Add parallel Print Page Options

Die Bosheit des verstockten Volkes und das kommende Gericht

Streift durch die Gassen Jerusalems und schaut doch nach und erkundigt euch und forscht nach auf ihren Plätzen, ob ihr einen Mann findet, ob einer da ist, der Recht übt und nach Wahrhaftigkeit strebt[a]; so will ich ihr vergeben!

Aber wenn sie auch sagen: »So wahr der Herr lebt!«, so schwören sie dennoch falsch.

Herr, sehen deine Augen nicht auf Wahrhaftigkeit? Du hast sie geschlagen, aber es tat ihnen nicht weh; du hast sie aufgerieben, aber sie haben sich geweigert, Zucht anzunehmen; sie haben ihr Angesicht härter als Fels gemacht, sie haben sich geweigert, umzukehren!

Ich aber dachte: Nur die Geringen sind so; sie benehmen sich so töricht, weil sie den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes nicht kennen.

Ich will doch zu den Großen gehen und mit ihnen reden; denn sie kennen den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes! Aber sie haben allesamt das Joch zerbrochen, die Bande zerrissen.

Darum schlägt sie der Löwe aus dem Wald, überfällt sie der Steppenwolf; der Leopard lauert vor ihren Städten, sodass jeder, der sie verlässt, zerrissen wird; denn ihre Übertretungen sind zahlreich, und groß sind ihre Abweichungen[b]!

Warum sollte ich dir vergeben? Deine Kinder haben mich verlassen und bei denen geschworen, die keine Götter sind; und nachdem ich sie gesättigt hatte, brachen sie die Ehe und drängten sich scharenweise ins Hurenhaus!

Wie brünstige Hengste schweifen sie umher; jeder wiehert nach der Ehefrau seines Nächsten.

Sollte ich dies nicht heimsuchen, spricht der Herr, und sollte sich meine Seele an einem solchen Volk nicht rächen?

10 Erklimmt ihre Mauern und verderbt, aber richtet sie nicht völlig zugrunde! Schneidet ihre Ranken ab,[c] denn sie gehören nicht dem Herrn!

11 Denn ganz und gar treulos haben das Haus Israel und das Haus Juda an mir gehandelt, spricht der Herr.

12 Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: »Nicht Er ist"s![d] Kein Unglück wird über uns kommen; weder Schwert noch Hungersnot werden wir zu sehen bekommen!

13 Die Propheten sind ja nur Windbeutel[e], und das Wort ist nicht in ihnen;[f] ihnen selbst soll es so ergehen!«

14 Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: Weil ihr das gesagt habt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Mund zu einem Feuer machen und dieses Volk zu Holz, sodass es sie verzehren wird.

15 Siehe, ich bringe über euch, du Haus Israel, ein Volk aus der Ferne, spricht der Herr, ein zähes Volk, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst.

16 Sein Köcher ist wie ein offenes Grab, und es besteht aus lauter Helden.

17 Und es wird deine Ernte und dein Brot aufessen, sie werden deine Söhne und deine Töchter verzehren, deine Schafe und deine Rinder fressen; es wird deinen Weinstock und deinen Feigenbaum abfressen; und deine festen Städte, auf die du dich verlässt, wird es mit dem Schwert zerstören.

18 Aber auch in jenen Tagen, spricht der Herr, will ich mit euch nicht ganz ein Ende machen.

19 Und wenn es dann geschieht, dass ihr fragt: »Weshalb hat der Herr, unser Gott, uns das alles angetan?«, so sollst du ihnen antworten: »Gleichwie ihr mich verlassen und fremden Göttern gedient habt in eurem Land, so müsst ihr auch jetzt Fremden dienen in einem Land, das nicht euch gehört!«

20 Verkündigt dies im Haus Jakob und lasst es hören in Juda und sprecht:

21 Höre doch dies, du törichtes Volk ohne Einsicht, die ihr Augen habt und doch nicht seht, die ihr Ohren habt und doch nicht hört!

22 Mich wollt ihr nicht fürchten, spricht der Herr, vor mir nicht erzittern, der ich dem Meer den Sand zur Grenze gesetzt habe, zur ewigen Schranke, die es nicht überschreiten darf? Wenn sich seine Wogen auch dagegen auflehnen, so sind sie doch machtlos; wenn sie auch toben, können sie sie nicht überschreiten.

23 Aber dieses Volk hat ein halsstarriges, aufrührerisches Herz; sie haben sich abgewandt und sind davongelaufen;

24 und sie haben in ihrem Herzen nicht gedacht: Wir wollen doch den Herrn, unseren Gott, fürchten, der den Regen gibt, Früh- und Spätregen zu seiner Zeit, der die bestimmten Wochen der Ernte für uns einhält!

25 Eure Missetaten haben dies verhindert, und eure Sünden haben das Gute von euch zurückgehalten.

26 Denn unter meinem Volk finden sich Gottlose; sie liegen auf der Lauer, ducken sich wie Vogelsteller; sie stellen Fallen, um Menschen zu fangen.

27 Wie ein Käfig voller Vögel geworden ist, so haben sich ihre Häuser mit Betrug gefüllt; auf diese Weise sind sie groß und reich geworden.

28 Sie glänzen vor Fett; auch fließen sie über von bösen Taten. Für das Recht sorgen sie nicht, für das Recht der Waisen, um ihnen zum Gelingen zu verhelfen; und die Rechtssache der Armen führen sie nicht.

29 Sollte ich dies nicht heimsuchen?, spricht der Herr; ja, sollte sich meine Seele an einem solchen Volk nicht rächen?

30 Entsetzliches und Abscheuliches ist im Land geschehen:

31 Die Propheten weissagen falsch, und die Priester herrschen mit ihrer Unterstützung; und mein Volk liebt es so! Was wollt ihr aber tun, wenn das Ende von [all] dem kommt?

Footnotes

  1. (5,1) od. Treue sucht.
  2. (5,6) od. ihre Abtrünnigkeiten / ihr Abfall.
  3. (5,10) od. nehmt ihre Reben weg (vgl. Joh 15,2).
  4. (5,12) od. Er ist nicht! (d.h. eine Gottesleugnung).
  5. (5,13) w. werden zu Wind.
  6. (5,13) od. und der da redet, ist nicht in ihnen.

Das Zeichen des misslungenen Töpfergefäßes

18 Das Wort, das an Jeremia vonseiten des Herrn erging, lautet folgendermaßen:

Mache dich auf und geh in das Haus des Töpfers hinab; dort will ich dich meine Worte hören lassen!

Und ich ging in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, da fertigte er gerade ein Werkstück auf der Scheibe an.

Aber das Gefäß, das er aus Ton machte, verdarb in der Hand des Töpfers. Da fing er von Neuem an und machte daraus ein anderes Gefäß, wie es in den Augen des Töpfers richtig war.

Da erging das Wort des Herrn an mich folgendermaßen:

Kann ich mit euch nicht genauso umgehen wie dieser Töpfer, du Haus Israel?, spricht der Herr. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel!

Einmal rede ich über ein Volk oder ein Königreich, dass ich es ausrotten, verderben und zugrunde richten will;

wenn aber jenes Volk, über das ich geredet habe, von seiner Bosheit umkehrt, dann reut mich auch das Unheil, das ich über sie zu bringen gedachte.

Und ein anderes Mal rede ich über ein Volk oder Königreich, dass ich es bauen und pflanzen will;

10 wenn es aber das tut, was böse ist in meinen Augen und auf meine Stimme nicht hört, so reut mich auch das Gute, das ich mir vorgenommen hatte, ihnen zu tun.

11 Darum sage nun den Männern Judas und den Einwohnern Jerusalems: So spricht der Herr: Siehe, ich bereite euch Unheil und ersinne einen Anschlag gegen euch. So kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg, und bessert eure Wege und eure Taten!

12 Aber sie sagen: »Daraus wird nichts, denn nach unseren Ratschlägen wollen wir wandeln und wollen jeder nach der Verstocktheit seines bösen Herzens handeln!«

13 Darum, so spricht der Herr: Fragt doch unter den Heiden: Wer hat etwas derartiges gehört? Ganz und gar abscheulich hat die Jungfrau Israel gehandelt!

14 Verlässt auch der Schnee des Libanon den Fels in der Landschaft, oder verlagern die quellenden, kühlen, fließenden Wasser ihren Lauf?

15 Aber mein Volk hat mich vergessen! Sie haben den nichtigen Götzen geräuchert, und diese haben sie straucheln lassen auf ihren Wegen, auf den ewigen Pfaden, sodass sie nun auf [anderen] Pfaden gehen, auf einem ungebahnten Weg,

16 um so ihr Land zum Entsetzen und ewigen Gespött zu machen, sodass jeder Vorübergehende sich entsetzen und sein Haupt schütteln wird.

17 Wie durch den Ostwind will ich sie vor dem Feind zerstreuen; den Rücken und nicht das Angesicht will ich ihnen zeigen am Tag ihres Unheils!

Ein Anschlag gegen Jeremia

18 Da sprachen sie: »Kommt, lasst uns gegen Jeremia Anschläge ersinnen! Denn es wird weder das Gesetz dem Priester, noch der Rat dem Weisen, noch das Wort dem Propheten verlorengehen. Kommt, lasst uns ihn mit der Zunge niederschlagen, und lasst uns auf keines seiner Worte achten!«

19 Achte du auf mich, o Herr, und vernimm die Rede meiner Widersacher!

20 Soll Gutes mit Bösem vergolten werden, da sie meiner Seele eine Grube gegraben haben? Gedenke daran, wie ich vor dir gestanden habe, um zu ihrem Besten zu reden, um deinen Zorn von ihnen abzuwenden!

21 So übergib nun ihre Söhne dem Hunger und liefere sie der Gewalt des Schwertes aus! Ihre Frauen sollen der Kinder beraubt und Witwen werden; ihre Männer sollen von der Pest getötet, ihre jungen Männer im Krieg mit dem Schwert erschlagen werden!

22 Wehgeschrei erhebe sich aus ihren Häusern, wenn du plötzlich ein Kriegsheer über sie bringen wirst; denn sie haben eine Grube gegraben, um mich zu fangen, und meinen Füßen haben sie heimlich Fallstricke gelegt!

23 Du aber weißt, o Herr, um alle ihre Mordanschläge gegen mich; decke ihre Missetat nicht zu und tilge ihre Sünde nicht vor deinem Angesicht, sondern lass sie niedergestürzt vor deinem Angesicht liegen! Zur Zeit deines Zorns handle mit ihnen!

Der zerbrochene Krug und die Zerstörung Jerusalems

19 So sprach der Herr: Geh hin und kaufe beim Töpfer einen Krug aus Ton und [nimm] etliche von den Ältesten des Volkes und von den Ältesten der Priester,

und geh hinaus in das Tal Ben-Hinnom, das außerhalb des Scherbentores liegt, und verkündige dort die Worte, die ich dir sagen werde,

und sprich: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda und ihr Einwohner von Jerusalem! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will Unheil über diesen Ort bringen, dass jedem, der davon hört, die Ohren gellen werden;

darum, weil sie mich verlassen und diesen Ort missbraucht und dort anderen Göttern geräuchert haben, die weder sie noch ihre Väter noch die Könige von Juda gekannt haben; und sie haben diesen Ort mit dem Blut Unschuldiger gefüllt.

Sie haben auch die Höhen des Baal gebaut, um ihre Kinder dem Baal als Brandopfer mit Feuer zu verbrennen, was ich nicht geboten und wovon ich nichts gesagt und was mir nie in den Sinn gekommen ist.

Darum, siehe, es werden Tage kommen, spricht der Herr, da dieser Ort nicht mehr »Tophet«[a] oder »Tal Ben-Hinnom«, sondern »Tal der Schlachtung« heißen wird!

Und ich werde an diesem Ort den Rat Judas und Jerusalems zunichtemachen und sie durch das Schwert fallen lassen vor dem Angesicht ihrer Feinde und durch die Hand derer, die nach ihrem Leben trachten; ihre Leichname aber werde ich den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zur Speise geben.

Und ich werde diese Stadt zum Entsetzen und zum Gespött machen, sodass jeder, der vorüberzieht, sich entsetzen wird und spottet über all ihre Plagen.

Und ich werde sie das Fleisch ihrer Söhne und ihrer Töchter essen lassen, dass einer Fleisch des anderen essen soll in der Belagerung und Not, mit der ihre Feinde sie bedrängen werden und die, welche ihnen nach dem Leben trachten.

10 Und du sollst den Krug zerbrechen vor den Augen der Männer, die mit dir gehen,

11 und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ebenso will ich dieses Volk und diese Stadt zerschlagen, wie man Töpfergeschirr zerschlägt, das man nicht mehr ganz machen kann; und man wird im Tophet begraben, weil es an Raum zum Begraben fehlen wird.

12 So will ich mit diesem Ort und seinen Bewohnern verfahren, spricht der Herr, dass ich diese Stadt zu einem Tophet mache;

13 und die Häuser von Jerusalem und die Häuser der Könige Judas sollen so unrein werden wie die Stätte des Tophet, alle Häuser, auf deren Dächern sie dem ganzen Heer des Himmels geräuchert und fremden Göttern Trankopfer ausgegossen haben!

14 Als aber Jeremia vom Tophet zurückgekehrt war, wohin ihn der Herr gesandt hatte, zu weissagen, da trat er in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zu dem ganzen Volk:

15 So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich werde über diese Stadt und über alle ihre Städte all das Unheil bringen, das ich gegen sie geredet habe; denn sie haben sich hartnäckig geweigert, auf meine Worte zu hören!

Der Tempelaufseher misshandelt Jeremia wegen seiner Botschaft

20 Als aber Paschhur, der Sohn Immers, der Priester (er war Oberaufseher im Haus des Herrn), Jeremia diese Worte weissagen hörte,

da schlug er den Propheten Jeremia und legte ihn in den Stock[b], der sich im oberen Tor Benjamin beim Haus des Herrn befand.

Und es geschah am anderen Morgen, als Paschhur Jeremia aus dem Stock freiließ, da sprach Jeremia zu ihm: Nicht Paschhur[c] nennt der Herr deinen Namen, sondern »Schrecken ringsum«[d]!

Denn so spricht der Herr: »Siehe, ich werde dich zum Schrecken machen, dir selbst und allen deinen Freunden, und sie sollen fallen durch das Schwert ihrer Feinde, und deine Augen sollen es sehen; ich werde auch ganz Juda in die Hand des Königs von Babel geben, und er wird sie nach Babel wegführen und sie mit dem Schwert erschlagen.

Dazu werde ich den ganzen Reichtum dieser Stadt und allen ihren Erwerb dahingeben; alle ihre Kostbarkeiten und alle Schätze der Könige von Juda werde ich in die Hand ihrer Feinde geben; und sie werden sie plündern und wegnehmen und nach Babel bringen.

Auch du, Paschhur, wirst samt allen deinen Hausgenossen in die Gefangenschaft wandern müssen, und zwar wirst du nach Babel kommen und dort sterben und dort begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du falsch geweissagt hast!«

Jeremia klagt über die Last seines Prophetendienstes

Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und hast mich überwunden! So bin ich zum täglichen Gelächter geworden; jedermann spottet über mich!

Denn sooft ich rede, muss ich schreien, muss Gewalttat und Zerstörung ankündigen, sodass das Wort des Herrn mir Hohn und Spott einträgt die ganze Zeit.

Da sagte ich mir: »Ich will Ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden!« Doch da brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen, und ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich kann es nicht.

10 Denn ich habe die Verleumdungen vieler gehört: »Schrecken ringsum!« — »Zeigt ihn an!« und »Wir wollen ihn anzeigen!« Alle Leute, mit denen ich in Frieden lebte, lauern auf meinen Fall und sprechen: »Vielleicht lässt er sich überreden, und wir können ihn überwältigen und uns an ihm rächen!«

11 Aber der Herr ist mit mir wie ein starker Held; darum werden meine Verfolger straucheln und nicht die Oberhand behalten. Sie sollen ganz und gar zuschanden werden, weil es ihnen nicht gelungen ist; eine ewige Schmach, die man nie vergessen wird!

12 Und nun, o Herr der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herzen siehst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Sache anvertraut.

13 Singt dem Herrn, lobt den Herrn! Denn er hat die Seele des Armen errettet aus der Hand der Übeltäter! —

14 Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem mich meine Mutter zur Welt gebracht hat, sei nicht gesegnet!

15 Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Botschaft gebracht hat: »Dir ist ein Knabe geboren!«, der ihn hocherfreut sein ließ!

16 Diesem Mann ergehe es wie den Städten, die der Herr umgekehrt hat, ohne dass es ihn reute; lass ihn Geschrei hören am Morgen und Kriegslärm zur Mittagszeit;

17 weil er mich nicht im Mutterschoß tötete, sodass meine Mutter mein Grab geworden und sie ewig schwanger geblieben wäre!

18 Warum bin ich doch aus dem Mutterschoß hervorgegangen, um Mühsal und Kummer zu sehen, und damit meine Tage in Schande vergehen?

Jeremia kündigt die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar an

21 Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als der König Zedekia den Paschhur, den Sohn Malkijas, und Zephanja, den Sohn Maasejas, den Priester, zu ihm sandte und ihm sagen ließ:

Frage doch den Herrn für uns, weil Nebukadnezar, der König von Babel, Krieg gegen uns führt! Vielleicht wird der Herr gemäß allen seinen Wundern an uns handeln, sodass jener von uns abzieht!

Da sprach Jeremia zu ihnen: So sollt ihr dem Zedekia antworten:

So spricht der Herr, der Gott Israels: Siehe, ich werde die Kriegswaffen in euren Händen, mit denen ihr außerhalb der Stadtmauern den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, bekämpft, umwenden und mitten in dieser Stadt versammeln;

und ich werde selbst gegen euch kämpfen mit ausgereckter Hand und mit starkem Arm, im Zorn und mit Grimm und mit großer Wut,

und ich werde die Bewohner dieser Stadt schlagen, sowohl Menschen als auch Vieh; durch eine große Pest sollen sie umkommen!

Und danach, spricht der Herr, werde ich Zedekia, den König von Juda, samt seinen Knechten und dem [Kriegs]volk und denen, die in dieser Stadt von der Pest, vom Schwert und von der Hungersnot verschont geblieben sind, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, preisgeben, ja, in die Hand ihrer Feinde und derer, die nach ihrem Leben trachten; und er wird sie mit der Schärfe des Schwertes erschlagen, und er wird sie nicht verschonen und kein Mitleid mit ihnen haben noch sich [über sie] erbarmen!

Und zu diesem Volk sollst du sagen: So spricht der Herr: Siehe, ich lege euch den Weg des Lebens vor und den Weg des Todes:

Wer in dieser Stadt bleibt, der wird entweder durchs Schwert oder vor Hunger oder an der Pest sterben; wer aber hinausgeht und zu den Chaldäern überläuft, die euch belagern, der wird leben und sein Leben als Beute davontragen.

10 Denn ich habe mein Angesicht gegen diese Stadt gerichtet zum Bösen und nicht zum Guten, spricht der Herr; in die Hand des Königs von Babel wird sie gegeben, und er wird sie mit Feuer verbrennen!

11 Und zum Haus des Königs von Juda [sollst du sagen]: Höre das Wort des Herrn!

12 Ihr vom Haus Davids, so spricht der Herr: Haltet jeden Morgen ein gerechtes Gericht und rettet den Beraubten aus der Hand des Unterdrückers, damit mein Zorn nicht ausbricht wie ein Feuer und unauslöschlich brennt wegen der Bosheit eurer Taten!

13 Siehe, ich komme über dich, du Bewohnerin des Tales, des Felsens der Ebene!, spricht der Herr [zu euch], die ihr sagt: »Wer wollte zu uns herabsteigen, und wer sollte in unsere Wohnungen kommen?«

14 Ich werde euch heimsuchen, wie es eure Taten verdienen, spricht der Herr, ja, ich werde ein Feuer anzünden in ihrem Wald, das ihre ganze Umgebung verzehren wird!

Warnung an das Königshaus Juda

22 So sprach der Herr: Geh hinab ins Haus des Königs von Juda und rede dort dieses Wort

und sprich: Höre das Wort des Herrn, du König von Juda, der du auf dem Thron Davids sitzt, du samt deinen Knechten und deinem Volk, die zu diesen Toren eingehen!

So spricht der Herr: Übt Recht und Gerechtigkeit; errettet den Beraubten aus der Hand des Unterdrückers; bedrückt nicht den Fremdling, die Waise und die Witwe und tut ihnen keine Gewalt an, und vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort!

Denn wenn ihr dieses Wort wirklich befolgt, so sollen durch die Tore dieses Hauses Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen, die auf Wagen fahren und auf Rossen reiten, sie und ihre Knechte und ihr Volk.

Wenn ihr aber diesen Worten nicht gehorcht, so schwöre ich bei mir selbst, spricht der Herr, dass dieses Haus zur Ruine werden soll!

Denn so spricht der Herr über das Haus des Königs von Juda: Wie Gilead giltst du mir, wie ein Gipfel des Libanon — doch wahrlich, ich will dich zur Wüste machen, zu einer unbewohnten Stadt!

Und ich werde Verderber gegen dich weihen, jeden mit seinen Waffen; die werden deine auserlesenen Zedern abhauen und ins Feuer werfen.

Und es werden viele Heiden an dieser Stadt vorüberziehen und einer zum anderen sagen: Warum hat der Herr dieser großen Stadt so etwas angetan?

Und man wird antworten: Weil sie den Bund des Herrn, ihres Gottes, verlassen und andere Götter angebetet und ihnen gedient haben!

10 Beweint nicht den Verstorbenen und beklagt ihn nicht! Beweint vielmehr den, der hinwegzieht; denn er wird nicht mehr zurückkehren und sein Vaterland nicht mehr sehen!

11 Denn so spricht der Herr von Schallum[e], dem Sohn Josias, des Königs von Juda, der anstelle seines Vaters Josia regierte und von diesem Ort weggezogen ist: Er wird nicht mehr hierher zurückkehren,

12 sondern an dem Ort, an den man ihn gefangen wegführte, dort wird er sterben und dieses Land nicht wiedersehen!

13 Wehe dem, der sein Haus mit Unrecht baut und seine Obergemächer mit Ungerechtigkeit, der seinen Nächsten umsonst arbeiten lässt und ihm seinen Lohn nicht gibt,

14 der spricht: »Ich will mir ein geräumiges Haus und weite Obergemächer bauen«, und sich Fenster machen lässt und es mit Zedern täfelt und mit roter Farbe anstreicht!

15 Bist du damit König, dass du dich im Bau von Zedernpalästen hervortust? Hat nicht dein Vater auch gegessen und getrunken und doch Recht und Gerechtigkeit geübt? Damals stand es gut mit ihm.

16 Ja, wenn man den Bedrängten und Armen zum Recht verhilft, dann steht es gut![f] Bedeutet das nicht, mich zu erkennen?, spricht der Herr.

17 Aber deine Augen und dein Herz sind auf nichts anderes aus als auf deinen Gewinn, und auf das Vergießen unschuldigen Blutes und darauf, Bedrückung und Misshandlung zu verüben!

18 Darum, so spricht der Herr über Jojakim, den Sohn Josias, den König von Juda: Man wird nicht um ihn klagen: »Ach, mein Bruder!« oder »Ach, meine Schwester!« Man wird auch nicht um ihn klagen: »Ach, mein Herr!« oder »Ach, seine Majestät!«,

19 sondern er soll wie ein Esel begraben werden, indem man ihn fortschleift und hinwirft, fern von den Toren Jerusalems!

20 Steige auf den Libanon und schreie; erhebe deine Stimme in Baschan und schreie vom [Gebirge] Abarim herunter; denn alle deine Liebhaber sind zerschmettert!

21 Ich habe zu dir geredet, als es dir noch gut ging; aber du sagtest: »Ich will nicht hören!« Das war deine Art von deiner Jugend an, dass du nicht auf meine Stimme hörtest.

22 Der Sturmwind wird alle deine Hirten weiden, und deine Liebhaber müssen in die Gefangenschaft wandern. Ja, dann wirst du zuschanden werden und dich schämen müssen wegen aller deiner Bosheit.

23 Die du jetzt auf dem Libanon wohnst und auf Zedernbäumen nistest — wie erbarmungswürdig wirst du sein, wenn dich Krämpfe ankommen werden, Wehen wie eine Frau, die gebären soll!

24 So wahr ich lebe, spricht der Herr: Selbst wenn Konja[g], der Sohn Jojakims, der König von Juda, ein Siegelring an meiner Hand wäre, so würde ich dich doch davon abreißen!

25 Und ich werde dich in die Hand derer geben, die nach deinem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen du dich fürchtest, nämlich in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer.

26 Und ich will dich samt deiner Mutter, die dich geboren hat, in ein fremdes Land schleudern, in dem ihr nicht geboren seid, und dort sollt ihr sterben!

27 Aber in das Land, in das sie sich sehnen zurückzukehren, dorthin werden sie nicht wieder zurückkehren!

28 Ist dieser Mann, dieser Konja, denn ein verworfenes, zertrümmertes Gefäß? Ist er ein Geschirr, an dem man keinen Gefallen findet? Warum wurde er samt seinem Samen weggeschleudert und hingeworfen in ein Land, das ihnen unbekannt ist?

29 O Land, Land, Land, höre das Wort des Herrn!

30 So spricht der Herr: Schreibt diesen Mann auf als kinderlos, als einen Mann, der sein Leben lang nicht gedeihen wird; ja, keiner seiner Nachkommen wird gedeihen, dass er auf dem Thron Davids sitzen und weiterhin über Juda herrschen könnte!

Die falschen Hirten Israels und der künftige Messias-König

23 Wehe den Hirten, welche die Schafe meiner Weide verderben und zerstreuen!, spricht der Herr.

Darum, so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und nicht nach ihnen gesehen! Siehe, ich werde an euch die Bosheit eurer Taten heimsuchen, spricht der Herr.

Und ich selbst werde den Überrest meiner Schafe sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe; und ich werde sie wieder zu ihren Weideplätzen bringen, dass sie fruchtbar sein und sich mehren sollen.

Und ich werde Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen; sie werden sich nicht mehr fürchten noch erschrecken müssen, auch soll keines vermisst werden!, spricht der Herr.

Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Spross[h] erwecken; der wird als König regieren und weise handeln[i] und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden.

In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen; und das ist der Name, den man ihm geben wird: »Der Herr ist unsere Gerechtigkeit«[j].

Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da wird man nicht mehr sagen: »So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!«,

sondern: »So wahr der Herr lebt, der den Samen[k] des Hauses Israel aus dem Land des Nordens heraufgeführt und wiedergebracht hat, und aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe!« Und sie sollen wohnen in ihrem Land.

Gottes Gericht über die Lügenpropheten

Über die Propheten:

Gebrochen ist mein Herz in meiner Brust, es schlottern alle meine Gebeine; ich bin wie ein Betrunkener, wie ein Mann, den der Wein überwältigt hat, wegen des Herrn und wegen seiner heiligen Worte.

10 Denn das Land ist voll von Ehebrechern; denn das Land trauert wegen des Fluches, die Auen der Steppe sind verdorrt; ihr Treiben ist böse, und sie missbrauchen ihre Macht.

11 Denn sowohl der Prophet als auch der Priester sind ruchlos; sogar in meinem Haus habe ich ihre Bosheit gefunden!, spricht der Herr.

12 Darum soll ihr Weg wie schlüpfriger Boden in der Finsternis werden; sie sollen gestoßen werden und auf ihm fallen; denn ich will Unheil über sie bringen, das Jahr ihrer Heimsuchung!, spricht der Herr.

13 Auch bei den Propheten von Samaria habe ich Torheit gesehen, dass sie durch Baal weissagten und mein Volk Israel verführten;

14 aber bei den Propheten von Jerusalem habe ich Schauderhaftes wahrgenommen, nämlich Ehebruch und in der Lüge leben; sie stärken die Hände der Bösen, sodass niemand mehr von seiner Bosheit umkehrt; sie sind mir alle wie Sodomiter geworden und ihre Einwohner wie die von Gomorra.

15 Darum, so spricht der Herr der Heerscharen über die Propheten: Siehe, ich will ihnen Wermut zu essen geben und Giftwasser zu trinken; denn von den Propheten Jerusalems ist die Gottlosigkeit ausgegangen in das ganze Land.

16 So spricht der Herr der Heerscharen: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch; die Offenbarung[l] ihres eigenen Herzens verkünden sie und nicht [was] aus dem Mund des Herrn [kommt].

17 Ständig sagen sie zu denen, die mich verachten: »Der Herr hat gesagt: Ihr werdet Frieden haben!« Und zu allen denen, die in der Verstocktheit ihres Herzens wandeln, sprechen sie: »Es wird kein Unheil über euch kommen!«

18 Denn wer hat im Rat des Herrn gestanden und hat sein Wort gesehen und gehört? Wer hat auf mein Wort geachtet und gehört?

19 Siehe, als ein Sturmwind des Herrn ist der Grimm losgebrochen, und ein wirbelnder Sturmwind wird sich auf das Haupt der Gottlosen entladen!

20 Der Zorn des Herrn wird sich nicht abwenden, bis er die Gedanken seines Herzens vollbracht und ausgeführt hat. Am Ende der Tage werdet ihr es erkennen und verstehen!

21 Ich habe diese Propheten nicht gesandt, und doch sind sie gelaufen; ich habe nicht zu ihnen geredet, und doch haben sie geweissagt.

22 Hätten sie in meinem Rat gestanden, so würden sie meinem Volk meine Worte verkündigen und sie abbringen von ihrem bösen Weg und von ihren schlimmen Taten!

23 Bin ich denn nur Gott in der Nähe, spricht der Herr, und nicht auch Gott in der Ferne?

24 Oder kann sich jemand so heimlich verbergen, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der Herr. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?, spricht der Herr.

25 Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lügen weissagen und sprechen: »Ich habe einen Traum gehabt, ich habe einen Traum gehabt!«

26 Wie lange soll das noch gehen? Soll etwa die falsche Weissagung im Herzen der Propheten bleiben? Und die Propheten, die selbst erfundenen Betrug weissagen,

27 haben sie nicht im Sinn, bei meinem Volk meinen Namen in Vergessenheit zu bringen durch die Träume, die sie einander erzählen, gleichwie ihre Väter meinen Namen vergessen haben über dem Baal?

28 Der Prophet, der einen Traum hat, der erzähle den Traum; wer aber mein Wort hat, der verkündige mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Weizen gemeinsam?, spricht der Herr.

29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?

30 Darum siehe, ich komme über die Propheten, spricht der Herr, die meine Worte stehlen, einer dem anderen;

31 siehe, ich komme über die Propheten, spricht der Herr, die ihre eigenen Zungen nehmen und behaupten: »Er hat geredet!«

32 Siehe, ich komme über diejenigen, spricht der Herr, die Lügenträume weissagen und sie erzählen und mit ihren Lügen und ihrem leichtfertigen Geschwätz mein Volk irreführen, während ich sie doch nicht gesandt und ihnen nichts befohlen habe, und sie diesem Volk auch gar nichts nützen!, spricht der Herr.

33 Und wenn dich dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester fragen sollten: »Was ist die Last[m] des Herrn?«, so sollst du ihnen antworten: »Was die Last ist? Ich will euch abwerfen!, spricht der Herr

34 Der Prophet aber und der Priester und das Volk — wer [von ihnen] sagt: »die Last des Herrn«, einen solchen Mann will ich heimsuchen samt seinem Haus!

35 So sollt ihr aber einer zum anderen und jeder zu seinem Bruder sagen: »Was hat der Herr geantwortet?« oder »Was hat der Herr gesprochen?«

36 Aber die »Last des Herrn« sollt ihr nicht mehr erwähnen; denn jedem Einzelnen wird sein eigenes Wort zur Last werden, denn ihr verdreht die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heerscharen, unseres Gottes!

37 So sollst du zu dem Propheten sagen: »Was hat dir der Herr geantwortet?« oder »Was hat der Herr geredet?«

38 Wenn ihr aber sagt: »Last des Herrn«, so spricht der Herr: Weil ihr diesen Ausdruck »Last des Herrn« gebraucht, obwohl ich euch sagen ließ, ihr sollt nicht von der »Last des Herrn« reden,

39 darum siehe, so will ich euch ganz vergessen und euch samt dieser Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, von meinem Angesicht verwerfen;

40 und ich will euch mit ewiger Schmach und ewiger Schande belegen, die unvergessen bleiben soll!

Footnotes

  1. (19,6) vgl. Fn. zu Jer 7,31.
  2. (20,2) d.h. ein Holzgestell, in das Jeremia an Händen, Kopf und Füßen eingeschlossen wurde.
  3. (20,3) Ein Name ägyptischen Ursprungs: Sohn des Horus. Dass ein israelitischer Priester so genannt wurde, war ein Zeichen, wie weit der Götzendienst um sich gegriffen hatte.
  4. (20,3) hebr. Magor-Missabib.
  5. (22,11) Auch bekannt unter dem Regierungsnamen Joahas (vgl. 1Chr 3,15; 2Chr 36,1).
  6. (22,16) od. Als er den Bedrängten und Armen zum Recht verhalf, da stand es gut.
  7. (22,24) d.h. Jechonja od. Jehojachin, der Sohn von Jehojakim, der von Nebukadnezar nach Babylon verschleppt wurde und keinen Nachkommen auf dem Thron hatte (vgl. u.a. 2Kö 24,8-16).
  8. (23,5) hebr. zemach; ein Name für den Messias (vgl. Jes 4,2; Jer 33,15; Sach 3,8; 6,12).
  9. (23,5) od. Gelingen haben.
  10. (23,6) hebr. Jahweh Zidkenu.
  11. (23,8) d.h. die Nachkommen.
  12. (23,16) od. das Gesicht.
  13. (23,33) Das Wort »Last« bedeutet übertragen eine gewichtige, ernste Botschaft des Herrn an sein Volk, meist im Zusammenhang mit Gericht; vgl. Fn. zu Jes 13,1.