:
    ›Du bist mein Sohn, heute bin ich dein Vater geworden[b].
Bitte nur darum, und ich gebe dir die Völker zum Besitz,
    ja, die ganze Erde soll dir gehören.
Du wirst sie mit eisernem Zepter zerschlagen,
    sie wie Tongeschirr zerbrechen!‹«

10 Darum, ihr Herrscher, nehmt Vernunft an,
    lasst euch warnen, ihr Mächtigen der Welt!
11 Dient dem Herrn voller Ehrfurcht!
    Jubelt ihm zu, auch wenn ihr zittert!
12 Erweist seinem Sohn die Ehre, die ihm zusteht![c]
    Sonst trifft euch sein Zorn, und ihr seid verloren;
denn sein Zorn ist schnell entflammt.
    Aber glücklich sind alle, die bei ihm Zuflucht suchen.

Gejagt – und doch geborgen!

Ein Lied von David aus der Zeit, als er vor seinem Sohn Absalom fliehen musste.

O Herr, ich werde von vielen Feinden bedrängt!
    Sie haben sich gegen mich verschworen
und spotten: »Der ist erledigt!
    Auch Gott wird ihm nicht mehr helfen!«[d]

Aber du, Herr, nimmst mich in Schutz.
    Du stellst meine Ehre wieder her und richtest mich auf.
Laut schreie ich zum Herrn um Hilfe.
    Er hört mich auf seinem heiligen Berg und antwortet mir.
So kann ich beruhigt einschlafen
und am Morgen in Sicherheit erwachen,
    denn der Herr beschützt mich.
Ich fürchte mich nicht vor meinen Feinden,
    auch wenn sie mich zu Tausenden umzingeln.
Greif ein, Herr, und rette mich! Du bist doch mein Gott!
Du wirst meinen Feinden ins Gesicht schlagen
    und diesen Gottlosen die Zähne ausbrechen.
Ja, Herr, von dir kommt Rettung und Hilfe.
    Lass dein Volk deinen Segen erfahren!

Freude im Leid

Ein Lied von David. Mit Saiteninstrumenten zu begleiten.[e]

Antworte mir, mein Gott, wenn ich zu dir rufe!
    Du bist es doch, der mich verteidigt und für Gerechtigkeit sorgt!
Als ich in meiner Not nicht mehr weiterwusste,
hast du mir den rettenden Ausweg gezeigt.
    Erweise mir auch jetzt deine Gnade und höre mein Gebet!

Ihr Mächtigen im Land, ihr missbraucht euren Einfluss.
Ihr zieht meine Ehre in den Dreck
    und verbreitet nichts als Lügen.
    Ihr habt sogar Freude daran, mich zu verleumden.
    Wann hört ihr endlich damit auf?
Begreift doch: Wer dem Herrn die Treue hält,
steht unter seinem besonderen Schutz.
    Er hört mich, wenn ich zu ihm rufe.
Auch wenn ihr vor Zorn bebt,[f] ladet nicht Schuld auf euch,
indem ihr etwas gegen mich unternehmt.
    Denkt nachts auf eurem Bett darüber nach,
    besinnt euch und gebt endlich Ruhe!
Bringt dem Herrn mit aufrichtigem Herzen Opfer dar
    und setzt euer Vertrauen auf ihn!

Viele jammern: »Wann wird es uns endlich besser gehen?
    Herr, blicke uns freundlich an,
    damit wir wieder aufatmen können!«
Und wirklich: Du hast mich wieder froh gemacht.
    Während sich andere über eine reiche Ernte freuen,
    ist meine Freude sogar noch viel größer.
Ich kann ruhig schlafen, auch wenn kein Mensch zu mir hält,
    denn du, Herr, beschützt mich.

Gott steht auf meiner Seite

Ein Lied von David. Mit Flötenbegleitung zu singen.

Höre doch, Herr, was ich dir sagen will,
    verschließ deine Ohren nicht vor meinem Seufzen!
Du bist mein König und mein Gott, zu dir schreie ich,
    dich flehe ich an!
Herr, schon früh am Morgen hörst du mein Rufen.
    In aller Frühe bringe ich meine Bitten vor dich[g]
    und warte sehnsüchtig auf deine Antwort.

Denn zum Unrecht kannst du nicht schweigen.
    Die Gottlosen duldest du nicht in deiner Nähe:
Wer dich hochmütig verspottet, den stößt du von dir.
    Wer deinen Willen missachtet, der ist dir verhasst.
Lügner, Mörder und Betrüger bringst du um,
    sie ekeln dich an!

Ich aber darf zu dir kommen,
denn in deiner großen Gnade hast du mich angenommen.
    Voller Ehrfurcht bete ich dich in deinem Heiligtum an.
Zeige denen, die mich verleumden, dass du zu mir stehst!
    Ebne mir den Weg, den ich gehen soll!

10 Was meine Feinde von sich geben, ist nichts als Lüge.
    Schlecht und verlogen, wie sie sind, können sie gar nicht anders:
Sie bringen Tod und Untergang,
    auch wenn sie es hinter schmeichelnden Worten verbergen.
11 O Gott, rechne mit ihnen ab!
    Lass sie zu Fall kommen durch ihre eigenen Pläne!
Verstoße sie wegen all des Unrechts, das sie begangen haben –
    gegen dich lehnen sie sich auf!

12 Doch alle, die bei dir Zuflucht suchen, werden sich freuen.
    Ihr Jubel kennt keine Grenzen, denn bei dir sind sie geborgen.
Ja, wer dich liebt,
    darf vor Freude jubeln!
13 Wer nach deinem Willen lebt, den beschenkst du mit deinem Segen,
    deine Liebe umgibt ihn wie ein schützender Schild.

Herr, strafe mich nicht länger!

Ein Lied von David, mit einem tief gestimmten[h] Saiteninstrument zu begleiten.

Herr, du lässt mich deinen Zorn spüren.
    Ich flehe dich an: Strafe mich nicht länger!
Hab Erbarmen mit mir, Herr, ich sieche dahin!
    Heile mich, denn ich bin am Ende meiner Kraft!
Ich weiß weder aus noch ein.
    Herr, wie lange willst du dir das noch ansehen?
Wende dich mir wieder zu, Herr, und rette mich!
    Hilf mir, du bist doch ein barmherziger Gott!
Wenn ich tot bin, kann ich dir nicht mehr danken.
    Wie soll ich dich denn im Totenreich loben?

7-8 Ach, ich bin müde vom Stöhnen.
Nachts im Bett weine ich, bis die Kissen durchnässt
    und meine Augen ganz verquollen sind.
Daran sind nur meine Feinde schuld,
    sie haben mich in die Enge getrieben.
Ihr Verbrecher, verschwindet,
    denn der Herr hat meine Tränen gesehen!
10 Ja, der Herr hat mein Schreien gehört,
    er nimmt mein Gebet an.
11 Meine Feinde aber werden zu Tode erschrecken,
sie werden mit Schimpf und Schande überhäuft.
    Ehe sie damit rechnen, müssen sie die Flucht ergreifen!

Footnotes

  1. 2,2 Das hebräische Wort heißt »Messias« (= der gesalbte König). Vgl. »salben/Salbung« in den Sacherklärungen.
  2. 2,7 Wörtlich: heute habe ich dich gezeugt. – Dies ist ein bildlicher Ausdruck für die Einsetzung des Königs in sein Amt.
  3. 2,12 Wörtlich: Küsst den Sohn!
  4. 3,3 Im hebräischen Text steht hier und an vielen weiteren Stellen in den Psalmen noch das Wort »Sela«. Vermutlich handelt es sich dabei um eine musikalische Anweisung, die genaue Bedeutung ist jedoch unsicher. Man könnte zum Beispiel an ein Lauterwerden der Instrumente oder an ein musikalisches Zwischenspiel denken.
  5. 4,1 Im Hebräischen steht hier sowie zu Beginn vieler anderer Psalmen noch ein Wort, das nicht sicher zu übersetzen ist. Möglicherweise richtet es sich an den Chorleiter am Heiligtum oder beinhaltet eine musikalische Anweisung, wie das folgende Lied auf den Instrumenten begleitet werden soll.
  6. 4,5 Oder: Erbebt vor Gott in Ehrfurcht.
  7. 5,4 Oder: bereite ich ein Opfer für dich vor.
  8. 6,1 Oder: achtsaitigen. – Das hebräische Wort ist nicht sicher zu deuten. So auch in Psalm 12,1.