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Die Treue der für immer Vereinten

Ach, daß du mir wärest wie ein Bruder,
der meiner Mutter Brüste sog! Dann dürfte ich dich doch küssen, wenn ich dich draußen träfe,
ohne daß man mich deshalb verachtete.
Ich wollte dich führen, dich bringen zu meiner Mutter Haus;
sie würde[a] mich lehren,
dich mit Würzwein zu tränken, mit meinem Granatäpfelmost.
Seine Linke sei unter meinem Haupt,
und seine Rechte umfange mich! -

Salomo:

Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems,
was wollt ihr die Liebe erwecken, und was wollt ihr sie erregen,
bevor es ihr selbst gefällt?

Die Töchter Jerusalems:

Wer ist, die da heraufkommt von der Wüste,
gestützt auf ihren Freund?

Salomo:

Unter dem Apfelbaum weckte ich dich auf;
dort litt deine Mutter Wehen für dich,
dort litt Wehen sie, die dich gebar.
Trage mich wie einen Siegelstein auf deinem Herzen,
wie einen Siegelring an deinem Arm!
Denn Liebe ist stark wie der Tod,
und Eifersucht hart wie das Totenreich;
ihre Glut ist Feuerglut,
eine Flamme des Herrn.

Sulamit:

Viele Wasser vermögen die Liebe nicht auszulöschen,
und Ströme ertränken sie nicht.
Wenn ein Mensch allen Reichtum seines Hauses um die Liebe gäbe,
so würde man ihn nur verachten.

Wir haben eine kleine Schwester,
die noch keine Brüste hat.
Was fangen wir mit unserer Schwester an am Tage, da man um sie freit?
Ist sie eine Mauer,
so bauen wir einen silbernen Kranz darauf;
ist sie aber eine Tür,
so verschließen wir sie mit einem Zedernbrett! -
10 Ich bin eine Mauer,
und meine Brüste sind wie Türme;
da ward ich in seinen Augen wie eine, die Frieden gefunden hat.
11 Salomo hatte einen Weinberg zu Baal-Hamon;
er übergab den Weinberg den Hütern,
jeder sollte für seine Frucht tausend Silberlinge bringen.
12 Der Weinberg, der mir anvertraut ward, ist vor mir;
die tausend dir, o Salomo,
und zweihundert den Hütern seiner Frucht!

Salomo:

13 Die du in den Gärten wohnst,
die Gefährten lauschen deiner Stimme;
laß mich sie hören! -

Sulamit:

14 Fliehe, mein Lieber,
und sei der Gazelle gleich oder dem jungen Hirsch
auf den Balsambergen!

Footnotes

  1. Hohelied 8:2 sie würde, o. du würdest (FES)

Könnten wir doch ungestört sein!

Sie:

Ach, wärst du doch mein Bruder,
hätte meine Mutter dich doch gestillt!
Dann könnte ich dich unbekümmert küssen,
wenn wir uns auf der Straße treffen,
und niemand würde Anstoß daran nehmen!
Ins Haus meiner Mutter würde ich dich führen,
dort könntest du mir deine Liebe zeigen;
ich gäbe dir gewürzten Wein zu trinken
und Nektar von meinen Granatäpfeln.

Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf,
und mit dem rechten hält er mich umschlungen.
Ihr Mädchen von Jerusalem,
ich beschwöre euch:
Weckt die Liebe nicht auf und facht die Leidenschaft nicht an,
bis die Zeit dafür kommt![a]

Die Macht der Liebe

Die Mädchen:

Wer ist sie, die heraufkommt aus der Wüste,
Arm in Arm mit ihrem Liebsten?

Sie:

Unter dem Apfelbaum,
da habe ich deine Liebe geweckt,
dort, wo deine Mutter dich empfing,
wo sie dir das Leben gab.

Lass mich deinem Herzen nahe sein,
so wie der Siegelring auf deiner Brust.
Ich will einzigartig für dich bleiben,
so wie der Siegelreif um deinen Arm.

Unüberwindlich wie der Tod, so ist die Liebe,
und ihre Leidenschaft so unentrinnbar wie das Totenreich!
Wen die Liebe erfasst hat, der kennt ihr Feuer:
Sie ist eine Flamme des Herrn[b]!
Mächtige Fluten können sie nicht auslöschen,
gewaltige Ströme sie nicht fortreißen.
Böte einer seinen ganzen Besitz,
um die Liebe zu kaufen,
so würde man ihn nur verspotten.

Leicht zu erobern?

Die Brüder:

Unsre Schwester ist fast noch ein Kind
und hat noch keine Brüste.
Doch kommt einmal die Zeit, dass jemand um sie werben wird,
dann müssen wir zur Stelle sein!
Wenn sie uneinnehmbar ist wie eine Mauer,
dann schmücken wir sie mit einem silbernen Turm.
Doch wenn sie leicht zu erobern ist wie eine offene Tür,
dann verriegeln wir sie mit Zedernbalken.

Sie:

10 Ich bin wie eine starke Mauer,
und meine Brüste sind wie Wachtürme.
Darum habe ich das Herz meines Liebsten gewonnen.[c]

Reicher als Salomo

Sie:

11 Salomo besaß einen Weinberg in Baal-Hamon.
Er überließ ihn den Pächtern,
und bei der Ernte sollte jeder
ihm tausend Silbermünzen zahlen.

12 Die tausend gönne ich dir, Salomo,
und zweihundert den Pächtern,
doch über meinen Weinberg verfüge ich ganz allein!

Rufe nur mich

Er:

13 Du Mädchen in den Gärten,
noch andre Männer lauschen,
ob du sie rufst.
Nur mich lass deine Stimme hören!

Sie:

14 Ja, komm rasch zu mir, mein Liebster!
Sei schnell wie eine Gazelle,
flink wie ein junger Hirsch,
der von den Bergen kommt,
wo duftende Kräuter wachsen!

Footnotes

  1. 8,4 Vgl. die Anmerkung zu Kapitel 2,7.
  2. 8,6 Oder: eine lodernde Flamme.
  3. 8,10 Oder: Doch meinem Liebsten bringe ich Erfüllung.