Add parallel Print Page Options

Psalm 139

Dem Vorsänger. Von David. Ein Psalm.

Herr, du erforschst mich und kennst mich!

Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.

Du beobachtest mich[a], ob ich gehe oder liege,
und bist vertraut mit allen meinen Wegen;

ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, Herr, nicht völlig wüsstest.[b]

Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.[c]

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar,
zu hoch, als dass ich sie fassen könnte!

Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist,
und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht?

Stiege ich hinauf zum Himmel,
so bist du da;
machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da!

Nähme ich Flügel der Morgenröte
und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres,

10 so würde auch dort deine Hand
mich führen
und deine Rechte mich halten!

11 Spräche ich: »Finsternis soll mich bedecken
und das Licht zur Nacht werden um
mich her!«,

12 so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich,
und die Nacht leuchtete wie der Tag,
die Finsternis [wäre für dich] wie
das Licht.

13 Denn du hast meine Nieren gebildet[d];
du hast mich gewoben im Schoß
meiner Mutter.

14 Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke,
und meine Seele erkennt das wohl!

15 Mein Gebein[e] war nicht verhüllt vor dir,
als ich im Verborgenen gemacht wurde,
kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden[f].

16 Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim,[g]
und in dein Buch waren geschrieben
alle Tage, die noch werden sollten[h],
als noch keiner von ihnen war.

17 Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott!
Wie ist ihre Summe so gewaltig!

18 Wollte ich sie zählen — sie sind zahlreicher als der Sand.
Wenn ich erwache, so bin ich immer noch bei dir!

19 Ach, wollest du, o Gott, doch den Gottlosen töten!
Und ihr Blutgierigen, weicht von mir!

20 Denn sie reden arglistig gegen dich;
deine Feinde erheben [ihre Hand] zur Lüge.

21 Sollte ich nicht hassen, die dich, Herr, hassen,
und keine Abscheu empfinden vor deinen Widersachern?

22 Ich hasse sie mit vollkommenem Hass,
sie sind mir zu Feinden geworden.

23 Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich es meine;[i]

24 und sieh, ob ich auf bösem Weg[j] bin,
und leite mich auf dem ewigen Weg!

Footnotes

  1. (139,3) od. prüfst / sichtest mich.
  2. (139,4) od. denn ehe ein Wort auf meiner Zunge liegt, / kennst du, o Herr, es schon genau.
  3. (139,5) Andere Übersetzung: Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen / und deine Hand auf mich gelegt.
  4. (139,13) Andere Übersetzung: denn du hast meine Nieren in deinem Besitz.
  5. (139,15) od. mein Wesen.
  6. (119,15) w. in den Tiefen / untersten Örtern der Erde.
  7. (139,16) w. sahen mein Ungeformtes (eine Bezeichnung für den frühen Embryonalzustand des Menschen).
  8. (139,16) od. die vorgebildet / zuvorbestimmt waren.
  9. (139,23) od. erkenne meine Gedanken.
  10. (139,24) w. auf einem Weg des Schmerzes (d.h. auf einem sündigen Weg, der Schmerzen als Folge mit sich bringen wird). Schlachter übersetzte: ob ich einen Weg wandle, der dich betrübt.

Herr, du durchschaust mich!

139 Ein Lied von David.

Herr, du durchschaust mich,
    du kennst mich durch und durch.
Ob ich sitze oder stehe – du weißt es,
    aus der Ferne erkennst du, was ich denke.
Ob ich gehe oder liege – du siehst mich,
    mein ganzes Leben ist dir vertraut.
Schon bevor ich anfange zu reden,
    weißt du, was ich sagen will.
Von allen Seiten umgibst du mich
    und hältst deine schützende Hand über mir.
Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand;
    es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen!

Wie könnte ich mich dir entziehen;
    wohin könnte ich fliehen, ohne dass du mich siehst?
Stiege ich in den Himmel hinauf – du bist da!
    Wollte ich mich im Totenreich verbergen – auch dort bist du!
Eilte ich dorthin, wo die Sonne aufgeht,
    oder versteckte ich mich im äußersten Westen, wo sie untergeht,[a]
10 dann würdest du auch dort mich führen
    und nicht mehr loslassen.
11 Wünschte ich mir: »Völlige Dunkelheit soll mich umhüllen,
    das Licht um mich her soll zur Nacht werden!« –
12 für dich ist auch das Dunkel nicht finster;
    die Nacht scheint so hell wie der Tag
    und die Finsternis so strahlend wie das Licht.

13 Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen,
    im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet.
14 Herr, ich danke dir dafür,
    dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast!
Großartig ist alles, was du geschaffen hast –
    das erkenne ich!
15 Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm,
unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter[b],
    da war ich dir dennoch nicht verborgen.
16 Als ich gerade erst entstand,
    hast du mich schon gesehen.
Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben –
    noch bevor einer von ihnen begann!

17 Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott,
    es sind so unfassbar viele!
18 Sie sind zahlreicher als der Sand am Meer;
    wollte ich sie alle zählen, ich käme nie zum Ende[c]!

19 Mein Gott! Wie sehr wünsche ich,
dass du alle tötest, die sich dir widersetzen!
    Ihr Mörder, an euren Händen klebt Blut!
    Mit euch will ich nichts zu tun haben!
20 Herr, wenn diese Leute von dir reden,
dann tun sie es in böser Absicht,
    sie missbrauchen deinen Namen.
21 Herr, wie hasse ich alle, die dich hassen!
    Wie verabscheue ich alle, die dich bekämpfen!
22 Deine Feinde sind auch meine Feinde.
    Mein Hass auf sie ist grenzenlos!

23 Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz,
    prüfe meine Gedanken und Gefühle!
24 Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden,
    und wenn ja: Hol mich zurück auf den Weg,
    den du uns für immer gewiesen hast![d]

Footnotes

  1. 139,9 Wörtlich: Erhöbe ich die Flügel des Morgenrots, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres.
  2. 139,15 Wörtlich: in den Tiefen der Erde. – Hier wahrscheinlich als Bezeichnung für den Mutterleib.
  3. 139,18 So nach einigen alten Handschriften. Der hebräische Text lautet: ich erwache und bin noch bei dir.
  4. 139,24 Wörtlich: Sieh, ob ich auf dem Weg der Mühsal bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!

Erstes Buch

Psalm 1

Wohl dem,[a] der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen,[b]
noch tritt auf den Weg der Sünder,
noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern seine Lust hat am Gesetz[c] des Herrn
und über sein Gesetz nachsinnt[d] Tag und Nacht.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht,
und alles, was er tut, gerät wohl.

Nicht so die Gottlosen,
sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.

Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht,
noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten;
aber der Weg der Gottlosen führt ins Verderben.

Psalm 2

Warum toben die Heiden[e]
und ersinnen die Völker[f] Nichtiges?

Die Könige der Erde lehnen sich auf,
und die Fürsten verabreden sich
gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten[g]:

»Lasst uns ihre Bande zerreißen
und ihre Fesseln von uns werfen!«

Der im Himmel thront, lacht;
der Herr spottet über sie.

Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn
und sie schrecken mit seinem Grimm:

»Ich habe meinen König eingesetzt[h]
auf Zion, meinem heiligen Berg!« —

Ich will den Ratschluss des Herrn verkünden;
er hat zu mir gesagt:
»Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.

Erbitte von mir, so will ich dir die Heidenvölker zum Erbe geben
und die Enden der Erde zu deinem Eigentum.

Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschmettern,
wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen!«

10 So nehmt nun Verstand an, ihr Könige,
und lasst euch warnen, ihr Richter der Erde!

11 Dient dem Herrn mit Furcht
und frohlockt mit Zittern.

12 Küsst den Sohn,[i] damit er nicht zornig wird
und ihr nicht umkommt auf dem Weg;
denn wie leicht kann sein Zorn entbrennen!
Wohl allen, die sich bergen bei ihm![j]

Psalm 3

Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.

Ach Herr, wie zahlreich sind meine Feinde!
Viele erheben sich gegen mich;

viele sagen von meiner Seele:
»Sie hat keine Hilfe[k] bei Gott.« (Sela.[l])

Aber du, Herr, bist ein Schild um mich,
du bist meine Herrlichkeit[m] und der mein Haupt emporhebt.

Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn,
und er erhört mich von seinem heiligen Berg. (Sela.)

Ich legte mich nieder und schlief;
ich bin wieder erwacht, denn der Herr hält mich.

Ich fürchte mich nicht vor den Zehntausenden des Volkes,
die sich ringsum gegen mich gelagert haben.

Steh auf, o Herr! Hilf mir, mein Gott!
Denn du schlägst alle meine Feinde auf den Kinnbacken,
zerbrichst die Zähne der Gottlosen.[n]

Bei dem Herrn ist die Rettung[o].
Dein Segen sei über deinem Volk! (Sela.)

Psalm 4

Dem Vorsänger.[p] Mit Saitenspiel. Ein Psalm Davids.

Antworte mir auf mein Schreien, du Gott meiner Gerechtigkeit[q]!
In der Bedrängnis hast du mir Raum gemacht;
sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!

Ihr Männer, wie lange noch soll meine Ehre geschändet werden?
Wie habt ihr das Nichtige so lieb und die Lüge so gern! (Sela.)

Erkennt doch, dass der Herr den Getreuen[r] für sich erwählt hat![s]
Der Herr wird hören, wenn ich zu ihm rufe.

Erzittert und sündigt nicht!
Denkt nach in eurem Herzen auf eurem Lager und seid still! (Sela.)

Bringt Opfer der Gerechtigkeit
und vertraut auf den Herrn!

Viele sagen: Wer wird uns Gutes sehen lassen?
O Herr, erhebe über uns das Licht deines Angesichts!

Du hast mir Freude in mein Herz gegeben,
die größer ist als ihre, wenn sie Korn und Most in Fülle haben.

Ich werde mich in Frieden niederlegen und schlafen;
denn du allein, Herr, lässt mich sicher wohnen.

Psalm 5

Dem Vorsänger. Mit Flötenspiel. Ein Psalm Davids.

Vernimm, o Herr, meine Worte;
achte auf mein Seufzen!

Höre auf die Stimme meines Schreiens,
mein König und mein Gott;
denn zu dir will ich beten!

Herr, in der Frühe[t] wirst du meine Stimme hören;
in der Frühe werde ich dir zu Befehl sein[u] und Ausschau halten.

Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt;
wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen.

Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen;
du hasst alle Übeltäter.

Du vertilgst die Lügner;
den Blutgierigen und Falschen
verabscheut der Herr.

Ich aber darf durch deine große Gnade
eingehen in dein Haus;
ich will anbeten, zu deinem heiligen Tempel gewandt,
in Ehrfurcht vor dir.[v]

Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit
um meiner Feinde willen;
ebne[w] deinen Weg vor mir!

10 Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges;
ihr Inneres ist [voll] Bosheit,
ihr Rachen ein offenes Grab,
mit ihren Zungen heucheln sie.[x]

11 Sprich sie schuldig,[y] o Gott,
lass sie fallen durch ihre Anschläge!
Verstoße sie um ihrer vielen Übertretungen willen,
denn sie haben sich gegen dich empört!

12 Aber alle werden sich freuen, die auf dich vertrauen;
ewiglich werden sie jubeln,
denn du wirst sie beschirmen;
und fröhlich werden sein in dir,
die deinen Namen lieben!

13 Denn du, Herr, segnest den Gerechten;
du umgibst ihn mit Gnade wie mit einem Schild.

Psalm 6

Dem Vorsänger. Mit Saitenspiel; auf der Scheminith.[z] Ein Psalm Davids.

Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,
züchtige mich nicht in deinem Grimm!

Sei mir gnädig, o Herr,
denn ich verschmachte!
Heile mich, o Herr,
denn meine Gebeine sind erschrocken,

und meine Seele ist sehr erschrocken;
und du, Herr, wie lange —?

Kehre doch wieder zurück[aa], Herr,
rette meine Seele!
Hilf mir um deiner Gnade willen!

Denn im Tod gedenkt man nicht an dich;
wer wird dir im Totenreich lobsingen?

Ich bin müde vom Seufzen;
ich schwemme mein Bett die ganze Nacht,
benetze mein Lager mit meinen Tränen.

Mein Auge ist verfallen vor Kummer,
gealtert wegen all meiner Feinde.

Weicht von mir, ihr Übeltäter alle;
denn der Herr hat die Stimme meines Weinens gehört!

10 Der Herr hat mein Flehen gehört,
der Herr nimmt mein Gebet an!

11 Alle meine Feinde müssen zuschanden werden und sehr erschrecken;
sie sollen sich plötzlich zurückziehen mit Schanden!

Psalm 7

Ein Klagelied Davids, das er dem Herrn sang wegen der Worte Kuschs, des Benjaminiters.

Herr, mein Gott, bei dir suche ich Zuflucht;
hilf mir von allen meinen Verfolgern und rette mich,

dass er nicht wie ein Löwe meine Seele zerreißt
und sie zerfleischt, weil kein Retter da ist.

Herr, mein Gott, habe ich solches getan,
ist Unrecht an meinen Händen,

habe ich dem, der mit mir im Frieden war, mit Bösem vergolten
und nicht vielmehr den errettet, der mich nun ohne Ursache bedrängt,

so verfolge der Feind meine Seele und ergreife sie
und trete mein Leben zu Boden
und lege meine Ehre[ab] in den Staub! (Sela.)

Steh auf, o Herr, in deinem Zorn;
erhebe dich gegen den Übermut meiner Feinde!
Wache auf um meinetwillen,
[und schreite] zu dem Gericht, das du befohlen hast!

Die Versammlung der Völker umgebe dich,
und über ihr kehre zur Höhe zurück!

Der Herr wird die Völker richten.
Schaffe mir Recht, o Herr, nach meiner Gerechtigkeit
und nach meiner Lauterkeit!

10 Lass doch die Bosheit der Gottlosen ein Ende nehmen
und stärke den Gerechten,
denn du prüfst die Herzen und Nieren,
du gerechter Gott!

11 Mein Schild ist bei Gott,
der den von Herzen Aufrichtigen[ac] hilft.

12 Gott ist ein gerechter Richter
und ein Gott, der täglich zürnt[ad].

13 Wenn man nicht umkehrt,
so schärft er sein Schwert,
hält seinen Bogen gespannt und zielt

14 und richtet auf jenen tödliche Geschosse;
seine Pfeile steckt er in Brand.

15 Siehe, da liegt einer in Geburtswehen mit Bösem;
er ist schwanger mit Unheil,
doch er wird Trug gebären!

16 Er hat eine Grube gegraben und ausgehöhlt —
und ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat.

17 Das Unheil, das er angerichtet hat, kehrt auf sein eigenes Haupt zurück,
und die Gewalttat, die er begangen hat, fällt auf seinen Scheitel.

18 Ich will dem Herrn danken für seine Gerechtigkeit,
und dem Namen des Herrn, des Höchsten, will ich lobsingen[ae].

Psalm 8

Dem Vorsänger. Auf der Gittit[af].
Ein Psalm Davids.

Herr, unser Herrscher,
wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde,
der du deine Hoheit über die Himmel gesetzt hast!

Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen
hast du ein Lob bereitet[ag]
um deiner Bedränger willen,
um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen.

Wenn ich deinen Himmel betrachte, das Werk deiner Finger,
den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:

Was ist der Mensch[ah], dass du an ihn gedenkst,
und der Sohn des Menschen[ai], dass du auf ihn achtest?

Du hast ihn ein wenig[aj] niedriger gemacht als die Engel;[ak]
mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt.

Du hast ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände gemacht;
alles hast du unter seine Füße gelegt:

Schafe und Rinder allesamt,
dazu auch die Tiere des Feldes;

die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
alles, was die Pfade der Meere durchzieht.

10 Herr, unser Herrscher,
wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!

Psalm 9

Dem Vorsänger. Auf Muth-Labben[al]. Ein Psalm Davids.[am]

Ich will den Herrn loben von ganzem Herzen,
ich will alle deine Wunder erzählen.

Ich will mich freuen und frohlocken in dir,
ich will deinem Namen lobsingen, du Höchster!

Als meine Feinde zurückwichen,
da strauchelten sie und kamen um vor deinem Angesicht.

Denn du hast mein Recht und meine Sache geführt,
du sitzt auf dem Thron als ein gerechter Richter!

Du hast die Heidenvölker gescholten,
den Gesetzlosen umgebracht,
ihren Namen ausgelöscht auf immer und ewig.

Der Feind — er ist völlig und für immer zertrümmert,
und die Städte hast du zerstört;
ihr Andenken ist dahin.

Aber der Herr thront auf ewig;
er hat seinen Thron aufgestellt zum Gericht.

Ja, Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit
und den Völkern das Urteil sprechen, wie es recht ist.

10 Und der Herr wird eine Zuflucht[an] sein dem Unterdrückten,
eine Zuflucht in Zeiten der Not.

11 Darum vertrauen auf dich, die deinen Namen kennen;
denn du hast nicht verlassen, die dich, Herr, suchen!

12 Lobsingt dem Herrn, der in Zion wohnt,
verkündigt seine Taten unter den Völkern!

13 Denn er forscht nach der Blutschuld und denkt daran;
er vergisst das Schreien der Elenden nicht.

14 Herr, sei mir gnädig!
Sieh, wie ich unterdrückt werde von denen, die mich hassen!
Befreie mich[ao] aus den Toren des Todes,

15 damit ich all deinen Ruhm erzähle
in den Toren der Tochter Zion[ap],
damit ich jauchze über dein Heil!

16 Die Heidenvölker sind versunken in der Grube, die sie gegraben haben;
ihr Fuß hat sich gefangen in dem Netz, das sie heimlich stellten.

17 Der Herr hat sich zu erkennen gegeben, hat Gericht gehalten;
der Gottlose ist verstrickt in dem Werk seiner Hände! (Saitenspiel — Sela.)

18 Die Gottlosen müssen ins Totenreich hinabfahren,
alle Heidenvölker, die Gott vergessen.

19 Denn der Arme wird nicht für immer vergessen;
die Hoffnung der Elenden[aq] wird nicht stets vergeblich sein.

20 Steh auf, o Herr, damit der Mensch[ar] nicht die Oberhand gewinnt,
dass die Heidenvölker gerichtet werden vor deinem Angesicht!

21 O Herr, lege doch Furcht auf sie,
damit die Heidenvölker erkennen, dass sie [sterbliche] Menschen sind! (Sela.)

Psalm 10

Herr, warum stehst du so fern,
verbirgst dich in Zeiten der Not[as]?

Vom Übermut des Gottlosen wird dem Elenden bange;
mögen doch von der Arglist die betroffen werden, die sie ausgeheckt haben!

Denn der Gottlose rühmt sich der Gelüste seines Herzens,
und der Habsüchtige sagt sich los vom Herrn und lästert[at] ihn.

Der Gottlose sagt in seinem Hochmut: »Er wird nicht nachforschen!«
Alle seine Gedanken sind: »Es gibt keinen Gott«!

Seine Unternehmungen gelingen immer;
hoch droben sind deine Gerichte,[au] fern von ihm;
er tobt gegen alle seine Gegner.[av]

Er spricht in seinem Herzen: »Ich werde niemals wanken;
nie und nimmer wird mich ein Unglück treffen!«

Sein Mund ist voll Fluchen, Trug und Bedrückung;
unter seiner Zunge verbirgt sich Leid und Unheil.

Er sitzt im Hinterhalt in den Dörfern;
im Verborgenen ermordet er den Unschuldigen;
seine Augen spähen den Wehrlosen aus.

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe im dichten Gebüsch;
er lauert, um den Elenden zu fangen;
er fängt den Elenden und schleppt ihn fort in seinem Netz.

10 Er duckt sich, kauert nieder,
und durch seine starken Pranken fallen die Wehrlosen.

11 Er spricht in seinem Herzen: »Gott hat es vergessen,
er hat sein Angesicht verborgen, er sieht es niemals!«

12 Steh auf, o Herr!

Erhebe, o Gott, deine Hand!
Vergiss die Elenden nicht!

13 Warum soll der Gottlose Gott lästern
und in seinem Herzen denken, dass du nicht danach fragst?

14 Du hast es wohl gesehen!
Denn du gibst auf Elend und Kränkung acht,
um es in deine Hand zu nehmen;
der Wehrlose überlässt es dir,
der du der Helfer der Waisen bist!

15 Zerbrich den Arm des Gottlosen und des Bösen,
suche seine Gottlosigkeit heim, bis du nichts mehr von ihm findest!

16 Der Herr ist König immer und ewig;
die Heidenvölker sind verschwunden aus seinem Land.

17 Das Verlangen der Elenden hast du, o Herr, gehört;
du machst ihr Herz fest[aw], leihst ihnen dein Ohr,

18 um der Waise Recht zu schaffen und dem Unterdrückten,
damit der Mensch[ax] von der Erde nicht weiter Schrecken verbreite.

Psalm 11

Dem Vorsänger. Von David.

Bei dem Herrn habe ich Zuflucht gefunden!
Wie sagt ihr denn zu meiner Seele:
»Flieh wie ein Vogel auf eure Berge«?

Denn siehe, die Gottlosen spannen ihren Bogen;
sie haben ihre Pfeile auf die Sehne gelegt,
um im Verborgenen auf die zu schießen, welche aufrichtigen Herzens sind.

Wenn die Grundfesten eingerissen werden,
was soll der Gerechte tun?

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel.
Der Thron des Herrn ist im Himmel;
seine Augen spähen,

seine Blicke prüfen die Menschenkinder.

Der Herr prüft den Gerechten;
aber den Gottlosen und den, der Frevel liebt,
hasst seine Seele.

Er lässt Schlingen regnen über die Gottlosen;
Feuer, Schwefel und Glutwind
ist das Teil ihres Bechers.[ay]

Denn der Herr ist gerecht,
er liebt Gerechtigkeit;
die Aufrichtigen werden sein Angesicht schauen.

Psalm 12

Dem Vorsänger. Auf der Scheminith.[az]
Ein Psalm Davids.

Hilf, Herr; denn der Getreue ist dahin,
die Treuen sind verschwunden unter den Menschenkindern!

Sie erzählen Lügen, jeder seinem Nächsten;
mit schmeichelnder Lippe, mit hinterhältigem Herzen reden sie.

Der Herr möge ausrotten alle schmeichelnden Lippen,
die Zunge, die großtuerisch redet,

sie, die sagen: »Wir wollen mit unserer Zunge herrschen,
unsere Lippen stehen uns bei! Wer ist unser Herr?« —

»Weil die Elenden unterdrückt werden
und die Armen seufzen,
so will ich mich nun aufmachen«, spricht der Herr;
»ich will den ins Heil versetzen, der sich danach sehnt!«

Die Worte des Herrn sind reine Worte,
in irdenem Tiegel geschmolzenes Silber,
siebenmal geläutert.

Du, o Herr, wirst sie bewahren,
wirst sie behüten vor diesem Geschlecht ewiglich!

Es laufen überall Gottlose herum,
wenn die Niederträchtigkeit sich der Menschenkinder bemächtigt.

Psalm 13

Dem Vorsänger. Ein Psalm Davids.

Wie lange, o Herr, willst du mich ganz vergessen?
Wie lange verbirgst du dein Angesicht vor mir?

Wie lange soll ich Sorgen hegen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen tragen Tag für Tag?
Wie lange soll mein Feind sich über mich erheben?

Schau her und erhöre mich, o Herr, mein Gott!
Erleuchte meine Augen, dass ich nicht in den Todesschlaf versinke,

dass mein Feind nicht sagen kann: »Ich habe ihn überwältigt«,
und meine Widersacher nicht frohlocken, weil ich wanke!

Ich aber vertraue auf deine Gnade;
mein Herz soll frohlocken in deinem Heil.
Ich will dem Herrn singen, weil er mir wohlgetan hat!

Psalm 14

Dem Vorsänger. Von David.[ba]

Der Narr[bb] spricht in seinem Herzen:
»Es gibt keinen Gott!«
Sie handeln verderblich, und abscheulich ist ihr Tun;
da ist keiner, der Gutes tut.

Der Herr schaut vom Himmel
auf die Menschenkinder,
um zu sehen, ob es einen Verständigen gibt,
einen, der nach Gott fragt.

Sie sind alle abgewichen[bc],
allesamt verdorben;
es gibt keinen, der Gutes tut,
auch nicht einen Einzigen!

Haben denn die Übeltäter keine Einsicht,
die mein Volk verschlingen, als äßen sie Brot?
Den Herrn rufen sie nicht an.

Dann[bd] erschrecken sie furchtbar,
weil Gott bei dem Geschlecht der Gerechten ist!

Wollt ihr das Vorhaben des Elenden zuschanden machen,
obwohl der Herr seine Zuflucht ist?

Ach, dass aus Zion die Rettung für Israel käme!
Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet,
wird Jakob sich freuen und Israel fröhlich sein!

Psalm 15

Ein Psalm Davids.

Herr, wer darf weilen in deinem Zelt?
Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg?

Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt
und die Wahrheit redet von Herzen;

wer keine Verleumdungen herumträgt auf seiner Zunge,
wer seinem Nächsten nichts Böses tut
und seinen Nachbarn nicht schmäht;

wer den Verworfenen als verächtlich ansieht,
aber die ehrt, die den Herrn fürchten;
wer, wenn er etwas zu seinem Schaden geschworen hat, es dennoch hält;

wer sein Geld nicht um Wucherzinsen gibt
und keine Bestechung annimmt gegen den Unschuldigen;
wer dies tut, wird ewiglich nicht wanken.

Psalm 16

Ein Miktam[be] von David.

Bewahre mich, o Gott,
denn ich vertraue auf dich!

[Meine Seele,] du hast zum Herrn gesagt: »Du bist mein Herr;
es gibt für mich nichts Gutes[bf] außer dir!«[bg]

Die Heiligen[bh], die auf Erden sind,
sie sind die Edlen, an denen ich all mein Wohlgefallen habe.

Zahlreich werden die Schmerzen derer sein, die einem anderen [Gott] nacheilen;
an ihren Trankopfern von Blut will ich mich nicht beteiligen,
noch ihre Namen auf meine Lippen nehmen!

Der Herr ist mein Erbteil und das [Teil] meines Bechers;
du sicherst mir mein Los.

Die Messschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend gefallen,
ja, mir wurde ein schönes Erbe zuteil.

Ich lobe den Herrn, der mir Rat gegeben hat;
auch in der Nacht mahnt mich mein Inneres.[bi]

Ich habe den Herrn allezeit vor Augen;
weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht.

Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt;
auch mein Fleisch wird sicher ruhen,

10 denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben
und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer[bj] die Verwesung sieht.

11 Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen;
vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle,
liebliches Wesen zu deiner Rechten[bk] ewiglich!

Psalm 17

Ein Gebet Davids.

Höre, o Herr, die gerechte Sache!
Vernimm meine Klage,
achte auf mein Gebet, das nicht von falschen Lippen kommt!

Von dir gehe das Urteil über mich
aus;
deine Augen werden auf die Redlichkeit schauen!

Du hast mein Herz geprüft,
mich in der Nacht durchforscht;
du hast mich geläutert, und du hast nichts gefunden,
worin ich mich vergangen hätte mit meinen Gedanken oder mit meinem Mund.

Beim Treiben der Menschen habe ich mich nach dem Wort deiner Lippen
gehütet vor den Wegen des Gewalttätigen.

Senke meine Tritte ein in deine Fußstapfen,
damit mein Gang nicht wankend sei!

Ich rufe zu dir, denn du, o Gott, wirst mich erhören;
neige dein Ohr zu mir, höre meine
Rede!

Erweise deine wunderbare Gnade, du Retter derer,
die vor den Widersachern Zuflucht suchen bei deiner Rechten!

Behüte mich wie den Augapfel im Auge,
beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel

vor den Gottlosen, die mir Gewalt antun wollen,
vor meinen Todfeinden, die mich umringen!

10 Ihr fettes [Herz] verschließen sie;
mit ihrem Mund reden sie übermütig.

11 Auf Schritt und Tritt umringen sie uns jetzt;
sie haben es darauf abgesehen, uns zu Boden zu strecken.

12 Sie gleichen dem Löwen, der zerreißen will,
dem Junglöwen, der lauert im Versteck.

13 Steh auf, o Herr, komm ihm zuvor, demütige ihn!
Errette meine Seele von dem Gottlosen durch dein Schwert,

14 von den Leuten durch deine Hand, o Herr,
von den Leuten dieser Welt, deren Teil in diesem Leben ist,
und deren Bauch du füllst mit deinem Gut;
sie haben Söhne genug
und lassen, was sie übrig haben, ihren Kindern.

15 Ich aber werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit,
an deinem Anblick mich sättigen, wenn ich erwache[bl].

Psalm 18

Für den Vorsänger. Von dem Knecht des Herrn, von David, der dem Herrn die Worte dieses Liedes sang, an dem Tag, als der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde errettet hatte, auch aus der Hand Sauls. Er sprach:

Ich will dich von Herzen lieben,
o Herr, meine Stärke!

Der Herr ist mein Fels,[bm] meine Burg und mein Retter;
mein Gott ist mein Fels,[bn] in dem ich mich berge,
mein Schild und das Horn meines Heils, meine sichere Festung[bo].

Den Herrn, den Hochgelobten, rief ich an —
und ich wurde von meinen Feinden errettet!

Die Fesseln des Todes umfingen mich,
die Ströme Belials[bp] schreckten mich;

die Fesseln des Totenreiches[bq] umschlangen mich,
es ereilten mich die Fallstricke des Todes.

In meiner Bedrängnis rief ich den Herrn an
und schrie zu meinem Gott;
er hörte meine Stimme in seinem Tempel,
mein Schreien vor ihm drang zu seinen Ohren.

Da bebte und erzitterte die Erde;
die Grundfesten der Berge wurden erschüttert
und bebten, weil er zornig war.

Rauch stieg auf von seiner Nase
und verzehrendes Feuer aus seinem Mund;
Feuersglut[br] sprühte daraus hervor.

10 Er neigte den Himmel und fuhr herab,
und Dunkel war unter seinen Füßen.

11 Er fuhr auf dem Cherub und flog daher,
er schwebte auf den Flügeln des Windes.

12 Er machte Finsternis zu seiner Hülle,
dunkle Wasser, dichte Wolken
zu seinem Zelt um sich her.

13 Aus dem Glanz vor ihm gingen seine Wolken über
von Hagel und Feuersglut.

14 Dann donnerte der Herr in den Himmeln,
der Höchste ließ seine Stimme erschallen
— Hagel und Feuersglut.

15 Und er schoss seine Pfeile und zerstreute sie,
er schleuderte Blitze und schreckte sie.

16 Da sah man die Gründe der Wasser,
und die Grundfesten des Erdkreises wurden aufgedeckt
von deinem Schelten, o Herr,
von dem Schnauben deines grimmigen Zorns!

17 Er streckte [seine Hand] aus von der Höhe und ergriff mich,
er zog mich aus großen Wassern;

18 er rettete mich von meinem mächtigen Feind
und von meinen Hassern, die mir zu stark waren.

19 Sie hatten mich überfallen zur Zeit meines Unglücks;
aber der Herr wurde mir zur Stütze.

20 Er führte mich auch heraus in die Weite;
er befreite mich, denn er hatte Wohlgefallen an mir.

21 Der Herr hat mir vergolten nach meiner Gerechtigkeit,
nach der Reinheit meiner Hände hat er mich belohnt;

22 denn ich habe die Wege des Herrn bewahrt
und bin nicht abgefallen von meinem Gott,

23 sondern alle seine Verordnungen hatte ich vor Augen
und stieß seine Satzungen nicht von mir,

24 und ich hielt es ganz mit ihm
und hütete mich vor meiner Sünde.

25 Darum vergalt mir der Herr nach meiner Gerechtigkeit,
nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen.

26 Gegen den Gütigen erzeigst du dich gütig,
gegen den Rechtschaffenen rechtschaffen,

27 gegen den Reinen erzeigst du dich rein,
aber dem Hinterlistigen trittst du entgegen!

28 Denn du rettest das elende Volk
und erniedrigst die stolzen Augen.

29 Ja, du zündest meine Leuchte an;
der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis licht;

30 denn mit dir kann ich gegen Kriegsvolk anrennen,
und mit meinem Gott über die Mauer springen.

31 Dieser Gott — sein Weg ist vollkommen!
Das Wort des Herrn ist geläutert;
er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.

32 Denn wer ist Gott außer dem Herrn,
und wer ist ein Fels außer unserem Gott?

33 Gott ist es, der mich umgürtet mit Kraft
und meinen Weg unsträflich macht.

34 Er macht meine Füße denen der Hirsche gleich
und stellt mich auf meine Höhen;

35 er lehrt meine Hände kämpfen
und meine Arme den ehernen Bogen spannen.

36 Du gibst mir den Schild deines Heils,
und deine Rechte stützt mich,
und deine Herablassung[bs] macht mich groß.

37 Du machst mir Raum zum Gehen,
und meine Knöchel wanken nicht.

38 Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein
und kehrte nicht um, bis sie aufgerieben waren;

39 ich zerschmetterte sie, dass sie nicht mehr aufstehen konnten;
sie fielen unter meine Füße.

Footnotes

  1. (1,1) Andere Übersetzung: Glückselig ist der Mensch (vgl. Mt 5,3-12).
  2. (1,1) Mit »Gottloser« (hebr. rascha, auch »Gesetzloser«, »Frevler« übersetzt) bezeichnet die Bibel jemand, der äußerlich zum Volk Gottes gehört und das Gesetz Gottes kennt, der sich aber bewusst gegen Gott auflehnt und sein Wort missachtet (vgl. dazu Ps 50,16-22).
  3. (1,2) od. an der Weisung / Lehre (hebr. torah). Dieses Wort bezeichnet sowohl die Gebote und Anordnungen Gottes als auch seine Unterweisung und Lehre. Es wird öfters für das mosaische Gesetz bzw. die 5 Bücher Mose verwandt; hier und an anderen Stellen steht es für die ganze Gottesoffenbarung der Heiligen Schrift.
  4. (1,2) od. in seinem Gesetz forscht. Das hebr. Wort bezeichnet auch ein leises Reden; wer über die heiligen Schriften nachsann, las sie dabei halblaut.
  5. (2,1) hebr. gojim; d.h. die Völker außerhalb des auserwählten Gottesvolkes Israel.
  6. (2,1) das Wort kann auch die Stämme Israels bezeichnen (vgl. Apg 4,25-28).
  7. (2,2) od. seinen Messias (hebr. maschiach; gr. Christus), d.h. der von Gott gesalbte Retter-König, der Israel am Ende der Zeiten erretten und der Welt Frieden bringen soll (vgl. Dan 9,25-26).
  8. (2,6) od. gesalbt. Die Salbung mit Öl war das Zeichen der göttlichen Berufung der Könige Israels (vgl. 1Sam 16,6-13).
  9. (2,12) d.h. küsst seine Füße; im Altertum ein Zeichen der Unterwerfung unter einen siegreichen, mächtigen König.
  10. (2,12) w. die sich bergen / ihre Zuflucht suchen in ihm.
  11. (3,3) od. Rettung.
  12. (3,3) Sela bezeichnet eine Pause für den Gesang (ein Zeichen für den Einsatz eines instrumentalen Zwischenspiels), aber auch eine Aufforderung, das Herz und die Gedanken emporzuheben zu Gott.
  13. (3,4) od. Ehre (hebr. kabod); das Wort bedeutet ursprünglich »Schwere, Gewicht«, übertragen »Ehre / Ruhm / Majestät / Herrlichkeit«.
  14. (3,8) Andere Übersetzung: Ja, schlage alle meine Feinde … Zerbrich …
  15. (3,9) od. von dem Herrn kommt die Hilfe / das Heil (hebr. jeschuah; dieses Wort ist eng verwandt mit dem Namen Jehoschua = Der Herr ist Rettung; gr. Josua od. Jesus).
  16. (4,1) od. dem Dirigenten / dem Leiter der Musik.
  17. (4,2) d.h. du, der Gott, von dem meine Gerechtigkeit kommt. Solche Wendungen (vgl. »du Gott meines Heils«) finden sich im Hebr. immer wieder.
  18. (4,4) hebr. chasid = der Fromme / Getreue; andere übersetzen: der Heilige. Das Wort bezeichnet einen Menschen, der Gott gegenüber Liebe und Treue erweist.
  19. (4,4) od. für sich abgesondert hat.
  20. (5,4) w. am Morgen.
  21. (5,4) od. dir [meine Bitte] vorstellen / dir [ein Opfer] zurüsten.
  22. (5,8) w. in deiner Furcht.
  23. (5,9) od. mache gerade.
  24. (5,10) w. sie machen ihre Zungen glatt.
  25. (5,11) od. Lass sie büßen.
  26. (6,1) d.h. wohl: auf der unteren Oktave (in der Basslage) zu singen.
  27. (6,5) od. Wende dich wieder zu mir.
  28. (7,6) hebr. Bezeichnung für die Seele.
  29. (7,11) od. Rechtschaffenen; w. Geraden.
  30. (7,12) od. straft.
  31. (7,18) Das Wort, das in den Psalmen mit lobsingen übersetzt wird, kann auch Psalmen singen bedeuten, d.h. singen mit instrumentaler Begleitung.
  32. (8,1) d.h. auf einem Instrument od. nach einer Melodie aus Gat.
  33. (8,3) andere übersetzen: eine Macht gegründet (vgl. Mt 21,16).
  34. (8,5) hebr. enosch = Mensch (bed. der sündige, schwache, sterbliche Mensch).
  35. (8,5) hebr. Adam (vgl. 1Mo 1 u. 2). »Sohn des Menschen« ist auch ein Titel des Messias (vgl. Dan 7,13; Mt 9,6).
  36. (8,6) od. für kurze Zeit.
  37. (8,6) hebr. elohim. Dieses Wort steht in der Regel für den ewigen Gott in seiner Allmacht als Schöpfer (man könnte übersetzen »der überaus Mächtige«) und wird dann »Gott« übersetzt; hier wie an gewissen anderen Stellen bezeichnet es jedoch Engelmächte (»Götter«, d.h. »Mächtige«); vgl. Hebr 2,7.
  38. (9,1) bed. »Auf den Tod des Sohnes«.
  39. (9,1) Ps 9 u. 10 bilden eine Einheit. In lockerer Abfolge, die sich über beide Psalmen hin erstreckt, richten sich Anfangsbuchstaben von Satzanfängen nach dem hebräischen Alphabet.
  40. (9,10) w. hohe Burg.
  41. (9,14) w. Hebe mich empor.
  42. (9,15) d.h. in den Toren Jerusalems. Die Tore einer Stadt waren der Ort der Rechtsprechung und der öffentlichen Zusammenkunft.
  43. (9,19) od. Gebeugten / Demütigen. Das Wort bezeichnet solche, die in der Bedrängnis ergeben und demütig bleiben und an Gott festhalten.
  44. (9,20) hebr. enosch = der sterbliche, sündige Mensch (vgl. Fn. zu Ps 8,5), ebenso V. 21.
  45. (10,1) od. der Drangsal.
  46. (10,3) od. verschmäht.
  47. (10,5) od. Rechtsentscheidungen.
  48. (10,5) w. er schnaubt alle seine Gegner an.
  49. (10,17) d.h. zuversichtlich und gewiss.
  50. (10,18) hebr. enosch (vgl. Fn. zu Ps 8,5).
  51. (11,6) d.h. wohl hier: des Zornesbechers des Herrn (vgl. Jes 51,17.22; Jer 25,15-29).
  52. (12,1) vgl. Fn. zu Ps 6,1.
  53. (14,1) Dieser Psalm unterscheidet sich nur in geringfügigen, aber zu beachtenden Einzelheiten von Ps 53.
  54. (14,1) od. der Verderbte / Schändliche (hebr. nabal). Das Wort bezeichnet einen unverständigen Menschen, der töricht und böse gegen Gott handelt.
  55. (14,3) od. abgefallen.
  56. (14,5) d.h. wenn Gottes Zorn über sie kommen wird.
  57. (16,1) Miktam wird übersetzt als »einprägsames Lied« / »Denkspruch« oder, von einem anderen Wort abgeleitet, als »goldenes Kleinod«.
  58. (16,2) od. nichts Schönes / Wertvolles.
  59. (16,2) od. Kein Gut geht mir über dich.
  60. (16,3) d.h. die für Gott Abgesonderten.
  61. (16,7) w. unterweisen / mahnen mich meine Nieren. Die Nieren stehen oft sinnbildlich für das Gewissen. Wie die Nieren unterscheiden zwischen Nutz- und Schadstoffen, so das Gewissen zwischen Gut und Böse.
  62. (16,10) od. Frommer / Heiliger (hebr. chasid).
  63. (16,11) od. Liebeserweise zu deiner Rechten.
  64. (17,15) od. aufstehe; hierin kann man eine Anspielung auf die Auferstehungshoffnung sehen (vgl. Dan 12,2).
  65. (18,3) w. Felsmassiv; das gleiche Wort wie in 4Mo 20,8.10-11, wo das Felsmassiv vorbildhaft auf den erhöhten Christus hinweist, der nicht geschlagen werden sollte.
  66. (18,3) das gleiche Wort wie in 2Mo 17,6, wo der Felsblock vorbildhaft auf den erniedrigten Christus hinweist, der geschlagen werden sollte.
  67. (18,3) w. hohe Festung; die Lage in der Höhe war wichtig für die Sicherheit einer Festung.
  68. (18,5) d.h. des Unheils, des Nichtswürdigen.
  69. (18,6) od. Wehen / Schmerzen des Totenreiches.
  70. (18,9) od. feurige Kohlen; so auch V. 13 u. 14.
  71. (18,36) od. Herabneigung (vgl. 2Kor 8,9; Phil 2,6-8).

Erstes Buch

(Psalm 1–41)

Wahres Glück

Glücklich ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt,
wer nicht mit Sündern auf einer Seite steht,
    wer nicht mit solchen Leuten zusammensitzt,
    die über alles Heilige herziehen,
sondern wer Freude hat am Gesetz des Herrn
    und darüber nachdenkt – Tag und Nacht.
Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist,
der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken.
    Was er sich vornimmt, das gelingt.

Ganz anders ergeht es allen, denen Gott gleichgültig ist:
    Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Vor Gottes Gericht können sie nicht bestehen.
    Weil sie seine Gebote missachtet haben,
    sind sie aus seiner Gemeinde ausgeschlossen.
Der Herr wacht über den Weg aller Menschen,
die nach seinem Wort leben.
    Doch wer sich ihm trotzig verschließt,
    der läuft in sein Verderben.

Gottes Sohn: Der höchste König

Warum geraten die Völker in Aufruhr?
    Weshalb schmieden sie Pläne, die doch zu nichts führen?
Die Mächtigen dieser Welt rebellieren:
    Sie verschwören sich gegen Gott und den König,
    den er auserwählt und eingesetzt hat[a].
»Kommt, wir wollen uns befreien«, sagen sie,
    »wir schütteln ihre Herrschaft ab!«

Aber Gott im Himmel kann darüber nur lachen,
    nichts als Spott hat er für sie übrig.
Dann stellt er sie voller Zorn zur Rede
    und versetzt sie in Angst und Schrecken.
Er spricht: »Ich selbst habe meinem König die Herrschaft übertragen!
    Er regiert auf dem Zion, meinem heiligen Berg.«

Und dieser König verkündet:
»Ich gebe den Beschluss des Herrn bekannt. Er hat zu mir gesagt:
    ›Du bist mein Sohn, heute bin ich dein Vater geworden[b].
Bitte nur darum, und ich gebe dir die Völker zum Besitz,
    ja, die ganze Erde soll dir gehören.
Du wirst sie mit eisernem Zepter zerschlagen,
    sie wie Tongeschirr zerbrechen!‹«

10 Darum, ihr Herrscher, nehmt Vernunft an,
    lasst euch warnen, ihr Mächtigen der Welt!
11 Dient dem Herrn voller Ehrfurcht!
    Jubelt ihm zu, auch wenn ihr zittert!
12 Erweist seinem Sohn die Ehre, die ihm zusteht![c]
    Sonst trifft euch sein Zorn, und ihr seid verloren;
denn sein Zorn ist schnell entflammt.
    Aber glücklich sind alle, die bei ihm Zuflucht suchen.

Gejagt – und doch geborgen!

Ein Lied von David aus der Zeit, als er vor seinem Sohn Absalom fliehen musste.

O Herr, ich werde von vielen Feinden bedrängt!
    Sie haben sich gegen mich verschworen
und spotten: »Der ist erledigt!
    Auch Gott wird ihm nicht mehr helfen!«[d]

Aber du, Herr, nimmst mich in Schutz.
    Du stellst meine Ehre wieder her und richtest mich auf.
Laut schreie ich zum Herrn um Hilfe.
    Er hört mich auf seinem heiligen Berg und antwortet mir.
So kann ich beruhigt einschlafen
und am Morgen in Sicherheit erwachen,
    denn der Herr beschützt mich.
Ich fürchte mich nicht vor meinen Feinden,
    auch wenn sie mich zu Tausenden umzingeln.
Greif ein, Herr, und rette mich! Du bist doch mein Gott!
Du wirst meinen Feinden ins Gesicht schlagen
    und diesen Gottlosen die Zähne ausbrechen.
Ja, Herr, von dir kommt Rettung und Hilfe.
    Lass dein Volk deinen Segen erfahren!

Freude im Leid

Ein Lied von David. Mit Saiteninstrumenten zu begleiten.[e]

Antworte mir, mein Gott, wenn ich zu dir rufe!
    Du bist es doch, der mich verteidigt und für Gerechtigkeit sorgt!
Als ich in meiner Not nicht mehr weiterwusste,
hast du mir den rettenden Ausweg gezeigt.
    Erweise mir auch jetzt deine Gnade und höre mein Gebet!

Ihr Mächtigen im Land, ihr missbraucht euren Einfluss.
Ihr zieht meine Ehre in den Dreck
    und verbreitet nichts als Lügen.
    Ihr habt sogar Freude daran, mich zu verleumden.
    Wann hört ihr endlich damit auf?
Begreift doch: Wer dem Herrn die Treue hält,
steht unter seinem besonderen Schutz.
    Er hört mich, wenn ich zu ihm rufe.
Auch wenn ihr vor Zorn bebt,[f] ladet nicht Schuld auf euch,
indem ihr etwas gegen mich unternehmt.
    Denkt nachts auf eurem Bett darüber nach,
    besinnt euch und gebt endlich Ruhe!
Bringt dem Herrn mit aufrichtigem Herzen Opfer dar
    und setzt euer Vertrauen auf ihn!

Viele jammern: »Wann wird es uns endlich besser gehen?
    Herr, blicke uns freundlich an,
    damit wir wieder aufatmen können!«
Und wirklich: Du hast mich wieder froh gemacht.
    Während sich andere über eine reiche Ernte freuen,
    ist meine Freude sogar noch viel größer.
Ich kann ruhig schlafen, auch wenn kein Mensch zu mir hält,
    denn du, Herr, beschützt mich.

Gott steht auf meiner Seite

Ein Lied von David. Mit Flötenbegleitung zu singen.

Höre doch, Herr, was ich dir sagen will,
    verschließ deine Ohren nicht vor meinem Seufzen!
Du bist mein König und mein Gott, zu dir schreie ich,
    dich flehe ich an!
Herr, schon früh am Morgen hörst du mein Rufen.
    In aller Frühe bringe ich meine Bitten vor dich[g]
    und warte sehnsüchtig auf deine Antwort.

Denn zum Unrecht kannst du nicht schweigen.
    Die Gottlosen duldest du nicht in deiner Nähe:
Wer dich hochmütig verspottet, den stößt du von dir.
    Wer deinen Willen missachtet, der ist dir verhasst.
Lügner, Mörder und Betrüger bringst du um,
    sie ekeln dich an!

Ich aber darf zu dir kommen,
denn in deiner großen Gnade hast du mich angenommen.
    Voller Ehrfurcht bete ich dich in deinem Heiligtum an.
Zeige denen, die mich verleumden, dass du zu mir stehst!
    Ebne mir den Weg, den ich gehen soll!

10 Was meine Feinde von sich geben, ist nichts als Lüge.
    Schlecht und verlogen, wie sie sind, können sie gar nicht anders:
Sie bringen Tod und Untergang,
    auch wenn sie es hinter schmeichelnden Worten verbergen.
11 O Gott, rechne mit ihnen ab!
    Lass sie zu Fall kommen durch ihre eigenen Pläne!
Verstoße sie wegen all des Unrechts, das sie begangen haben –
    gegen dich lehnen sie sich auf!

12 Doch alle, die bei dir Zuflucht suchen, werden sich freuen.
    Ihr Jubel kennt keine Grenzen, denn bei dir sind sie geborgen.
Ja, wer dich liebt,
    darf vor Freude jubeln!
13 Wer nach deinem Willen lebt, den beschenkst du mit deinem Segen,
    deine Liebe umgibt ihn wie ein schützender Schild.

Herr, strafe mich nicht länger!

Ein Lied von David, mit einem tief gestimmten[h] Saiteninstrument zu begleiten.

Herr, du lässt mich deinen Zorn spüren.
    Ich flehe dich an: Strafe mich nicht länger!
Hab Erbarmen mit mir, Herr, ich sieche dahin!
    Heile mich, denn ich bin am Ende meiner Kraft!
Ich weiß weder aus noch ein.
    Herr, wie lange willst du dir das noch ansehen?
Wende dich mir wieder zu, Herr, und rette mich!
    Hilf mir, du bist doch ein barmherziger Gott!
Wenn ich tot bin, kann ich dir nicht mehr danken.
    Wie soll ich dich denn im Totenreich loben?

7-8 Ach, ich bin müde vom Stöhnen.
Nachts im Bett weine ich, bis die Kissen durchnässt
    und meine Augen ganz verquollen sind.
Daran sind nur meine Feinde schuld,
    sie haben mich in die Enge getrieben.
Ihr Verbrecher, verschwindet,
    denn der Herr hat meine Tränen gesehen!
10 Ja, der Herr hat mein Schreien gehört,
    er nimmt mein Gebet an.
11 Meine Feinde aber werden zu Tode erschrecken,
sie werden mit Schimpf und Schande überhäuft.
    Ehe sie damit rechnen, müssen sie die Flucht ergreifen!

Verschaffe mir Recht!

Ein Klagelied[i] von David. Er trug es dem Herrn vor, als er unter den Anschuldigungen des Benjaminiters Kusch zu leiden hatte.

Herr, mein Gott, bei dir suche ich Schutz.
    Bring mich in Sicherheit vor all meinen Verfolgern!
    Ich bitte dich: Rette mich doch,
sonst bin ich ihnen hilflos ausgeliefert
    und sie zerfleischen mich wie ein Löwe seine Beute.

Herr, mein Gott, wenn das zutrifft, was man mir vorwirft –
    wenn ich wirklich anderen Unrecht getan habe,
wenn ich das Vertrauen von Freunden missbraucht
    oder tatsächlich diejenigen beraubt habe,
    die mich nun grundlos in die Enge treiben –,
dann sollen meine Feinde mich verfolgen,
mich einholen und zu Boden treten.
    Dann habe ich diesen ehrlosen Tod verdient!

Greif ein, Herr, und strafe sie in deinem Zorn!
    Stelle dich meinen Feinden entgegen,
    die so unerbittlich gegen mich wüten!
Komm und hilf mir!
    Du willst doch, dass das Recht wieder beachtet wird!
Versammle alle Völker um dich zum Gericht,
    nimm deinen Platz hoch oben auf dem Thron ein.
Herr, du bist Richter über die Völker.
    Vor aller Öffentlichkeit verschaffe mir Recht,
    denn du weißt, dass ich unschuldig bin.
10 Setz der Bosheit der Bösen ein Ende
    und richte den wieder auf, der deinen Willen tut!
Du, Gott, bist unbestechlich,
    und niemand kann dich täuschen!

11 Gott ist für mich wie ein schützender Schild;
    er rettet den, der aufrichtig mit ihm lebt.
12 Gott ist ein gerechter Richter,
    jeden Tag gilt den Bösen sein Zorn.
13 Wenn jemand vom Unrecht nicht ablässt,
dann schärft Gott sein Schwert,[j]
    er spannt seinen Bogen und legt an.
14 Er rüstet sich mit tödlichen Waffen
    und macht seine Brandpfeile zum Schuss bereit.

15 Ein Mensch, der Gott ablehnt, trägt Bosheit in sich
    und brütet immer neues Unheil aus.
    Nichts als Lügen bringt er zur Welt!
16 Doch wer anderen eine Grube gräbt,
    fällt selbst hinein.
17 Das Unheil, das er anderen bereitet hat, trifft ihn schließlich selbst;
    er wird zum Opfer seiner eigenen Bosheit.

18 Den Herrn will ich loben, denn er ist gerecht.
    Den Namen des höchsten Gottes will ich preisen mit meinem Lied!

Die Krone der Schöpfung

Ein Lied von David, zum Spiel auf der Gittit[k].

Herr, unser Herrscher!
Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider,
    der Himmel ist Zeichen deiner Hoheit und Macht.
Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge lässt du dein Lob erklingen[l].
Es ist stärker als das Fluchen deiner Feinde.
    Erlahmen muss da ihre Rachsucht, beschämt müssen sie verstummen.

Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben:
    den Mond und die Sterne – allen hast du ihren Platz zugewiesen.
Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst?
    Wie klein und unbedeutend ist er,
    und doch kümmerst du dich um ihn.[m]
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als die Engel[n],
    ja, mit Ruhm und Ehre hast du ihn gekrönt.
Du hast ihm den Auftrag gegeben,
über deine Geschöpfe zu herrschen.
    Alles hast du ihm zu Füßen gelegt:
die Schafe und Rinder,
    die wilden Tiere,
die Vögel am Himmel, die Fische im Wasser
    und alles, was die Meere durchzieht.

10 Herr, unser Herrscher!
    Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider.

Gott richtet und rettet[o]

Ein Lied von David, nach der Melodie: »Vom Sterben des Sohnes«.

Dir, Herr, will ich von ganzem Herzen danken,
    von all deinen wunderbaren Taten will ich erzählen.
Ich freue mich über dich und juble dir zu.
    Ich singe zu deiner Ehre und preise deinen Namen, du höchster Gott!
Denn du schlägst meine Feinde in die Flucht,
    sie stürzen und kommen um!
Durch dein Eingreifen hast du mir Recht verschafft,
    als ein gerechter Richter sitzt du auf dem Thron.
Die feindlichen Völker hast du in ihre Grenzen verwiesen,
die Verbrecher hast du umgebracht
    und alles ausgelöscht, was an sie erinnerte.
Der Feind ist für immer erledigt,
    seine Städte sind nur noch Ruinen. Keiner denkt mehr an sie.

Aber der Herr regiert für immer und ewig,
    sein Richterstuhl steht schon bereit.
Über die ganze Welt wird er ein gerechtes Urteil sprechen
    und allen Völkern seine Entscheidung verkünden.
10 Die Unterdrückten finden Zuflucht bei Gott,
    in schwerer Zeit ist er für sie wie eine sichere Burg.

11 Herr, wer dich kennt, der vertraut dir gern.
    Denn wer sich auf dich verlässt, der ist nie verlassen.
12 Singt für den Herrn, der auf dem Berg Zion wohnt,
    und erzählt allen Völkern von seinen machtvollen Taten!
13 Den Schrei der Wehrlosen überhört er nicht,
    und keine Bluttat lässt er ungestraft.

14 Hab auch Erbarmen mit mir, Herr!
Sieh doch, wie ich leide unter dem Hass meiner Feinde!
    Ich stehe am Rand des Todes – bring mich in Sicherheit!
15 Dann will ich dich in der Stadt Zion loben.
    Alle sollen hören, wie du mich gerettet hast.

16 Die Völker, die andere ins Verderben stürzen wollten,
sind in ihre eigene Falle gelaufen.
    Ihr Netz haben sie gut versteckt ausgelegt –
    und verstrickten sich am Ende selbst darin!
17 So hat der Herr bewiesen, wer er ist:
Er hat Gericht an den Gottlosen geübt!
    Ihre Machenschaften ließ er ihnen zum Verhängnis werden.[p]
18 Ja, die Unheilstifter werden im Totenreich enden,
    alle Völker, die von Gott nichts wissen wollen!
19 Aber wer sein Recht nicht durchsetzen kann,
den hat Gott nicht vergessen.
    Seine Hoffnung wird sich erfüllen,
    auch wenn es zunächst nicht so scheint.

20 Greif ein, Herr! Lass nicht zu,
dass Menschen über dich triumphieren!
    Ruf die Völker vor deinen Thron und sprich ihnen das Urteil!
21 Lass sie vor Angst erzittern, Herr,
    und zeige ihnen, dass sie nur Menschen sind!

Gott, lass dir das nicht bieten!

10 Warum, Herr, bist du so weit weg?
    Warum verbirgst du dich, wenn wir dich am nötigsten brauchen?

Gottlose Menschen schrecken vor nichts zurück.
Auf den Schwachen und Hilflosen machen sie Jagd
    und bringen ihn mit ihren hinterlistigen Plänen zur Strecke.
Diese Gauner sind auch noch stolz auf ihre habgierigen Wünsche.
    Doch für Gott haben sie nichts übrig,
    mit wüsten Sprüchen ziehen sie über ihn her.
Hochnäsig behaupten sie: »Gott kümmert es nicht, was wir tun.«
    Ja, sie meinen: »Es gibt überhaupt keinen Gott!«
Noch geht ihnen alles nach Wunsch.
Dass du Gericht halten wirst, lässt sie kalt.
    Sie verhöhnen alle, die sich ihnen in den Weg stellen.
»Uns haut nichts um!«, bilden sie sich ein.
    »Kein Unglück hat uns je getroffen,
    und daran wird sich auch nichts ändern!«
Sobald sie den Mund aufmachen, fluchen, lügen und erpressen sie.
    Wie viel Unheil und Verderben richten sie an!
In der Nähe der Dörfer liegen sie im Hinterhalt
und lauern ihren hilflosen Opfern auf.
    Im Versteck bringen sie die Unschuldigen um.
Wie Löwen im Dickicht liegen sie auf der Lauer,
    um wehrlose Menschen zu überfallen und fortzuschleifen.
10 Sie stürzen sich auf ihre Opfer
    und schlagen sie brutal zusammen.
11 »Was wir tun, interessiert Gott gar nicht«, reden sie sich ein.
    »Er ist blind für das, was geschieht,
    und hat dazu noch ein schlechtes Gedächtnis!«

12 Greif doch ein, Herr! Lass dir das nicht bieten!
    Vergiss die Hilflosen nicht!
13 Warum lässt du es zu,
dass solche Schurken deine Ehre in den Schmutz ziehen?
    Warum dürfen sie sich einbilden,
    dass du sie nie zur Rechenschaft ziehen wirst?
14 Nein, du verschließt deine Augen nicht vor der Not
    und siehst dem Unrecht nicht tatenlos zu.
Die Wehrlosen können sich dir anvertrauen,
    den Waisen kommst du zu Hilfe.
15 Zerbrich die Macht der Gottlosen! Bestrafe sie für ihre Bosheit,
    damit sie nicht weiter Unheil anrichten!

16 Der Herr ist König für immer und ewig!
    Die gottlosen Völker müssen aus seinem Land verschwinden.
17 Die Hilflosen bestürmen dich mit ihren Bitten.
    Du, Herr, hörst ihr Rufen und schenkst ihnen neuen Mut.
18 Du sorgst für das Recht der Unterdrückten und Waisen,
    jeder Gewaltherrschaft auf Erden machst du ein Ende.

Wer glaubt, steht unter Gottes Schutz

11 Von David.

Bei dem Herrn suche ich Schutz. Wie könnt ihr da zu mir sagen:
    »Du musst ins Gebirge fliehen! Flieg fort wie ein Vogel!
Siehst du denn nicht, dass die Mörder schon die Pfeile aufgelegt
und ihre Bogen gespannt haben?
    Aus dem Hinterhalt wollen sie auf jene schießen,
    die aufrichtig mit Gott leben.
Alle Ordnungen sind umgestoßen,
    was kann da noch der bewirken,
    dem Gottes Ordnungen alles bedeuten?«

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel,
    er thront im Himmel und herrscht über alles.
Er durchschaut alle Menschen,
    nichts entgeht seinem prüfenden Blick.
Er sieht sich jeden ganz genau an,
den, der Gott liebt, und den, der ihn verachtet.
    Der Herr hasst den Gewalttätigen aus tiefster Seele.
Auf die Schuldigen wird er Feuer und Schwefel regnen lassen,
    und der Glutwind wird sie versengen.
Der Herr ist zuverlässig und gerecht,
deshalb liebt er alle, die sich an das Recht halten
    und aufrichtig nach seinem Willen leben;
    sie werden ihn einst schauen.

Gott hält, was er verspricht

12 Ein Lied von David, mit einem tief gestimmten Saiteninstrument zu begleiten.

Herr, komm mir doch zu Hilfe!
Ich kenne keinen Menschen, der dir noch die Treue hält.
    Auf keinen kann man sich mehr verlassen.
Jeder belügt jeden.
    Wie leicht kommen ihnen Komplimente über die Lippen,
    aber das ist nichts als Heuchelei.
Herr, rotte diese Schmeichler aus,
    ja, bring diese Angeber zum Schweigen!
Sie prahlen: »Wir erreichen alles, denn wir sind gewaltige Redner;
    gegen uns kommt keiner an!«

»Doch – ich!«, spricht der Herr,
»jetzt will ich eingreifen, denn die Schwachen werden misshandelt,
    und die Armen seufzen, weil man ihnen hart zusetzt.
    Ich werde die Unterdrückten befreien![q]«

An den Worten des Herrn gibt es nichts zu rütteln.
    Sie sind eindeutig und klar, wie durch und durch gereinigtes Silber.[r]
Du, Herr, gibst uns Sicherheit[s]
    und wirst uns für immer vor diesen
    selbstherrlichen Menschen beschützen.
Denn diese Gottlosen machen sich überall breit,
    und die Gemeinheit unter den Menschen nimmt ständig zu.

Wie lange noch, Herr?

13 Ein Lied von David.

Herr, wie lange wirst du mich noch vergessen,
    wie lange hältst du dich vor mir verborgen?
Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen,
wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen?
    Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen?

Herr, mein Gott, wende dich mir zu und antworte mir!
    Lass mich wieder froh werden und neuen Mut gewinnen,
    sonst bin ich dem Tod geweiht.
Mein Feind würde triumphieren und sagen:
»Den habe ich zur Strecke gebracht!«
    Meine Gegner würden jubeln über meinen Untergang.

Ich aber vertraue auf deine Liebe
und juble darüber, dass du mich retten wirst.
    Mit meinem Lied will ich dich loben,
    denn du, Herr, hast mir Gutes getan.

Es gibt keinen, der Gutes tut

14 Von David.

Wer sich einredet: »Gott gibt es überhaupt nicht!«,
    der ist unverständig und dumm.
Solche Menschen richten nichts als Unheil an
und begehen abscheuliche Taten.
    Es gibt keinen, der Gutes tut.
Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschen.
    Er will sehen, ob es wenigstens einen gibt,
    der einsichtig ist und nach ihm fragt.
Aber alle haben sich von ihm abgewandt
und sind nun verdorben, einer wie der andere.
    Da ist wirklich keiner, der Gutes tut, nicht ein Einziger!

Wissen denn all diese Unheilstifter nicht, was sie tun?
Sie verschlingen mein Volk wie ein Stück Brot
und denken sich nichts dabei.
    Mit dem Herrn rechnen sie überhaupt nicht.
Aber schon bald werden sie in Angst und Schrecken fallen,
    denn Gott steht denen bei, die ihm gehorchen.
Ihr Verbrecher, mit euren heimtückischen Plänen
gegen die Wehrlosen werdet ihr scheitern,
    denn der Herr selbst beschützt sie.[t]

Ach, käme Gott doch vom Berg Zion, um sein Volk zu retten!
    Dann wird wieder Freude in Israel herrschen,
    ja, alle Nachkommen von Jakob werden jubeln,
    wenn der Herr ihr Schicksal zum Guten wendet.

Wen nimmt Gott an?

15 Ein Lied von David.

Herr, wer darf in dein Heiligtum[u] kommen?
    Wer darf auf deinem heiligen Berg zu Hause sein?
Jeder, der aufrichtig lebt, der das Rechte tut
    und durch und durch ehrlich ist.
Jeder, der andere nicht verleumdet,
der seinen Mitmenschen kein Unrecht zufügt
    und Nachbarn und Verwandte nicht in Verruf bringt.
Jeder, der keine Freundschaft pflegt mit denen, die Gott verworfen hat,
sondern alle achtet, die dem Herrn mit Ehrfurcht begegnen.
    Jeder, der hält, was er geschworen hat,
    auch wenn ihm daraus Nachteile entstehen.
Jeder, der keine Wucherzinsen nimmt, wenn er Geld ausleiht,
und der sich nicht bestechen lässt,
gegen Unschuldige falsch auszusagen oder sie zu verurteilen.
    Wer so handelt, der wird niemals zu Fall kommen!

Du bist mein ganzes Glück!

16 Ein Lied von David.[v]

Beschütze mich, Gott, denn bei dir suche ich Zuflucht!
Ich bekenne: Du bist mein Herr
    und mein ganzes Glück!
Darum freue ich mich über alle, die zu dir gehören.
    Sie bedeuten mir mehr als alle anderen in diesem Land![w]
Wer sich aber von dem lebendigen Gott abwendet
und anderen Göttern nachläuft,
    der kommt aus dem Kummer nicht mehr heraus.
Diesen Göttern will ich kein Opfer bringen,
    nicht einmal ihre Namen nehme ich in den Mund.

Du, Herr, bist alles, was ich habe;
du gibst mir, was ich zum Leben brauche.
    In deiner Hand liegt meine Zukunft.
Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen,
    ja, was du mir zuteilst, gefällt mir.[x]
Ich preise den Herrn, denn er gibt mir guten Rat.
    Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt.
Ich sehe immer auf den Herrn.
    Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.
Darüber freue ich mich von ganzem Herzen,
alles in mir bricht in Jubel aus.
    Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit.[y]
10 Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen
    und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir.
11 Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
    Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir;
    aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.

In großer Not

17 Ein Gebet von David.

Herr, höre meine Bitte,
    verhilf mir zu meinem Recht!
Achte auf mein Schreien und nimm mein Gebet an,
    das ich ohne Falschheit und Lüge an dich richte.
Wenn du dein Urteil fällst, dann sprich mich frei;
    du siehst doch, dass ich unschuldig bin.
Du durchschaust alles, was in mir vorgeht,
du durchforschst mich auch in der Nacht.
    Du prüfst mich, aber du findest nichts, was du tadeln müsstest.
Ich habe mir vorgenommen,
    mich nicht einmal zu bösen Worten hinreißen zu lassen!
Dein Wort war mein einziger Maßstab –
auch dann, wenn andere nicht danach lebten.
    Von gewalttätigen Menschen hielt ich mich fern.
Bei jedem Schritt habe ich deine Ordnungen befolgt,
    nie bin ich davon abgewichen.
Mein Gott, nun rufe ich dich an. Ich bin sicher, du antwortest mir.
    Lass mich bei dir ein offenes Ohr finden und höre mein Gebet!
Du rettest alle, die bei dir vor ihren Feinden Zuflucht suchen.
    Zeige doch auch mir deine wunderbare Liebe!
Bewahre mich wie deinen Augapfel!
    Beschütze mich wie ein Vogel seine Jungen
vor den gottlosen Menschen, die mich hart bedrängen,
    vor meinen Todfeinden, die mich umzingeln!
10 Sie haben ihr Herz verschlossen und kennen kein Mitgefühl,
    voll Überheblichkeit reden sie daher.
11 Wohin ich auch gehe – überall umringen sie mich.
    Sie warten nur darauf, mich zu Fall zu bringen.
12 Sie sind wie Löwen, die im Versteck ihrer Beute auflauern,
    um sie dann gierig zu zerfleischen.

13 Greif ein, Herr, komm ihnen zuvor! Wirf sie zu Boden!
    Mit deiner Macht[z] rette mich vor dieser Mörderbande!
14 Bring mich vor denen in Sicherheit,
    die nichts als die Güter dieser Welt im Sinn haben!
Du gibst ihnen schon, was sie verdienen.
    Sogar ihre Kinder und Enkel werden noch genug davon bekommen![aa]
15 Ich aber lebe nach deinem Willen,
darum werde ich dich schauen dürfen.
    Wenn ich erwache, will ich mich satt sehen an dir.

Was für ein Gott! (2. Samuel 22)

18 Von David, dem Diener des Herrn. Er sang das folgende Danklied, nachdem der Herr ihn aus der Gewalt aller Feinde und auch aus der Hand von Saul befreit hatte.

Ich liebe dich, Herr! Du bist meine Kraft!
Der Herr ist mein Fels, meine Festung und mein Erretter,
    mein Gott, meine Zuflucht, mein sicherer Ort.
Er ist mein Schild, mein starker Helfer,
    meine Burg auf unbezwingbarer Höhe.
Gepriesen seist du, Herr! Wenn ich zu dir um Hilfe rufe,
    dann werde ich vor meinen Feinden gerettet.

Ich war schon gefangen in den Fesseln des Todes,
    er drohte mich zu verschlingen wie eine mächtige Woge.
Hilflos musste ich zusehen,
    wie die tödliche Falle zuschnappte.
In äußerster Bedrängnis schrie ich zum Herrn.
    Ja, zu meinem Gott rief ich um Hilfe.
Da hörte er mich in seinem Tempel,
    mein Schreien drang durch bis an sein Ohr.

Plötzlich erbebte die Erde,
    selbst die Berge gerieten ins Wanken,
    denn glühender Zorn hatte Gott gepackt.
Schwarzer Rauch quoll aus seiner Nase,
aus seinem Mund loderten Flammen,
    und glühende Kohlen wurden herausgeschleudert.
10 Er riss den Himmel auf
    und kam auf dunklen Wolken zur Erde herunter.
11 Auf einem Kerub flog er daher
    und schwebte herab, vom Sturm getragen.
12 Er hüllte sich in Finsternis,
    verbarg sich in dichten, dunklen Regenwolken.
13 Dann wurden sie von seinem Lichtglanz überstrahlt,
    Hagel und glühende Kohlen prasselten nieder.
14 Der Herr ließ einen Donnerschlag auf den anderen folgen,
    am Himmel dröhnte die Stimme des höchsten Gottes.[ab]
15 Er schoss seine Pfeile ab, und die Feinde stoben auseinander.
    Grelle Blitze zuckten und verwirrten das feindliche Heer.
16 Sogar den Meeresboden konnte man sehen;
    offen lagen die Fundamente der Erde da,
als du, Herr, meine Feinde bedrohtest
    und vor Entrüstung schnaubtest.

17 Gott streckte mir seine Hand von oben entgegen
    und riss mich aus den tosenden Fluten.
18 Er befreite mich von der Übermacht meiner Feinde,
    von allen, die mich hassten und so viel stärker waren als ich.
19 Sie hatten mich überfallen, als ich schon im Unglück steckte.
    Aber der Herr gab mir sicheren Halt
20 und führte mich aus der Not hinaus in die Freiheit.
    Er rettete mich. So viel bedeute ich ihm!
21 Der Herr tat mir Gutes für meine Treue,
    meine Rechtschaffenheit hat er belohnt.
22 Denn stets bin ich dem Herrn gefolgt
    und habe meinem Gott nie den Rücken gekehrt.
23 Seine Gebote hielt ich mir immer vor Augen,
    und seine Befehle schlug ich nicht in den Wind.
24 Ich lebte vollkommen nach seinem Willen
    und ging jedem Unrecht aus dem Weg.
25 Ja, der Herr belohnte meine Treue,
    meine Rechtschaffenheit übersah er nicht.

26 Wer zu dir steht, Herr, dem stehst auch du zur Seite;
    wer nach deinem Willen lebt, den enttäuschst du nicht.
27 Wer ein reines Herz hat, kann sich ganz auf dich verlassen,
    doch falsche Menschen führst du hinters Licht.
28 Du hilfst denen, die sich selbst nicht überschätzen[ac].
    Die Überheblichen aber stößt du von ihrem Thron.

29 Herr, du machst die Finsternis um mich hell,
    du gibst mir strahlendes Licht.
30 Mit dir kann ich die Feinde angreifen;
    mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.
31 Was für ein Gott! Sein Handeln ist vollkommen,
und was er sagt, ist durch und durch wahr.
    Er beschützt alle, die zu ihm flüchten.
32 Der Herr ist Gott, und niemand sonst!
    Wer außer ihm ist so stark und unerschütterlich wie ein Fels?
33 Gott allein gibt mir Kraft zum Kämpfen
    und ebnet mir meinen Weg.
34 Er beflügelt meine Schritte,
lässt mich laufen und springen wie ein Hirsch.
    Selbst auf steilen Felsen gibt er mir festen Halt.
35 Er lehrt mich, die Waffen zu gebrauchen,
    und zeigt mir, wie ich auch den stärksten Bogen spannen kann.

36 Herr, deine Hilfe war für mich wie ein schützender Schild,
deine starke Hand eine sichere Stütze.
    Du beugst dich zu mir herab und machst mich groß.
37 Du räumst mir alle Hindernisse aus dem Weg,
    noch nie bin ich beim Laufen gestürzt.
38 Ich jagte meinen Feinden nach und holte sie ein;
    ich kehrte erst um, als auch der Letzte von ihnen gefallen war.
39 Ich schlug sie, bis sie nicht mehr aufstehen konnten
    und tot zu meinen Füßen lagen.
40 Du, Herr, hast mich mit Kraft für diesen Kampf ausgerüstet,
    du hast mir zum Sieg über meine Gegner verholfen.

Footnotes

  1. 2,2 Das hebräische Wort heißt »Messias« (= der gesalbte König). Vgl. »salben/Salbung« in den Sacherklärungen.
  2. 2,7 Wörtlich: heute habe ich dich gezeugt. – Dies ist ein bildlicher Ausdruck für die Einsetzung des Königs in sein Amt.
  3. 2,12 Wörtlich: Küsst den Sohn!
  4. 3,3 Im hebräischen Text steht hier und an vielen weiteren Stellen in den Psalmen noch das Wort »Sela«. Vermutlich handelt es sich dabei um eine musikalische Anweisung, die genaue Bedeutung ist jedoch unsicher. Man könnte zum Beispiel an ein Lauterwerden der Instrumente oder an ein musikalisches Zwischenspiel denken.
  5. 4,1 Im Hebräischen steht hier sowie zu Beginn vieler anderer Psalmen noch ein Wort, das nicht sicher zu übersetzen ist. Möglicherweise richtet es sich an den Chorleiter am Heiligtum oder beinhaltet eine musikalische Anweisung, wie das folgende Lied auf den Instrumenten begleitet werden soll.
  6. 4,5 Oder: Erbebt vor Gott in Ehrfurcht.
  7. 5,4 Oder: bereite ich ein Opfer für dich vor.
  8. 6,1 Oder: achtsaitigen. – Das hebräische Wort ist nicht sicher zu deuten. So auch in Psalm 12,1.
  9. 7,1 Die Bedeutung des hebräischen Wortes ist unsicher. Vielleicht handelt es sich dabei um eine musikalische Anweisung, wie der Psalm gesungen werden soll.
  10. 7,13 Oder: Schon wieder schärft mein Feind sein Schwert.
  11. 8,1 Gemeint ist ein unbekanntes Musikinstrument oder eine Melodie (so auch in Psalm 81,1; 84,1).
  12. 8,3 So nach der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: hast du dir Macht bereitet.
  13. 8,5 Wörtlich: und was ist der Menschensohn, dass du dich um ihn kümmerst? – Vgl. »Menschensohn« in den Sacherklärungen.
  14. 8,6 Oder: als Gott.
  15. 9,1 Die Psalmen 9, 10, 25, 34, 37, 111, 112, 119, 145 sind alphabetisch angeordnet: Im Hebräischen fängt jeder Vers oder Abschnitt mit dem jeweils nächsten Buchstaben des Alphabets an.
  16. 9,17 Im Hebräischen folgt noch ein Wort, das möglicherweise so etwas wie »Zwischenspiel« bedeutet.
  17. 12,6 Oder: Ich werde ihnen die Hilfe schaffen, nach der sie sich sehnen.
  18. 12,7 Wörtlich: wie reines Silber, im Tiegel siebenmal geläutert.
  19. 12,8 Oder: Du, Herr, wirst deine Zusagen erfüllen.
  20. 14,6 Oder: Ihr wolltet die Pläne der Wehrlosen durchkreuzen, aber der Herr beschützt sie.
  21. 15,1 Wörtlich: dein Zelt.
  22. 16,1 Das hebräische Wort »miktam« in den Überschriften der Psalmen 16 und 56–60 ist nur schwer zu deuten und meint möglicherweise »Besinnungslied«.
  23. 16,3 Der hebräische Text ist nicht sicher zu deuten.
  24. 16,6 Wörtlich: (Vers 5) Der Herr ist mein Erbteil und mein Becher (= Geschick). Du sicherst mir mein Los. (Vers 6) Die Messschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend zugefallen, ja, mein Erbteil gefällt mir.
  25. 16,9 Wörtlich: Auch mein Körper wird in Sicherheit ruhen.
  26. 17,13 Wörtlich: Mit deinem Schwert.
  27. 17,14 Wörtlich: Dein Aufgespartes – du füllst ihren Bauch damit; sie sättigen ihre Kinder, und diese hinterlassen ihren Rest ihren Kindern. – Die Bedeutung des Verses ist unsicher.
  28. 18,14 Im hebräischen Text steht hier noch einmal der letzte Teil von Vers 13: Hagel und glühende Kohlen. – Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Abschreibfehler.
  29. 18,28 Oder: die sich selbst nicht helfen können.