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Denn Bedrückung bringt den Weisen zur Tollheit, und das Bestechungsgeschenk verderbt das Herz.

Der Ausgang einer Sache ist besser als ihr Anfang; besser ein Langmütiger als ein Hochmütiger.[a]

Lass dich nicht schnell zum Ärger reizen; denn der Ärger wohnt in der Brust der Toren.

10 Sprich nicht: »Wie kommt es, dass die früheren Tage besser waren als diese?« Denn nicht aus Weisheit fragst du so!

11 Weisheit ist so gut wie ein Erbbesitz und ein Vorteil für die, welche die Sonne sehen.

12 Denn die Weisheit gewährt Schutz, und auch das Geld gewährt Schutz; aber der Vorzug der Erkenntnis ist der, dass die Weisheit ihrem Besitzer Leben gibt.

13 Betrachte das Werk Gottes! Wer kann gerade machen, was er gekrümmt hat?

14 Am guten Tag sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht gleichwie jenen — wie ja der Mensch auch gar nicht herausfinden kann, was nach ihm kommt.

15 Dies alles habe ich gesehen in den Tagen meiner Nichtigkeit: Da ist ein Gerechter, der umkommt in seiner Gerechtigkeit, und dort ist ein Gottloser, der lange lebt in seiner Bosheit.

16 Sei nicht allzu gerecht und erzeige dich nicht übermäßig weise! Warum willst du dich selbst verderben?

17 Sei aber auch nicht allzu gesetzlos[b] und sei kein Narr! Warum willst du vor deiner Zeit sterben?

18 Es ist am besten, du hältst das eine fest und lässt auch das andere nicht aus der Hand; denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allem.

19 Die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Mächtige, die in der Stadt sind.

20 Weil kein Mensch auf Erden so gerecht ist, dass er Gutes tut, ohne zu sündigen,

21 so höre auch nicht auf alle Worte, die man dir hinterbringt, und nimm sie nicht zu Herzen, damit du nicht deinen eigenen Knecht dir fluchen hörst!

22 Denn wie oft — das weiß dein Herz — hast auch du anderen geflucht!

Die wahre Weisheit ist auf Erden nicht zu finden

23 Dies alles habe ich mit Weisheit geprüft. Ich sprach: Ich will weise werden! Aber sie blieb fern von mir.

24 Wie weit entfernt ist das, was geschehen ist[c], und tief, ja, tief verborgen! Wer will es ausfindig machen?

25 Ich wandte mich dazu, und mein Herz war dabei, zu erkennen und zu erforschen und zu fragen nach Weisheit und dem Endergebnis, aber auch kennenzulernen, wie dumm die Gottlosigkeit und wie unsinnig die Narrheit ist.

26 Da fand ich: Bitterer als der Tod ist eine Frau, die Fangnetzen gleicht, deren Herz ein Fallstrick ist und deren Hände Fesseln sind; wer Gott wohlgefällig ist, wird ihr entkommen, aber der Sünder wird von ihr gefangen.

27 Siehe, das habe ich herausgefunden, spricht der Prediger, indem ich eins ums andere prüfte, um zum Endergebnis zu kommen.

28 Was aber meine Seele noch immer sucht, habe ich nicht gefunden; einen Mann habe ich unter tausend gefunden; aber eine Frau habe ich unter diesen allen nicht gefunden!

29 Allein, siehe, das habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat; sie aber suchen viele arglistige Machenschaften[d].

Demut und Gottesfurcht in der Lebensführung

Wer ist wie der Weise, und wer versteht die Deutung der Worte? Die Weisheit eines Menschen erleuchtet sein Angesicht, und die Härte seiner Gesichtszüge wird verwandelt.

Ich [sage]: Befolge den Befehl des Königs, und zwar wegen des vor Gott geleisteten Eides![e]

Lass dich nicht von seinem Angesicht verscheuchen und vertritt keine schlechte Sache; denn er tut alles, was er will.

Denn das Wort des Königs ist mächtig, und wer darf zu ihm sagen: Was machst du?

Wer das Gebot bewahrt, der will nichts von einer bösen Sache wissen, und das Herz des Weisen weiß um Zeit und Gericht.

Denn für jedes Vorhaben gibt es eine Zeit und ein Gericht; denn das Böse des Menschen lastet schwer auf ihm.

Denn er weiß nicht, was geschehen wird; und wer sagt ihm, wie es geschehen wird?

Kein Mensch hat Macht über den Wind[f], dass er den Wind zurückhalten könnte; so gebietet auch keiner über den Tag des Todes; auch gibt es im Krieg keine Entlassung, und der Frevel rettet den nicht, der ihn verübt.

Dies alles habe ich gesehen und mein Herz all dem Treiben gewidmet, das geschieht unter der Sonne, in einer Zeit, da ein Mensch über den anderen herrscht zu seinem Schaden.

10 Ich sah dann auch, wie Gottlose begraben wurden und [zur Ruhe] eingingen, während solche, die recht gehandelt hatten, den heiligen Ort verlassen mussten und vergessen wurden in der Stadt; auch das ist nichtig!

11 Weil der Richterspruch über die böse Tat nicht rasch vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun.

12 Wenn auch ein Sünder hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es denen gut gehen wird, die Gott fürchten, die sich scheuen vor seinem Angesicht.

13 Aber dem Gottlosen wird es nicht gut ergehen, und er wird, dem Schatten gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er Gott nicht fürchtet!

14 Es ist eine Nichtigkeit, die auf Erden geschieht, dass es Gerechte gibt, denen es nach dem Tun der Gottlosen ergeht,[g] und Gottlose, denen es nach dem Tun der Gerechten ergeht. Ich habe gesagt, dass auch das nichtig ist.

15 Darum habe ich die Freude gepriesen, weil es für den Menschen nichts Besseres gibt unter der Sonne, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein, dass ihn das begleiten soll bei seiner Mühe alle Tage seines Lebens, die Gott ihm gibt unter der Sonne.

16 Als ich mein Herz darauf richtete, die Weisheit zu erlernen und das geschäftige Treiben zu betrachten, das sich auf Erden abspielt, sodass einer seinen Augen weder bei Tag noch bei Nacht Schlaf gönnt —

17 da sah ich an dem ganzen Werk Gottes, dass der Mensch das Werk nicht ergründen kann, das geschieht unter der Sonne; obwohl der Mensch sich Mühe gibt, es zu erforschen, so kann er es nicht ergründen; und wenn auch der Weise behauptet, er verstehe es, so kann er es dennoch nicht ergründen.

Der Mensch hat sein Geschick nicht in der Hand

Dies alles habe ich mir zu Herzen genommen, und dies habe ich zu erkennen gesucht, dass die Gerechten und die Weisen und ihre Werke in der Hand Gottes sind. Der Mensch weiß weder um Liebe noch um Hass [im Voraus]; es liegt alles [verborgen] vor ihnen.[h]

Alles [geschieht] gleicherweise allen. Es kann dem Gerechten dasselbe begegnen wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen, dem, der Opfer darbringt, wie dem, der keine Opfer darbringt; dem Guten wie dem Sünder, dem, der schwört, wie dem, der sich vor dem Eid fürchtet.

Das ist das Schlimme bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass allen dasselbe begegnet; daher wird auch das Herz der Menschen voll Bosheit, und Tollheit ist in ihren Herzen ihr Leben lang, und danach geht es zu den Toten!

Denn für jeden, der noch zu den Lebenden gehört, gibt es Hoffnung; denn ein lebendiger Hund ist besser daran als ein toter Löwe.

Denn die Lebendigen wissen, dass sie sterben müssen; aber die Toten wissen gar nichts, und es wird ihnen auch keine Belohnung mehr zuteil; denn man denkt nicht mehr an sie.

Ihre Liebe und ihr Hass wie auch ihr Eifer sind längst vergangen, und sie haben auf ewig keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht.

So geh nun hin, iss mit Freuden dein Brot und trinke deinen Wein mit fröhlichem Herzen, denn Gott hat dein Tun längst gebilligt!

Lass deine Kleider allezeit weiß sein, und lass das Öl nicht fehlen auf deinem Haupt!

Genieße das Leben mit der Frau,[i] die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das er dir unter der Sonne gegeben hat, alle deine nichtigen Tage hindurch; denn das ist dein Anteil in [diesem] Leben und in der Mühe, womit du dich abmühst unter der Sonne.

10 Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im Totenreich, in das du gehst, gibt es kein Wirken mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit!

11 Und ich wandte mich um und sah unter der Sonne, dass nicht die Schnellen den Wettlauf gewinnen, noch die Starken die Schlacht, dass nicht die Weisen das Brot erlangen, auch nicht die Verständigen den Reichtum, noch die Erfahrenen Gunst, denn sie sind alle von Zeit und Umständen abhängig.

12 Denn auch der Mensch kennt seine Zeit nicht, so wenig wie die Fische, die mit dem tödlichen Netz gefangen werden, und wie die Vögel, die man mit der Schlinge fängt; gleich diesen werden auch die Menschenkinder gefangen zur Zeit des Unheils, wenn es plötzlich über sie kommt.

Footnotes

  1. (7,8) od. ein langmütiger Geist ist besser als ein hochfahrender Geist.
  2. (7,17) od. gottlos.
  3. (7,24) od. ist das, was ist.
  4. (7,29) od. Berechnungen / Anschläge.
  5. (8,2) w. wegen des Eides Gottes.
  6. (8,8) od. den Geist.
  7. (8,14) d.h. sie werden von Gott mit Züchtigungen heimgesucht, als hätten sie dasselbe getan wie die Gottlosen.
  8. (9,1) d.h. weil es in der Zukunft liegt, ist es ihnen verborgen.
  9. (9,9) od. Lebe einsichtig mit der Frau … / Habe wohl acht auf dein Leben mit der Frau … w. Sieh auf das Leben mit der Frau … (vgl. 1Pt 3,7).

Wenn ein Verständiger sich unter Druck setzen lässt, wird er zum Narren; wer Bestechungsgeschenke annimmt, lässt sich den Verstand vernebeln.

Das Ende einer Sache ist besser als ihr Anfang; Geduld zu haben, bringt weiter als Überheblichkeit.

Werde nicht schnell zornig, denn nur ein Dummkopf braust leicht auf.

10 Frag nicht: »Warum war früher alles besser?« Damit zeigst du nur, wie wenig Weisheit du besitzt.

11 Weisheit ist so wertvoll wie ein reiches Erbe, sie ist für jeden Menschen auf dieser Welt ein Gewinn. 12 Sie bietet so viel Sicherheit wie Geld, ja, sie schenkt sogar noch mehr: Wer die Weisheit besitzt, den erhält sie am Leben.

13 Halte dir vor Augen, was Gott tut! Wer kann gerade machen, was er gekrümmt hat?

14 Wenn es dir gut geht, dann freu dich über dein Glück, und wenn es dir schlecht geht, dann bedenke: Gott schickt dir beides, und du weißt nie, was die Zukunft bringen wird.

Vermeide die Extreme!

15 In meinem vergänglichen Leben habe ich viel gesehen: Manch einer richtet sich nach Gottes Geboten und kommt trotzdem um; ein anderer will von Gott nichts wissen, aber er genießt ein langes Leben. 16 Sei nicht allzu fromm und übertreib es nicht mit deiner Weisheit! Warum willst du dich selbst zugrunde richten? 17 Sei aber auch nicht gewissenlos und unvernünftig! Warum willst du sterben, bevor deine Zeit gekommen ist? 18 Es ist gut, wenn du dich an beides hältst und die Extreme vermeidest. Wer Ehrfurcht vor Gott hat, der findet den richtigen Weg.

19 Weisheit beschützt einen Menschen mehr, als zehn Machthaber einer Stadt ihm helfen können. 20 Doch es ist kein Mensch auf der Erde so gottesfürchtig, dass er nur Gutes tut und niemals sündigt.

21 Hör nicht auf das Geschwätz der Leute; dann hörst du auch nicht, wie dein Untergebener über dich lästert! 22 Du weißt genau, dass auch du schon oft über andere hergezogen bist.

Wer ist weise?

23 Ich habe versucht, dies alles mit meiner Weisheit zu erforschen; ich wollte Einsicht erlangen, aber sie blieb mir unerreichbar fern. 24 Was geschieht, kann man nicht ergründen – es ist tief verborgen und nicht zu verstehen. 25 Trotzdem bemühte ich mich mit aller Kraft, Weisheit zu erlangen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Ich wollte wissen, ob Gottlosigkeit auf Unwissenheit beruht und ob mangelnde Einsicht mit Verblendung zusammenhängt.

26 Dabei habe ich gemerkt: Etwas ist noch schlimmer als der Tod, nämlich jene Frau, die einem Fangseil gleicht, deren Liebe dich einfängt wie ein Netz und deren Arme dich umschließen wie Fesseln. Ein Mann, der Gott gefällt, kann sich vor ihr retten, aber der Gottlose wird von ihr gefangen.

27 Ja, sagt der Prediger, das habe ich nach und nach herausgefunden, während ich nach Antworten suchte. 28 Doch worum ich mich die ganze Zeit mühte, habe ich immer noch nicht gefunden. Unter tausend Menschen fand ich nur einen Mann, dem ich mein Vertrauen schenken konnte, aber keine Frau.

29 Nur dieses eine habe ich gelernt: Gott hat die Menschen aufrichtig und wahrhaftig geschaffen, jetzt aber sind sie falsch und berechnend.

Wen kann man zu den Weisen zählen? Wer versteht es, das Leben richtig zu deuten? Ein weiser Mensch hat ein freundliches Gesicht, alle Härte ist daraus verschwunden.

Die Macht der Herrscher

Ich rate dir: Gehorch den Befehlen des Königs, denn du hast ihm vor Gott die Treue geschworen. Hüte dich davor, ihm abtrünnig zu werden, und lass dich nicht auf Intrigen ein, denn der König setzt ja doch alles durch, was ihm gefällt. Seine Worte haben Macht, niemand kann ihn zur Rede stellen und fragen: »Was tust du da?« Weise ist, wer den Befehlen des Königs gehorcht und nichts gegen ihn unternimmt. Ein solcher Mensch weiß, wann und wie er handeln muss[a].

Denn alles hat seine Zeit, und für jede Situation gibt es ein entsprechendes Verhalten[b]. Doch auf dem Menschen lastet eine schwere Not: Er weiß nicht, was auf ihn zukommt, und niemand kann ihm sagen, was die Zukunft bringt. So wie er keine Macht über den Wind besitzt und ihn nicht aufhalten kann, so kann er auch nicht den Tag seines Todes aufhalten. Ein Soldat wird niemals mitten im Krieg vom Dienst befreit, und keine böse Tat kann einen Menschen retten, wenn seine Stunde geschlagen hat.

Dies alles habe ich begriffen, als ich beobachtete, was auf dieser Welt geschieht – einer Welt, in der einige Menschen Macht besitzen und die anderen darunter leiden müssen.

Das Unrecht in der Welt

10 Ich habe gesehen, wie Menschen, die von Gott nichts wissen wollten, in Ehren begraben wurden, während man andere, die Gott gehorchten, aus der Nähe des Heiligtums vertrieb und sie vergaß in der Stadt. Das ist doch unsinnig!

11 Die Verbrecher werden nicht schnell genug bestraft, und das verführt die Leute umso mehr dazu, Böses zu tun. 12 Manch einer hat schon hundert Verbrechen begangen und kann trotzdem ein langes Leben genießen!

Ja, auch ich weiß: »Wer Gott ehrt und ihm gehorcht, dem geht es gut. 13 Wer Gott missachtet, muss die Folgen tragen: Sein Leben schwindet so schnell wie ein Schatten, weil er keine Ehrfurcht hat vor Gott.« 14 Und trotzdem geschieht so vieles auf der Welt, das keinen Sinn ergibt: Da geht es rechtschaffenen Menschen so schlecht, wie es den Gottlosen gehen sollte. Und da haben Gottlose ein so schönes Leben, als hätten sie Gottes Gebote befolgt. Das kommt mir alles so sinnlos vor!

15 Darum empfehle ich allen, das Leben zu genießen, denn es gibt für den Menschen nichts Besseres auf der Welt, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein. Das wird ihn bei seiner Mühe begleiten das kurze Leben hindurch, das Gott ihm gegeben hat.

Was Gott tut, ist unbegreiflich!

16-17 Ich bemühte mich, die Weisheit kennen zu lernen und das Tun und Treiben auf dieser Welt zu verstehen. Doch ich musste einsehen: Was Gott tut und auf der Welt geschehen lässt, kann der Mensch nicht vollständig begreifen, selbst wenn er sich Tag und Nacht keinen Schlaf gönnt. So sehr er sich auch anstrengt, alles zu erforschen, er wird es nicht ergründen! Und wenn ein weiser Mensch behauptet, er könne das alles verstehen, dann irrt er sich!

Über dies alles habe ich nachgedacht, und ich habe erkannt: Auch der Rechtschaffene und Verständige ist bei allem, was er tut, von Gott abhängig. Der Mensch versteht nicht einmal, warum er liebt oder hasst; erst recht weiß er nicht, was auf ihn zukommt! Am Ende trifft sie alle ein und dasselbe Schicksal, ob sie nun Gott gehorchen oder ihn missachten, ob sie Gutes tun und sich an die Reinheitsgebote halten oder nicht, ob sie Gott Opfer bringen oder es sein lassen. Dem Guten ergeht es genauso wie dem Sünder, dem, der schwört, ebenso wie dem, der den Schwur scheut.

Es ist zum Verzweifeln, dass alle Menschen auf dieser Welt ein und dasselbe Schicksal erleiden! Ihr Leben lang sind sie verblendet, und ihr Herz ist voller Bosheit, bis sie schließlich sterben.

Wer lebt, hat noch Hoffnung, denn ein lebendiger Hund ist besser dran als ein toter Löwe! Die Lebenden wissen wenigstens, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen gar nichts. Sie haben keinen Lohn mehr zu erwarten, man erinnert sich nicht einmal mehr an sie. Ihr Lieben, ihr Hassen, ihre Eifersucht – alles ist mit ihnen gestorben. Nie mehr werden sie beteiligt sein an dem, was auf der Welt geschieht.

Freu dich am Leben!

Also iss dein Brot, trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! Denn Gott hat schon lange sein Ja dazu gegeben. Trag immer schöne Kleider[c] und salbe dein Gesicht mit duftenden Ölen! Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, solange du dein vergängliches Leben führst, das Gott dir auf dieser Welt gegeben hat. Genieße jeden flüchtigen Tag, denn das ist der Lohn für deine Mühen. 10 Wenn du etwas tust, dann sei mit vollem Einsatz bei der Sache! Denn im Totenreich, wohin auch du einmal gehen wirst, ist es vorbei mit allem Denken und Tun, dort gibt es weder Erkenntnis noch Weisheit.

Verkehrte Welt!

11 Ich habe beobachtet, wie es auf dieser Welt zugeht: Es sind nicht in jedem Fall die Schnellsten, die den Wettlauf gewinnen, oder die Stärksten, die den Krieg für sich entscheiden. Weisheit garantiert noch keinen Lebensunterhalt, Klugheit führt nicht immer zu Reichtum, und die Verständigen sind nicht unbedingt beliebt. Sie alle sind der Zeit und dem Zufall ausgeliefert. 12 Kein Mensch weiß, wann seine Zeit gekommen ist. Wie Fische sich plötzlich im Netz verfangen, wie Vögel in die Falle geraten, so enden auch die Menschen: Der Tod ereilt sie, wenn sie es am wenigsten erwarten.

Footnotes

  1. 8,5 Oder: weiß, dass zu gegebener Zeit das Gericht kommt.
  2. 8,6 Oder: und über jede Sache wird einmal das Urteil gesprochen.
  3. 9,8 Wörtlich: weiße Kleider.