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Das Leiden und Sterben Jesu Christi

Der Plan der Führer Israels und der Verrat des Judas

22 Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, das man Passah nennt.

Und die obersten Priester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn umbringen könnten; denn sie fürchteten das Volk.

Es fuhr aber der Satan in Judas, der mit Beinamen Ischariot genannt wird, welcher aus der Zahl der Zwölf war.

Und er ging hin und besprach mit den obersten Priestern und den Hauptleuten[a], wie er ihn an sie ausliefern wollte.

Und sie waren erfreut und kamen überein, ihm Geld zu geben.

Und er versprach es und suchte eine gute Gelegenheit, um ihn ohne Volksauflauf an sie auszuliefern.

Das letzte Passahmahl

Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem man das Passah schlachten musste.

Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin, bereitet uns das Passah, damit wir es essen können!

Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du, dass wir es bereiten?

10 Und er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommt, so wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt in das Haus, wo er hineingeht,

11 und sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gastzimmer, in dem ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?

12 Und jener wird euch einen großen, mit Polstern ausgelegten Obersaal zeigen; dort bereitet es zu!

13 Sie gingen hin und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah.

14 Und als die Stunde kam, setzte er sich zu Tisch und die zwölf Apostel mit ihm.

15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt,[b] dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.

16 Denn ich sage euch: Ich werde künftig nicht mehr davon essen, bis es erfüllt sein wird im Reich Gottes.

17 Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt diesen und teilt ihn unter euch!

18 Denn ich sage euch: Ich werde nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.

Die Einsetzung des Mahles des Herrn

19 Und er nahm das Brot, dankte, brach es, gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis!

20 Desgleichen [nahm er] auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund[c] in meinem Blut, das für euch vergossen wird.

Jesus sagt den Verrat voraus

21 Doch siehe, die Hand dessen, der mich verrät, ist mit mir auf dem Tisch.

22 Und der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen, durch den er verraten wird!

23 Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, welcher von ihnen es wohl wäre, der dies tun würde.

Vom Herrschen und vom Dienen

24 Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte zu gelten habe.

25 Er aber sagte zu ihnen: Die Könige der Heidenvölker herrschen über sie, und ihre Gewalthaber nennt man Wohltäter.

26 Ihr aber sollt nicht so sein; sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Führende wie der Dienende.

27 Denn wer ist größer: der, welcher zu Tisch sitzt, oder der Dienende? Ist es nicht der, welcher zu Tisch sitzt? Ich aber bin mitten unter euch wie der Dienende.

28 Ihr aber seid die, welche bei mir ausgeharrt haben in meinen Anfechtungen.

29 Und so übergebe ich euch ein Königtum, wie es mir mein Vater übergeben hat,

30 sodass ihr an meinem Tisch in meinem Reich essen und trinken und auf Thronen sitzen sollt, um die zwölf Stämme Israels zu richten.

Jesu Gebet für Petrus. Die Ankündigung der Verleugnung

31 Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen;

32 ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist[d], so stärke deine Brüder!

33 Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!

34 Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst!

35 Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen: Nichts!

36 Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche; und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert.

37 Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden«.[e] Denn was von mir [geschrieben steht], das geht in Erfüllung!

38 Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!

Gethsemane

39 Und er ging hinaus und begab sich nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch seine Jünger.

40 Und als er an den Ort gekommen war, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt!

41 Und er riss sich von ihnen los, ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder, betete

42 und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir nehmen willst — doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!

43 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

44 Und er war in ringendem Kampf und betete inbrünstiger; sein Schweiß wurde aber wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.

45 Und als er vom Gebet aufstand und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend vor Traurigkeit.

46 Und er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!

Die Gefangennahme Jesu

47 Während er aber noch redete, siehe, da kam eine Schar, und der, welcher Judas hieß, einer der Zwölf, ging vor ihnen her und näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.

48 Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss?

49 Als nun seine Begleiter sahen, was da geschehen sollte, sprachen sie zu ihm: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?

50 Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.

51 Da antwortete Jesus und sprach: Lasst ab davon! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.

52 Es sprach aber Jesus zu den obersten Priestern und Hauptleuten des Tempels und zu den Ältesten, die an ihn herangetreten waren: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und mit Stöcken!

53 Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.

Die Verleugnung durch Petrus

54 Nachdem sie ihn nun festgenommen hatten, führten sie ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne.

55 Da sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und beisammensaßen, setzte sich Petrus mitten unter sie.

56 Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer sitzen, schaute ihn an und sprach: Auch dieser war mit ihm!

57 Er aber verleugnete ihn und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht!

58 Und bald danach sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin"s nicht!

59 Und nach einer Weile von ungefähr einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, der war auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer!

60 Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst! Und sogleich, während er noch redete, krähte der Hahn.

61 Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!

62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Jesus vor dem Hohen Rat

63 Die Männer aber, die Jesus festhielten, verspotteten und misshandelten ihn;

64 und nachdem sie ihn verhüllt hatten, schlugen sie ihn ins Angesicht und fragten ihn und sprachen: Weissage uns, wer ist"s, der dich geschlagen hat?

65 Und viele andere Lästerungen sprachen sie gegen ihn aus.

66 Und als es Tag geworden war, versammelten sich die Ältesten des Volkes, die obersten Priester und Schriftgelehrten, und führten ihn vor ihren Hohen Rat; und sie sprachen:

67 Bist du der Christus? Sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr es nicht glauben;

68 wenn ich aber auch fragte, so würdet ihr mir nicht antworten, noch mich loslassen.

69 Von nun an wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes.

70 Da sprachen sie alle: Bist du also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es, denn ich bin es!

71 Da sprachen sie: Was brauchen wir ein weiteres Zeugnis? Denn wir haben es selbst aus seinem Mund gehört!

Notas al pie

  1. (22,4) d.h. den Hauptleuten der jüdischen Tempelwache (vgl. V. 52).
  2. (22,15) w. mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, ein hebr. Ausdruck.
  3. (22,20) das gr. Wort für »Bund« kann auch »Testament« bedeuten.
  4. (22,32) Andere Übersetzung: wenn du dich einst bekehrst.
  5. (22,37) Jes 53,12.

Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus (Kapitel 22–24)

Verschwörung gegen Jesus (Matthäus 26,1‒5; Markus 14,1‒2)

22 Das Fest der ungesäuerten Brote, das auch Passahfest genannt wird, stand kurz bevor. Die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer günstigen Gelegenheit, bei der sie Jesus umbringen lassen könnten; sie fürchteten aber, im Volk einen Aufruhr auszulösen.

Der Verrat (Matthäus 26,14‒16; Markus 14,10‒11)

Zu der Zeit ergriff der Satan Besitz von Judas Iskariot, einem der zwölf Jünger von Jesus. Judas ging zu den obersten Priestern und den Offizieren der Tempelwache und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte. Hocherfreut versprachen die obersten Priester ihm eine Belohnung. Sie wurden sich einig, und Judas suchte nach einer Gelegenheit, Jesus ohne Aufsehen zu verraten.

Vorbereitungen für das Passahfest (Matthäus 26,17‒19; Markus 14,12‒16)

Dann kam der erste Tag des Festes der ungesäuerten Brote, an dem das Passahlamm geschlachtet werden musste. Jesus gab seinen Jüngern Petrus und Johannes den Auftrag: »Geht und bereitet alles vor, damit wir gemeinsam das Passahmahl feiern können.« »Wo sollen wir denn das Fest vorbereiten?«, fragten sie.

10 Er antwortete: »Wenn ihr nach Jerusalem kommt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, das er betritt. 11 Dem Besitzer des Hauses sollt ihr sagen: ›Der Lehrer lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passahmahl feiern kann?‹ 12 Er wird euch ein großes Zimmer im Obergeschoss zeigen, das mit Polstern ausgestattet ist. Bereitet dort alles Weitere vor.« 13 Die beiden Jünger gingen in die Stadt und trafen alles so an, wie Jesus es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie das Passahmahl vor.

Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passahmahl (Matthäus 26,20‒29; Markus 14,17‒25; Johannes 13,21‒30)

14 Als die Stunde für das Passahmahl gekommen war, nahm Jesus mit den Aposteln an der Festtafel Platz. 15 »Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch dieses Passahmahl zu essen, bevor ich leiden muss«, sagte er. 16 »Ihr sollt wissen: Ich werde das Passahmahl erst wieder in Gottes Reich mit euch feiern. Dann hat sich erfüllt, wofür das Fest jetzt nur ein Zeichen ist

17 Jesus nahm einen Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und sagte: »Nehmt diesen Becher und trinkt alle daraus! 18 Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis Gottes Reich gekommen ist.«

19 Dann nahm er ein Brot. Er dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen mit den Worten: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Feiert dieses Mahl immer wieder und denkt daran, was ich für euch getan habe, sooft ihr dieses Brot esst!«

20 Ebenso nahm er nach dem Essen den Becher mit Wein, reichte ihn den Jüngern und sagte: »Dieser Becher ist der neue Bund zwischen Gott und euch, der durch mein Blut besiegelt wird. Es wird zur Vergebung eurer Sünden vergossen. 21 Aber euch muss klar sein: Hier mit mir am Tisch ist der Mann, der mich verrät. 22 Der Menschensohn muss zwar sterben, wie es ihm von Gott bestimmt ist. Aber wehe seinem Verräter!« 23 Bestürzt fragte einer den anderen: »Wer von uns könnte so etwas tun?«

Wer ist der Wichtigste? (Matthäus 20,25‒28; Markus 10,42‒45)

24 Unter den Jüngern kam es zu einem Streit darüber, wer von ihnen wohl der Wichtigste sei. 25 Da sagte ihnen Jesus: »In dieser Welt unterdrücken die Herrscher ihre Völker, und rücksichtslose Machthaber lassen sich als Wohltäter feiern. 26 Aber bei euch soll es nicht so sein. Im Gegenteil: Der Erste unter euch soll sich allen anderen unterordnen, und wer euch führen will, muss allen dienen. 27 Wer ist denn bedeutender? Wer am Tisch sitzt und sich bedienen lässt oder wer bedient? Doch wohl derjenige, der sich bedienen lässt. Ich aber bin unter euch wie ein Diener.

28 Ihr seid mir in diesen Tagen der Gefahr und der Versuchung treu geblieben. 29 Deshalb verspreche ich euch: Ihr werdet mit mir zusammen in meinem Reich herrschen, das mein Vater mir übergeben hat. 30 Mit mir sollt ihr am selben Tisch essen und trinken. Ihr werdet auf Thronen sitzen und mit mir die zwölf Stämme Israels richten.«

Jesus kündigt seine Verleugnung durch Petrus an (Matthäus 26,31‒35; Markus 14,27‒31; Johannes 13,36‒38)

31 Zu Petrus gewandt sagte Jesus: »Simon, Simon, pass auf! Der Satan ist hinter euch her, und Gott hat ihm erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen. 32 Aber ich habe für dich gebetet, dass du den Glauben nicht verlierst. Wenn du dann zu mir zurückgekehrt bist, so stärke den Glauben deiner Brüder!«

33 »Herr«, fuhr Petrus auf, »ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und sogar in den Tod zu gehen.« 34 Doch Jesus erwiderte: »Petrus, ich sage dir: Heute Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«

Wie wird es weitergehen?

35 Dann fragte Jesus seine Jünger: »Als ich euch damals ohne Geld, Tasche und Schuhe aussandte,[a] hat euch da etwas gefehlt?« »Nein, gar nichts!«, beteuerten sie.

36 »Aber ab jetzt gilt etwas anderes: Nehmt euer Geld und Gepäck«, forderte er sie auf. »Wer kein Schwert besitzt, soll seinen Mantel verkaufen und sich eins beschaffen. 37 Denn jetzt ist die Zeit da, in der sich auch dieses Wort an mir erfüllen muss: ›Er wurde wie ein Verbrecher behandelt.‹[b] Alles, was in der Heiligen Schrift von mir geschrieben steht, geht nun in Erfüllung.« 38 »Herr«, riefen die Jünger, »wir haben hier zwei Schwerter.« Doch Jesus unterbrach sie: »Hört auf damit!«

Im Garten Gethsemane (Matthäus 26,30.36‒46; Markus 14,26.32‒42)

39 Dann verließ Jesus die Stadt und ging wie gewohnt zum Ölberg hinaus. Seine Jünger begleiteten ihn. 40 Dort angekommen sagte er zu ihnen: »Betet darum, dass ihr der kommenden Versuchung widerstehen könnt!« 41 Er entfernte sich ein kleines Stück von ihnen, kniete nieder 42 und betete: »Vater, wenn es dein Wille ist, dann lass diesen bitteren Kelch des Leidens an mir vorübergehen. Aber nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen.«

43 Da erschien ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft. 44 Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte.

45 Als er nach dem Gebet aufstand und zu seinen Jüngern zurückkehrte, sah er, dass sie eingeschlafen waren, erschöpft von ihren Sorgen und ihrer Trauer. 46 Jesus weckte sie auf und rief: »Warum schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr der Versuchung widerstehen könnt!«

Verrat und Verhaftung (Matthäus 26,47‒56; Markus 14,43‒49; Johannes 18,2‒11)

47 Noch während Jesus sprach, kam eine große Gruppe Männer. Sie wurden von Judas, einem der zwölf Jünger, angeführt. Judas ging auf Jesus zu, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen.[c] 48 Aber Jesus fragte ihn: »Judas, willst du den Menschensohn mit einem Kuss verraten?«

49 Jetzt hatten auch die anderen Jünger begriffen, was vor sich ging. Aufgeregt riefen sie: »Herr, sollen wir dich mit dem Schwert verteidigen?« 50 Einer von ihnen zog gleich das Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51 Aber Jesus befahl: »Hört auf damit!« Er berührte das Ohr des Mannes und heilte ihn.

52 Dann fragte Jesus die obersten Priester, die Offiziere der Tempelwache und die führenden Männer des Volkes, die gekommen waren, um ihn festzunehmen: »Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnen musstet? 53 Jeden Tag war ich im Tempel. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen? Aber jetzt ist eure Stunde da. Jetzt hat die Finsternis Macht.«

Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen (Matthäus 26,57‒58.69‒75; Markus 14,53‒54.66‒72; Johannes 18,12‒18.25‒27)

54 Die Männer verhafteten Jesus und führten ihn zum Palast des Hohenpriesters. Petrus folgte ihnen in sicherem Abstand. 55 Im Hof des Palastes zündeten sie ein Feuer an, um sich zu wärmen. Petrus setzte sich zu ihnen. 56 Im Schein des Feuers bemerkte ihn eine Dienerin und sah ihn prüfend an. »Der Mann da war auch mit Jesus zusammen!«, rief sie. 57 Doch Petrus widersprach: »Das ist unmöglich! Ich kenne ihn überhaupt nicht!«

58 Kurz darauf sah ihn ein anderer und meinte: »Du bist doch einer von seinen Freunden!« »Ausgeschlossen! Ich doch nicht!«, wehrte Petrus ab. 59 Nach etwa einer Stunde behauptete wieder einer: »Natürlich gehörte der hier zu Jesus; er kommt doch auch aus Galiläa!« 60 Aber Petrus stieß aufgebracht hervor: »Ich weiß nicht, wovon du redest.« In diesem Augenblick – noch während er das sagte – krähte ein Hahn.

61 Jesus drehte sich um und sah Petrus an. Da fielen Petrus die Worte ein, die der Herr zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn heute Nacht kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«

62 Er ging hinaus und weinte voller Verzweiflung.

Die Soldaten misshandeln Jesus (Matthäus 26,67‒68; Markus 14,65)

63 Die Männer, die Jesus bewachten, verhöhnten und schlugen ihn. 64 Sie verbanden ihm die Augen und spotteten: »Na, du Prophet! Sag uns, wer hat dich vorhin gerade geschlagen?« 65 Und noch viele andere Beleidigungen musste er über sich ergehen lassen.

Jesus vor Gericht (Matthäus 26,59‒66; Markus 14,55‒64; Johannes 18,19‒24)

66 Bei Tagesanbruch kamen die Mitglieder des Hohen Rates zusammen: die führenden Männer des Volkes, die obersten Priester und die Schriftgelehrten. Sie ließen Jesus vorführen 67 und forderten ihn auf: »Wenn du der Christus bist, der von Gott erwählte Retter, dann sag es uns!« Er erwiderte: »Wenn ich es euch sage, werdet ihr mir nicht glauben, 68 und wenn ich euch etwas frage, dann werdet ihr keine Antwort geben. 69 Doch von nun an wird der Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen.« 70 Empört schrien alle: »Willst du damit etwa sagen, dass du der Sohn Gottes bist?« Jesus antwortete: »Ihr habt recht, ich bin es!« 71 »Wozu brauchen wir da noch weitere Zeugen?«, riefen jetzt die Ankläger einstimmig. »Wir haben die Gotteslästerung doch aus seinem Mund gehört!«

Notas al pie

  1. 22,35 Vgl. Kapitel 9,3.
  2. 22,37 Jesaja 53,12
  3. 22,47 Seinen Rabbi zu küssen war für einen Jünger in der damaligen Zeit die übliche Form, ihn respektvoll zu begrüßen.

Hingabe und Treue des Apostels

Aber als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen.

Denn es heißt: »Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört und am Tag des Heils dir geholfen«.[a] Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

Wir geben niemand irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird;

sondern in allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: in viel standhaftem Ausharren[b], in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,

unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen, in Mühen, im Wachen, im Fasten;

in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe;

im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und Linken;

unter Ehre und Schande, bei böser und guter Nachrede; als »Verführer« und doch wahrhaftig,

als Unbekannte und doch wohlbekannt, als Sterbende — und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet;

10 als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen.

11 Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden!

12 Ihr habt nicht engen Raum in uns; aber eng ist es in euren Herzen!

13 Vergeltet uns nun Gleiches — ich rede zu euch als zu [meinen] Kindern — und lasst es auch in euch weit werden!

Gottes Ruf zur Absonderung

14 Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen![c] Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

15 Wie stimmt Christus mit Belial[d] überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen?

16 Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«.[e]

17 Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen,

18 und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.

Notas al pie

  1. (6,2) Jes 49,8.
  2. (6,4) od. in großer Geduld.
  3. (6,14) od. Lasst euch nicht in ein Joch mit Andersgearteten zusammenspannen, nämlich mit Ungläubigen!
  4. (6,15) hier Bezeichnung für den Satan.
  5. (6,16) 3Mo 26,11-12.

Der Apostel wirbt um das Vertrauen der Korinther (Kapitel 6–7)

Bewährung im Dienst für Gott

Als Gottes Mitarbeiter bitten wir euch aber auch: Lasst die Gnade, die Gott euch schenkt, in eurem Leben nicht ohne Auswirkung bleiben. Denn Gott hat gesagt: »Ich will dein Gebet erhören. Es wird eine Zeit der Gnade für dich geben, einen Tag, an dem du meine Hilfe erfährst!«[a] Genau diese Zeit ist jetzt da, der Tag der Rettung ist nun gekommen.

Niemand soll uns persönlich etwas Schlechtes nachsagen können, damit nicht unser Auftrag in Verruf gerät. In allem empfehlen wir uns als Gottes Mitarbeiter: Wir bleiben standhaft in Bedrängnissen, in Not und Schwierigkeiten, auch wenn man uns schlägt und einsperrt, wenn wir aufgehetzten Menschen ausgeliefert sind, bis zur Erschöpfung arbeiten, uns kaum Schlaf gönnen und auf Nahrung verzichten. Wir lassen uns nichts zuschulden kommen und erkennen Gottes Willen; wir sind geduldig und freundlich, Gottes Heiliger Geist wirkt durch uns, und wir lieben jeden Menschen aufrichtig. Wir verkünden Gottes Wahrheit und leben aus seiner Kraft. Zum Angriff wie zur Verteidigung gebrauchen wir die Waffen Gottes: das richtige Verhalten vor Gott und den Menschen. Dabei lassen wir uns nicht beirren: weder durch Lob noch Verachtung, weder durch gute Worte noch böses Gerede. Man nennt uns Lügner, und wir sagen doch die Wahrheit. Für die Welt sind wir Unbekannte, aber Gott kennt uns. Wir sind Sterbende, und dennoch leben wir. Wir werden geschlagen und kommen doch nicht um. 10 In allen Traurigkeiten bleiben wir fröhlich. Wir sind arm und beschenken doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles.

11 Ihr lieben Christen in Korinth! Wir haben sehr offen zu euch gesprochen und euch dabei in unser Herz blicken lassen. 12 Der Platz in unserem Herzen ist euch sicher, auch wenn ihr euch uns gegenüber verschlossen habt. 13 Ich rede zu euch wie ein Vater zu seinen Kindern. Schenkt mir doch dasselbe Vertrauen, das ich euch entgegenbringe, und öffnet mir eure Herzen!

Warnung vor falschen Wegen

14 Zieht nicht an einem Strang mit Leuten, die nicht an Christus glauben. Was haben denn Gottes Gerechtigkeit und die Gesetzlosigkeit dieser Welt miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam? 15 Wie passen Christus und der Teufel[b] zusammen? Oder was verbindet einen Glaubenden mit einem Menschen, der von Gott nichts wissen will? 16 Was haben Götzenfiguren im Tempel Gottes zu suchen?

Vergesst nicht: Wir selbst sind der Tempel des lebendigen Gottes. So hat Gott gesagt: »Ich will mitten unter ihnen leben. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein!«[c] 17 Darum befiehlt Gott: »Verlasst sie und trennt euch von ihnen! Rührt nichts Unreines an! Dann will ich euch annehmen. 18 Ich werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein. Das sage ich, der Herr, der allmächtige Gott.«[d]

Notas al pie

  1. 6,2 Jesaja 49,8
  2. 6,15 Wörtlich: Beliar. – Eine im Judentum verbreitete, aber in der Bibel nur hier erscheinende Bezeichnung für den Teufel.
  3. 6,16 3. Mose 26,12
  4. 6,18 Jesaja 52,11; 2. Samuel 7,14; Jesaja 43,6

David in der Höhle Adullam und beim König der Moabiter

22 Und David ging von dort weg und entkam in die Höhle Adullam. Als das seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters hörten, kamen sie dorthin zu ihm hinab.

Und es versammelten sich zu ihm allerlei Männer, die in Not und Schulden waren, und alle, die ein verbittertes Herz hatten, und er wurde ihr Oberster, und sie hielten es mit ihm, etwa 400 Mann.

Und David ging von dort nach Mizpe [in] Moab und sprach zum König von Moab: Lass doch meinen Vater und meine Mutter herkommen und bei euch bleiben, bis ich erfahre, was Gott mit mir tun wird![a]

Und er führte sie vor den König von Moab, und sie blieben bei ihm, solange David auf der Bergfeste war.

Aber der Prophet Gad sprach zu David: Bleibe nicht auf der Bergfeste, sondern geh ins Land Juda! Und David ging weg und kam in den Wald Haret.

Saul ermordet die Priester des Herrn

Und als Saul hörte, dass David und die Männer, die bei ihm waren, entdeckt worden seien (Saul aber saß gerade in Gibea unter der Tamariske auf der Anhöhe, den Speer in der Hand, und alle seine Knechte standen vor ihm),

da sprach Saul zu seinen Knechten, die vor ihm standen: Hört doch, ihr Benjaminiter: Wird auch der Sohn Isais euch allen Äcker und Weinberge geben? Wird er euch alle zu Obersten über tausend und zu Obersten über hundert machen,

dass ihr euch alle gegen mich verschworen habt und niemand es meinen Ohren offenbarte, als mein Sohn einen Bund mit dem Sohn Isais gemacht hat? Und ist niemand unter euch, dem es um meinetwillen leidtat und der es meinen Ohren offenbarte, dass mein eigener Sohn meinen Knecht gegen mich aufgewiegelt hat und mir nachstellt, wie es heute [offenbar] ist?

Da antwortete Doeg, der Edomiter, der neben Sauls Knechten stand, und sprach: Ich sah den Sohn Isais, als er nach Nob zu Achimelech, dem Sohn Achitubs kam.

10 Der befragte den Herrn für ihn und gab ihm Brot, und das Schwert Goliaths, des Philisters, gab er ihm auch!

11 Da sandte der König hin und ließ Achimelech rufen, den Sohn Achitubs, den Priester, und das ganze Haus seines Vaters, die Priester, die in Nob waren; und sie kamen alle zum König.

12 Und Saul sprach: Höre doch, du Sohn Achitubs! Und er antwortete: Hier bin ich, mein Herr!

13 Und Saul sprach zu ihm: Warum habt ihr einen Bund gegen mich gemacht, du und der Sohn Isais, dass du ihm Brot und ein Schwert gegeben und Gott für ihn befragt hast, sodass er sich gegen mich auflehnt und mir nachstellt, wie es heute [offenbar] ist?

14 Da antwortete Achimelech dem König und sprach: Und wer ist unter allen deinen Knechten so treu wie David, der dazu noch der Schwiegersohn des Königs ist, der Zutritt zu deinem geheimen Rat hat und in deinem Haus so hoch angesehen ist?

15 Habe ich denn erst heute angefangen, Gott für ihn zu befragen? Das sei ferne von mir! Der König lege dies weder seinem Knecht noch dem ganzen Haus meines Vaters zur Last; denn dein Knecht hat von alledem nichts gewusst, weder Kleines noch Großes!

16 Aber der König sprach: Du musst gewisslich sterben, Achimelech, du und das ganze Haus deines Vaters!

17 Und der König sprach zu den Läufern, die vor ihm standen: Tretet herzu und tötet die Priester des Herrn! Denn ihre Hand ist auch mit David; und obgleich sie wussten, dass er floh, haben sie es mir doch nicht eröffnet! Aber die Knechte des Königs wollten ihre Hand nicht an die Priester des Herrn legen, um sie zu erschlagen.

18 Da sprach der König zu Doeg: Tritt du herzu und erschlage die Priester! Und Doeg, der Edomiter, trat herzu und fiel über die Priester her und tötete an jenem Tag 85 Männer, die das leinene Ephod trugen.

19 Und Nob, die Stadt der Priester, schlug er mit der Schärfe des Schwertes, vom Mann bis zur Frau, vom Kind bis zum Säugling, sowie Rinder, Esel und Schafe, mit der Schärfe des Schwertes.

20 Es entkam aber ein Sohn Achimelechs, des Sohnes Achitubs, der hieß Abjatar, und er floh zu David.

21 Und Abjatar berichtete David, dass Saul die Priester des Herrn niedergemacht habe.

22 David aber sprach zu Abjatar: Ich wusste wohl an jenem Tag, als Doeg, der Edomiter, dort war, dass er es Saul gewiss sagen werde. Ich bin schuldig an allen Seelen aus dem Haus deines Vaters!

23 Bleibe bei mir und fürchte dich nicht. Denn der, welcher nach meinem Leben trachtet, der trachtet auch nach deinem Leben; doch bei mir bist du gut beschützt!

Notas al pie

  1. (22,3) Ruth, die Großmutter von Davids Vater Isai, war eine gebürtige Moabiterin (Rt 4,17).

In der Adullamhöhle und in Moab

22 So floh David aus Gat und versteckte sich in der Adullamhöhle. Als seine Brüder und die ganze Verwandtschaft erfuhren, wo er sich aufhielt, kamen sie alle und schlossen sich ihm an. Bald scharten sich noch andere um ihn: Menschen, die sich in einer ausweglosen Lage befanden, die Schulden hatten oder verbittert waren. Schließlich war es eine Gruppe von etwa 400 Mann, und David wurde ihr Anführer.

Von Adullam aus zog David weiter nach Mizpe im Land Moab. Er bat den moabitischen König: »Gewähre meinen Eltern Unterschlupf, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat.« Er brachte seine Eltern an den Königshof, und sie wohnten dort, solange David sich im Bergland versteckt hielt.

Eines Tages sagte der Prophet Gad zu David: »Bleib nicht hier in den Bergen! Geh wieder zurück in das Gebiet des Stammes Juda!« David gehorchte und kam in den Wald von Heret.

Sauls grausame Rache an den Priestern von Nob

Bald wurde es Saul gemeldet, dass David und seine Anhänger wieder im Land gesehen wurden. Saul saß gerade unter der Tamariske auf dem Hügel bei der Stadt Gibea und hielt seinen Speer in der Hand. Er war umringt von seinen Hofleuten. »Hört mir zu, ihr Leute vom Stamm Benjamin!«, rief er. »Glaubt ihr etwa, dieser Sohn Isais wird ausgerechnet euch Felder und Weinberge geben und euch zu Hauptleuten und Oberbefehlshabern machen? Oder warum sonst habt ihr euch alle gegen mich verschworen? Keiner von euch hat mir gesagt, dass Jonatan sich mit diesem Kerl zusammengetan hat! Euch allen ist egal, was mit mir passiert. Ihr habt es nicht nötig, mir zu melden, dass mein eigener Sohn einen meiner Untergebenen gegen mich aufhetzt! Offensichtlich hatte er Erfolg: Dieser Verräter lauert mir nun heimlich auf!«

Da meldete sich Doëg aus Edom zu Wort, der jetzt auch bei Sauls Leuten stand: »Ich habe ihn gesehen, als ich in Nob war. Er kam zu Ahimelech, dem Sohn von Ahitub. 10 Der Priester fragte den Herrn, was David als Nächstes tun sollte. Dann versorgte er ihn mit Essen und gab ihm sogar Goliats Schwert.«

11 Sofort ließ Saul den Priester Ahimelech vorführen. Er und seine ganze Sippe – alle Priester aus Nob – mussten vor dem König erscheinen. 12 »Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Ahitubs Sohn!«, begann Saul, als sich alle vor ihm versammelt hatten. »Ja, Herr?«, erwiderte dieser. 13 »Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und dieser Sohn Isais? Warum hast du ihm Brot gegeben und ein Schwert? Warum hast du Gott um Weisung für seinen weiteren Weg gebeten? Dadurch hast du ihn geradezu ermutigt, mir aufzulauern und mich umzubringen. Dass er das im Schilde führt, ist ja längst ein offenes Geheimnis!«

14 Ahimelech versuchte sich zu verteidigen: »Hast du einen treueren Gefolgsmann als David? Er steht treu zu dir, er ist dein Schwiegersohn, er ist der Aufseher deiner Leibwache und genießt am ganzen Hof hohes Ansehen. 15 Es war doch nicht das erste Mal, dass ich für ihn die göttliche Weisung eingeholt habe. Ich soll ein Verschwörer sein? Nein, niemals! Mein König möge mich, seinen ergebenen Diener, und meine ganze Sippe nicht verdächtigen, ein solches Verbrechen begangen zu haben. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung von einer Verschwörung.«

16 Doch der König ging nicht darauf ein; er sagte nur: »Ahimelech, das wirst du mit dem Tod büßen, du und deine Sippe!« 17 Er wandte sich seinen Wächtern zu und befahl: »Los, umstellt diese Priester des Herrn und tötet sie! Denn sie haben Hand in Hand mit David gearbeitet. Natürlich wussten sie, dass er auf der Flucht war. Trotzdem haben sie es mir nicht gemeldet.«

Doch die Wachen weigerten sich, die Priester des Herrn umzubringen. 18 Da drehte der König sich zu Doëg um und sagte: »Komm her, schlag du sie tot!« Ohne Zögern führte Doëg, der Edomiter, den königlichen Befehl aus. Er tötete an jenem Tag 85 Männer, die alle das Priestergewand getragen hatten. 19 Dann ließ Saul alle Einwohner der Priesterstadt Nob mit dem Schwert ermorden, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge. Auch ihr Vieh – Rinder, Esel, Schafe und Ziegen – wurde getötet.

20 Nur ein Sohn von Ahimelech mit Namen Abjatar konnte entkommen. Er floh zu David 21 und berichtete ihm, dass Saul alle Priester des Herrn umgebracht hatte. 22 »Ich wusste es gleich, dass dieser Doëg ein Verräter ist, als ich ihn damals in Nob sah«, rief David. »Ich allein bin schuld am Tod deiner Verwandten. 23 Bleib jetzt bei mir! Dann brauchst du keine Angst zu haben. Derselbe, der mich umbringen will, hat es auch auf dich abgesehen. Bei mir bist du sicher!«

Hiobs Antwort auf Bildad. Klage über Gottes Züchtigungen

19 Und Hiob antwortete und sprach:

Wie lange wollt ihr meine Seele plagen und mich mit Worten niederdrücken?

Zehnmal schon habt ihr mich geschmäht; schämt ihr euch nicht, mich zu misshandeln?

Habe ich mich aber wahrhaftig verfehlt, so trifft doch meine Verfehlung mich selbst!

Wenn ihr in Wahrheit gegen mich großtun und mir meine Schmach vorwerfen wollt,

so erkennt doch, dass Gott mein Recht gebeugt und sein Netz über mich geworfen hat.

Siehe, wenn ich schreie »Gewalttat!«, so erhalte ich keine Antwort, und rufe ich um Hilfe, so finde ich kein Recht.

Er hat mir den Weg versperrt, sodass ich nicht weiterkomme, und über meine Pfade hat er Finsternis gebreitet.

Er hat mich meiner Ehre entkleidet und mir die Krone meines Hauptes weggenommen.

10 Er hat mich gänzlich niedergerissen, sodass ich vergehe, und hat meine Hoffnung entwurzelt wie einen Baum.

11 Sein Zorn ist gegen mich entbrannt, und er sieht mich an wie einen seiner Feinde.

12 Seine Scharen rücken geschlossen an und bahnen sich einen Weg gegen mich und lagern sich um mein Zelt her.

13 Meine Brüder hat er von mir verscheucht, und die mich kennen, sind mir ganz entfremdet.

14 Meine Verwandten bleiben aus, und meine Vertrauten verlassen mich.

15 Meine Hausgenossen und meine Mägde halten mich für einen Fremden; sie sehen mich als einen Unbekannten an.

16 Rufe ich meinen Knecht, so antwortet er mir nicht; ich muss ihn anflehen mit meinem Mund.

17 Mein Atem ist meiner Frau zuwider und mein Gestank den Söhnen meiner Mutter.

18 Sogar Buben verachten mich; stehe ich auf, so reden sie gegen mich.

19 Alle meine Vertrauten verabscheuen mich, und die ich liebte, haben sich gegen mich gewandt.

20 An meiner Haut und meinem Fleisch klebt mein Gebein, und ich habe kaum noch Haut, um meine Zähne zu behalten.

21 Erbarmt euch, erbarmt euch doch über mich, ihr, meine Freunde, denn die Hand Gottes hat mich getroffen!

22 Warum verfolgt ihr mich ebenso wie Gott und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen?

Hiobs Glaube: »Ich weiß, dass mein Erlöser lebt«

23 O dass doch meine Worte aufgeschrieben, o dass sie doch in ein Buch eingetragen würden,

24 dass sie mit eisernem Griffel und Blei für immer in den Felsen gehauen würden:

25 Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.

26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los,[a] Gott schauen;

27 ja, ich selbst werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen, ohne [ihm] fremd zu sein[b]. Danach sehnt sich mein Herz in mir![c]

28 Wenn ihr sprecht: »Wie wollen wir ihn zur Strecke bringen?«, und [meint,] die Wurzel der Sache sei in mir zu finden,

29 so fürchtet euch selbst vor dem Schwert! Denn das Schwert wird die Sünden rächen, damit ihr wisst, dass es ein Gericht gibt!

Notas al pie

  1. (19,26) Andere Übersetzung: aus meinem Fleisch.
  2. (19,27) w. und nicht als Fremden.
  3. (19,27) w. Es schmachten meine Nieren in meinem Inneren.

Hiob: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!

19 Da fragte Hiob:

»Wie lange wollt ihr mich noch quälen
und mich mit euren Worten verletzen?
Wie oft habt ihr mich schon beleidigt!
Schämt ihr euch nicht, mir so grausam zuzusetzen?
Denn wäre ich wirklich vom richtigen Weg abgeirrt,
müsste ich allein die Folgen tragen!
Wollt ihr euch etwa über mich erheben
und mir eine Schuld nachweisen?
Merkt ihr denn nicht,
dass Gott mir unrecht tut
und mich in seinem Netz gefangen hat?
Ich schreie: ›Hilfe!‹,
aber niemand hört mich.
Ich rufe aus Leibeskräften –
aber keiner verschafft mir Recht.
Gott hat mir den Weg versperrt,
ich komme nicht mehr weiter.
Meinen Pfad hat er in tiefe Dunkelheit gehüllt.
Ich war angesehen und geachtet,
aber er hat meine Krone weggerissen.
10 Zerschmettert hat er mich, bald muss ich gehen;
meine Hoffnung riss er aus wie einen Baum.
11 Ja, Gottes Zorn ist gegen mich entbrannt,
er behandelt mich als seinen Feind.
12 Vereint sind seine Truppen gegen mich herangerückt,
sie haben einen Weg zu mir gebahnt
und sich rings um mein Zelt aufgestellt.
13 Meine Familie hat Gott mir entfremdet;
die Freunde wollen nichts mehr von mir wissen.
14 Meine Nachbarn haben sich zurückgezogen,
alte Bekannte kennen mich nicht mehr.
15 Alle, die in meinem Hause Zuflucht fanden,
betrachten mich als einen Fremden.
Meine eigenen Mägde kennen mich nicht mehr!
16 Als ich einen Knecht rufen wollte,
gab er keine Antwort. Anflehen musste ich ihn!
17 Meine Frau erträgt meinen stinkenden Atem nicht mehr;
meine eigenen Geschwister ekeln sich vor mir!
18 Sogar Kinder lachen und spotten über mich;
sobald sie mich sehen, fangen sie an zu tuscheln!
19 Meine engsten Freunde verabscheuen mich jetzt;
sie, die mir am nächsten standen, lehnen mich ab!

20 Und ich?
Ich bin nur noch Haut und Knochen,
bin mit knapper Not dem Tod entkommen.

21 Barmherzigkeit! Habt Mitleid, meine Freunde!
Gottes Hand hat mich geschlagen!
22 Warum verfolgt ihr mich, wie Gott es tut?
Habt ihr mich nicht schon genug gequält?[a]
23-24 Ach, würden doch meine Worte in einer Inschrift festgehalten,
in Stein gemeißelt und mit Blei noch ausgegossen,
lesbar für alle Zeiten!

25 Doch eines weiß ich: Mein Erlöser lebt;
auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort[b]!
26 Auch wenn meine Haut in Fetzen an mir hängt
und mein Leib zerfressen ist,
werde ich doch Gott sehen![c]
27 Ja, ihn werde ich anschauen;
mit eigenen Augen werde ich ihn sehen,
aber nicht als Fremden.
Danach sehne ich mich von ganzem Herzen!
28 Aber wenn ihr sagt:
›Wir wollen Hiob belauern
und etwas finden, das seine Schuld beweist!‹,
29 dann fürchtet euch vor dem Schwert,
vor dem Richterschwert Gottes,
der eure Schuld im Zorn bestrafen wird!
Dann werdet ihr erkennen,
dass es einen Richter gibt!«

Notas al pie

  1. 19,22 Wörtlich: Werdet ihr von meinem Fleisch nicht gesättigt?
  2. 19,25 Wörtlich: er wird sich als Letzter über dem Staub erheben!
  3. 19,26 Oder: Wenn meine Haut so zerfressen ist, werde ich doch in meinem Leib Gott sehen!