Überlasst das Urteil Gott!

Seht in uns also Diener von Christus und Boten, denen Gott die Verkündigung seiner Geheimnisse anvertraut hat. Von solchen Boten verlangt man vor allem Zuverlässigkeit. Wie es bei mir damit steht? Mir ist es nicht so wichtig, wie ihr oder irgendein menschliches Gericht in diesem Punkt über mich urteilt. Ich maße mir auch über mich selbst kein Urteil an. Zwar bin ich mir keiner Schuld bewusst, aber damit bin ich noch nicht freigesprochen. Entscheidend ist allein das Urteil, das Christus, der Herr, über mich spricht. Deshalb urteilt niemals voreilig! Wenn Christus kommt, wird er alles ans Licht bringen, was jetzt noch verborgen ist, auch unsere geheimsten Wünsche und Gedanken. Dann wird Gott jeden so loben, wie er es verdient hat.

Liebe Brüder und Schwestern, ich habe jetzt nur von Apollos und mir gesprochen. An unserem Beispiel sollt ihr lernen, was der Satz bedeutet: »Geht nicht über das hinaus, was in der Heiligen Schrift steht.« Seid nicht überheblich und spielt nicht einen von uns gegen den anderen aus! Woher nimmst du dir das Recht dazu? Bist du etwas Besonderes? Alles, was du besitzt, hat Gott dir doch geschenkt. Hat er dir aber alles geschenkt, wie kannst du dann damit prahlen, als wäre es dein eigenes Verdienst?

Noch nicht am Ziel

Aber ihr seid ja so satt und selbstzufrieden. Ihr haltet euch für so reich, dass ihr anscheinend nichts mehr braucht. Ihr bildet euch ein, schon jetzt herrschen zu können, als ob Christus bereits wiedergekommen wäre. Uns braucht ihr dabei nicht.[a] Ich wünschte, ihr würdet wirklich schon mit Christus herrschen! Dann wären auch wir am Ziel unseres Glaubens und könnten mit euch regieren. Doch ich meine, dass Gott uns, seinen Aposteln, den letzten Platz zugewiesen hat: Wir sind wie Menschen, die zum Tod in der Arena verurteilt wurden. Unser Kampf findet vor den Augen der ganzen Welt statt. Menschen und Engel beobachten gespannt, wie er ausgehen wird. 10 Uns hält man für Narren, weil wir an Christus glauben, euch aber hält man aus dem gleichen Grund für klug. Wir sind schwach, ihr aber seid stark. Ihr werdet bewundert und geehrt, wir aber werden verachtet.

11 Bis heute leiden wir Hunger und Durst, und unsere Kleider sind kaum mehr als Lumpen. Wir werden geschlagen und misshandelt, nirgendwo haben wir ein Zuhause. 12 Wir arbeiten hart für unseren Lebensunterhalt. Wenn man uns beleidigt, dann segnen wir. Verfolgt man uns, wehren wir uns nicht dagegen[b]; 13 und wenn man uns verhöhnt, antworten wir freundlich. Für die Leute sind wir der letzte Dreck, der Abschaum der Menschheit – und das gilt bis heute.

14 Ich schreibe das alles nicht, um euch zu beschämen. Vielmehr möchte ich euch wieder auf den rechten Weg bringen. Ihr seid doch meine geliebten Kinder! 15 Selbst wenn ihr Tausende von Erziehern hättet, die euch im Glauben unterweisen, so habt ihr doch nicht viele Väter. Als ich euch die rettende Botschaft von Jesus Christus brachte und ihr dadurch neues Leben empfingt, bin ich euer Vater geworden.[c] 16 Darum bitte ich euch eindringlich: Folgt meinem Beispiel!

17 Weil mir so viel daran liegt, habe ich Timotheus zu euch geschickt. Durch den Glauben ist er mir ein lieber und treuer Sohn geworden. Er wird euch daran erinnern, wie ich in der Verbindung mit Jesus Christus lebe. So lehre ich es auch in allen anderen Gemeinden.

18 Einige von euch machen sich wichtig und behaupten lautstark, ich würde es gar nicht mehr wagen, selbst nach Korinth zu kommen. 19 Aber ich werde bald bei euch sein, wenn der Herr es zulässt! Dann interessieren mich nicht die großen Sprüche dieser aufgeblasenen Leute, sondern was dahintersteckt[d]. 20 Denn Gottes Reich gründet sich nicht auf Worte, sondern auf seine Kraft. 21 Entscheidet also selbst: Soll ich den Stock bei euch gebrauchen oder mit Liebe und Freundlichkeit zu euch kommen?

Unsittliches Verhalten und Rechtsstreitigkeiten (Kapitel 5–6)

Missstände in der Gemeinde

Überhaupt hört man schlimme Dinge über euch. So ist mir berichtet worden, dass ihr in eurer Gemeinde Leute duldet, die verbotene sexuelle Beziehungen eingegangen sind, und zwar soll einer von euch mit seiner Stiefmutter zusammenleben. So etwas ist nicht einmal bei den Menschen erlaubt, die Gott nicht kennen! Ihr aber seid auch noch eingebildet. Müsstet ihr nicht stattdessen traurig und beschämt diesen Mann aus eurer Gemeinde ausschließen? Ich selbst bin zwar nicht persönlich, aber doch im Geist bei euch. Und als solcher habe ich bereits mein Urteil über den Schuldigen gefällt.

Wenn ihr im Namen von Jesus Christus zusammenkommt, werde ich im Geist bei euch sein, und auch Jesus, unser Herr, ist dann mit seiner Kraft gegenwärtig. Dann wollen wir gemeinsam diesen Mann dem Satan ausliefern.[e] Er soll die zerstörende Macht des Bösen am eigenen Leib erfahren,[f] damit sein Geist am Tag des Gerichts gerettet werden kann.

Ihr habt wirklich nicht den geringsten Grund zur Überheblichkeit. Wisst ihr nicht, dass schon ein wenig Sauerteig genügt, um den ganzen Teig zu durchsäuern? So wie man beim Passahfest jeden Rest von ungesäuertem Teig aus den Häusern entfernt, so sollt ihr alles Böse aus eurer Gemeinde entfernen. Dann werdet ihr ein neuer, ungesäuerter Teig. Und genau das seid ihr doch bereits. Ihr seid rein, weil Jesus Christus als unser Passahlamm geopfert wurde. Darum lasst uns das Passahfest feiern: nicht mit Brot aus dem alten Sauerteig von Sünde und Bösem, sondern mit ungesäuertem Brot der Reinheit und Wahrhaftigkeit.

Ich habe euch in meinem früheren Brief[g] geschrieben, dass ihr nichts mit Leuten zu tun haben sollt, die sich zu sexuellem Fehlverhalten hinreißen lassen. 10 Damit habe ich freilich nicht alle auf der Welt gemeint, die sexuell unmoralisch leben, habgierig sind, stehlen oder Götzen anbeten. Sonst müsstet ihr ja die Welt verlassen. 11 Nein, ich meinte, dass ihr euch von all denen trennen sollt, die sich Christen nennen und trotzdem verbotene sexuelle Beziehungen eingehen, geldgierig sind, Götzen anbeten, Verleumdungen verbreiten, Trinker oder Diebe sind. Mit solchen Leuten sollt ihr keinerlei Gemeinschaft haben[h]. 12-13 Es ist nicht unsere Aufgabe, Leute zu verurteilen, die nicht zur Gemeinde gehören. Das wird Gott tun. Aber für das, was in der Gemeinde geschieht, tragt ihr die Verantwortung. »Entfernt den Bösen aus eurer Mitte!«[i], heißt es schon in der Heiligen Schrift.

Rechtsstreit unter Christen?

Wie ist es möglich, dass ihr als Christen eure Streitigkeiten vor Richtern austragt, die Gott nicht kennen, statt die Gemeinde um Rat zu bitten? Wisst ihr denn nicht, dass wir als Christen einmal über die Welt richten werden? Dann müsstet ihr doch auch diese Kleinigkeiten unter euch selbst regeln können. Ist euch denn nicht bewusst, dass wir sogar die Engel richten werden? Müsstet ihr dann nicht erst recht eure alltäglichen Streitigkeiten schlichten können? Aber ihr lauft damit zu Richtern, die in der Gemeinde nichts zu sagen haben.

Ihr solltet euch schämen! Gibt es denn in der ganzen Gemeinde keinen Einzigen, der genug Verstand hat, um einen Streit zwischen euch zu schlichten? Stattdessen zieht ein Christ den anderen vor Gericht und verklagt ihn, und das auch noch vor Ungläubigen.

Schlimm genug, dass ihr euch überhaupt auf einen Rechtsstreit einlasst! Weshalb ertragt ihr es nicht lieber, wenn man euch Unrecht tut, und warum nehmt ihr nicht eher Nachteile in Kauf, anstatt auf euer Recht zu pochen? Doch ihr tut selbst Unrecht und betrügt andere; sogar eure Brüder und Schwestern in der Gemeinde verschont ihr nicht!

Ist euch denn nicht klar, dass für Menschen, die Unrecht tun, in Gottes Reich kein Platz sein wird? Täuscht euch nicht: Wer sexuell unmoralisch lebt, Götzen anbetet, die Ehe bricht, wer sich von seinen Begierden treiben lässt und homosexuell verkehrt, wird nicht in Gottes Reich kommen; 10 auch kein Dieb, kein Habgieriger, kein Trinker, kein Verleumder oder Räuber. 11 Und das sind einige von euch gewesen. Aber jetzt sind eure Sünden abgewaschen. Ihr gehört nun ganz zu Gott; durch unseren Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes seid ihr freigesprochen.

Unser Körper gehört Gott

12 »Es ist alles erlaubt«, sagt ihr. Das mag stimmen, aber es ist nicht alles gut. Mir ist alles erlaubt, aber ich will mich nicht von irgendetwas beherrschen lassen. 13 Ihr schreibt: »Das Essen ist für den Bauch, und der Bauch für das Essen. Beides hat Gott zur Vergänglichkeit bestimmt.« Das ist schon richtig. Aber es bedeutet nicht, dass Gott uns den Körper gab, damit wir sexuell unmoralisch leben! Vielmehr wurde auch unser Körper zum Dienst für den Herrn geschaffen. Deshalb ist es Gott nicht gleichgültig, wie wir damit umgehen. 14 Denn Gott wird uns durch seine Kraft vom Tod zum ewigen Leben auferwecken, so wie er Christus, den Herrn, auferweckt hat.

15 Wisst ihr denn nicht, dass auch euer Körper zum Leib von Jesus Christus gehört? Wollt ihr wirklich den Leib von Christus mit dem einer Hure vereinigen? Niemals! 16 Denn wer sich mit einer Hure einlässt, der wird ein Leib mit ihr. Ist euch das nicht klar? Es heißt ja schon in der Heiligen Schrift von Mann und Frau: »Die zwei werden eins sein mit Leib und Seele.«[j] 17 Wenn ihr dagegen in enger Verbindung mit dem Herrn lebt, werdet ihr mit ihm eins sein durch seinen Geist. 18 Hütet euch vor jeder verbotenen sexuellen Beziehung! Denn mit keiner anderen Sünde vergeht man sich so sehr am eigenen Körper wie mit sexuellem Fehlverhalten.[k] 19 Oder habt ihr etwa vergessen, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den euch Gott gegeben hat? Ihr gehört also nicht mehr euch selbst. 20 Gott hat euch freigekauft, damit ihr ihm gehört; lebt deshalb so, dass ihr mit eurem Körper Gott Ehre bereitet.

Footnotes

  1. 4,8 Wörtlich: Ohne uns seid ihr zur Herrschaft gekommen.
  2. 4,12 Oder: geben wir trotzdem nicht auf.
  3. 4,15 Wörtlich: Ich habe euch in Jesus Christus durch das Evangelium gezeugt.
  4. 4,19 Wörtlich: sondern die Kraft.
  5. 5,5 Damit ist wohl der Ausschluss aus der Gemeinde gemeint.
  6. 5,5 Oder: Das soll dazu führen, dass er aufhört, seiner sündigen Natur zu folgen.
  7. 5,9 Der Brief, den Paulus hier erwähnt, ist uns nicht erhalten.
  8. 5,11 Wörtlich: nicht einmal zusammen essen.
  9. 5,12‒13 5. Mose 17,7
  10. 6,16 1. Mose 2,24
  11. 6,18 Wörtlich: Jede Sünde, die der Mensch tut, ist außerhalb seines Leibes. Wer aber hurt, sündigt gegen seinen eigenen Leib.