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Letzte Erwiderung Hiobs an seine drei Freunde

26 Und Hiob antwortete und sprach:

Wie hast du doch den Ohnmächtigen unterstützt und dem machtlosen Arm geholfen!

Wie hast du den beraten, dem Weisheit fehlt, und Einsicht in Fülle mitgeteilt!

Wen hast du mit deinen Worten getroffen, und wessen Odem[a] ist aus dir hervorgegangen?

Die Schatten[b] werden von Zittern erfasst unter den Wassern und ihren Bewohnern.

Das Totenreich liegt enthüllt vor Ihm, und der Abgrund hat keine Decke.

Er spannt den Norden aus über der Leere und hängt die Erde über dem Nichts auf.

Er bindet die Wasser in seinen Wolken zusammen,[c] und das Gewölk zerreißt nicht unter ihrem Gewicht.

Er verschließt den Anblick des Thrones[d], er breitet sein Gewölk darüber.

10 Er hat einen Kreis abgesteckt auf der Oberfläche der Wasser bis zur Grenze von Licht und Finsternis.

11 Die Säulen des Himmels erbeben und erschrecken vor seinem Schelten.

12 Durch seine Kraft erregt er das Meer, und mit seinem Verstand zerschlägt er das Ungeheuer[e].

13 Durch seinen Hauch wird der Himmel klar; mit seiner Hand durchbohrt er die flüchtige Schlange.

14 Siehe, das sind die Umrisse seiner Wege; wie leise ist das Wort, das wir davon vernehmen! Aber den Donner seiner Macht — wer versteht ihn?

Footnotes

  1. (26,4) od. Geist.
  2. (26,5) hebr. Rephaim, an manchen Stellen eine Bezeichnung der Toten (vgl. Jes 26,14.19; Spr 2,18; 9,18).
  3. (26,8) zusammenbinden ist eine Beschreibung dessen, was wir heute unter »kondensieren« verstehen.
  4. (26,9) Thron hier im allgemeinen Sinn als »Himmel« (vgl. Jes 66,1).
  5. (26,12) hebr. Rahab.

Hiobs Antwort auf Zophar

12 Und Hiob antwortete und sprach:

Wahrlich, ihr seid die [rechten] Leute, und mit euch wird die Weisheit aussterben!

Auch ich habe Verstand wie ihr und stehe nicht hinter euch zurück; wer wüsste denn diese Dinge nicht?

Ich bin wie einer, der zum Gespött für seine Freunde wird; dabei rief ich [einst] zu Gott und wurde von ihm erhört! Der untadelige Gerechte wird zum Gespött!

»Dem Unglück gebührt Verachtung!«, so meint der Sichere; ja, einen Stoß noch für die, deren Fuß wankt!

Die Zelte der Räuber haben Ruhe, und in Sicherheit leben die, welche Gott reizen, diejenigen, die Gott in ihrer Faust führen.

Aber frage doch das Vieh, und es wird dich belehren, oder die Vögel des Himmels, und sie werden dir"s verkünden,

oder rede mit der Erde, und sie wird dich unterweisen, und die Fische im Meer erzählen es dir.

Wer unter allen diesen wüsste nicht, dass die Hand des Herrn dies gemacht hat,

10 dass in seiner Hand die Seele alles Lebendigen ist und der Geist jedes menschlichen Fleisches?

11 Prüft nicht das Ohr die Worte, wie der Gaumen die Speise schmeckt?

12 Wohnt bei den Greisen die Weisheit und bei den Betagten der Verstand?

Hiob bezeugt die Macht Gottes

13 Bei Ihm ist Weisheit und Stärke, Sein ist Rat und Verstand!

14 Siehe, wenn Er niederreißt, wird nicht wieder aufgebaut; wenn er über dem Menschen zuschließt, wird nicht wieder geöffnet.

15 Siehe, wenn er die Gewässer zurückhält, so vertrocknen sie; lässt er sie los, so verwüsten sie das Land.

16 Bei ihm ist Macht und Verstand; ihm gehört, wer irregeht und wer irreführt.

17 Er führt die Ratgeber beraubt hinweg und macht Richter zu Narren.

18 Die Herrschaft der Könige löst er auf und schlingt eine Fessel um ihre Lenden.

19 Er führt die Priester beraubt hinweg und stürzt die Festgegründeten um.

20 Er nimmt den Wohlbewährten die Sprache weg und raubt den Alten die Urteilskraft.

21 Er schüttet Verachtung über die Edlen und löst den Gürtel der Starken.

22 Er enthüllt, was im Finstern verborgen liegt, und zieht den Todesschatten ans Licht.

23 Er macht Völker groß, und er vernichtet sie; er breitet die Völker weit aus, und er führt sie weg.

24 Den Häuptern des Volkes im Land nimmt er den Verstand und lässt sie irren in pfadloser Wüste;

25 sie tappen in Finsternis ohne Licht; er lässt sie taumeln wie Betrunkene.

Hiob will sich vor Gott rechtfertigen und verteidigen

13 Siehe, dies alles hat mein Auge gesehen, mein Ohr hat’s gehört und sich gemerkt;

was ihr wisst, weiß auch ich; ich stehe nicht hinter euch zurück.

Ich aber will nun zu dem Allmächtigen reden; mit Gott zu rechten[a] begehre ich.

Ihr hingegen streicht ja nur Lügenpflaster und seid nichts als Quacksalber[b], ihr alle!

O dass ihr doch schweigen könntet; das würde euch als Weisheit angerechnet!

So hört nun meine Rechtfertigung, und achtet auf die Verteidigung meiner Lippen!

Wollt ihr Gott zuliebe Unrechtes reden und zu seinen Gunsten lügen?

Wollt ihr seine Partei ergreifen oder Gottes Anwalt spielen?

Wäre es gut [für euch], wenn er euch erforschte? Könnt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht?

10 Nein, strafen wird er euch, wenn ihr im Geheimen die Person anseht!

11 Wird nicht seine Majestät euch in Furcht versetzen und Schrecken vor ihm euch überfallen?

12 Eure Denksprüche sind Sprüche aus Asche, und eure Schutzwehren sind Schutzwehren aus Lehm.

13 Schweigt vor mir und lasst mich reden; es komme über mich, was will!

14 Warum sollte ich mein Fleisch in meine Zähne nehmen und mein Leben in meine Hand legen?

15 Siehe, er soll mich töten — ich will auf ihn warten; nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht verteidigen!

16 Auch das schon wird mir zur Rettung dienen; denn kein Gottloser kommt vor sein Angesicht.

17 Hört doch, hört auf meine Rede, und meine Erklärung dringe in eure Ohren!

18 Gebt acht, ich habe die Verteidigung vorgebracht; ich weiß, dass ich Recht bekommen werde.

19 Wer ist es, der noch mit mir rechten will? Denn dann wollte ich verstummen und sterben.

20 Nur zweierlei tue mir nicht an, dann will ich mich vor deinem Angesicht nicht verbergen:

21 Tue deine Hand von mir und ängstige mich nicht mit deinem Schrecken!

22 Dann rufe du, und ich will antworten, oder ich will reden, und du erwidere mir!

23 Wie viele Sünden und Vergehen habe ich? Lass mich meine Übertretungen und Missetaten wissen!

24 Warum verbirgst du dein Angesicht und hältst mich für deinen Feind?

25 Verscheuchst du ein verwehtes Blatt und verfolgst einen dürren Halm?

26 Denn du verschreibst mir Bitteres und lässt mich erben die Sünden meiner Jugend;

27 du legst meine Füße in den Stock[c] und lauerst auf alle meine Schritte und zeichnest dir meine Fußspuren auf,

28 da ich doch wie Moder vergehe, wie ein Kleid, das die Motten fressen!

Footnotes

  1. (13,3) Andere Übersetzung: vor Gott mich zu rechtfertigen …
  2. (13,4) od. wertlose Ärzte.
  3. (13,27) d.h. in ein Holzgestell, in dem Hände und Füße eingeschlossen werden konnten.