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32 Da hörten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt.

Aber Elihu, der Sohn Baracheels von Bus, des Geschlechts Rams, ward zornig über Hiob, daß er seine Seele gerechter hielt denn Gott.

Auch ward er zornig über seine drei Freunde, daß sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten.

Denn Elihu hatte geharrt, bis daß sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er.

Darum, da er sah, daß keine Antwort war im Munde der drei Männer, ward er zornig.

Und so antwortete Elihu, der Sohn Baracheels von Bus, und sprach: Ich bin jung, ihr aber seid alt; darum habe ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun.

Ich dachte: Laß das Alter reden, und die Menge der Jahre laß Weisheit beweisen.

Aber der Geist ist in den Leuten und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht.

Die Großen sind nicht immer die Weisesten, und die Alten verstehen nicht das Recht.

10 Darum will ich auch reden; höre mir zu. Ich will mein Wissen auch kundtun.

11 Siehe, ich habe geharrt auf das, was ihr geredet habt; ich habe aufgemerkt auf eure Einsicht, bis ihr träfet die rechte Rede,

12 und ich habe achtgehabt auf euch. Aber siehe, da ist keiner unter euch, der Hiob zurechtweise oder seiner Rede antworte.

13 Sagt nur nicht: "Wir haben Weisheit getroffen; Gott muß ihn schlagen, kein Mensch."

14 Gegen mich hat er seine Worte nicht gerichtet, und mit euren Reden will ich ihm nicht antworten.

15 Ach! sie sind verzagt, können nicht mehr antworten; sie können nicht mehr reden.

16 Weil ich denn geharrt habe, und sie konnten nicht reden (denn sie stehen still und antworten nicht mehr),

17 will ich auch mein Teil antworten und will mein Wissen kundtun.

18 Denn ich bin der Reden so voll, daß mich der Odem in meinem Innern ängstet.

19 Siehe, mein Inneres ist wie der Most, der zugestopft ist, der die neuen Schläuche zerreißt.

20 Ich muß reden, daß ich mir Luft mache; ich muß meine Lippen auftun und antworten.

21 Ich will niemands Person ansehen und will keinem Menschen schmeicheln.

22 Denn ich weiß nicht zu schmeicheln; leicht würde mich sonst mein Schöpfer dahinraffen.

33 Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte!

Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde.

Mein Herz soll recht reden, und meine Lippen sollen den reinen Verstand sagen.

Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.

Kannst du, so antworte mir; rüste dich gegen mich und stelle dich.

Siehe, ich bin Gottes ebensowohl als du, und aus Lehm bin ich auch gemacht.

Siehe, du darfst vor mir nicht erschrecken, und meine Hand soll dir nicht zu schwer sein.

Du hast geredet vor meinen Ohren; die Stimme deiner Reden mußte ich hören:

"Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde;

10 siehe, er hat eine Sache gegen mich gefunden, er achtet mich für einen Feind;

11 er hat meinen Fuß in den Stock gelegt und hat acht auf alle meine Wege."

12 Siehe, darin hast du nicht recht, muß ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch.

13 Warum willst du mit ihm zanken, daß er dir nicht Rechenschaft gibt alles seines Tuns?

14 Denn in einer Weise redet Gott und wieder in einer anderen, nur achtet man's nicht.

15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt, wenn sie schlafen auf dem Bette,

16 da öffnet er das Ohr der Leute und schreckt sie und züchtigt sie,

17 daß er den Menschen von seinem Vornehmen wende und behüte ihn vor Hoffart

18 und verschone seine Seele vor dem Verderben und sein Leben, daß es nicht ins Schwert falle.

19 Auch straft er ihn mit Schmerzen auf seinem Bette und alle seinen Gebeine heftig

20 und richtet ihm sein Leben so zu, daß ihm vor seiner Speise ekelt, und seine Seele, daß sie nicht Lust zu essen hat.

21 Sein Fleisch verschwindet, daß man's nimmer sehen kann; und seine Gebeine werden zerschlagen, daß man sie nicht gerne ansieht,

22 daß seine Seele naht zum Verderben und sein Leben zu den Toten.

23 So dann für ihn ein Engel als Mittler eintritt, einer aus tausend, zu verkündigen dem Menschen, wie er solle recht tun,

24 so wird er ihm gnädig sein und sagen: "Erlöse ihn, daß er nicht hinunterfahre ins Verderben; denn ich habe eine Versöhnung gefunden."

25 Sein Fleisch wird wieder grünen wie in der Jugend, und er wird wieder jung werden.

26 Er wird Gott bitten; der wird ihm Gnade erzeigen und wird ihn sein Antlitz sehen lassen mit Freuden und wird dem Menschen nach seiner Gerechtigkeit vergelten.

27 Er wird vor den Leuten bekennen und sagen: "Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt; aber es ist mir nicht vergolten worden.

28 Er hat meine Seele erlöst, daß sie nicht führe ins Verderben, sondern mein Leben das Licht sähe."

29 Siehe, das alles tut Gott zwei-oder dreimal mit einem jeglichen,

30 daß er seine Seele zurückhole aus dem Verderben und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.

31 Merke auf, Hiob, und höre mir zu und schweige, daß ich rede!

32 Hast du aber was zu sagen, so antworte mir; Sage an! ich wollte dich gerne rechtfertigen.

33 Hast du aber nichts, so höre mir zu und schweige; ich will dich die Weisheit lehren.

34 Und es hob an Elihu und sprach:

Hört, ihr Weisen, meine Rede, und ihr Verständigen, merkt auf mich!

Denn das Ohr prüft die Rede, und der Mund schmeckt die Speise.

Laßt uns ein Urteil finden, daß wir erkennen unter uns, was gut sei.

Denn Hiob hat gesagt: "Ich bin gerecht, und Gott weigert mir mein Recht;

ich muß lügen, ob ich wohl recht habe, und bin gequält von meinen Pfeilen, ob ich wohl nichts verschuldet habe."

Wer ist ein solcher Hiob, der da Spötterei trinkt wie Wasser

und auf dem Wege geht mit den Übeltätern und wandelt mit gottlosen Leuten?

Denn er hat gesagt: "Wenn jemand schon fromm ist, so gilt er doch nichts bei Gott."

10 Darum hört mir zu, ihr weisen Leute: Es sei ferne, daß Gott sollte gottlos handeln und der Allmächtige ungerecht;

11 sondern er vergilt dem Menschen, darnach er verdient hat, und trifft einen jeglichen nach seinem Tun.

12 Ohne zweifel, Gott verdammt niemand mit Unrecht, und der Allmächtige beugt das Recht nicht.

13 Wer hat, was auf Erden ist, verordnet, und wer hat den ganzen Erdboden gesetzt?

14 So er nun an sich dächte, seinen Geist und Odem an sich zöge,

15 so würde alles Fleisch miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Staub werden.

16 Hast du nun Verstand, so höre das und merke auf die Stimme meiner Reden.

17 Kann auch, der das Recht haßt regieren? Oder willst du den, der gerecht und mächtig ist, verdammen?

18 Sollte einer zum König sagen: "Du heilloser Mann!" und zu den Fürsten: "Ihr Gottlosen!"?

19 Und er sieht nicht an die Person der Fürsten und kennt den Herrlichen nicht mehr als den Armen; denn sie sind alle seiner Hände Werk.

20 Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen; die Mächtigen werden weggenommen nicht durch Menschenhand.

21 Denn seine Augen sehen auf eines jeglichen Wege, und er schaut alle ihre Gänge.

22 Es ist keine Finsternis noch Dunkel, daß sich da möchten verbergen die Übeltäter.

23 Denn er darf auf den Menschen nicht erst lange achten, daß er vor Gott ins Gericht komme.

24 Er bringt die Stolzen um, ohne erst zu forschen, und stellt andere an ihre Statt:

25 darum daß er kennt ihre Werke und kehrt sie um des Nachts, daß sie zerschlagen werden.

26 Er straft sie ab wie die Gottlosen an einem Ort, da man es sieht:

27 darum daß sie von ihm weggewichen sind und verstanden seiner Wege keinen,

28 daß das Schreien der Armen mußte vor ihn kommen und er das Schreien der Elenden hörte.

29 Wenn er Frieden gibt, wer will verdammen? und wenn er das Antlitz verbirgt, wer will ihn schauen unter den Völkern und Leuten allzumal?

30 Denn er läßt nicht über sie regieren einen Heuchler, das Volk zu drängen.

31 Denn zu Gott muß man sagen: "Ich habe gebüßt, ich will nicht übel tun.

32 Habe ich's nicht getroffen, so lehre du mich's besser; habe ich Unrecht gehandelt, ich will's nicht mehr tun."

33 Soll er nach deinem Sinn vergelten? Denn du verwirfst alles; du hast zu wählen, und nicht ich. Weißt du nun was, so sage an.

34 Verständige Leute werden zu mir sagen und ein weiser Mann, der mir zuhört:

35 "Hiob redet mit Unverstand, und seine Worte sind nicht klug."

36 O, daß Hiob versucht würde bis ans Ende! darum daß er sich zu ungerechten Leuten kehrt.

37 Denn er hat über seine Sünde noch gelästert; er treibt Spott unter uns und macht seiner Reden viel wider Gott.

35 Und es hob an Elihu und sprach:

Achtest du das für Recht, daß du sprichst: "Ich bin gerechter denn Gott"?

Denn du sprichst: "Wer gilt bei dir etwas? Was hilft es, ob ich nicht sündige?"

Ich will dir antworten ein Wort und deinen Freunden mit dir.

Schaue gen Himmel und siehe; und schau an die Wolken, daß sie dir zu hoch sind.

Sündigst du, was kannst du ihm Schaden? Und ob deiner Missetaten viel ist, was kannst du ihm tun?

Und ob du gerecht seist, was kannst du ihm geben, oder was wird er von deinen Händen nehmen?

Einem Menschen, wie du bist, mag wohl etwas tun deine Bosheit, und einem Menschenkind deine Gerechtigkeit.

Man schreit, daß viel Gewalt geschieht, und ruft über den Arm der Großen;

10 aber man fragt nicht: "Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge gibt in der Nacht,

11 der uns klüger macht denn das Vieh auf Erden und weiser denn die Vögel unter dem Himmel?"

12 Da schreien sie über den Hochmut der Bösen, und er wird sie nicht erhören.

13 Denn Gott wird das Eitle nicht erhören, und der Allmächtige wird es nicht ansehen.

14 Nun sprichst du gar, du wirst ihn nicht sehen. Aber es ist ein Gericht vor ihm, harre sein nur!

15 ob auch sein Zorn so bald nicht heimsucht und er sich's nicht annimmt, daß so viel Laster da sind.

16 Darum hat Hiob seinen Mund umsonst aufgesperrt und gibt stolzes Gerede vor mit Unverstand.

36 Elihu redet weiter und sprach:

Harre mir noch ein wenig, ich will dir's zeigen; denn ich habe noch von Gottes wegen etwas zu sagen.

Ich will mein Wissen weither holen und beweisen, daß mein Schöpfer recht habe.

Meine Reden sollen ohne Zweifel nicht falsch sein; mein Verstand soll ohne Tadel vor dir sein.

Siehe, Gott ist mächtig, und verachtet doch niemand; er ist mächtig von Kraft des Herzens.

Den Gottlosen erhält er nicht, sondern hilft dem Elenden zum Recht.

Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten; sondern mit Königen auf dem Thron läßt er sie sitzen immerdar, daß sie hoch bleiben.

Und wenn sie gefangen blieben in Stöcken und elend gebunden mit Stricken,

so verkündigt er ihnen, was sie getan haben, und ihre Untugenden, daß sie sich überhoben,

10 und öffnet ihnen das Ohr zur Zucht und sagt ihnen, daß sie sich von dem Unrechten bekehren sollen.

11 Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Lust leben.

12 Gehorchen sie nicht, so werden sie ins Schwert fallen und vergehen in Unverstand.

13 Die Heuchler werden voll Zorns; sie schreien nicht, wenn er sie gebunden hat.

14 So wird ihre Seele in der Jugend sterben und ihr Leben unter den Hurern.

15 Aber den Elenden wird er in seinem Elend erretten und dem Armen das Ohr öffnen in der Trübsal.

16 Und auch dich lockt er aus dem Rachen der Angst in weiten Raum, da keine Bedrängnis mehr ist; und an deinem Tische, voll des Guten, wirst du Ruhe haben.

17 Du aber machst die Sache der Gottlosen gut, daß ihre Sache und ihr Recht erhalten wird.

18 Siehe zu, daß nicht vielleicht Zorn dich verlocke zum Hohn, oder die Größe des Lösegelds dich verleite.

19 Meinst du, daß er deine Gewalt achte oder Gold oder irgend eine Stärke oder Vermögen?

20 Du darfst der Nacht nicht begehren, welche Völker wegnimmt von ihrer Stätte.

21 Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, wie du denn vor Elend angefangen hast.

22 Siehe Gott ist zu hoch in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist?

23 Wer will ihm weisen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: "Du tust Unrecht?"

24 Gedenke daß du sein Werk erhebest, davon die Leute singen.

25 Denn alle Menschen sehen es; die Leute schauen's von ferne.

26 Siehe Gott ist groß und unbekannt; seiner Jahre Zahl kann niemand erforschen.

27 Er macht das Wasser zu kleinen Tropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen,

28 daß die Wolken fließen und triefen sehr auf die Menschen.

29 Wenn er sich vornimmt die Wolken auszubreiten wie sein hoch Gezelt,

30 siehe, so breitet er aus sein Licht über dieselben und bedeckt alle Enden des Meeres.

31 Denn damit schreckt er die Leute und gibt doch Speise die Fülle.

32 Er deckt den Blitz wie mit Händen und heißt ihn doch wieder kommen.

33 Davon zeugt sein Geselle, des Donners Zorn in den Wolken.

37 Des entsetzt sich mein Herz und bebt.

O höret doch, wie der Donner zürnt, und was für Gespräch von seinem Munde ausgeht!

Er läßt ihn hinfahren unter allen Himmeln, und sein Blitz scheint auf die Enden der Erde.

Ihm nach brüllt der Donner, und er donnert mit seinem großen Schall; und wenn sein Donner gehört wird, kann man's nicht aufhalten.

Gott donnert mit seinem Donner wunderbar und tut große Dinge und wird doch nicht erkannt.

Er spricht zum Schnee, so ist er bald auf Erden, und zum Platzregen, so ist der Platzregen da mit Macht.

Aller Menschen Hand hält er verschlossen, daß die Leute lernen, was er tun kann.

Das wilde Tier geht in seine Höhle und bleibt an seinem Ort.

Von Mittag her kommt Wetter und von Mitternacht Kälte.

10 Vom Odem Gottes kommt Frost, und große Wasser ziehen sich eng zusammen.

11 Die Wolken beschwert er mit Wasser, und durch das Gewölk bricht sein Licht.

12 Er kehrt die Wolken, wo er hin will, daß sie schaffen alles, was er ihnen gebeut, auf dem Erdboden:

13 es sei zur Züchtigung über ein Land oder zur Gnade, läßt er sie kommen.

14 Da merke auf, Hiob, stehe und vernimm die Wunder Gottes!

15 Weißt du wie Gott solches über sie bringt und wie er das Licht aus seinen Wolken läßt hervorbrechen?

16 Weißt du wie sich die Wolken ausstreuen, die Wunder des, der vollkommen ist an Wissen?

17 Du, des Kleider warm sind, wenn das Land still ist vom Mittagswinde,

18 ja, du wirst mit ihm den Himmel ausbreiten, der fest ist wie ein gegossener Spiegel.

19 Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn wir können nichts vorbringen vor Finsternis.

20 Wer wird ihm erzählen, daß ich wolle reden? So jemand redet, der wird verschlungen.

21 Jetzt sieht man das Licht nicht, das am Himmel hell leuchtet; wenn aber der Wind weht, so wird's klar.

22 Von Mitternacht kommt Gold; um Gott her ist schrecklicher Glanz.

23 Den Allmächtigen aber können wir nicht finden, der so groß ist von Kraft; das Recht und eine gute Sache beugt er nicht.

24 Darum müssen ihn fürchten die Leute; und er sieht keinen an, wie weise sie sind.

38 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach:

Wer ist der, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand?

Gürte deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, lehre mich!

Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage an, bist du so klug!

Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat?

Worauf stehen ihre Füße versenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,

da mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes?

Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, da es herausbrach wie aus Mutterleib,

da ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln,

10 da ich ihm den Lauf brach mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Türen

11 und sprach: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!"?

12 Hast du bei deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt,

13 daß sie die Ecken der Erde fasse und die Gottlosen herausgeschüttelt werden?

14 Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel, und alles steht da wie im Kleide.

15 Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen, und der Arm der Hoffärtigen wird zerbrochen.

16 Bist du in den Grund des Meeres gekommen und in den Fußtapfen der Tiefe gewandelt?

17 Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du gesehen die Tore der Finsternis?

18 Hast du vernommen wie breit die Erde sei? Sage an, weißt du solches alles!

19 Welches ist der Weg, da das Licht wohnt, und welches ist der Finsternis Stätte,

20 daß du mögest ergründen seine Grenze und merken den Pfad zu seinem Hause?

21 Du weißt es ja; denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deiner Tage sind viel.

22 Bist du gewesen, da der Schnee her kommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel her kommt,

23 die ich habe aufbehalten bis auf die Zeit der Trübsal und auf den Tag des Streites und Krieges?

24 Durch welchen Weg teilt sich das Licht und fährt der Ostwind hin über die Erde?

25 Wer hat dem Platzregen seinen Lauf ausgeteilt und den Weg dem Blitz und dem Donner

26 und läßt regnen aufs Land da niemand ist, in der Wüste, da kein Mensch ist,

27 daß er füllt die Einöde und Wildnis und macht das Gras wächst?

28 Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taues gezeugt?

29 Aus wes Leib ist das Eis gegangen, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt,

30 daß das Wasser verborgen wird wie unter Steinen und die Tiefe oben gefriert?

31 Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden oder das Band des Orion auflösen?

32 Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit oder den Bären am Himmel samt seinen Jungen heraufführen?

33 Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?

34 Kannst du deine Stimme zu der Wolke erheben, daß dich die Menge des Wassers bedecke?

35 Kannst du die Blitze auslassen, daß sie hinfahren und sprechen zu dir: Hier sind wir?

36 Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken?

37 Wer ist so weise, der die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten,

38 wenn der Staub begossen wird, daß er zuhauf läuft und die Schollen aneinander kleben?

39 Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen,

40 wenn sie sich legen in ihre Stätten und ruhen in der Höhle, da sie lauern?

41 Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben?

39 Weißt du die Zeit, wann die Gemsen auf den Felsen gebären? oder hast du gemerkt, wann die Hinden schwanger gehen?

Hast du gezählt ihre Monden, wann sie voll werden? oder weißt du die Zeit, wann sie gebären?

Sie beugen sich, lassen los ihre Jungen und werden los ihre Wehen.

Ihre Jungen werden feist und groß im Freien und gehen aus und kommen nicht wieder zu ihnen.

Wer hat den Wildesel so frei lassen gehen, wer hat die Bande des Flüchtigen gelöst,

dem ich die Einöde zum Hause gegeben habe und die Wüste zur Wohnung?

Er verlacht das Getümmel der Stadt; das Pochen des Treibers hört er nicht.

Er schaut nach den Bergen, da seine Weide ist, und sucht, wo es grün ist.

Meinst du das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe?

10 Kannst du ihm dein Seil anknüpfen, die Furchen zu machen, daß es hinter dir brache in Tälern?

11 Magst du dich auf das Tier verlassen, daß es so stark ist, und wirst es dir lassen arbeiten?

12 Magst du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheune sammle?

13 Der Fittich des Straußes hebt sich fröhlich. Dem frommen Storch gleicht er an Flügeln und Federn.

14 Doch läßt er seine Eier auf der Erde und läßt sie die heiße Erde ausbrüten.

15 Er vergißt, daß sie möchten zertreten werden und ein wildes Tier sie zerbreche.

16 Er wird so hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein, achtet's nicht, daß er umsonst arbeitet.

17 Denn Gott hat ihm die Weisheit genommen und hat ihm keinen Verstand zugeteilt.

18 Zu der Zeit, da er hoch auffährt, verlacht er beide, Roß und Mann.

19 Kannst du dem Roß Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit seiner Mähne?

20 Läßt du es aufspringen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist sein prächtiges Schnauben.

21 Es stampft auf den Boden und ist freudig mit Kraft und zieht aus, den Geharnischten entgegen.

22 Es spottet der Furcht und erschrickt nicht und flieht vor dem Schwert nicht,

23 wenngleich über ihm klingt der Köcher und glänzen beide, Spieß und Lanze.

24 Es zittert und tobt und scharrt in die Erde und läßt sich nicht halten bei der Drommete Hall.

25 So oft die Drommete klingt, spricht es: Hui! und wittert den Streit von ferne, das Schreien der Fürsten und Jauchzen.

26 Fliegt der Habicht durch deinen Verstand und breitet seine Flügel gegen Mittag?

27 Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch, daß er sein Nest in der Höhe macht?

28 In den Felsen wohnt er und bleibt auf den Zacken der Felsen und auf Berghöhen.

29 Von dort schaut er nach der Speise, und seine Augen sehen ferne.

30 Seine Jungen saufen Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.

40 Und der HERR antwortete Hiob und sprach:

Will mit dem Allmächtigen rechten der Haderer? Wer Gott tadelt, soll's der nicht verantworten?

Hiob aber antwortete dem HERRN und sprach:

Siehe, ich bin zu leichtfertig gewesen; was soll ich verantworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.

Ich habe einmal geredet, und will nicht antworten; zum andernmal will ich's nicht mehr tun.

Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach:

Gürte wie ein Mann deine Lenden; ich will dich fragen, lehre mich!

Solltest du mein Urteil zunichte machen und mich verdammen, daß du gerecht seist?

Hast du einen Arm wie Gott, und kannst mit gleicher Stimme donnern, wie er tut?

10 Schmücke dich mit Pracht und erhebe dich; ziehe Majestät und Herrlichkeit an!

11 Streue aus den Zorn deines Grimmes; schaue an die Hochmütigen, wo sie sind, und demütige sie!

12 Ja, schaue die Hochmütigen, wo sie sind und beuge sie; und zermalme die Gottlosen, wo sie sind!

13 Verscharre sie miteinander in die Erde und versenke ihre Pracht ins Verborgene,

14 so will ich dir auch bekennen, daß dir deine rechte Hand helfen kann.

15 Siehe da, den Behemoth, den ich neben dir gemacht habe; er frißt Gras wie ein Ochse.

16 Siehe seine Kraft ist in seinen Lenden und sein Vermögen in den Sehnen seines Bauches.

17 Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten.

18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren; seine Gebeine sind wie eiserne Stäbe.

19 Er ist der Anfang der Wege Gottes; der ihn gemacht hat, der gab ihm sein Schwert.

20 Die Berge tragen ihm Kräuter, und alle wilden Tiere spielen daselbst.

21 Er liegt gern im Schatten, im Rohr und im Schlamm verborgen.

22 Das Gebüsch bedeckt ihn mit seinem Schatten, und die Bachweiden umgeben ihn.

23 Siehe, er schluckt in sich den Strom und achtet's nicht groß; läßt sich dünken, er wolle den Jordan mit seinem Munde ausschöpfen.

24 Fängt man ihn wohl vor seinen Augen und durchbohrt ihm mit Stricken seine Nase?

41 Kannst du den Leviathan ziehen mit dem Haken und seine Zunge mit einer Schnur fassen?

Kannst du ihm eine Angel in die Nase legen und mit einem Stachel ihm die Backen durchbohren?

Meinst du, er werde dir viel Flehens machen oder dir heucheln?

Meinst du, daß er einen Bund mit dir machen werde, daß du ihn immer zum Knecht habest?

Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn für deine Dirnen anbinden?

Meinst du die Genossen werden ihn zerschneiden, daß er unter die Kaufleute zerteilt wird?

Kannst du mit Spießen füllen seine Haut und mit Fischerhaken seinen Kopf?

Wenn du deine Hand an ihn legst, so gedenke, daß es ein Streit ist, den du nicht ausführen wirst.

Siehe, die Hoffnung wird jedem fehlen; schon wenn er seiner ansichtig wird, stürzt er zu Boden.

10 Niemand ist so kühn, daß er ihn reizen darf; wer ist denn, der vor mir stehen könnte?

11 Wer hat mir etwas zuvor getan, daß ich's ihm vergelte? Es ist mein, was unter allen Himmeln ist.

12 Dazu muß ich nun sagen, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist.

13 Wer kann ihm sein Kleid aufdecken? und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen?

14 Wer kann die Kinnbacken seines Antlitzes auftun? Schrecklich stehen seine Zähne umher.

15 Seine stolzen Schuppen sind wie feste Schilde, fest und eng ineinander.

16 Eine rührt an die andere, daß nicht ein Lüftlein dazwischengeht.

17 Es hängt eine an der andern, und halten zusammen, daß sie sich nicht voneinander trennen.

18 Sein Niesen glänzt wie ein Licht; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte.

19 Aus seinem Munde fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus.

20 Aus seiner Nase geht Rauch wie von heißen Töpfen und Kesseln.

21 Sein Odem ist wie eine lichte Lohe, und aus seinem Munde gehen Flammen.

22 Auf seinem Hals wohnt die Stärke, und vor ihm her hüpft die Angst.

23 Die Gliedmaßen seines Fleisches hangen aneinander und halten hart an ihm, daß er nicht zerfallen kann.

24 Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie ein unterer Mühlstein.

25 Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken; und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.

26 Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so regt er sich nicht, oder mit Spieß, Geschoß und Panzer.

27 Er achtet Eisen wie Stroh, und Erz wie faules Holz.

28 Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln.

29 Die Keule achtet er wie Stoppeln; er spottet der bebenden Lanze.

30 Unten an ihm sind scharfe Scherben; er fährt wie mit einem Dreschwagen über den Schlamm.

31 Er macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf, und rührt ihn ineinander, wie man eine Salbe mengt.

32 Nach ihm leuchtet der Weg; er macht die Tiefe ganz grau.

33 Auf Erden ist seinesgleichen niemand; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein.

34 Er verachtet alles, was hoch ist; er ist ein König über alles stolze Wild.

42 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach:

Ich erkenne, daß du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.

"Wer ist der, der den Ratschluß verhüllt mit Unverstand?" Darum bekenne ich, daß ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe.

"So höre nun, laß mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!"

Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat dich mein Auge gesehen.

Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.

Da nun der HERR mit Hiob diese Worte geredet hatte, sprach er zu Eliphas von Theman: Mein Zorn ist ergrimmt über dich und deine zwei Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

So nehmt nun sieben Farren und sieben Widder und geht hin zu meinem Knecht Hiob und opfert Brandopfer für euch und laßt meinen Knecht Hiob für euch bitten. Denn ich will ihn ansehen, daß ich an euch nicht tue nach eurer Torheit; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

Da gingen hin Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naema und taten, wie der HERR ihnen gesagt hatte; und der HERR sah an Hiob.

10 Und der HERR wandte das Gefängnis Hiobs, da er bat für seine Freunde. Und der Herr gab Hiob zwiefältig so viel, als er gehabt hatte.

11 Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn vormals kannten, und aßen mit ihm in seinem Hause und kehrten sich zu ihm und trösteten ihn über alles Übel, das der HERR hatte über ihn kommen lassen. Und ein jeglicher gab ihm einen schönen Groschen und ein goldenes Stirnband.

12 Und der HERR segnete hernach Hiob mehr denn zuvor, daß er kriegte vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen.

13 Und er kriegte sieben Söhne und drei Töchter;

14 und hieß die erste Jemima, die andere Kezia und die dritte Keren-Happuch.

15 Und wurden nicht so schöne Weiber gefunden in allen Landen wie die Töchter Hiobs. Und ihr Vater gab ihnen Erbteil unter ihren Brüdern.

16 Und Hiob lebte nach diesem hundert und vierzig Jahre, daß er sah Kinder und Kindeskinder bis ins vierte Glied.

17 Und Hiob starb alt und lebenssatt.

32 Da hörten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt.

Aber Elihu, der Sohn Baracheels von Bus, des Geschlechts Rams, ward zornig über Hiob, daß er seine Seele gerechter hielt denn Gott.

Auch ward er zornig über seine drei Freunde, daß sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten.

Denn Elihu hatte geharrt, bis daß sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er.

Darum, da er sah, daß keine Antwort war im Munde der drei Männer, ward er zornig.

Und so antwortete Elihu, der Sohn Baracheels von Bus, und sprach: Ich bin jung, ihr aber seid alt; darum habe ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun.

Ich dachte: Laß das Alter reden, und die Menge der Jahre laß Weisheit beweisen.

Aber der Geist ist in den Leuten und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht.

Die Großen sind nicht immer die Weisesten, und die Alten verstehen nicht das Recht.

10 Darum will ich auch reden; höre mir zu. Ich will mein Wissen auch kundtun.

11 Siehe, ich habe geharrt auf das, was ihr geredet habt; ich habe aufgemerkt auf eure Einsicht, bis ihr träfet die rechte Rede,

12 und ich habe achtgehabt auf euch. Aber siehe, da ist keiner unter euch, der Hiob zurechtweise oder seiner Rede antworte.

13 Sagt nur nicht: "Wir haben Weisheit getroffen; Gott muß ihn schlagen, kein Mensch."

14 Gegen mich hat er seine Worte nicht gerichtet, und mit euren Reden will ich ihm nicht antworten.

15 Ach! sie sind verzagt, können nicht mehr antworten; sie können nicht mehr reden.

16 Weil ich denn geharrt habe, und sie konnten nicht reden (denn sie stehen still und antworten nicht mehr),

17 will ich auch mein Teil antworten und will mein Wissen kundtun.

18 Denn ich bin der Reden so voll, daß mich der Odem in meinem Innern ängstet.

19 Siehe, mein Inneres ist wie der Most, der zugestopft ist, der die neuen Schläuche zerreißt.

20 Ich muß reden, daß ich mir Luft mache; ich muß meine Lippen auftun und antworten.

21 Ich will niemands Person ansehen und will keinem Menschen schmeicheln.

22 Denn ich weiß nicht zu schmeicheln; leicht würde mich sonst mein Schöpfer dahinraffen.

33 Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte!

Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde.

Mein Herz soll recht reden, und meine Lippen sollen den reinen Verstand sagen.

Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben.

Kannst du, so antworte mir; rüste dich gegen mich und stelle dich.

Siehe, ich bin Gottes ebensowohl als du, und aus Lehm bin ich auch gemacht.

Siehe, du darfst vor mir nicht erschrecken, und meine Hand soll dir nicht zu schwer sein.

Du hast geredet vor meinen Ohren; die Stimme deiner Reden mußte ich hören:

"Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde;

10 siehe, er hat eine Sache gegen mich gefunden, er achtet mich für einen Feind;

11 er hat meinen Fuß in den Stock gelegt und hat acht auf alle meine Wege."

12 Siehe, darin hast du nicht recht, muß ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch.

13 Warum willst du mit ihm zanken, daß er dir nicht Rechenschaft gibt alles seines Tuns?

14 Denn in einer Weise redet Gott und wieder in einer anderen, nur achtet man's nicht.

15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt, wenn sie schlafen auf dem Bette,

16 da öffnet er das Ohr der Leute und schreckt sie und züchtigt sie,

17 daß er den Menschen von seinem Vornehmen wende und behüte ihn vor Hoffart

18 und verschone seine Seele vor dem Verderben und sein Leben, daß es nicht ins Schwert falle.

19 Auch straft er ihn mit Schmerzen auf seinem Bette und alle seinen Gebeine heftig

20 und richtet ihm sein Leben so zu, daß ihm vor seiner Speise ekelt, und seine Seele, daß sie nicht Lust zu essen hat.

21 Sein Fleisch verschwindet, daß man's nimmer sehen kann; und seine Gebeine werden zerschlagen, daß man sie nicht gerne ansieht,

22 daß seine Seele naht zum Verderben und sein Leben zu den Toten.

23 So dann für ihn ein Engel als Mittler eintritt, einer aus tausend, zu verkündigen dem Menschen, wie er solle recht tun,

24 so wird er ihm gnädig sein und sagen: "Erlöse ihn, daß er nicht hinunterfahre ins Verderben; denn ich habe eine Versöhnung gefunden."

25 Sein Fleisch wird wieder grünen wie in der Jugend, und er wird wieder jung werden.

26 Er wird Gott bitten; der wird ihm Gnade erzeigen und wird ihn sein Antlitz sehen lassen mit Freuden und wird dem Menschen nach seiner Gerechtigkeit vergelten.

27 Er wird vor den Leuten bekennen und sagen: "Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt; aber es ist mir nicht vergolten worden.

28 Er hat meine Seele erlöst, daß sie nicht führe ins Verderben, sondern mein Leben das Licht sähe."

29 Siehe, das alles tut Gott zwei-oder dreimal mit einem jeglichen,

30 daß er seine Seele zurückhole aus dem Verderben und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen.

31 Merke auf, Hiob, und höre mir zu und schweige, daß ich rede!

32 Hast du aber was zu sagen, so antworte mir; Sage an! ich wollte dich gerne rechtfertigen.

33 Hast du aber nichts, so höre mir zu und schweige; ich will dich die Weisheit lehren.

34 Und es hob an Elihu und sprach:

Hört, ihr Weisen, meine Rede, und ihr Verständigen, merkt auf mich!

Denn das Ohr prüft die Rede, und der Mund schmeckt die Speise.

Laßt uns ein Urteil finden, daß wir erkennen unter uns, was gut sei.

Denn Hiob hat gesagt: "Ich bin gerecht, und Gott weigert mir mein Recht;

ich muß lügen, ob ich wohl recht habe, und bin gequält von meinen Pfeilen, ob ich wohl nichts verschuldet habe."

Wer ist ein solcher Hiob, der da Spötterei trinkt wie Wasser

und auf dem Wege geht mit den Übeltätern und wandelt mit gottlosen Leuten?

Denn er hat gesagt: "Wenn jemand schon fromm ist, so gilt er doch nichts bei Gott."

10 Darum hört mir zu, ihr weisen Leute: Es sei ferne, daß Gott sollte gottlos handeln und der Allmächtige ungerecht;

11 sondern er vergilt dem Menschen, darnach er verdient hat, und trifft einen jeglichen nach seinem Tun.

12 Ohne zweifel, Gott verdammt niemand mit Unrecht, und der Allmächtige beugt das Recht nicht.

13 Wer hat, was auf Erden ist, verordnet, und wer hat den ganzen Erdboden gesetzt?

14 So er nun an sich dächte, seinen Geist und Odem an sich zöge,

15 so würde alles Fleisch miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Staub werden.

16 Hast du nun Verstand, so höre das und merke auf die Stimme meiner Reden.

17 Kann auch, der das Recht haßt regieren? Oder willst du den, der gerecht und mächtig ist, verdammen?

18 Sollte einer zum König sagen: "Du heilloser Mann!" und zu den Fürsten: "Ihr Gottlosen!"?

19 Und er sieht nicht an die Person der Fürsten und kennt den Herrlichen nicht mehr als den Armen; denn sie sind alle seiner Hände Werk.

20 Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen; die Mächtigen werden weggenommen nicht durch Menschenhand.

21 Denn seine Augen sehen auf eines jeglichen Wege, und er schaut alle ihre Gänge.

22 Es ist keine Finsternis noch Dunkel, daß sich da möchten verbergen die Übeltäter.

23 Denn er darf auf den Menschen nicht erst lange achten, daß er vor Gott ins Gericht komme.

24 Er bringt die Stolzen um, ohne erst zu forschen, und stellt andere an ihre Statt:

25 darum daß er kennt ihre Werke und kehrt sie um des Nachts, daß sie zerschlagen werden.

26 Er straft sie ab wie die Gottlosen an einem Ort, da man es sieht:

27 darum daß sie von ihm weggewichen sind und verstanden seiner Wege keinen,

28 daß das Schreien der Armen mußte vor ihn kommen und er das Schreien der Elenden hörte.

29 Wenn er Frieden gibt, wer will verdammen? und wenn er das Antlitz verbirgt, wer will ihn schauen unter den Völkern und Leuten allzumal?

30 Denn er läßt nicht über sie regieren einen Heuchler, das Volk zu drängen.

31 Denn zu Gott muß man sagen: "Ich habe gebüßt, ich will nicht übel tun.

32 Habe ich's nicht getroffen, so lehre du mich's besser; habe ich Unrecht gehandelt, ich will's nicht mehr tun."

33 Soll er nach deinem Sinn vergelten? Denn du verwirfst alles; du hast zu wählen, und nicht ich. Weißt du nun was, so sage an.

34 Verständige Leute werden zu mir sagen und ein weiser Mann, der mir zuhört:

35 "Hiob redet mit Unverstand, und seine Worte sind nicht klug."

36 O, daß Hiob versucht würde bis ans Ende! darum daß er sich zu ungerechten Leuten kehrt.

37 Denn er hat über seine Sünde noch gelästert; er treibt Spott unter uns und macht seiner Reden viel wider Gott.

35 Und es hob an Elihu und sprach:

Achtest du das für Recht, daß du sprichst: "Ich bin gerechter denn Gott"?

Denn du sprichst: "Wer gilt bei dir etwas? Was hilft es, ob ich nicht sündige?"

Ich will dir antworten ein Wort und deinen Freunden mit dir.

Schaue gen Himmel und siehe; und schau an die Wolken, daß sie dir zu hoch sind.

Sündigst du, was kannst du ihm Schaden? Und ob deiner Missetaten viel ist, was kannst du ihm tun?

Und ob du gerecht seist, was kannst du ihm geben, oder was wird er von deinen Händen nehmen?

Einem Menschen, wie du bist, mag wohl etwas tun deine Bosheit, und einem Menschenkind deine Gerechtigkeit.

Man schreit, daß viel Gewalt geschieht, und ruft über den Arm der Großen;

10 aber man fragt nicht: "Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge gibt in der Nacht,

11 der uns klüger macht denn das Vieh auf Erden und weiser denn die Vögel unter dem Himmel?"

12 Da schreien sie über den Hochmut der Bösen, und er wird sie nicht erhören.

13 Denn Gott wird das Eitle nicht erhören, und der Allmächtige wird es nicht ansehen.

14 Nun sprichst du gar, du wirst ihn nicht sehen. Aber es ist ein Gericht vor ihm, harre sein nur!

15 ob auch sein Zorn so bald nicht heimsucht und er sich's nicht annimmt, daß so viel Laster da sind.

16 Darum hat Hiob seinen Mund umsonst aufgesperrt und gibt stolzes Gerede vor mit Unverstand.

36 Elihu redet weiter und sprach:

Harre mir noch ein wenig, ich will dir's zeigen; denn ich habe noch von Gottes wegen etwas zu sagen.

Ich will mein Wissen weither holen und beweisen, daß mein Schöpfer recht habe.

Meine Reden sollen ohne Zweifel nicht falsch sein; mein Verstand soll ohne Tadel vor dir sein.

Siehe, Gott ist mächtig, und verachtet doch niemand; er ist mächtig von Kraft des Herzens.

Den Gottlosen erhält er nicht, sondern hilft dem Elenden zum Recht.

Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten; sondern mit Königen auf dem Thron läßt er sie sitzen immerdar, daß sie hoch bleiben.

Und wenn sie gefangen blieben in Stöcken und elend gebunden mit Stricken,

so verkündigt er ihnen, was sie getan haben, und ihre Untugenden, daß sie sich überhoben,

10 und öffnet ihnen das Ohr zur Zucht und sagt ihnen, daß sie sich von dem Unrechten bekehren sollen.

11 Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und mit Lust leben.

12 Gehorchen sie nicht, so werden sie ins Schwert fallen und vergehen in Unverstand.

13 Die Heuchler werden voll Zorns; sie schreien nicht, wenn er sie gebunden hat.

14 So wird ihre Seele in der Jugend sterben und ihr Leben unter den Hurern.

15 Aber den Elenden wird er in seinem Elend erretten und dem Armen das Ohr öffnen in der Trübsal.

16 Und auch dich lockt er aus dem Rachen der Angst in weiten Raum, da keine Bedrängnis mehr ist; und an deinem Tische, voll des Guten, wirst du Ruhe haben.

17 Du aber machst die Sache der Gottlosen gut, daß ihre Sache und ihr Recht erhalten wird.

18 Siehe zu, daß nicht vielleicht Zorn dich verlocke zum Hohn, oder die Größe des Lösegelds dich verleite.

19 Meinst du, daß er deine Gewalt achte oder Gold oder irgend eine Stärke oder Vermögen?

20 Du darfst der Nacht nicht begehren, welche Völker wegnimmt von ihrer Stätte.

21 Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, wie du denn vor Elend angefangen hast.

22 Siehe Gott ist zu hoch in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist?

23 Wer will ihm weisen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: "Du tust Unrecht?"

24 Gedenke daß du sein Werk erhebest, davon die Leute singen.

25 Denn alle Menschen sehen es; die Leute schauen's von ferne.

26 Siehe Gott ist groß und unbekannt; seiner Jahre Zahl kann niemand erforschen.

27 Er macht das Wasser zu kleinen Tropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen,

28 daß die Wolken fließen und triefen sehr auf die Menschen.

29 Wenn er sich vornimmt die Wolken auszubreiten wie sein hoch Gezelt,

30 siehe, so breitet er aus sein Licht über dieselben und bedeckt alle Enden des Meeres.

31 Denn damit schreckt er die Leute und gibt doch Speise die Fülle.

32 Er deckt den Blitz wie mit Händen und heißt ihn doch wieder kommen.

33 Davon zeugt sein Geselle, des Donners Zorn in den Wolken.

37 Des entsetzt sich mein Herz und bebt.

O höret doch, wie der Donner zürnt, und was für Gespräch von seinem Munde ausgeht!

Er läßt ihn hinfahren unter allen Himmeln, und sein Blitz scheint auf die Enden der Erde.

Ihm nach brüllt der Donner, und er donnert mit seinem großen Schall; und wenn sein Donner gehört wird, kann man's nicht aufhalten.

Gott donnert mit seinem Donner wunderbar und tut große Dinge und wird doch nicht erkannt.

Er spricht zum Schnee, so ist er bald auf Erden, und zum Platzregen, so ist der Platzregen da mit Macht.

Aller Menschen Hand hält er verschlossen, daß die Leute lernen, was er tun kann.

Das wilde Tier geht in seine Höhle und bleibt an seinem Ort.

Von Mittag her kommt Wetter und von Mitternacht Kälte.

10 Vom Odem Gottes kommt Frost, und große Wasser ziehen sich eng zusammen.

11 Die Wolken beschwert er mit Wasser, und durch das Gewölk bricht sein Licht.

12 Er kehrt die Wolken, wo er hin will, daß sie schaffen alles, was er ihnen gebeut, auf dem Erdboden:

13 es sei zur Züchtigung über ein Land oder zur Gnade, läßt er sie kommen.

14 Da merke auf, Hiob, stehe und vernimm die Wunder Gottes!

15 Weißt du wie Gott solches über sie bringt und wie er das Licht aus seinen Wolken läßt hervorbrechen?

16 Weißt du wie sich die Wolken ausstreuen, die Wunder des, der vollkommen ist an Wissen?

17 Du, des Kleider warm sind, wenn das Land still ist vom Mittagswinde,

18 ja, du wirst mit ihm den Himmel ausbreiten, der fest ist wie ein gegossener Spiegel.

19 Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn wir können nichts vorbringen vor Finsternis.

20 Wer wird ihm erzählen, daß ich wolle reden? So jemand redet, der wird verschlungen.

21 Jetzt sieht man das Licht nicht, das am Himmel hell leuchtet; wenn aber der Wind weht, so wird's klar.

22 Von Mitternacht kommt Gold; um Gott her ist schrecklicher Glanz.

23 Den Allmächtigen aber können wir nicht finden, der so groß ist von Kraft; das Recht und eine gute Sache beugt er nicht.

24 Darum müssen ihn fürchten die Leute; und er sieht keinen an, wie weise sie sind.

38 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach:

Wer ist der, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand?

Gürte deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, lehre mich!

Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage an, bist du so klug!

Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat?

Worauf stehen ihre Füße versenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,

da mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes?

Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, da es herausbrach wie aus Mutterleib,

da ich's mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln,

10 da ich ihm den Lauf brach mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Türen

11 und sprach: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!"?

12 Hast du bei deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt,

13 daß sie die Ecken der Erde fasse und die Gottlosen herausgeschüttelt werden?

14 Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel, und alles steht da wie im Kleide.

15 Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen, und der Arm der Hoffärtigen wird zerbrochen.

16 Bist du in den Grund des Meeres gekommen und in den Fußtapfen der Tiefe gewandelt?

17 Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du gesehen die Tore der Finsternis?

18 Hast du vernommen wie breit die Erde sei? Sage an, weißt du solches alles!

19 Welches ist der Weg, da das Licht wohnt, und welches ist der Finsternis Stätte,

20 daß du mögest ergründen seine Grenze und merken den Pfad zu seinem Hause?

21 Du weißt es ja; denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deiner Tage sind viel.

22 Bist du gewesen, da der Schnee her kommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel her kommt,

23 die ich habe aufbehalten bis auf die Zeit der Trübsal und auf den Tag des Streites und Krieges?

24 Durch welchen Weg teilt sich das Licht und fährt der Ostwind hin über die Erde?