Add parallel Print Page Options

Das letzte Passahmahl und die Fußwaschung

13 Vor dem Passahfest aber, da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zum Vater zu gehen: Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.[a]

Und während des Mahls, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten,

da Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hinging,

stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab, nahm einen Schurz und umgürtete sich;

darauf goss er Wasser in das Becken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Schurz zu trocknen, mit dem er umgürtet war.

Da kommt er zu Simon Petrus, und dieser spricht zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße?

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber danach erkennen.

Petrus spricht zu ihm: Auf keinen Fall sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir.

Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!

10 Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat es nicht nötig, gewaschen zu werden, ausgenommen die Füße, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.

11 Denn er kannte seinen Verräter; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

12 Nachdem er nun ihre Füße gewaschen und sein Obergewand angezogen hatte, setzte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Versteht ihr, was ich euch getan habe?

13 Ihr nennt mich Meister und Herr[b] und sagt es mit Recht; denn ich bin es auch.

14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt[c] auch ihr einander die Füße waschen;

15 denn ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Gesandte größer als der ihn gesandt hat.

17 Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!

Jesus und der Verräter

18 Ich rede nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Doch muss die Schrift erfüllt werden: »Der mit mir das Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben«.[d]

19 Jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es geschehen ist, dass ich es bin.

20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer den aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

21 Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert, und er bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!

22 Da sahen die Jünger einander an und wussten nicht, von wem er redete.

23 Einer seiner Jünger aber, den Jesus liebte, hatte [bei Tisch] seinen Platz an der Seite Jesu.[e]

24 Diesem winkt nun Simon Petrus, dass er forschen solle, wer es sei, von dem er rede.

25 Da lehnt sich jener an die Brust Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist"s?

26 Jesus antwortete: Der ist"s, dem ich den eingetauchten Bissen geben werde. Und er taucht den Bissen ein und gibt ihn dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot.

27 Und nach dem Bissen, da fuhr der Satan in ihn. Da spricht Jesus zu ihm: Was du tun willst, das tue bald!

28 Es verstand aber keiner von denen, die zu Tisch saßen, wozu er ihm dies sagte.

29 Denn etliche meinten, weil Judas den Beutel hatte, sage Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest benötigen!, oder er solle den Armen etwas geben.

30 Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht.

Die Verherrlichung Jesu und das neue Gebot

31 Als er nun hinausgegangen war, sprach Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht durch ihn[f]!

32 Wenn Gott verherrlicht ist durch ihn, so wird Gott auch ihn verherrlichen durch sich selbst, und er wird ihn sogleich verherrlichen.

33 Kinder[g], nur noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen, und wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kommen!, so sage ich es jetzt auch zu euch.

34 Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.

35 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus

36 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wohin gehst du? Jesus antwortete ihm: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen.

37 Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich lassen!

38 Jesus antwortete ihm: Dein Leben willst du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast!

Footnotes

  1. (13,1) od. bis zur Vollendung / bis zum Äußersten.
  2. (13,13) »Meister« (gr. didaskalos) bedeutet auch »Lehrer«; »Herr« (gr. kyrios) ist ein wichtiger Titel Jesu Christi, gleichbedeutend mit dem at. Titel adon, und umfasst die Bedeutungen »Herrscher / Gebieter / Besitzer / oberster Machthaber«.
  3. (13,14) w. so seid auch ihr schuldig / verpflichtet, einander...
  4. (13,18) Ps 41,10.
  5. (13,23) w. lagerte an der Brust Jesu (vgl. Fn. zu Joh 12,2).
  6. (13,31) Andere Übersetzung: in ihm; so auch in V. 32 in ihm… in sich selbst.
  7. (13,33) w. Kindlein, ein Ausdruck liebevoller Fürsorge.

Jesus bereitet die Jünger auf seine Rückkehr zum Vater vor (Kapitel 13–17)

Jesus dient seinen Jüngern

13 Das Passahfest stand kurz bevor. Jesus wusste, dass nun die Zeit gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zurückzukehren. Er hatte die Menschen geliebt, die zu ihm gehörten, und er hörte nicht auf, sie zu lieben[a]. An diesem Abend aß Jesus zusammen mit seinen Jüngern. Der Teufel hatte Judas, den Sohn von Simon Iskariot, schon zum Verrat an Jesus angestiftet. Jesus aber wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hatte, dass er von Gott gekommen war und zu ihm zurückkehren würde. Da stand er vom Tisch auf, legte sein Obergewand ab und band sich ein Tuch aus Leinen um. Er goss Wasser in eine Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen.

Als er zu Simon Petrus kam, wehrte dieser ab: »Herr, wie kommst du dazu, mir die Füße zu waschen!« Jesus antwortete ihm: »Was ich hier tue, verstehst du jetzt noch nicht. Aber später wirst du es begreifen.« Doch Petrus blieb dabei: »Niemals sollst du mir die Füße waschen!« Worauf Jesus erwiderte: »Wenn ich dir nicht die Füße wasche, gehörst du nicht zu mir.« Da sagte Simon Petrus: »Herr, dann wasch mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Gesicht!« 10 Jesus antwortete: »Wer gebadet hat, der ist ganz rein. Ihm braucht man nur noch den Straßenstaub von den Füßen zu waschen. Ihr seid rein – aber nicht alle.« 11 Jesus wusste nämlich, wer ihn verraten würde. Deshalb sagte er: »Ihr seid nicht alle rein.«

12 Nachdem Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er sein Obergewand wieder an, kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück und fragte seine Jünger: »Versteht ihr, was ich eben getan habe? 13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Das ist auch richtig so, denn ich bin es. 14 Wenn schon ich, euer Lehrer und Herr, euch die Füße gewaschen habe, dann sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen. 15 Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! 16 Ich sage euch die Wahrheit: Ein Diener steht niemals höher als sein Herr, und ein Botschafter untersteht dem, der ihn gesandt hat. 17 Jetzt wisst ihr das und könnt euch glücklich schätzen, wenn ihr auch danach handelt.

18 Ich spreche nicht von euch allen; denn ich weiß, welche ich als meine Jünger ausgewählt habe. Aber was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist, muss sich erfüllen: ›Einer, der mit mir zusammen das Brot isst, tritt mich mit Füßen.‹[b] 19 Schon jetzt kündige ich es euch an, damit ihr auch dann, wenn es geschieht, daran glaubt: Ich bin der, den Gott gesandt hat[c]. 20 Ich sage euch die Wahrheit: Wer einen Menschen aufnimmt, den ich gesandt habe, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt den Vater auf, der mich gesandt hat.«

»Einer von euch wird mich verraten« (Matthäus 26,21‒25; Markus 14,18‒21; Lukas 22,21‒23)

21 Nachdem Jesus dies gesagt hatte, bestätigte er tief erschüttert: »Ja, es ist wahr: Einer von euch wird mich verraten!« 22 Die Jünger sahen sich fragend an und rätselten, wen er meinte.

23 Ganz nah bei Jesus hatte der Jünger seinen Platz, den Jesus sehr lieb hatte.[d] 24 Simon Petrus gab ihm ein Zeichen; er sollte Jesus fragen, wen er gemeint hatte. 25 Da beugte der Jünger sich zu Jesus hinüber und fragte: »Herr, wer von uns ist es?« 26 Jesus antwortete ihm: »Es ist der, dem ich das Stück Brot geben werde, das ich jetzt in die Schüssel eintauche.«

Darauf tauchte er das Brot ein und gab es Judas, dem Sohn von Simon Iskariot. 27 Sobald Judas das Brot genommen hatte, bekam Satan ihn ganz in seine Gewalt. »Beeil dich und erledige bald, was du tun willst!«, forderte Jesus ihn auf.

28 Keiner von den anderen am Tisch verstand, was Jesus mit diesen Worten meinte. 29 Manche dachten, Jesus hätte Judas hinausgeschickt, um alles Nötige für das Fest einzukaufen oder den Armen etwas zu geben. Denn Judas verwaltete das Geld von Jesus und seinen Jüngern. 30 Nachdem Judas das Brot genommen hatte, eilte er hinaus. Es war Nacht.

Das neue Gebot der Liebe

31 Als Judas fort war, sagte Jesus: »Jetzt zeigt Gott, wer der Menschensohn wirklich ist, und dadurch wird auch die Herrlichkeit Gottes sichtbar. 32 Wenn der Menschensohn erst Gottes Herrlichkeit gezeigt hat, dann wird auch Gott die Herrlichkeit des Menschensohnes sichtbar machen. Und das geschieht bald! 33 Denn bei euch, meine Kinder, werde ich nur noch kurze Zeit sein. Ihr werdet mich suchen. Doch was ich den führenden Juden gesagt habe,[e] muss ich jetzt auch euch sagen: Wohin ich gehen werde, dahin könnt ihr mir nicht folgen. 34 Ich gebe euch jetzt ein neues Gebot: Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr euch auch untereinander lieben. 35 An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.«

Jesus kündigt seine Verleugnung durch Petrus an (Matthäus 26,31‒35; Markus 14,27‒31; Lukas 22,31‒34)

36 Da fragte ihn Simon Petrus: »Herr, wohin gehst du?« Jesus antwortete ihm: »Wo ich hingehe, kannst du jetzt nicht mitkommen. Aber du wirst mir später folgen.« 37 »Lass mich doch jetzt bei dir bleiben«, bat ihn Petrus und beteuerte: »Ich bin sogar bereit, für dich zu sterben!«

38 Da antwortete Jesus: »Du willst für mich sterben? Ich versichere dir: Ehe der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen!«

Footnotes

  1. 13,1 Oder: und er bewies ihnen nun das ganze Ausmaß seiner Liebe.
  2. 13,18 Psalm 41,10
  3. 13,19 Wörtlich: glaubt, dass ich (es) bin. – Vgl. die Anmerkung zu Kapitel 8,24.
  4. 13,23 Wörtlich: Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust von Jesus. – Beim gemeinsamen Essen zu festlichen Anlässen lag man auf Polstern um einen in der Mitte stehenden Tisch. Direkt neben dem Gastgeber oder dem bedeutendsten Gast liegen zu dürfen, war eine besondere Ehre.
  5. 13,33 Vgl. Kapitel 7,34; 8,21.

13 Vor dem Fest aber der Ostern, da Jesus erkannte, daß seine Zeit gekommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater: wie hatte er geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.

Und beim Abendessen, da schon der Teufel hatte dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, ins Herz gegeben, daß er ihn verriete,

und Jesus wußte, daß ihm der Vater alles in seine Hände gegeben und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging:

stand er von Abendmahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.

Darnach goß er Wasser in ein Becken, hob an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, damit er umgürtet war.

Da kam er zu Simon Petrus; und der sprach zu ihm: HERR, sollst du mir meine Füße waschen?

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.

Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Teil mit mir.

So spricht zu ihm Simon Petrus: HERR, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!

10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts denn die Füße waschen, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.

11 (Denn er wußte seinen Verräter wohl; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.)

12 Da er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er wieder seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach abermals zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch getan habe?

13 Ihr heißet mich Meister und HERR und saget recht daran, denn ich bin es auch.

14 So nun ich, euer HERR und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen.

15 Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe.

16 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr, noch der Apostel größer denn der ihn gesandt hat.

17 So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr's tut.

18 Nicht sage ich von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden: "Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen."

19 Jetzt sage ich's euch, ehe denn es geschieht, auf daß, wenn es geschehen ist, ihr glaubt, daß ich es bin.

20 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer aufnimmt, so ich jemand senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

21 Da Jesus solches gesagt hatte, ward er betrübt im Geist und zeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.

22 Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete.

23 Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus liebhatte.

24 Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem er sagte.

25 Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und er sprach zu ihm: HERR, wer ist's?

26 Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas, Simons Sohn, dem Ischariot.

27 Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!

28 Das aber wußte niemand am Tische, wozu er's ihm sagte.

29 Etliche meinten, dieweil Judas den Beutel hatte, Jesus spräche zu ihm: Kaufe was uns not ist auf das Fest! oder daß er den Armen etwas gäbe.

30 Da er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.

31 Da er aber hinausgegangen war, spricht Jesus: Nun ist des Menschen Sohn verklärt, und Gott ist verklärt in ihm.

32 Ist Gott verklärt in ihm, so wird ihn auch Gott verklären in sich selbst und wird ihn bald verklären.

33 Liebe Kindlein, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: "Wo ich hin gehe, da könnet ihr nicht hin kommen", sage ich jetzt auch euch.

34 Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet.

35 Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.

36 Spricht Simon Petrus zu ihm: HERR, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hin gehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir nachmals folgen.

37 Petrus spricht zu ihm: HERR, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.

38 Jesus antwortete ihm: Solltest du dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal habest verleugnet.

Das Wort wurde Fleisch

Im Anfang war das Wort[a], und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Dieses war im Anfang bei Gott.

Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist.[b]

In ihm war das Leben[c], und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.

Es war ein Mensch, von Gott gesandt; sein Name war Johannes.

Dieser kam zum Zeugnis, um von dem Licht Zeugnis zu geben, damit alle durch ihn glaubten.

Nicht er war das Licht, sondern er sollte Zeugnis geben von dem Licht.

Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet[d], sollte in die Welt kommen.

10 Er war in der Welt[e], und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht.

11 Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12 Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht[f], Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;

13 die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren[g] sind.

14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Das Zeugnis Johannes des Täufers von Jesus Christus

15 Johannes legte Zeugnis ab von ihm, rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich.

16 Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen[h] Gnade um Gnade.

17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

18 Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene[i] Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss [über ihn] gegeben.

19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten sandten, um ihn zu fragen: Wer bist du?

20 Und er bekannte es und leugnete nicht, sondern bekannte: Ich bin nicht der Christus![j]

21 Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sprach: Ich bin"s nicht! Bist du der Prophet[k]? Und er antwortete: Nein!

22 Nun sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben: Was sagst du über dich selbst?

23 Er sprach: Ich bin »die Stimme eines Rufenden, [die ertönt] in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«,[l] wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

24 Die Gesandten gehörten aber zu den Pharisäern.

25 Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist, noch Elia, noch der Prophet?

26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt;

27 dieser ist’s, der nach mir kommt, der vor mir gewesen ist; und ich bin nicht würdig, ihm den Schuhriemen zu lösen.

28 Dies geschah in Bethabara, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.

Das Lamm Gottes

29 Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus[m] auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt![n]

30 Das ist der, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.

31 Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar würde, darum bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen.

32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen, und er blieb auf ihm.

33 Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Der, auf den du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist"s, der mit Heiligem Geist tauft.

34 Und ich habe es gesehen und bezeuge, dass dieser der Sohn Gottes ist.

35 Am folgenden Tag stand Johannes wiederum da und zwei seiner Jünger.

36 Und indem er auf Jesus blickte, der vorüberging, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes![o]

Die ersten Jünger

37 Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.

38 Als aber Jesus sich umwandte und sie nachfolgen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sprachen zu ihm: Rabbi (das heißt übersetzt: »Lehrer«), wo wohnst du?

39 Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.[p]

40 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren.

41 Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (das heißt übersetzt: den »Gesalbten«[q]).

42 Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen (das heißt übersetzt: »ein Stein«).

43 Am folgenden Tag wollte Jesus nach Galiläa reisen; da findet er Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!

44 Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.

45 Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von Nazareth.

46 Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!

47 Jesus sah den Nathanael auf sich zukommen und spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist!

48 Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!

49 Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!

50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum? Du wirst Größeres sehen als das!

51 Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich[r], ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen[s]!

Die Hochzeit von Kana

Und am dritten Tag war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war dort.

Aber auch Jesus wurde samt seinen Jüngern zur Hochzeit eingeladen.

Und als es an Wein mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein!

Jesus spricht zu ihr: Frau, was habe ich mit dir zu tun?[t] Meine Stunde ist noch nicht gekommen!

Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

Es waren aber dort sechs steinerne Wasserkrüge, nach der Reinigungssitte der Juden, von denen jeder zwei oder drei Eimer[u] fasste.

Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenhin.

Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister! Und sie brachten es hin.

Als aber der Speisemeister das Wasser, das zu Wein geworden war, gekostet hatte (und er wusste nicht, woher es war; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es), da rief der Speisemeister den Bräutigam

10 und sprach zu ihm: Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor, und dann, wenn sie trunken geworden sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt behalten!

11 Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus in Kana in Galiläa und ließ seine Herrlichkeit offenbar werden, und seine Jünger glaubten an ihn.

12 Danach zog er hinab nach Kapernaum, er und seine Mutter und seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben wenige Tage dort.

Die erste Tempelreinigung

13 Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

14 Und er fand im Tempel die Verkäufer von Rindern und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen.

15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um;

16 und zu den Taubenverkäufern sprach er: Schafft das weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus!

17 Seine Jünger dachten aber daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt«.[v]

18 Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Was für ein Zeichen zeigst du uns, dass du dies tun darfst?[w]

19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!

20 Da sprachen die Juden: In 46 Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?

21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.

22 Als er nun aus den Toten auferstanden war, dachten seine Jünger daran, dass er ihnen dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

23 Als er aber am Passahfest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, weil sie seine Zeichen sahen, die er tat.

24 Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte,

25 und weil er es nicht nötig hatte, dass jemand von dem Menschen Zeugnis gab; denn er wusste selbst, was im Menschen war.

Jesus und Nikodemus. Die Notwendigkeit der Wiedergeburt

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern namens Nikodemus, ein Oberster der Juden.

Der kam bei Nacht zu Jesus und sprach zu ihm: Rabbi[x], wir wissen, dass du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, dass Gott mit ihm ist.

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird[y], so kann er das Reich Gottes nicht sehen!

Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweiten Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?

Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist[z] geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!

Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist.

Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden!

Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.

Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann das geschehen?

10 Jesus erwiderte und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht?

11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und wir bezeugen, was wir gesehen haben; und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an.

12 Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde?

13 Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.

Der Sohn Gottes ist als Retter in die Welt gekommen

14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden,

15 damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.

16 Denn so [sehr][aa] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.

17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.

18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.[ab]

19 Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.

20 Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.

21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind.

Johannes der Täufer und sein Zeugnis von Christus

22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa, und dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte.

23 Aber auch Johannes taufte in Änon, nahe bei Salim, weil viel Wasser dort war; und sie kamen dorthin und ließen sich taufen.

24 Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen worden.

25 Es erhob sich nun eine Streitfrage zwischen den Jüngern des Johannes und einigen Juden wegen der Reinigung.

26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der, welcher bei dir war jenseits des Jordan, für den du Zeugnis abgelegt hast, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm!

27 Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann sich nichts nehmen[ac], es sei denn, es ist ihm vom Himmel gegeben.

28 Ihr selbst bezeugt mir, dass ich gesagt habe: Nicht ich bin der Christus, sondern ich bin vor ihm her gesandt.

29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt.

30 Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.[ad]

31 Der von oben kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde; der aus dem Himmel kommt, ist über allen.

32 Und er bezeugt, was er gesehen und gehört hat, und sein Zeugnis nimmt niemand an.

33 Wer aber sein Zeugnis annimmt, der bestätigt, dass Gott wahrhaftig ist.

34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.

35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.

36 Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt[ae], der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.

Jesus und die Frau aus Samaria. Das Wasser des Lebens. Die wahren Anbeter Gottes

Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes

— obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger —,

da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa.

Er musste aber durch Samaria reisen.

Da kommt er in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab.

Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich so an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.

Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!

Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.

Nun spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin? (Denn die Juden haben keinen Umgang mit den Samaritern[af].)

10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser.

11 Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser?

12 Bist du größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, samt seinen Söhnen und seinem Vieh?

13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten.

14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.

15 Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierherkommen muss, um zu schöpfen!

16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her!

17 Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann! Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann!

18 Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen!

19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist!

20 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet,[ag] und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll.

21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.

22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt aus den Juden.

23 Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter.

24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen.

26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet!

27 Unterdessen kamen seine Jünger und verwunderten sich, dass er mit einer Frau redete.[ah] Doch sagte keiner: Was willst du? oder: Was redest du mit ihr?

28 Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten:

29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist?

30 Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.

Das weiße Erntefeld

31 Inzwischen aber baten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss!

32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt!

33 Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?

34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.

35 Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an; sie sind schon weiß zur Ernte.

36 Und wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen.

37 Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet.

38 Ich habe euch ausgesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.

Der Glaube der Samariter

39 Aus jener Stadt aber glaubten viele Samariter an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.

40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb zwei Tage dort.

41 Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen.

42 Und zu der Frau sprachen sie: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist!

Jesus heilt den Sohn eines königlichen Beamten

43 Nach den zwei Tagen aber zog er fort und ging nach Galiläa.

44 Jesus selbst bezeugte zwar, dass ein Prophet in seinem eigenen Vaterland nicht geachtet wird.

45 Als er aber nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er während des Festes in Jerusalem getan hatte; denn auch sie waren zu dem Fest gekommen.

46 Jesus kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und da gab es einen königlichen Beamten, dessen Sohn lag krank in Kapernaum.

47 Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm und bat ihn, er möchte herabkommen und seinen Sohn gesund machen; denn er lag im Sterben.

48 Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!

49 Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!

50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sprach, und ging hin.

51 Als er aber noch unterwegs war, kamen ihm seine Knechte entgegen und berichteten ihm und sprachen: Dein Sohn lebt!

52 Nun erkundigte er sich bei ihnen nach der Stunde, in welcher es mit ihm besser geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber.

53 Da erkannte der Vater, dass es eben in der Stunde geschehen war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt! Und er glaubte samt seinem ganzen Haus.

54 Dies ist das zweite Zeichen, das Jesus wiederum tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.

Jesus heilt am Sabbat einen Kranken beim Teich Bethesda

Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der auf Hebräisch Bethesda[ai] heißt und der fünf Säulenhallen hat.

In diesen lag eine große Menge von Kranken, Blinden, Lahmen und Abgezehrten, welche auf die Bewegung des Wassers warteten.

Denn ein Engel stieg zu gewissen Zeiten in den Teich hinab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, mit welcher Krankheit er auch geplagt war.

Es war aber ein Mensch dort, der 38 Jahre in der Krankheit zugebracht hatte.

Als Jesus diesen daliegen sah und erfuhr, dass er schon so lange Zeit [in diesem Zustand] war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?

Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser bewegt wird; während ich aber selbst gehe, steigt ein anderer vor mir hinab.

Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm deine Liegematte und geh umher!

Und sogleich wurde der Mensch gesund, hob seine Liegematte auf und ging umher. Es war aber Sabbat an jenem Tag.

10 Nun sprachen die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat; es ist dir nicht erlaubt, die Liegematte zu tragen!

11 Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm deine Liegematte und geh umher!

12 Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Liegematte und geh umher?

13 Aber der Geheilte wusste nicht, wer es war, denn Jesus war weggegangen, weil so viel Volk an dem Ort war.

14 Danach findet ihn Jesus im Tempel und spricht zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlimmeres widerfährt!

15 Da ging der Mensch hin und verkündete den Juden, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte.

16 Und deshalb verfolgten die Juden Jesus und suchten ihn zu töten, weil er dies am Sabbat getan hatte.

Jesus offenbart sich als der Sohn Gottes

17 Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.

18 Darum suchten die Juden nun noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, womit er sich selbst Gott gleich machte.

19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.

20 Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm noch größere Werke zeigen als diese, sodass ihr euch verwundern werdet.

21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.

22 Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben,

23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.

25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Die Stunde kommt und ist schon da, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben.

26 Denn wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben.

27 Und er hat ihm Vollmacht gegeben, auch Gericht zu halten, weil er der Sohn des Menschen ist.

28 Verwundert euch nicht darüber! Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden,

29 und sie werden hervorgehen: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens; die aber das Böse getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

30 Ich kann nichts von mir selbst aus tun. Wie ich höre, so richte ich; und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat.

Der Vater legt Zeugnis ab von seinem Sohn

31 Wenn ich von mir selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis nicht glaubwürdig[aj].

32 Ein anderer ist es, der von mir Zeugnis ablegt; und ich weiß, dass das Zeugnis glaubwürdig ist, das er von mir bezeugt.

33 Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben.

34 Ich aber nehme das Zeugnis nicht von einem Menschen an, sondern ich sage das, damit ihr gerettet werdet.

35 Jener war die brennende und scheinende Leuchte, ihr aber wolltet euch nur eine Stunde an ihrem Schein erfreuen.

36 Ich aber habe ein Zeugnis, das größer ist als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gab, dass ich sie vollbringe, eben die Werke, die ich tue, geben Zeugnis von mir, dass der Vater mich gesandt hat.

37 Und der Vater, der mich gesandt hat, hat selbst von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt weder seine Stimme jemals gehört noch seine Gestalt gesehen;

38 und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch, weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt hat.

39 Ihr erforscht die Schriften[ak], weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; und sie sind es, die von mir Zeugnis geben.

40 Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu empfangen.

41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen,

42 aber bei euch habe ich erkannt, dass ihr die Liebe Gottes[al] nicht in euch habt.

43 Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen.

44 Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre von dem alleinigen Gott nicht sucht?

45 Denkt nicht, dass ich euch bei dem Vater anklagen werde. Es ist einer, der euch anklagt: Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt.

46 Denn wenn ihr Mose glauben würdet, so würdet ihr auch mir glauben; denn von mir hat er geschrieben.

Footnotes

  1. (1,1) »Das Wort« (gr. logos) ist ein Name des Herrn Jesus Christus (vgl. 1Joh 1,1; Offb 19,13).
  2. (1,3) od. … durch Ihn … ohne Ihn…
  3. (1,4) gr. zoe; ein Wort, das im NT fast nur für das ewige, wahre Leben gebraucht wird; vgl. u.a. auch Joh 3,16; 5,29; 6,35; 10,10; 14,6; 17,3; 20,31.
  4. (1,9) od. ins Licht stellt.
  5. (1,10) »Welt« (gr. kosmos) steht hier und des Öfteren im NT für die von der Sünde gezeichnete Schöpfung und besonders für die von Gott abgefallene Menschheit.
  6. (1,12) od. die Vollmacht.
  7. (1,13) od. gezeugt.
  8. (1,16) od. genommen.
  9. (1,18) od. einziggeborene / einziggezeugte.
  10. (1,20) d.h. der Messias, der von Gott gesandte Retter und König (vgl. Fn. zu Mt 1,16).
  11. (1,21) d.h. der verheißene Prophet aus 5Mo 18,18.
  12. (1,23) Jes 40,3.
  13. (1,29) Jesus ist die gr. Umschrift des hebr. Jehoschua; dieser Name bedeutet »Der Herr ist Rettung«.
  14. (1,29) od. das die Sünde der Welt auf sich nimmt / trägt. Diese Bezeichnung Jesu Christi bezieht sich auf das Opferlamm, das eine wichtige Rolle in den Opfern des AT spielte (vgl. u.a. 1Mo 4,4; 2Mo 12,3-11; 13,13; 29,38; 3Mo 14,10-18; Jes 53,7).
  15. (1,36) Andere Übersetzung: Schaut auf das Lamm Gottes!
  16. (1,39) d.h. ca. 10 Uhr vormittags nach der römischen Zeitrechnung.
  17. (1,41) gr. Christus. Das ist der besondere Titel des verheißenen Retters und Königs für Israel und die Welt, der von Gott durch »Salbung« in seine Königswürde eingesetzt ist (vgl. u.a. Ps 2,2; Dan 9,25).
  18. (1,51) w. Amen, Amen; so auch später.
  19. (1,51) Sohn des Menschen ist eine Bezeichnung für den Messias (vgl. Dan 7,13; 1Mo 3,15; Joh 1,14; 1Tim 3,16; Phil 2,7; Hebr 2,14-18).
  20. (2,4) Andere Übersetzung: Was willst du von mir? w. Was ist zwischen mir und dir?
  21. (2,6) gr. metretes, ein Flüssigkeitsmaß von ca. 39 Litern.
  22. (2,17) Ps 69,10.
  23. (2,18) Die Juden wollten von dem Herrn ein göttliches Zeichen als Bestätigung für seine Autorität als Messias sehen (vgl. Mt 16,1-4; 1Kor 1,22).
  24. (3,2) eine ehrenvolle Anrede für jüdische Lehrer.
  25. (3,3) od. von oben gezeugt wird.
  26. (3,5) gr. pneuma = Geist; manchmal auch »Wind« (so wird das Wort in V. 8 übersetzt).
  27. (3,16) andere übersetzen: so, auf diese Weise.
  28. (3,18) vgl. Fn. zu Joh 1,29.
  29. (3,27) od. kann nichts empfangen.
  30. (3,30) Andere Übersetzung: Er muss größer werden, ich aber muss kleiner (od. geringer) werden.
  31. (3,36) od. sich weigert, dem Sohn zu glauben.
  32. (4,9) Die Samariter waren ein von den Juden verachtetes Mischvolk.
  33. (4,20) Den Samaritern galt der nahe bei Sichar gelegene Berg Garizim als heilige Stätte.
  34. (4,27) Nach jüdischer Sitte galt dies als unschicklich.
  35. (5,2) bed. »Haus der Gnade« / »Haus der Barmherzigkeit«.
  36. (5,31) od. beweiskräftig / wahrhaftig. Nach dem Gesetz war eine menschliche Aussage nur aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen gültig (vgl. 5Mo 19,15; 2Kor 13,1; 1Tim 5,19).
  37. (5,39) d.h. die heiligen Schriften des AT.
  38. (5,42) d.h. entweder die Liebe zu Gott oder die Liebe, die von Gott kommt; das Gr. kann beides bedeuten.

Jesus und sein Zeuge: Johannes der Täufer (Kapitel 1)

Jesus Christus – Gottes Wort an die Welt

Am Anfang war das Wort.

Das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott selbst.

Von Anfang an war es bei Gott.

Alles wurde durch das Wort geschaffen; nichts ist ohne das Wort entstanden.

In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für alle Menschen.

Es leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können[a].

Gott schickte einen Boten, einen Mann, der Johannes[b] hieß.

Sein Auftrag war es, die Menschen auf das Licht hinzuweisen. Alle sollten durch seine Botschaft an den glauben, der das Licht ist.

Johannes selbst war nicht das Licht. Er sollte nur ein Zeuge für das kommende Licht sein.

Das wahre Licht ist der, der in die Welt gekommen ist, um für alle Menschen das Licht zu bringen.

10 Doch obwohl er unter ihnen lebte und die Welt durch ihn geschaffen wurde, erkannten ihn die Menschen nicht.

11 Er kam in seine Welt, aber die Menschen wiesen ihn ab.[c]

12 Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.

13 Das wurden sie nicht, weil sie zu einem auserwählten Volk gehörten, auch nicht durch menschliche Zeugung und Geburt. Dieses neue Leben gab ihnen allein Gott.[d]

14 Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes Gnade und Wahrheit zu uns gekommen.

15 Johannes wies immer wieder auf ihn hin. »Diesen habe ich gemeint«, rief er, »wenn ich sagte: ›Nach mir wird einer kommen, der weit über mir steht. Denn er war schon da, bevor ich geboren wurde!‹«

16 Aus seinem göttlichen Reichtum hat er uns immer wieder mit seiner grenzenlosen Liebe beschenkt.

17 Durch Mose gab uns Gott das Gesetz mit seinen Forderungen, aber nun ist uns durch Jesus Christus seine Gnade und Wahrheit begegnet.[e] 18 Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Doch sein einziger Sohn, der selbst Gott ist und in enger Gemeinschaft mit dem Vater lebt, hat ihn uns gezeigt.

Johannes der Täufer weist auf Christus hin (Matthäus 3,1‒12; Markus 1,1‒8; Lukas 3,1‒18)

19 Die führenden Männer der Juden in Jerusalem schickten einige Priester und Leviten zu Johannes. Sie fragten ihn: »Wer bist du?« Da nutzte Johannes die Gelegenheit, um sie auf Jesus Christus hinzuweisen. 20 Er bekannte und ließ keinen Zweifel offen: »Ich bin nicht der Christus, der von Gott versprochene Retter.« 21 »Wer bist du dann?«, fragten sie weiter. »Bist du Elia?«[f] Johannes verneinte auch das. »Bist du der Prophet, den Mose uns angekündigt hat[g] »Nein!«, entgegnete Johannes.

22 »Dann sag uns doch, wer du bist. Welche Antwort sollen wir denen geben, die uns hergeschickt haben?« 23 Da sagte Johannes: »Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: ›Macht den Weg frei für den Herrn!‹[h] So hat es der Prophet Jesaja schon angekündigt.«

24 Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. 25 Sie fragten Johannes nun: »Wenn du nicht der Christus, nicht Elia und auch nicht der von Mose angekündigte Prophet bist, mit welchem Recht taufst du dann?« 26 Darauf erwiderte Johannes: »Ich taufe mit Wasser. Aber mitten unter euch lebt schon der, auf den wir warten. Ihr kennt ihn nur noch nicht. 27 Er kommt nach mir – und ich bin nicht einmal würdig, ihm die Schuhe auszuziehen[i] 28 Dieses Gespräch führten sie in Betanien, einem Dorf östlich des Jordan, wo Johannes taufte.

Das Opferlamm Gottes (Matthäus 3,13‒17; Markus 1,9‒11; Lukas 3,21‒22)

29 Am nächsten Tag bemerkte Johannes, dass Jesus zu ihm kam. Da rief er: »Seht, das ist Gottes Opferlamm, das die Sünde der Menschen wegnimmt.[j] 30 Dieser Mann ist es, von dem ich gesagt habe: ›Nach mir wird einer kommen, der weit über mir steht. Denn er war schon da, bevor ich geboren wurde!‹ 31 Auch ich wusste vorher nicht, wer er ist. Aber damit dem Volk Israel die Augen für ihn geöffnet werden, taufe ich hier mit Wasser.«

32 Und Johannes berichtete weiter: »Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen und auf ihm bleiben. 33 Wer er ist, wusste ich vorher noch nicht«, wiederholte Johannes, »aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: ›Du wirst sehen, wie der Geist auf einen Menschen herabkommt und auf ihm bleibt. Dann weißt du, dass er es ist, der mit dem Heiligen Geist tauft.‹ 34 Und weil ich das gesehen habe, kann ich bezeugen: Dieser Mann ist Gottes Sohn[k]

Die ersten Jünger von Jesus

35 Johannes der Täufer und zwei seiner Jünger waren am nächsten Tag wieder an dieser Stelle, 36 als Jesus vorüberging. Da schaute Johannes ihn an und sagte: »Seht, dies ist Gottes Opferlamm!« 37 Als die beiden Jünger das hörten, folgten sie Jesus. 38 Jesus drehte sich zu ihnen um, sah sie kommen und fragte: »Was sucht ihr?« Sie antworteten: »Rabbi[l], wo wohnst du?« 39 »Kommt mit, dann werdet ihr es sehen!«, sagte Jesus. Also gingen sie mit Jesus dorthin, wo er wohnte. Es war ungefähr vier Uhr nachmittags, und sie blieben bei ihm bis zum Abend.

40 Einer der beiden, die Jesus auf das Wort von Johannes hin gefolgt waren, hieß Andreas. Er war der Bruder von Simon Petrus. 41 Wenig später traf er seinen Bruder Simon und erzählte ihm: »Wir haben den Messias[m] gefunden, den von Gott versprochenen Retter!« 42 Dann nahm Andreas seinen Bruder mit zu Jesus. Der sah ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn von Johannes. Von jetzt an sollst du Petrus[n] heißen!«

Jesus beruft Philippus und überzeugt Nathanael

43 Als Jesus am nächsten Tag nach Galiläa gehen wollte, traf er unterwegs Philippus. Auch ihn forderte er auf: »Komm, folge mir nach!« 44 Philippus stammte wie Andreas und Petrus aus Betsaida. 45 Später begegnete Philippus Nathanael und erzählte ihm: »Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz geschrieben hat und den die Propheten angekündigt haben. Es ist Jesus aus Nazareth, der Sohn von Josef.« 46 »Nazareth?«, entgegnete Nathanael. »Was kann von da schon Gutes kommen!« Doch Philippus antwortete ihm: »Komm mit und überzeuge dich selbst!«

47 Als Jesus Nathanael erblickte, sagte er: »Hier kommt ein wahrer Israelit, ein ganz und gar aufrichtiger Mensch!« 48 Nathanael staunte: »Woher kennst du mich?« Jesus erwiderte: »Noch bevor Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.« 49 »Rabbi, du bist wirklich Gottes Sohn!«, rief Nathanael. »Du bist der König von Israel!« 50 Jesus sagte: »Das glaubst du, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah. Aber du wirst noch viel größere Dinge zu sehen bekommen.« 51 Und er fuhr fort: »Ich sage euch die Wahrheit: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes hinauf- und herabsteigen sehen zwischen Gott und dem Menschensohn!«

Jesus gibt sich in Wort und Tat als Sohn Gottes zu erkennen (Kapitel 2–12)

Jesus auf der Hochzeit in Kana

Zwei Tage später wurde in dem Dorf Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dort, und auch Jesus hatte man mit seinen Jüngern eingeladen.

Als während des Festes der Wein ausging, sagte seine Mutter zu ihm: »Es ist kein Wein mehr da!« Doch Jesus antwortete ihr: »Es ist nicht deine Sache, mir zu sagen, was ich tun soll! Meine Zeit ist noch nicht gekommen!« Da sagte seine Mutter zu den Dienern: »Was immer er euch befiehlt, das tut!« Nun gab es im Haus sechs steinerne Wasserkrüge. Man benutzte sie für die Waschungen, die das jüdische Gesetz verlangt. Jeder von ihnen fasste 80 bis 120 Liter. Jesus forderte die Diener auf: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten die Gefäße bis zum Rand. Dann ordnete er an: »Nun bringt dem Mann, der für das Festmahl verantwortlich ist, eine Kostprobe davon!« Die Diener befolgten seine Anweisungen. Der Mann probierte das Wasser: Es war zu Wein geworden! Er wusste allerdings nicht, woher der Wein kam. Nur die Diener wussten Bescheid. Da rief er den Bräutigam zu sich 10 und hielt ihm vor: »Jeder bietet doch zuerst den besten Wein an! Und erst später, wenn die Gäste schon betrunken sind, kommt der billigere Wein auf den Tisch. Aber du hast den besten Wein bis jetzt zurückgehalten!«

11 So vollbrachte Jesus in dem Dorf Kana in Galiläa sein erstes Wunder. Er offenbarte damit zum ersten Mal seine göttliche Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. 12 Danach ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kapernaum. Dort blieben sie für einige Tage.

Jesus jagt die Händler aus dem Tempel (Matthäus 21,12‒13; Markus 11,15‒17; Lukas 19,45‒46)

13 Kurz vor dem jüdischen Passahfest reiste Jesus nach Jerusalem. 14 Dort sah er im Vorhof des Tempels viele Händler, die Rinder, Schafe und Tauben als Opfertiere verkauften. Auch Geldwechsler saßen hinter ihren Tischen. 15 Jesus machte sich aus Stricken eine Peitsche und jagte die Händler mit all ihren Schafen und Rindern[o] aus dem Tempelbezirk. Er schleuderte das Geld der Wechsler auf den Boden und warf ihre Tische um. 16 Den Taubenhändlern befahl er: »Schafft das alles hinaus! Das Haus meines Vaters ist doch keine Markthalle!« 17 Seine Jünger aber mussten an das Wort in der Heiligen Schrift denken: »Der Eifer für deinen Tempel wird mich vernichten!«[p]

Von wem hat Jesus seine Vollmacht?

18 Die führenden Männer der Juden stellten Jesus daraufhin zur Rede: »Woher nimmst du dir das Recht, die Leute hinauszuwerfen? Wenn du dabei im Auftrag Gottes handelst, dann musst du uns einen eindeutigen Beweis dafür geben!« 19 Jesus antwortete ihnen: »Zerstört diesen Tempel! In drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.« 20 »Was?«, riefen sie. »46 Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst das in drei Tagen schaffen?«

21 Mit dem Tempel aber meinte Jesus seinen eigenen Körper. 22 Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger an diese Worte. Sie glaubten den Voraussagen der Heiligen Schrift und allem, was Jesus selbst ihnen gesagt hatte.

23 Während des Passahfestes hielt sich Jesus in Jerusalem auf. Viele Menschen erlebten die Wunder, die er vollbrachte, und glaubten deshalb an ihn. 24 Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er sie genau kannte. 25 Ihm brauchte niemand etwas über die Menschen zu sagen, denn er wusste, was in jedem Einzelnen vor sich geht.

Jesus und der Pharisäer Nikodemus

Unter den Pharisäern gab es einen Mann namens Nikodemus; er war ein Mitglied des Hohen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus: »Rabbi«, sagte er, »wir wissen, dass Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat. Denn niemand kann die Wunder tun, die du vollbringst, wenn Gott sich nicht zu ihm stellt.«

Darauf erwiderte Jesus: »Ich versichere dir, Nikodemus: Wer nicht neu[q] geboren wird, kann Gottes Reich nicht sehen und erleben.« Verständnislos fragte der Pharisäer: »Wie kann jemand neu geboren werden, wenn er schon alt ist? Er kann doch nicht wieder in den Mutterleib zurück und noch einmal auf die Welt kommen!«

»Ich versichere dir«, entgegnete Jesus, »nur wer durch Wasser und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann in Gottes Reich kommen! Ein Mensch kann immer nur menschliches Leben hervorbringen. Wer aber durch Gottes Geist geboren wird, bekommt neues Leben.[r] Wundere dich deshalb nicht, dass ich dir gesagt habe: ›Ihr müsst neu geboren werden.‹ Es ist damit wie beim Wind[s]: Er weht, wo er will. Du hörst ihn, aber du kannst nicht erklären, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit der Geburt aus Gottes Geist.«

Nikodemus ließ nicht locker: »Aber wie soll das nur vor sich gehen?« 10 Jesus erwiderte: »Du bist ein anerkannter Gelehrter in Israel und verstehst das nicht? 11 Ja, ich versichere dir: Wir reden nur von dem, was wir genau kennen. Und was wir bezeugen, das haben wir auch gesehen. Trotzdem nehmt ihr unser Wort nicht an. 12 Ihr glaubt mir ja nicht einmal, wenn ich von irdischen Dingen rede! Wie also werdet ihr mir dann glauben, wenn ich von himmlischen Dingen spreche? 13 Es ist noch nie jemand zum Himmel hinaufgestiegen außer dem Menschensohn, der vom Himmel herab auf die Erde gekommen ist.

14 Du weißt doch, wie Mose in der Wüste eine Schlange aus Bronze an einer Stange aufrichtete, damit jeder, der sie ansah, am Leben blieb.[t] Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden[u], 15 damit jeder, der glaubt, durch ihn das ewige Leben hat[v].

16 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.

17 Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie zu retten. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, über den ist das Urteil damit schon gesprochen. Denn er weigert sich, Gottes einzigem Sohn zu vertrauen. 19 Und so vollzieht sich das Urteil: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn was sie taten, war böse. 20 Wer Böses tut, scheut das Licht und bleibt lieber im Dunkeln, damit niemand ihm seine Taten nachweisen kann. 21 Wer aber die Wahrheit Gottes liebt und das tut, was er will,[w] der tritt ins Licht! Dann zeigt sich: Gott selbst bestimmt das Handeln dieses Menschen.«

Johannes der Täufer tritt hinter Jesus zurück

22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in die Provinz Judäa. Er blieb einige Zeit mit ihnen dort und taufte. 23 Auch Johannes taufte bei Änon, in der Nähe von Salim, weil es dort genügend Wasser gab. Immer wieder kamen Menschen zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 24 Denn damals war er noch nicht im Gefängnis.

25 Eines Tages kam es zwischen einigen Jüngern von Johannes und einem Juden zum Streit darüber, welche Taufe wichtiger sei[x]. 26 Gemeinsam gingen sie schließlich zu Johannes und berichteten ihm: »Rabbi, der Mann, der damals am anderen Jordanufer zu dir kam und auf den du die Menschen hingewiesen hast, der tauft jetzt selber. Alle Leute gehen zu ihm, anstatt zu uns zu kommen

27 Doch Johannes erwiderte: »Kein Mensch kann sich auch nur das Geringste selber nehmen; es muss ihm von Gott gegeben werden. 28 Ihr selbst könnt doch bezeugen, dass ich gesagt habe: ›Ich bin nicht der Christus, der von Gott versprochene Retter. Ich soll ihn nur ankündigen, mehr nicht.‹ 29 Die Braut gehört schließlich zum Bräutigam! Der Freund des Bräutigams freut sich mit ihm, auch wenn er nur danebensteht. So geht es mir jetzt. Meine Freude könnte nicht größer sein. 30 Christus soll immer wichtiger werden, und ich will immer mehr in den Hintergrund treten.[y]

31 Er ist vom Himmel gekommen und steht deshalb über allen. Wir gehören zur Erde und haben hier unseren Ursprung. Darum können wir nur aus irdischer Sicht reden. Christus aber kommt vom Himmel 32 und kann bezeugen, was er dort gesehen und gehört hat. Trotzdem glaubt ihm keiner! 33 Wer aber auf seine Botschaft hört, der bestätigt damit, dass Gott die Wahrheit sagt. 34 Christus ist von Gott zu uns gesandt. Er redet Gottes Worte, denn Gott gibt ihm den Geist in seiner ganzen Fülle. 35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles seiner Macht unterstellt.

36 Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber nicht auf ihn hört, wird nie zum Leben gelangen, sondern Gottes Zorn wird für immer auf ihm lasten.«

Die Frau am Brunnen

1-2 Den Pharisäern war zu Ohren gekommen, dass Jesus noch mehr Nachfolger gewann und taufte als Johannes – obwohl er nicht einmal selbst taufte, sondern nur seine Jünger. Als Jesus das erfuhr, verließ er Judäa und kehrte nach Galiläa zurück. Sein Weg führte ihn auch durch Samarien, unter anderem nach Sychar. Dieser Ort liegt in der Nähe des Feldes, das Jakob seinem Sohn Josef geschenkt hatte.[z] Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Müde von der Wanderung setzte sich Jesus an den Brunnen. Es war um die Mittagszeit.

Da kam eine Samariterin aus der nahe gelegenen Stadt zum Brunnen, um Wasser zu holen. Jesus bat sie: »Gib mir etwas zu trinken!« Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um etwas zu essen einzukaufen.

Die Frau war überrascht, denn normalerweise wollten die Juden nichts mit den Samaritern zu tun haben. Sie sagte: »Du bist doch ein Jude! Wieso bittest du mich um Wasser? Schließlich bin ich eine samaritische Frau!«

10 Jesus antwortete ihr: »Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du wirklich zum Leben brauchst[aa]. Und ich würde es dir geben.«

11 »Aber Herr«, meinte da die Frau, »du hast doch gar nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief! Wo willst du denn das Wasser für mich hernehmen? 12 Kannst du etwa mehr als Jakob, unser Stammvater, der diesen Brunnen gegraben hat? Er selbst, seine Söhne und sein Vieh haben schon daraus getrunken.«

13 Jesus erwiderte: »Wer dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. 14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die ewiges Leben schenkt[ab]

15 »Dann gib mir von diesem Wasser, Herr«, bat die Frau, »damit ich nie mehr durstig bin und nicht immer wieder herkommen und Wasser holen muss!« 16 Jesus entgegnete: »Geh und ruf deinen Mann. Dann kommt beide hierher!« 17 »Ich bin nicht verheiratet«, wandte die Frau ein. »Das stimmt«, erwiderte Jesus, »verheiratet bist du nicht. 18 Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt.«

19 Erstaunt sagte die Frau: »Ich sehe, Herr, du bist ein Prophet! 20 Kannst du mir dann eine Frage beantworten? Unsere Vorfahren haben Gott auf diesem Berg dort[ac] angebetet. Warum also behauptet ihr Juden, man könne Gott nur in Jerusalem anbeten?«

21 Jesus antwortete: »Glaub mir, die Zeit kommt, in der ihr Gott, den Vater, weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet. 22 Ihr wisst ja nicht einmal, wer der ist, den ihr anbetet. Wir aber wissen, zu wem wir beten. Denn das Heil der Welt kommt von den Juden. 23 Doch es kommt die Zeit – ja, sie ist schon da –, in der die Menschen den Vater überall anbeten werden, weil sie von seinem Geist und seiner Wahrheit erfüllt sind. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden. 24 Denn Gott ist Geist. Und wer Gott anbeten will, muss von seinem Geist erfüllt sein und in seiner Wahrheit leben.[ad]«

25 Die Frau entgegnete: »Ja, ich weiß, dass einmal der Messias kommen soll, der von Gott versprochene Retter.« – Auf Griechisch nennt man ihn auch den Christus. – »Wenn dieser kommt, wird er uns das alles erklären.« 26 Da sagte Jesus: »Du sprichst mit ihm. Ich bin es.«

27 Als seine Jünger aus der Stadt zurückkamen, wunderten sie sich, dass er mit einer Frau redete.[ae] Aber keiner fragte ihn: »Was willst du von ihr? Warum sprichst du mit ihr?« 28 Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: 29 »Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß! Vielleicht ist er der Messias!« 30 Neugierig liefen die Leute aus der Stadt zu Jesus.

31 Inzwischen hatten ihm seine Jünger zugeredet: »Rabbi, iss doch etwas!« 32 Aber er sagte zu ihnen: »Ich habe eine Speise, von der ihr nichts wisst.« 33 »Hat ihm wohl jemand etwas zu essen gebracht?«, fragten sich die Jünger untereinander.

34 Aber Jesus erklärte ihnen: »Ich lebe davon, dass ich Gottes Willen erfülle und sein Werk zu Ende führe. Dazu hat er mich in diese Welt gesandt. 35 Habt ihr nicht selbst gesagt: ›Es dauert noch vier Monate, dann beginnt die Ernte‹?[af] Ich dagegen sage euch: Macht doch eure Augen auf und seht euch die Felder an! Das Getreide ist schon reif für die Ernte. 36 Wer sie einbringt, bekommt schon jetzt seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben. Beide sollen sich über die Ernte freuen: wer gesät hat und wer die Ernte einbringt. 37 Hier trifft das Sprichwort zu: ›Einer sät, der andere erntet.‹ 38 Ich habe euch auf ein Feld geschickt, das ihr nicht bestellt habt, damit ihr dort ernten sollt. Andere haben sich vor euch abgemüht, und ihr erntet die Früchte ihrer Arbeit.«

39 Viele Leute aus Sychar glaubten allein deshalb an Jesus, weil die Frau überall erzählt hatte: »Dieser Mann weiß alles, was ich getan habe.« 40 Als sie nun zu Jesus kamen, baten sie ihn, länger bei ihnen zu bleiben, und er blieb noch zwei Tage. 41 So konnten ihn alle hören, und daraufhin glaubten noch viel mehr Menschen an ihn. 42 Sie sagten zu der Frau: »Jetzt glauben wir nicht nur deshalb an Jesus, weil du uns von ihm erzählt hast. Wir haben ihn jetzt selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt!«

Jesus heilt ein schwer krankes Kind

43 Jesus blieb zwei Tage in Sychar, dann zog er weiter nach Galiläa. 44 Er selbst hatte zwar einmal gesagt, dass ein Prophet in seiner Heimat nichts gilt. 45 Als er aber dort ankam, nahmen ihn die Galiläer freundlich auf. Sie waren nämlich während des Passahfestes in Jerusalem gewesen und hatten alles miterlebt, was er dort getan hatte.

46 Auf seinem Weg durch Galiläa kam Jesus auch wieder nach Kana, wo er Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kapernaum lebte damals ein königlicher Beamter, dessen Sohn sehr krank war. 47 Als dieser Mann hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa zurückgekehrt war, ging er zu ihm und flehte: »Komm schnell in mein Haus und heile meinen Sohn; er liegt im Sterben!«

48 »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder zu sehen bekommt, glaubt ihr nie«, sagte Jesus zu ihm. 49 Der Beamte bat ihn: »Herr, komm bitte mit, bevor mein Kind stirbt!« 50 »Du kannst beruhigt nach Hause gehen«, erwiderte Jesus, »dein Sohn ist gesund!« Der Mann vertraute auf das, was Jesus ihm gesagt hatte, und ging nach Hause.

51 Noch während er unterwegs war, kamen ihm einige seiner Diener entgegen. »Dein Kind ist gesund!«, riefen sie. 52 Der Vater erkundigte sich: »Seit wann geht es ihm besser?« Sie antworteten: »Gestern Mittag gegen ein Uhr hatte er plötzlich kein Fieber mehr.« 53 Da wurde dem Vater klar, dass Jesus genau in dieser Stunde gesagt hatte: »Dein Sohn ist gesund!« Seitdem glaubte dieser Mann mit allen, die in seinem Haus lebten, an Jesus.

54 Dies war das zweite Wunder, das Jesus in Galiläa vollbrachte, nachdem er aus Judäa zurückgekehrt war.

Der Kranke am Teich Betesda

Bald darauf wurde eines der jüdischen Feste gefeiert, und auch Jesus ging dazu nach Jerusalem. In der Stadt befindet sich nicht weit vom Schaftor entfernt der Teich Betesda, wie er auf Hebräisch genannt wird. Er ist von fünf Säulenhallen umgeben. Viele Kranke lagen in diesen Hallen – Blinde, Gelähmte und Verkrüppelte[ag].

Einer von den Menschen, die dort lagen, war schon seit 38 Jahren krank. Als Jesus ihn sah und erfuhr, dass er schon so lange an seiner Krankheit litt, fragte er ihn: »Willst du gesund werden?« »Ach, Herr«, entgegnete der Kranke, »ich habe niemanden, der mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, ist immer ein anderer schneller als ich.« Da forderte ihn Jesus auf: »Steh auf, nimm deine Matte und geh!« Im selben Augenblick war der Mann geheilt. Er rollte seine Matte zusammen und ging seines Weges.

Das geschah an einem Sabbat. 10 Einige führende Juden, die den Geheilten sahen, hielten ihm vor: »Heute ist doch Sabbat! Da darf man keine Matte tragen!« 11 »Aber der Mann, der mich heilte, hat es mir ausdrücklich befohlen«, antwortete er ihnen. 12 »Wer war das? Wer hat dir so etwas befohlen?«, fragten sie nun. 13 Doch das wusste der Mann nicht, denn Jesus hatte den Teich wegen der großen Menschenmenge bereits wieder unbemerkt verlassen.

14 Später traf Jesus den Geheilten im Tempel und sagte zu ihm: »Du bist jetzt endlich gesund. Sündige nicht mehr, damit du nicht etwas Schlimmeres als deine Krankheit erlebst!« 15 Da ging der Mann zu den führenden Juden und berichtete, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte.

16 Von da an lauerten sie Jesus auf, weil er sogar am Sabbat Kranke heilte. 17 Aber Jesus sagte ihnen: »Zu jeder Zeit ist mein Vater am Wirken, und ich folge nur seinem Beispiel.« 18 Nach dieser Antwort waren sie erst recht entschlossen, ihn umzubringen. Denn Jesus hatte nicht nur ihre Sabbatvorschriften missachtet, sondern sogar Gott seinen Vater genannt und sich dadurch Gott gleichgestellt.

Woher nimmt Jesus das Recht für sein Handeln?

19 Auf diese Anschuldigungen der führenden Juden entgegnete Jesus: »Ich sage euch die Wahrheit: Von sich aus kann der Sohn gar nichts tun, sondern er tut nur das, was er den Vater tun sieht. Was immer aber der Vater tut, das tut auch der Sohn! 20 Denn weil der Vater den Sohn liebt, zeigt er ihm alles, was er selbst tut. Der Sohn wird noch viel größere Wunder tun, weil der Vater sie ihm zeigt. Ihr werdet staunen! 21 So wie der Vater Tote auferweckt und ihnen neues Leben gibt, so hat auch der Sohn die Macht dazu, neues Leben zu geben, wem er will. 22 Denn nicht der Vater spricht das Urteil über die Menschen, er hat das Richteramt vielmehr dem Sohn übertragen, 23 damit alle den Sohn ehren, genauso wie den Vater. Wer aber den Sohn nicht anerkennen will, der verachtet auch die Herrschaft des Vaters, der ja den Sohn gesandt hat.

24 Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Ihn wird das Urteil Gottes nicht treffen, er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten.

25 Ich versichere euch: Die Zeit wird kommen, ja, sie hat schon begonnen, in der die Toten die Stimme von Gottes Sohn hören werden. Und wer diesen Ruf hört, der wird leben. 26 Denn in meinem Vater ist das Leben, und nach seinem Willen hat auch der Sohn dieses Leben in sich. 27 Er hat ihm die Macht gegeben, die ganze Menschheit zu richten, weil er der Menschensohn ist.

28 Wundert euch nicht darüber! Der Tag wird kommen, an dem die Toten in ihren Gräbern die Stimme von Gottes Sohn hören werden. 29 Dann werden alle Menschen ihre Gräber verlassen: Die Gutes getan haben, werden auferstehen, um ewig zu leben, die aber Böses getan haben, um verurteilt zu werden.

30 Dabei kann ich nicht eigenmächtig handeln, sondern ich entscheide so, wie Gott es mir sagt. Deswegen ist mein Urteil auch gerecht. Denn mir geht es nicht darum, meinen eigenen Willen zu tun, sondern ich erfülle den Willen Gottes, der mich gesandt hat.«

Glaubwürdige Zeugen für den Sohn Gottes

31 »Wenn ich mein eigener Zeuge wäre, dann wären meine Worte nicht glaubwürdig. 32 Aber es gibt einen anderen Zeugen, der für mich spricht. Und ich weiß, dass es wahr ist, was er über mich sagt.

33 Ihr habt zwar eure Leute zu Johannes dem Täufer geschickt, um die Wahrheit über mich zu hören, und er hat sie euch bezeugt. 34 Doch ich brauche keine Aussage von Menschen. Nur um euretwillen nenne ich Johannes als Zeugen, weil ich will, dass ihr gerettet werdet. 35 Johannes war ein strahlendes Licht, ihr aber habt euch damit zufriedengegeben, euch eine Zeit lang daran zu freuen.

36 Doch ich habe noch wichtigere Zeugen als Johannes: die Taten nämlich, die ich im Auftrag meines Vaters vollbringe. Sie bestätigen, dass der Vater mich gesandt hat. 37 Gott selbst, der mich gesandt hat, ist ebenfalls mein Zeuge. Aber ihr habt noch niemals seine Stimme gehört, habt ihn nie von Angesicht zu Angesicht gesehen[ah]. 38 Ihr gebt seinem Wort keinen Raum in eurem Leben; sonst würdet ihr dem glauben, den Gott zu euch gesandt hat. 39 Ihr durchforscht die Heilige Schrift, weil ihr meint, in ihr das ewige Leben zu finden. Und tatsächlich weist gerade sie auf mich hin. 40 Dennoch wollt ihr nicht zu mir kommen, um dieses Leben zu haben.

41 Ich suche nicht die Anerkennung von Menschen! 42 Ihr dagegen seid anders. Ich kenne euch und weiß genau, dass ihr keine Liebe zu Gott in euch tragt. 43 Mein Vater hat mich zu euch geschickt, doch ihr lehnt mich ab. Wenn aber jemand in eigenem Auftrag zu euch kommt, den werdet ihr aufnehmen.

44 Kein Wunder, dass ihr nicht glauben könnt! Denn ihr seid doch nur darauf aus, voreinander etwas zu gelten. Aber euch ist völlig gleichgültig, ob ihr vor dem einzigen Gott bestehen könnt.

45 Es wird gar nicht nötig sein, dass ich euch vor dem Vater anklage: Mose ist euer Ankläger – genau der, auf den ihr eure ganze Hoffnung setzt! 46 Denn in Wirklichkeit glaubt ihr Mose gar nicht; sonst würdet ihr auch mir glauben. Schließlich hat doch Mose von mir geschrieben. 47 Wenn ihr aber nicht einmal glaubt, was er geschrieben hat, wie könnt ihr dann glauben, was ich euch sage?«

Fünftausend werden satt (Matthäus 14,13‒21; Markus 6,30‒44; Lukas 9,10‒17)

Danach fuhr Jesus an das andere Ufer des Sees Genezareth, den man auch See von Tiberias nennt.

Footnotes

  1. 1,5 Oder: doch die Finsternis wehrte sich gegen das Licht.
  2. 1,6 Gemeint ist Johannes der Täufer. Vgl. Kapitel 1,19‒34.
  3. 1,11 Oder: Er kam zu seinem Volk, aber sein Volk wies ihn ab.
  4. 1,13 Wörtlich: Die nicht aus Blut, auch nicht aus dem Willen des Fleisches und nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
  5. 1,17 Oder: Durch Mose gab uns Gott das Gesetz, und nun ist uns (außerdem) durch Jesus Christus seine Gnade und Wahrheit begegnet.
  6. 1,21 Vgl. Maleachi 3,23.
  7. 1,21 Vgl. 5. Mose 18,15.18.
  8. 1,23 Vgl. Jesaja 40,3.
  9. 1,27 Das Ausziehen und Nachtragen der Schuhe gehörte zu den Aufgaben eines Sklaven für seinen Herrn.
  10. 1,29 Vgl. 2. Mose 12,3‒14.
  11. 1,34 Oder nach anderen Handschriften: der Erwählte Gottes.
  12. 1,38 Im griechischen Text folgt an dieser Stelle unmittelbar die Erklärung des Wortes Rabbi: … das heißt übersetzt: »Lehrer«.
  13. 1,41 Im griechischen Text folgt an dieser Stelle unmittelbar die Erklärung des Wortes Messias: »Messias« ist das hebräische Wort für Christus.
  14. 1,42 Wörtlich: Kephas. – Im griechischen Text folgt an dieser Stelle unmittelbar die Erklärung des Namens Kephas: Das ist der hebräische Name für Petrus und bedeutet »Fels«.
  15. 2,15 Oder: und jagte alle Opfertiere, die Schafe ebenso wie die Rinder.
  16. 2,17 Psalm 69,10
  17. 3,3 Oder: von oben her. – So auch in Vers 7.
  18. 3,6 Wörtlich: Was aus dem Fleisch geboren worden ist, das ist Fleisch; was aus dem Geist geboren worden ist, das ist Geist.
  19. 3,8 Jesus macht sich hier zunutze, dass das griechische Wort für »Geist« und »Wind« dasselbe ist.
  20. 3,14 Vgl. 4. Mose 21,4‒9.
  21. 3,14 Mit dem Wort »erhöhen« spielt Jesus auf seine Kreuzigung und seine Rückkehr zum Vater, in die Herrlichkeit Gottes, an.
  22. 3,15 Oder nach anderen Handschriften: damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat.
  23. 3,21 Wörtlich: Wer aber die Wahrheit tut.
  24. 3,25 Oder: zum Streit über die Reinigungsvorschriften.
  25. 3,30 Nach Ansicht einiger Ausleger endet die Antwort von Johannes dem Täufer in Vers 30 und nicht erst in Vers 36. Dann ginge der Inhalt der Verse 31‒36 auf Johannes, den Verfasser des Evangeliums, zurück.
  26. 4,5 Vgl. 1. Mose 33,19; 48,22.
  27. 4,10 Wörtlich: würdest du mich um lebendiges Wasser bitten. – Damit ist zunächst frisches Quellwasser gemeint, in einem weiteren Sinn aber der Heilige Geist, der wahres Leben schenkt. Vgl. Kapitel 7,39.
  28. 4,14 Oder: zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fließt.
  29. 4,20 Gemeint ist der Berg Garizim. Vgl. Josua 8,30‒35 mit 5. Mose 11,26‒30 und 27,11‒13.
  30. 4,24 Wörtlich: Und die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
  31. 4,27 Es war nicht üblich, dass sich ein Rabbi mit einer Frau unterhielt.
  32. 4,35 Oder: Ihr habt ein Sprichwort, in dem es heißt: Zwischen Saat und Ernte liegen vier Monate.
  33. 5,3 Andere Handschriften fügen hinzu: und warteten darauf, dass sich Wellen auf dem Wasser zeigten. (Vers 4) Von Zeit zu Zeit besuchte nämlich ein Engel des Herrn den Teich und bewegte das Wasser. Wer dann als Erster in den Teich stieg, der wurde gesund, ganz gleich, welches Leiden er hatte.
  34. 5,37 Wörtlich: habt nie seine Gestalt gesehen.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dasselbe war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.

Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes.

Dieser kam zum Zeugnis, daß er von dem Licht zeugte, auf daß sie alle durch ihn glaubten.

Er war nicht das Licht, sondern daß er zeugte von dem Licht.

Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

10 Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt kannte es nicht.

11 Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12 Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben;

13 welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

15 Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.

16 Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

17 Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.

18 Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt.

19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du?

20 Und er bekannte und leugnete nicht; und er bekannte: Ich bin nicht Christus.

21 Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein!

22 Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? Daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?

23 Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des HERRN! wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

24 Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern.

25 Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, so du nicht Christus bist noch Elia noch der Prophet?

26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt.

27 Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, des ich nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse.

28 Dies geschah zu Bethabara jenseit des Jordans, wo Johannes taufte.

29 Des andern Tages sieht Johannes Jesum zu ihm kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!

30 Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist; denn er war eher denn ich.

31 Und ich kannte ihn nicht; sondern auf daß er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

32 Und Johannes zeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.

33 Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.

34 Und ich sah es und zeugte, daß dieser ist Gottes Sohn.

35 Des andern Tages stand abermals Johannes und zwei seiner Jünger.

36 Und als er Jesum sah wandeln, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm!

37 Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesu nach.

38 Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was suchet ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Meister, wo bist du zur Herberge?

39 Er sprach zu ihnen: Kommt und sehet's! Sie kamen und sahen's und blieben den Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.

40 Einer aus den zweien, die von Johannes hörten und Jesus nachfolgten, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.

41 Der findet am ersten seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (welches ist verdolmetscht: der Gesalbte),

42 und führte ihn zu Jesu. Da ihn Jesus sah, sprach er: Du bist Simon, Jona's Sohn; du sollst Kephas (Fels) heißen.

43 Des andern Tages wollte Jesus wieder nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!

44 Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.

45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Joseph's Sohn von Nazareth.

46 Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!

47 Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist.

48 Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.

49 Nathanael antwortete und spricht zu ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!

50 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres denn das sehen.

51 Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn.

Und am dritten Tag ward eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da.

Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen.

Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein.

Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.

Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesetzt nach der Weise der jüdischen Reinigung, und ging in je einen zwei oder drei Maß.

Jesus spricht zu ihnen: Füllet die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.

Und er spricht zu ihnen: Schöpfet nun und bringet's dem Speisemeister! Und sie brachten's.

Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, woher er kam (die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten), ruft der Speisemeister den Bräutigam

10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zum ersten guten Wein, und wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bisher behalten.

11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

12 Darnach zog er hinab gen Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger; und sie blieben nicht lange daselbst.

13 Und der Juden Ostern war nahe, und Jesus zog hinauf gen Jerusalem.

14 Und er fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schafe und Tauben feil hatten, und die Wechsler.

15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um

16 und sprach zu denen, die die Tauben feil hatten: tragt das von dannen und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause!

17 Seine Jünger aber gedachten daran, daß geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.

18 Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, daß du solches tun mögest?

19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten.

20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in Jahren erbaut; und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?

21 (Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.

22 Da er nun auferstanden war von den Toten, gedachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und der Rede, die Jesus gesagt hatte.)

23 Als er aber zu Jerusalem war am Osterfest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.

24 Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht; denn er kannte sie alle

25 und bedurfte nicht, daß jemand Zeugnis gäbe von einem Menschen; denn er wußte wohl, was im Menschen war.

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden.

Der kam zu Jesu bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?

Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden.

Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.

Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie mag solches zugehen?

10 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht?

11 Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben; und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an.

12 Glaubet ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde?

13 Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist.

14 Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden,

15 auf das alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

16 Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

19 Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.

20 Wer arges tut, der haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft werden.

21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, daß seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.

22 Darnach kam Jesus und seine Jünger in das jüdische Land und hatte daselbst sein Wesen mit ihnen und taufte.

23 Johannes aber taufte auch noch zu Enon, nahe bei Salim, denn es war viel Wasser daselbst; und sie kamen dahin und ließen sich taufen.

24 Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis gelegt.

25 Da erhob sich eine Frage unter den Jüngern des Johannes mit den Juden über die Reinigung.

26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseit des Jordans, von dem du zeugtest, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm.

27 Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel.

28 Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm her gesandt.

29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllt.

30 Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.

31 Der von obenher kommt, ist über alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über alle

32 und zeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an.

33 Wer es aber annimmt, der besiegelt's, daß Gott wahrhaftig sei.

34 Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß.

35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.

36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.

Da nun der HERR inneward, daß vor die Pharisäer gekommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und taufte denn Johannes

(wiewohl Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jünger),

verließ er das Land Judäa und zog wieder nach Galiläa.

Er mußte aber durch Samaria reisen.

Da kam er in eine Stadt Samarias, die heißt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab.

Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich also auf den Brunnen; und es war um die sechste Stunde.

Da kommt ein Weib aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!

(Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, daß sie Speise kauften.)

Spricht nun das samaritische Weib zu ihm: Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib? (Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.)

10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: "Gib mir zu trinken!", du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.

11 Spricht zu ihm das Weib: HERR, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?

12 Bist du mehr denn unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.

13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wir wieder dürsten;

14 wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

15 Spricht das Weib zu ihm: HERR, gib mir dieses Wasser, auf daß mich nicht dürste und ich nicht herkommen müsse, zu schöpfen!

16 Jesus spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinen Mann und komm her!

17 Das Weib antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann.

18 Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann; da hast du recht gesagt.

19 Das Weib spricht zu ihm: HERR, ich sehe, daß du ein Prophet bist.

20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, da man anbeten solle.

21 Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten.

22 Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden.

23 Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten.

24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

25 Spricht das Weib zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn derselbe kommen wird, so wird er's uns alles verkündigen.

26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.

27 Und über dem kamen seine Jünger, und es nahm sie wunder, daß er mit dem Weib redete. Doch sprach niemand: Was fragst du? oder: Was redest du mit ihr?

28 Da ließ das Weib ihren Krug stehen und ging hin in die Stadt und spricht zu den Leuten:

29 Kommt, seht einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich getan habe, ob er nicht Christus sei!

30 Da gingen sie aus der Stadt und kamen zu ihm.

31 Indes aber ermahnten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iß!

32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisset.

33 Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen gebracht?

34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.

35 Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, so kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld; denn es ist schon weiß zur Ernte.

36 Und wer da schneidet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß sich miteinander freuen, der da sät und der da schneidet.

37 Denn hier ist der Spruch wahr: Dieser sät, der andere schneidet.

38 Ich habe euch gesandt, zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet und ihr seid in ihre Arbeit gekommen.

39 Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus der Stadt um des Weibes Rede willen, welches da zeugte: Er hat mir gesagt alles, was ich getan habe.

40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er bei ihnen bliebe; und er blieb zwei Tage da.

41 Und viel mehr glaubten um seines Wortes willen

42 und sprachen zum Weibe: Wir glauben nun hinfort nicht um deiner Rede willen; wir haben selber gehört und erkannt, daß dieser ist wahrlich Christus, der Welt Heiland.

43 Aber nach zwei Tagen zog er aus von dannen und zog nach Galiläa.

44 Denn er selber, Jesus, zeugte, daß ein Prophet daheim nichts gilt.

45 Da er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die gesehen hatten alles, was er zu Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn sie waren auch zum Fest gekommen.

46 Und Jesus kam abermals gen Kana in Galiläa, da er das Wasser hatte zu Wein gemacht.

47 Und es war ein Königischer, des Sohn lag krank zu Kapernaum. Dieser hörte, daß Jesus kam aus Judäa nach Galiläa, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinabkäme und hülfe seinem Sohn; denn er war todkrank.

48 Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubet ihr nicht.

49 Der Königische sprach zu ihm: HERR, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt!

50 Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt! der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.

51 Und indem er hinabging, begegneten ihm seine Knechte, verkündigten ihm und sprachen: Dein Kind lebt.

52 Da forschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber.

53 Da merkte der Vater, daß es um die Stunde wäre, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.

54 Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus tat, da er aus Judäa nach Galiläa kam.

Darnach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf gen Jerusalem.

Es ist aber zu Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Bethesda und hat fünf Hallen,

in welchem lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Verdorrte, die warteten, wann sich das Wasser bewegte.

(Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich und bewegte das Wasser.) Welcher nun zuerst, nachdem das Wasser bewegt war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er behaftet war.

Es war aber ein Mensch daselbst, achtunddreißig Jahre lang krank gelegen.

Da Jesus ihn sah liegen und vernahm, daß er so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?

Der Kranke antwortete ihm: HERR, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich lasse; und wenn ich komme, so steigt ein anderer vor mir hinein.

Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!

Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber desselben Tages der Sabbat.

10 Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: Es ist heute Sabbat; es ziemt dir nicht, das Bett zu tragen.

11 Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sprach zu mir: "Nimm dein Bett und gehe hin!"

12 Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: "Nimm dein Bett und gehe hin!"?

13 Der aber geheilt worden war, wußte nicht, wer es war; denn Jesus war gewichen, da so viel Volks an dem Ort war.

14 Darnach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.

15 Der Mensch ging hin und verkündete es den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.

16 Darum verfolgten die Juden Jesum und suchten ihn zu töten, daß er solches getan hatte am Sabbat.

17 Jesus aber antwortete Ihnen: Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch.

18 Darum trachteten ihm die Juden viel mehr nach, daß sie ihn töteten, daß er nicht allein den Sabbat brach, sondern sagte auch, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.

19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.

20 Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern werdet.

21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.

22 Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben,

23 auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben.

26 Denn wie der Vater hat das Leben in ihm selber, also hat er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selber,

27 und hat ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, darum daß er des Menschen Sohn ist.

28 Verwundert euch des nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören,

29 und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

30 Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat.

31 So ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.

32 Ein anderer ist's, der von mir zeugt; und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, das er von mir zeugt.

33 Ihr schicktet zu Johannes, und er zeugte von der Wahrheit.

34 Ich aber nehme nicht Zeugnis von Menschen; sondern solches sage ich, auf daß ihr selig werdet.

35 Er war ein brennend und scheinend Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Lichte.

36 Ich aber habe ein größeres Zeugnis; denn des Johannes Zeugnis; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt habe.

37 Und der Vater, der mich gesandt hat, derselbe hat von mir gezeugt. Ihr habt nie weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen,

38 und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnend; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.

39 Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeuget;

40 und ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet.

41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen;

42 aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.

43 Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmet mich nicht an. So ein anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr annehmen.

44 Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet? und die Ehre, die von Gott allein ist, suchet ihr nicht.

45 Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt, der Mose, auf welchen ihr hofft.

46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.

47 So ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Darnach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa.

Und es zog ihm viel Volks nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.

Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern.

Es war aber nahe Ostern, der Juden Fest.

Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?

(Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.)

Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme.

Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:

Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?

10 Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagert. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann.

11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten.

12 Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkommt.

13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die übrig blieben denen, die gespeist worden.

14 Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

15 Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.

16 Am Abend aber gingen die Jünger hinab an das Meer

17 und traten in das Schiff und kamen über das Meer gen Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen.

18 Und das Meer erhob sich von einem großen Winde.

19 Da sie nun gerudert hatten bei fünfundzwanzig oder dreißig Feld Wegs, sahen sie Jesum auf dem Meere dahergehen und nahe zum Schiff kommen; und sie fürchteten sich.

20 Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht!

21 Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff am Lande, da sie hin fuhren.

22 Des anderen Tages sah das Volk, das diesseit des Meeres stand, daß kein anderes Schiff daselbst war denn das eine, darin seine Jünger getreten waren, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Jünger waren weggefahren.

23 Es kamen aber andere Schiffe von Tiberias nahe zur Stätte, da sie das Brot gegessen hatten durch des HERRN Danksagung.

24 Da nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war noch seine Jünger, traten sie auch in Schiffe und kamen gen Kapernaum und suchten Jesum.

25 Und da sie ihn fanden jenseit des Meeres, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hergekommen?

26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.

27 Wirket Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn den hat Gott der Vater versiegelt.

28 Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?

29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du denn für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir? Was wirkst du?

31 Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: "Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen."

32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Mose hat euch nicht das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel.

33 Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.

34 Da sprachen sie zu ihm: HERR, gib uns allewege solch Brot.

35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

36 Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habt, und glaubet doch nicht.

37 Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.

39 Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tage.

40 Denn das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

41 Da murrten die Juden darüber, daß er sagte: Ich bin das Brot, daß vom Himmel gekommen ist,

42 und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, des Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht er denn: Ich bin vom Himmel gekommen?

43 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murret nicht untereinander.

44 Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

45 Es steht geschrieben in den Propheten: "Sie werden alle von Gott gelehrt sein." Wer es nun hört vom Vater und lernt es, der kommt zu mir.

46 Nicht daß jemand den Vater habe gesehen, außer dem, der vom Vater ist; der hat den Vater gesehen.

47 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.

48 Ich bin das Brot des Lebens.

49 Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben.

50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe.

51 Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, daß ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.

52 Da zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?

53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.

54 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.

56 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.

57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen.

58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben Manna gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.

59 Solches sagte er in der Schule, da er lehrte zu Kapernaum.

60 Viele nun seine Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?

61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das?

62 Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, da er zuvor war?

63 Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben.

64 Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. (Denn Jesus wußte von Anfang wohl, welche nicht glaubend waren und welcher ihn verraten würde.)

65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben.

66 Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm.

67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?

68 Da antwortete ihm Simon Petrus: HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;

69 und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.

70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? und-euer einer ist ein Teufel!

71 Er redete aber von dem Judas, Simons Sohn, Ischariot; der verriet ihn hernach, und war der Zwölfe einer.

Darnach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, darum daß ihm die Juden nach dem Leben stellten.

Es war aber nahe der Juden Fest, die Laubhütten.

Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mache dich auf von dannen und gehe nach Judäa, auf daß auch deine Jünger sehen, die Werke die du tust.

Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch frei offenbar sein. Tust du solches, so offenbare dich vor der Welt.

Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.

Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht hier; eure Zeit aber ist allewege.

Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber haßt sie, denn ich zeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind.

Gehet ihr hinauf auf dieses Fest; ich will noch nicht hinaufgehen auf dieses Fest, den meine Zeit ist noch nicht erfüllt.

Da er aber das zu ihnen gesagt, blieb er in Galiläa.

10 Als aber seine Brüder waren hinaufgegangen, da ging er auch hinauf zu dem Fest, nicht offenbar, sondern wie heimlich.

11 Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: Wo ist der?

12 Und es war ein großes Gemurmel unter dem Volk. Etliche sprachen: Er ist fromm; die andern aber sprachen: Nein, er verführt das Volk.

13 Niemand aber redete frei von ihm um der Furcht willen vor den Juden.

14 Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.

15 Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernt hat?

16 Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat.

17 So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.

18 Wer von sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber sucht die Ehre des, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Ungerechtigkeit an ihm.

19 Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?

20 Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel; wer versucht dich zu töten?

21 Jesus antwortete und sprach: Ein einziges Werk habe ich getan, und es wundert euch alle.

22 Mose hat euch darum gegeben die Beschneidung, nicht daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern, und ihr beschneidet den Menschen am Sabbat.

23 So ein Mensch die Beschneidung annimmt am Sabbat, auf daß nicht das Gesetz Mose's gebrochen werde, zürnet ihr denn über mich, daß ich den ganzen Menschen habe am Sabbat gesund gemacht?

24 Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht.

25 Da sprachen etliche aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie suchten zu töten?

26 Und siehe zu, er redet frei, und sie sagen nichts. Erkennen unsere Obersten nun gewiß, daß er gewiß Christus sei?

27 Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber Christus kommen wird, so wird niemand wissen, woher er ist.

28 Da rief Jesus im Tempel und sprach: Ja, ihr kennet mich und wisset, woher ich bin; und von mir selbst bin ich nicht gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, welchen ihr nicht kennet.

29 Ich kenne ihn aber; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.

30 Da suchten sie ihn zu greifen; aber niemand legte die Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

31 Aber viele vom Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn Christus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen tun, denn dieser tut?

32 Und es kam vor die Pharisäer, daß das Volk solches von ihm murmelte. Da sandten die Pharisäer und Hohenpriester Knechte aus, das sie ihn griffen.

33 Da sprach Jesus zu ihnen: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.

34 Ihr werdet mich suchen, und nicht finden; und wo ich bin, könnet ihr nicht hin kommen.

35 Da sprachen die Juden untereinander: Wo soll dieser hin gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er zu den Zerstreuten unter den Griechen gehen und die Griechen lehren?

36 Was ist das für eine Rede, daß er sagte: "Ihr werdet mich suchen, und nicht finden; und wo ich bin, da könnet ihr nicht hin kommen"?

37 Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

38 Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.

39 Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Heilige Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verklärt.

40 Viele nun vom Volk, die diese Rede hörten, sprachen: Dieser ist wahrlich der Prophet.

41 Andere sprachen: Er ist Christus. Etliche aber sprachen: Soll Christus aus Galiläa kommen?

42 Spricht nicht die Schrift: von dem Samen Davids und aus dem Flecken Bethlehem, da David war, soll Christus kommen?

43 Also ward eine Zwietracht unter dem Volk über ihn.

44 Es wollten aber etliche ihn greifen; aber niemand legte die Hand an ihn.

45 Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und sie sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?

46 Die Knechte antworteten: Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch.

47 Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr auch verführt?

48 Glaubt auch irgendein Oberster oder Pharisäer an ihn?

49 sondern das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht.

50 Spricht zu ihnen Nikodemus, der bei der Nacht zu ihm kam, welcher einer unter ihnen war:

51 Richtet unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennt, was er tut?

52 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe, aus Galiläa steht kein Prophet auf.

53 Und ein jeglicher ging also heim.

Jesus aber ging an den Ölberg.

Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie.

Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte dar

und sprachen zu ihm: Meister, dies Weib ist ergriffen auf frischer Tat im Ehebruch.

Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagst du?

Das sprachen sie aber, ihn zu versuchen, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

Als sie nun anhielten, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.

Und bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde.

Da sie aber das hörten, gingen sie hinaus (von ihrem Gewissen überführt), einer nach dem andern, von den Ältesten bis zu den Geringsten; und Jesus ward gelassen allein und das Weib in der Mitte stehend.

10 Jesus aber richtete sich auf; und da er niemand sah denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt?

11 Sie aber sprach: HERR, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!

12 Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wir das Licht des Lebens haben.

13 Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugst von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.

14 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So ich von mir selbst zeugen würde, so ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme und wohin ich gehe.

15 Ihr richtet nach dem Fleisch; ich richte niemand.

16 So ich aber richte, so ist mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.

17 Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis wahr sei.

18 Ich bin's, der ich von mir selbst zeuge; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.

19 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater.

20 Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, da er lehrte im Tempel; und niemand griff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hin gehe, da könnet ihr nicht hin kommen.

22 Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, daß er spricht: "Wohin ich gehe, da könnet ihr nicht hin kommen"?

23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von untenher, ich bin von obenher; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.

24 So habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden; denn so ihr nicht glaubt, daß ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden.

25 Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Erstlich der, der ich mit euch rede.

26 Ich habe viel von euch zu reden und zu richten; aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der Welt.

27 Sie verstanden aber nicht, daß er ihnen von dem Vater sagte.

28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es sei und nichts von mir selber tue, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich.

29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.

30 Da er solches redete, glaubten viele an ihn.

31 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger

32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

33 Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Samen, sind niemals jemandes Knecht gewesen; wie sprichst du denn: "Ihr sollt frei werden"?

34 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.

35 Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibt ewiglich.

36 So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.

37 Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Samen seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn meine Rede fängt nicht bei euch.

38 Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; so tut ihr, was ihr von eurem Vater gesehen habt.

39 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke.

40 Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.

41 Ihr tut eures Vaters Werke. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren, wir haben einen Vater, Gott.

42 Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin ausgegangen und komme von Gott; denn ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt.

43 Warum kennet ihr denn meine Sprache nicht? Denn ihr könnt ja mein Wort nicht hören.

44 Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben.

45 Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, so glaubet ihr mir nicht.

46 Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?

47 Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; darum hört ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.

48 Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und hast den Teufel?

49 Jesus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr unehret mich.

50 Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht, und richtet.

51 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.

52 Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: "So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich."

53 Bist du denn mehr als unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?

54 Jesus antwortete: So ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von welchem ihr sprecht, er sei euer Gott;

55 und kennet ihn nicht, ich aber kenne ihn. Und so ich würde sagen: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.

56 Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn und freute sich.

57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?

58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ehe denn Abraham ward, bin ich.

59 Da hoben sie Steine auf, daß sie auf ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.

Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war.

Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren?

Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm.

Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.

Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt.

Da er solches gesagt, spützte er auf die Erde und machte einen Kot aus dem Speichel und schmierte den Kot auf des Blinden Augen

und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloah (das ist verdolmetscht: gesandt) und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.

Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht, der dasaß und bettelte?

Etliche sprachen: Er ist's, etliche aber: er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.

10 Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan worden?

11 Er antwortete und sprach: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Kot und schmierte meine Augen und sprach: "Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich!" Ich ging hin und wusch mich und ward sehend.

12 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist er? Er sprach: Ich weiß nicht.

13 Da führten sie ihn zu den Pharisäern, der weiland blind war.

14 (Es war aber Sabbat, da Jesus den Kot machte und seine Augen öffnete.)

15 Da fragten ihn abermals auch die Pharisäer, wie er wäre sehend geworden. Er aber sprach zu ihnen: Kot legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.

16 Da sprachen etliche der Pharisäer: Der Mensch ist nicht von Gott, dieweil er den Sabbat nicht hält. Die andern aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es ward eine Zwietracht unter ihnen.

17 Sie sprachen wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er hat deine Augen aufgetan? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.

18 Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden wäre, bis daß sie riefen die Eltern des, der sehend war geworden,

19 fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von welchem ihr sagt, er sei blind geboren? Wie ist er denn nun sehend?

20 Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren ist;

21 wie er aber nun sehend ist, wissen wir nicht; oder wer ihm hat seine Augen aufgetan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fraget ihn, laßt ihn selbst für sich reden.

22 Solches sagten seine Eltern; denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon vereinigt, so jemand ihn für Christus bekennte, daß er in den Bann getan würde.

23 Darum sprachen seine Eltern: er ist alt genug, fraget ihn selbst.

24 Da riefen sie zum andernmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist.

25 Er antwortete und sprach: Ist er ein Sünder, das weiß ich nicht; eines weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend.

26 Da sprachen sie wieder zu ihm: Was tat er dir? Wie tat er deine Augen auf?

27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch jetzt gesagt; habt ihr's nicht gehört? Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?

28 Da schalten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Mose's Jünger.

29 Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.

30 Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist ein wunderlich Ding, daß ihr nicht wisset, woher er sei, und er hat meine Augen aufgetan.

31 Wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht hört; sondern so jemand gottesfürchtig ist und tut seinen Willen, den hört er.

32 Von der Welt an ist's nicht erhört, daß jemand einem geborenen Blinden die Augen aufgetan habe.

33 Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.

34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünde geboren, und lehrst uns? Und stießen ihn hinaus.

35 Es kam vor Jesus, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes?

36 Er antwortete und sprach: Herr, welcher ist's? auf daß ich an ihn glaube.

37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's.

38 Er aber sprach: HERR, ich glaube, und betete ihn an.

39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden.

40 Und solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind?

41 Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprecht: "Wir sind sehend", bleibt eure Sünde.

10 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür eingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder.

Der aber zur Tür hineingeht, der ist ein Hirte der Schafe.

Dem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus.

Und wenn er seine Schafe hat ausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.

Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen von ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht.

Diesen Spruch sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was es war, das er zu ihnen sagte.

Da sprach Jesus wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.

Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht.

Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und wird ein und aus gehen und Weide finden.

10 Ein Dieb kommt nur, daß er stehle, würge und umbringe.

11 Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

12 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für seine Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe.

13 Der Mietling aber flieht; denn er ist ein Mietling und achtet der Schafe nicht.

14 Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen,

15 wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselben muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird eine Herde und ein Hirte werden.

17 Darum liebt mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse, auf daß ich's wiedernehme.

18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.

19 Da ward abermals eine Zwietracht unter den Juden über diese Worte.

20 Viele unter ihnen sprachen: Er hat den Teufel und ist unsinnig; was höret ihr ihm zu?

21 Die andern sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann der Teufel auch der Blinden Augen auftun?

22 Es ward aber Kirchweihe zu Jerusalem und war Winter.

23 Und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomos.

24 Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsere Seele auf? Bist du Christus, so sage es uns frei heraus.

25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir.